Sprung (zurück) zu: Beiträge zur Kultur der Rose (Texte)

Etiketten und Rosen

– das Leid mit den Namensschildern.

Warum müssen Rosen Namen haben? Rote Kletterrose, gelbe Beetrose, weiße Edelrose: diverse Baumärkte machen es uns vor. Geht doch!

Nummern wären auch gut. Und wenn schon Namen, dann müsste es Pflicht sein, dass zu jeder Rose ein Metallstück gehört, in dem der Name mindestens 1 cm tief eingestanzt ist: Jeder Witterung und dem Lauf der Jahre zum Trotz!

Stattdessen: bunte Verkaufsetiketten mit einer Halbwertzeit von zwei, drei Jahren, wenn überhaupt. Allein in der Schublade irgendeines Kellerschranks halten derlei Sammlungen länger …

Schlaufen-Etiketten: der Standard nicht nur im Rosenverkauf. Da werden Namen draufgedruckt, »professionell« mit einem Etikettendrucker – ansonsten: Kritzeleien mit der Hand, wahlweise Bleistift, Edding, Wachsstift … Kugelschreiber.

Bloß eine Frage der hauseigenen Philosophie … oder der eigenen Erfahrung … oder des Preises …

Ich hasse Etiketten! Genauer: Deren Charakterschwächen, über kurze Zeiten viel zu rasch zu altern, spröde zu werden, brüchig gar, bläßlich in der Ansicht … häßlich, unleserlich.

Unleserlich!

Zwei Dutzend Rosen. In Ordnung, da kann der Mensch notfalls in der Literatur, in Datenbanken oder in der Rosenschule seiner Wahl nachfragen, welche Namen diese Liebsten wohl einst getragen haben dürften – wenn es einem denn wichtig ist. Und dies ist die Krux: wichtig ist der Name einer Rose in allen Fällen! Der muss parat sein! Nicht nur bei mir, weil Gäste fragen und erfreulich Interesse bekunden, dieses namentragende Gewächs selbst pflanzen zu wollen …

Die Namen der Rosen gehören zur Kultur. Ja, ja. Weiß ich ja. Aber warum nicht auch haltbare Etiketten?

Unleserliche Etiketten verfolgen mich, selbst nach dem Verkauf …

Lieber Herrr Peters, ich habe da eine rosafarbene Rose mit mittelgroßen Blüten … wissen Sie (noch) den Namen?

Nö.

Bei einigen hundert Rosensorten und Arten wird es einem spätestens im Frühjahr und Herbst klar, wie wichtig diese Kultur der Etiketten auch bei Rosen ist: ohne Namen bleibt einem ein fleißiges Rätseln und Raten!

Nicht allein für den Verkauf ab Hof und für den Versand blöd. Auch dem eigenen Hirn passt es nicht, dass zu viele Rosen im Garten »NoName« heißen sollen …

»NN« – Etiketten mit »NN« – ich schreibe das seit Jahren schon nicht mehr aus!

Also: schreiben, schreiben, schreiben. Und zwar Namen-Etiketten. Jahr ein, Jahr aus. Etiketten schreiben: Mitunter kommt mir der Gedanke, wenn ich da so schreibe und schreibe, wie ich all die anderen Dinge noch schaffe und geschafft habe … und ob man nicht gänzlich etwas anderes machen könne …

Eitketten als Anlaß grundsätzlichen Zweifelns an dem Sinn der eigenen Existenz …

Wer hier lacht, ist gemein …

Die Freude des Sommers wird einem auch ein Stück weit genommen, wenn man Etiketten schreibt und schreiben muss. Tut man es in dieser Zeit nicht, bereut man es spätestens im Herbst …

Meine Etiketten vom Baumschulbedarfs-Handel sind Kleinpackungen: je 1000 Stück pro Einheit. Kleinpackungen: Also ehrlich! Schreiben Sie mal Tausend Etiketten mit der Hand! Diese Baumschulbedarfs-Händler mit ihren »Kleinpackungen«! Die haben vermutlich in ihrem ganzen Leben noch nicht EIN Etikett beschriftet! Geschweige eine »Kleinpackung« voll – oder deren viele …

Eine gute Lösung des Problems? Zunächst einen Geldgewinn, einen recht ordentlichen Gewinn, mit dem könnte der Baumschulmensch in dauerhaft haltbare Etiketten investieren. Eine gute Investition. Es spart langfristig Zeit, Kraft und Nerven.

Haltbare Etiketten-Beschriftungen erhöhen die Lebensqualität …

Bei besagten zwei Dutzend Rosen – oder so – würde ich mir diese Investition gönnen, obgleich es bei dieser Anzahl von Rosen wiederum kaum erforderlich wäre, um einen Überblick zu behalten. Da genügt ein Zettel mit allen Rosennamen drauf in vertrauter Schublade des Kellerschranks … notfalls schaut man da nach …

Bei einigen Hundert Rosen aber wird es eng – oder die Liste in der Schublade ziemlich lang … und unübersichtlich … und unhandlich … oder unauffindbar …

Womit ich in Gedanken wieder bei den Rosen im Garten bin … beim Beschriften von irgendwelchen Schlaufenschildchen … mit irgendeinem brauchbar erscheinenden Stift … und mit der unnachgiebigen Frage, ob es nicht auch anders ginge …

Diesbezüglich – so meine Furcht – wird sich mein Leben wohl nie ändern: Ich bin verdammt, Etiketten schreiben zu müssen, ein Leben lang Etiketten. Anstatt genussvoll durch die sommerliche Wiese an den Rosen vorbei zu schlendern: Den Blick aufs Geäst, wo das Etikett bommelt – lesbar? Richtig beschriftet?

Zweckfreie Etiketten, da unlesbar, sind genauso ein Graus wie alle, die nicht mehr da sind

Wie wichtig diese Etiketten sind, können Sie beobachten, wenn ein fluchender Mensch in einem Stachelmonster herumkramt, um ein Schildchen zu finden, auf dem hoffentlich irgendetwas Brauchbares steht …

Würde ich in Rente gehen (wüßte freilich nicht, was ich da soll – andere pflanzen ja dann Rosen …), dann, in der Rente, dann würde ich viele Rosen haben, aber keine einzige Rose mehr schneiden, nie mehr – und ich würde alle Etiketten in Würde alt, blaß und bedeutungslos werden lassen …

Warum sollte es den Etiketten dann besser oder schlechter ergehen als mir …

Eine der Vermehrungsflächen, Anfang Februar 2020, während des Rodens der Rosen, die auf die 2 Hektar sollen; (es war die erste Vermehrung im Jahr 2016 nach Hauskauf auf dem neuen Land; etwa 400 Rosen); die Rosen standen da dicht an dicht, etwa Fußbreite ist der Abstand der Unterlagen in Reihe, jetzt sind da schon ordentlich Lücken:

Vermehrungsfläche Vermehrungsfläche Vermehrungsfläche

Etiketten Klein-Packung

Etiketten 000 000 000 000 000 000

Schluß …