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2002–2014 – Rosenschule und überstrapazierte Jahre

Kennen Sie das Schreiben von 150 und mehr Bewerbungen – und alle Antworten nur Absagen? Barsche Absagen, unkultivierte Absagen, freundliche und alles Gute wünschende Absagen? Und mitunter gar keine Reaktion – nicht einmal eine Absage?

2002

Auf der Suche nach einem geeignetem Stück Land und möglicherweise einer Kooperation für die Errichtung von Rosenschule und Rosengarten habe ich diese Erfahrung in den Jahren 2001-2002 verbuchen können. Via Zeitungsanzeigen zu suchen ist das eine. Besser und vielversprechender erschien es mir damals, vermehrt Bauernhöfe, Güter aller Art, brachliegende Flächen und deren Besitzer direkt aufzusuchen. Bürgermeister der Gemeinden von Angeln bis vor den Toren Hamburgs anzurufen erschien ebenfalls angemessener als nur E-Mails zu versenden, mit einem Kurz-Konzept meiner damalige Projektmappe. Um es kurz zu machen: es waren verschiedene Wege zu unterschiedlich begründeten Absagen. Seltsam, wie Selbst-Zweifel in einem keimen, wenn man stets nur als Ergebnis ein NEIN bekommt.

Bis zu einem Tag, der alles zu ändern schien, an dem ein Jogger und ich vor meinen Rosen über Rosen und meinem Projekt ins Gespräch kamen. Er empfahl ein Gut, ein innovatives, von frischem Geist geführtes Gut, dessen Beschreibung zuversichtlich stimmte, ein Projekt wie meines stieße dort nicht nur auf offene Ohren, vielmehr auf den Willen: Ja, das machen wir jetzt!.

Eine Anhöhe am Nord-Ostsee-Kanal, bei Neuwittenbek 2002 – es sollte ein Rosenpark werden. In Kombination mit einem bestehenden, hofeigenen Sommer-Café, mit Obst der Saison für den fleißigen Selbstpflücker sowie einem wunderbaren Blick auf vorbeifahrende Schiffe des unmittelbar anliegenden Kanals. Klingt das nicht nach einer vielversprechenden Kooperation? Aber ja …

Dieses Projekt freilich endete an diesem hübschen Ort schon Frühjahr des folgenden Jahres 2003 in einer Notlösung für meine Rosenschule auf rund 2000 qm am Feldrand und dem bleibenden Traum, es könne über die viel zu spät erfolgte telefonisch unterbreitete Absage für das gemeinsame Vorhaben – die ersten Rosen standen in einem ersten Verschlag schon vor Ort – dennoch werden. Für andere Wege war für meine Rosenschule alles zu spät … also mit dem Eigentümer im Schneegestöber über die guteigenen Felder, um eine geeignete Fläche für eine gedachte »Übergangszeit« zu finden …

Wenn mir diese zeitlich gänzlich unglückliche Absage zum nahenden Saisonbeginn hätte eine Warnung sein sollen, bliebe die Frage: Wohin denn auf die Schnelle mit mir und den Rosen? Ein Ja im Herbst und ein folgendes Nein im Frühjahr via Telefon ist die schlechteste Startposition für das Gelingen irgendeines Projekts. Stattdessen stellte ich mich blöder als ich eigentlich bin und träumte: Wenigstens doch den Fuß in der Tür – und die Rosen müssen in die Erde? Statt Projekt also zunächst eine »Alternativfläche« für meine Rosen! Immerhin …

2002-2013

Mit dieser »Alternativfläche« halte ich es hier kurz: 12 Jahre hat sie gehalten, halten müssen, 12 lange Jahre, in denen meine Lust auf Rose nur noch stieg, die Perspektive jedoch für die Realisierung eines Rosengartens von Jahr zu Jahr kleiner wurden. Projekte ohne zweistellige Rendite-Versprechen haben vermutlich generell einen schweren Stand … und wer zudem nicht wachsen kann, wird rasch immer kleiner. Der Gerechtigkeit wegen: Irgendwie wachsen durfte ich schon, indem über vier Jahre jedes Frühjahr aufs Neue der Zaun gen West für hinzukommende Vermehrungsflächen etwas versetzt werden durfte; am Ende waren es 4500 qm Fläche, die gen Westen ab dem ersten Tag an immer schon rund 60 m lang war. Aber über diese Zeit über 300 Meter neuen Zaun gesehen hat! Jedes Jahr einen neuen Zaun. Eine Notlösung halt, kein Projekt. Meine Rosenschule wurde somit über die Jahre nur flächenmäßig größer, de facto indessen kleiner. Notlösungen haben keine Zukunft. Man richtet sich notdürftig ein und die täglichen Zwänge des Erwirtschaften des Lebensunterhaltes machen nicht unbedingt flexibel.

