Rosen essen und trinken – Sammlung Rosenrezepte

De gustibus
non est disputandum.

– lateinische Lebensweisheit

Über Geschmack
lässt sich nicht disputieren.

– Immanuel Kant, Werke, Verlag B. Cassirer, 1922, S.414.

Über Geschmack lässt sich nicht streiten!

– offenbar eine Volks-Weisheit, die bleibt.

Alle wahren Muster des Geschmacks
sind in der Natur

– Jean-Jacques Rousseau

– und wie könnte man über diese
„wahren Muster“ wohl streiten?

Inhalt

‘Madame Isaac Pereire’ ‘Madame Isaac Pereire’ – toller Duft, schmeckt jedoch nicht allzu gut (etwas streng, seifig) und gibt auch die Blütenfarbe nicht weiter.

gedeckte Tafel im Garten Gedeckte Tafel im Garten von Rosa Rostig mit allerlei Leckereien.

Blüte von ‘Moje Hammarberg’ ‘Moje Hammarberg’ – ausgezeichnete Rose für Rezepte aller Art. Geschmack: rosig (nicht seifig) Blütenfarbe wird abgegeben (keine Säfte oder Lebensmittelfarbe erforderlich).

Früchte von Moje Hammarberg Moje Hammarberg – Früchte glatt, säuerlich, nicht lagerbar, Verarbeitung gleich im Herbst.

Mengen – Sorten – Geschmack

Rosen sind ein Geschenk der Natur – auch für die Küche!
Nicht selten aber verdirbt der Koch den Geschmack: die falsche Rose gewählt, die Rosenmarmelade schmeckt seifig. Eine unglückliche Rezeptur, das Hagebuttenmus schmeckt furchtbar sauer …
Ob und wie Rosen einem schmecken, dies muss jeder selbst herausfinden. Es lohnt aber, mit diesem Muster des Geschmacks namens Rose zu experimentieren.

Die Mengenangaben