Zaunschaden »Zaunspiele« – Trecker mit großem Gerät zerstörten den Zaun gen West, hier indessen einmal von Ost, zur Abwechslung durch die Knickpflege; genau die Furt, in der morgens und abends das Rehrudel vom Hain zum Feld und zurück spazierte … Harmoniert mit Rosen ganz schlecht.

Es ging seinen Weg, im dritten oder vierten Jahr des Zaun-Versetzen-Spiels (ich weiß nicht mehr genau), vergass man mich einfach: der vorgesehene Feldstreifen für die Rosenvermehrung bestückt mit Saat des Guts. Die »Alternativfläche« ad hoc aus dem guteigenen Hut gezaubert, ein Rechteck am Gut, im Arbeitseifer eines Mitarbeiters mit Mais bestückt. Dahinein sollten meine Veredelungen! Geht nicht! Daneben ein Wiesen-Rechteck umgeworfen … Wenn man nicht ernst genommen wird in seiner Existenz, keine Wahl hat und in den Apfel beißen muss, den man hingehalten bekommt, glauben Sie mir, man wird innerlich und nach außen ausgestrahlt klein.

Zaunschaden »Zaunspiele« – hier von Süd, Zäune setzten, Zäune setzen, Zäune …

In späteren Jahren kamen die ROSENTAGE hinzu, ein Rosen-Event über zwei, drei Tage im Sommer, ermutigt von Kunden mit überraschend hoher Resonanz, kundenseitig und von Seiten der regionalen Presse. Rosentage auf einer Notlösung? Mir erschien es anfangs absurd. Alle Teilnehmenden und ich machten jedoch das Beste daraus und hier mein Dank an alle Gäste: Es waren damals drei tolle Veranstaltungen, in deren Mittelpunkt die Rose stand! Es hat Spaß gemacht und mir gezeigt, dass die Rose über vieles hinwegzusehen hilft, was mir ins Auge stach und daran zweifeln ließ, ob auf einer solchen Produktionsfläche wie der damaligen ein Fest den richtigen Ort und Rahmen findet.

Impressionen Rosentage 2011
Impressionen Rosentage 2012

2013

So ging alles seinen Weg, bis Wende 2013/2014. Ein Datum, an dem schließlich ein Schlussstrich zu ziehen war. Oder – wie ein maßgeblich beteiligter Akteur es formulierte – ein abschließendes Häkchen wurde gesetzt. Im Vorspiel war dieses Häkchen laut, böse in der Stimmung, drohend mit Anwalt-Geklapper; und im Abgesang blieb ein erbärmliches letztes Telefonat, dessen Ergebnis halt jenes vermeintlich einvernehmliches »Häkchen« war: Abbau der Rosenschule.

In einer besseren Situation wäre mir ein öffentlicher, deutlich und notfalls gerichtlich geklärter Haken näher gewesen. Ich bin nicht streitsüchtig, gewiss nicht. Jedoch war diese Erfahrung, die zum Abbau der Rosenschule führte, objektiv betrachtet besser in den Händen eines Gerichts gewesen. Im Nachhinein aber halt dieses für das Gut folgenlose »Häkchen«, das mir indessen die Existenz nahm. Ohne alternative Fläche und zugegeben ohne Wissen, wie es weiter gehen könnte mit Rosen Maiwald, entschied ich, die Rosenschule abzubauen. Ein überfälliger Schritt, notwendig, obgleich es mir ohne Alternative ziemliche Bauchweh bescherte. Gewiss jedoch hatte der Abbau nichts mit einer abnehmenden Leidenschaft für die Rose zu tun!

Spritzschaden »Spritzschaden« – totes Getreide für Erdbeeren … über die Abstandszone rechts, links vom Zaun hinweg, ferner über die Veredelungsfläche bis in die Containerkulturen hinein.
»Moderne« Landwirtschaft im »nachbarschaftlichen« Miteinander …
Bei einer Abdriftung eines Totalherbizids über diese Spanne wäre eine Anzeige zweckmäßig gewesen …

Spritzschaden Die Abstände im Blick … rechts der Zaun, links Teil der Container-, dazwischen die Vermehrungs­kulturen.

Es gibt Schäden, auf denen bleibt man ver­sicherungs­technisch, rechtlich und moralisch sitzen. Schäden, Existenz gefährdend und nach all den Jahren mutlos machend. Sich abzeichnend in einem unsinnigen Vorspiel:
Der Kampf ums Wasser für Rose oder Obst von einer angeblich ganzjährig Wasser führenden Au, deren vorgebaute Wehr jedoch zu späteren Zeiten den expandierenden Obstanbau, nicht aber verlässlich weiter meine Rosen versorgte, obgleich das gesamte Bewässerungssystem vom ersten Jahr an auf diesen Au-Zufluss ausgerichtet war.
Der geschäfts-untüchtige Ärger mit den Angestellten des Gutes über meine parkenden Kunden während der drei Tage zum Rosenfest im Sommer und damit zur Obsthochsaison, Rosen-Kunden, die freilich häufig BEIDES mochten, meine Rosen und saisonale Leckereien anderer Art: ein längst schon gestorbener Kooperations-Traum, ablesbar in grelligen Gesichtern und Kommentaren über einen Rosenfutzi, dessen Rosenfest Parkplätze wegnimmt. Na ja. 500 Besucher, verteilt auf drei Tage Rosenfest, von jeweils 9.00 bis 18.00 Uhr. Diese Anzahl arbeitet das Gut mit Café und Obstpflücker an einem Vormittag ab! Entsprechend üppig waren die Möglichkeiten vor Ort, parken zu können. Ein überflüssiges Gequassel kleingeistiger Angestellter.
Die Ignoranz gegenüber 20 Meter verursachten Schäden per Trecker und Gerät an der Arrondierung der Rosen mit der fehlenden Einsicht, dass EIN Anruf genügt hätte, um so manchem Reh das Frühstück an meinen Rosen zu verleiden und weiteren Schaden abzuwehren.
Stattdessen bei der Knickpflege gleich die gegenüberliegende Seite der Einzäunung kommentarlos demolieren; oder vor der dritten Zaunseite abenteuerlich gestapelten Gehölz-Kisten zu platzieren, sogleich meine Bitte ignorieren, sie besser umzulagern. Sturm gen West, schon war der Zaun auch von dieser Seite demoliert. Hübsche Bilder ergab es, mehr nicht.
Ich habe noch nie so viele Zäune repariert und gesetzt wie an diesem Ort!

Spritzschaden »Spritzschaden« – eines von ungezählten Fotos für die Tonne … zum Heulen.

Sagen wir es zusammen­fassend so: Im Nachhinein war alles dies unkultivierter, mitunter etwas dümmlich geratener Ärger. Bald üblich zu nennen beim Durchsetzen eigener Interessen? Ich hoffe einmal nicht. Es ist stets eine Frage nach der inneren Haltung einzelner Personen; und die ist – Gott sei Dank – nicht bei allen derart vom spitzen Ellenbogen und unsäglicher Dummheit geprägt. Entscheidend für den Abbau der Rosenschule war all dies mithin nicht. Es war nur überflüssiger Ärger.

Wer allerdings die Ignoranz seines Tuns auf die Spitze treibt, bekommt am Ende tatsächlich nur noch ein jämmerliches Häkchen formuliert. Jeder halt, so gut er kann! Mir blieb nur noch, dieses Häkchen anzunehmen und selbst eines zu setzen: Ursprünglichen Zustand der Fläche wiederherstellen? Übergabe und Abnahme der Fläche nach Abbau einfordern? Nach Abbau noch Pacht für das folgende Jahr einfordern? Für eine solche Haltung bedarf es schon eines genetischen Defekts oder eine mangelhafte Erziehung. Man könnte es auch als eine maßlose Frechheit bezeichnen, all dies via eines Telefonats Monate später noch einfordern zu wollen mit der Argumentation, die Pacht laufe ja weiter! Es existierte überhaupt kein Pachtvertrag; was in diesem fordernden Kopf weiter lief war sein "Handschlag", der in alle Richtungen betrachtet wenig Wert hatte.
De facto ein von seinen Mitarbeitern verursachter Totalschaden meinerseits – der Herr sitzt es aus und träumt von Abnahme und letztes Geld für die Pacht. Wie im wirklichen Leben …

Keine Ahnung, was jemanden so handeln lässt. Gutachter für die Schadenaufnahme, einen Anwalt und Gericht, diesen Gang konnte ich mir damals nicht mehr leisten; weder finanziell und standortbedingt noch mental. Sagen wir es im Rückblick etwas hilflos so: Wer seine eigene Kulturen nieder spritzt, um gewinnträchtigere Kulturen rasch pflanzen zu können, mag aus einem neuem Selbstverständnis von Landwirtschaft es auf seinen Flächen tun. Wer will ihn hindern?

Denn genau diese Praxis verursachte den annähernden Totalschaden an meinen Rosen – gepaart mit einer Gleichgültigkeit für alles, was nicht das Eigene ist.

Wie also wäre es beispielsweise mit neuen Erdbeeren anstelle von halbhoch stehendem Getreide? Wer dieses die Kulturfolge beschleunigende Mittel namens Totalherbizid für das Niederspritzen des Weizens jedoch nicht im Griff hat, dem dürfte auch aus dem Blick geraten, dass eine weiträumige Abdriftung über 20 Meter über die Ackergrenze hinweg nicht nur gesetzwidrig ist, sondern ökologisch unverantwortlich. Von der fehlenden Moral in Hinblick auf die Nachbarkultur ganz zu schweigen.

Die Verantwortung für den verursachten Schaden aber trägt nicht ein etwas dümmlich geratener Mitarbeiter brasilianischer Herkunft. Vielmehr derjenige, der diesen Dummkopf auf den Trecker gesetzt und gewähren gelassen hat.

Setzen wir ein Häkchen …, so der Quintessenz eines Desasters, was Du brauchst, Horst, ist ein Resthof …. Der Abgesang eines dreisten, dann lauten, schließlich vermeintlich versöhnlich endenden letzten Telefonats. Aus diesem Telefonat herauszuhören war, dass gar Dank meinerseits gewünscht wurde, für diesen »großherzigen« Schlussstrich via Telefonat. Begriffen hat dieser Mensch nichts – und lieber wäre mir seine Klage vor Gericht gewesen, um die ich bat. Leider sind solche Herrschaften im Verfolgen der Eigeninteressen einfach zu clever …

Spritzschaden – Okulation in Töpfen »Spritzschaden« – die »Konsequenz« war: Ein Vermehrungsacker in Töpfen. Drei Unterlagen pro Topf: Derart gepflanzt für einen »unzeitgemäßen« Umzug – im wahrsten Sinne – der ganzen Rosenschule.

Spritzschaden – Okulation in Töpfen Der Umzug erforderte allerdings noch ein Jahr Zeit … nicht leicht, an einem solchen Ort zunächst bleiben zu müssen …

Die letzten Worte des Telefonats als Rat meinerseits, aufrichtig bleiben, nicht wahr, aufrichtig bleiben!
Ich werde daran üben, weniger zu stottern und Redundanz zu vermeiden, wenn ich aus dem Staunen nicht mehr herauskomme:

Ein Ausschuss von 90% bei meinen Rosen für die nächsten zwei Jahre. Festgehalten auf Dutzenden toten Fotos, vom Weizen bis Rose, von Gründüngung bis Unkraut; bestenfalls für die Analen, jedoch wohl eher für den Papierkorb. Folgenlos. Verursacht von einem gedankenlosen Menschen im Umgang mit Spritzmitteln. Einfach zu ärgerlich, dass ich für Anwalt und Co. damals nicht mehr Reserven im Rücken hatte.

Ohne meine Liebste, Cirsten Klein, wäre 2014 meine Rosenschule Geschichte gewesen. Und ohne Antonia Nitsch. Auf ihrem Acker (mit bummelig 25 Bodenpunkten im Mittel, anschaulicher gesagt: Erde ohne Wurm, Wasser und Nährstoffe) durfte ich wenigstens eine Art Erhaltungsvermehrung der Sorten machen. Die in Töpfen okulierten Rosen einpflanzen und neue Unterlagen setzen. Dafür Dank! Für den Boden kann sie nichts und für die anspruchsvollen Rosen auch nicht: Ich konnte vermehren und die verbliebenden Sorten erhalten! Anders als noch 2014 gedacht.

Unser 450 qm Hausgarten beherbergte zu dieser Zeit rund 1200 der Container-Rosen aus dem Altbestand. Bewässerung erfolgte via Gartenschlauch. 1/3 dieser Stellfläche befand sich unter einer mächtigen alten Rotbuche, zu der sich ein Hain aus Birke und jungen Buchen gesellte. 4-5 Stunden Sonne im Alt-Container? Die Rosen mussten dadurch! Fragen Sie mich nicht, wie das geht! (Es geht nämlich nicht gut!)

Genug der Vorgeschichte über die Umsetzung eines Rosengartens auf diesen unsäglichen Flächen in Neuwittenbek! Es war leider so abenteuerlich und ziemlich Nerven aufreibend – und ich jammere nicht! Aber ich will diese Geschehnisse von damals auch nicht unerwähnt lassen: Eine solche Haltung verdient dieses Gut nicht. Naiv, eine »Gegendarstellung« zu erhoffen: Nur zu gerne würde ich diese »Gegendarstellung« hier veröffentlichen.

Ein echter Schlussstrich

Wer weiß, wofür so manches, was einem im Rückblick entbehrlich erscheint, doch gut ist …
Gezeigt hat es eines: Habe ich auch so manche Macke, eines aber gewiss auch: BISS! Mit einer aufrechten Haltung inmitten eines nunmehr wachsenden Rosengartens …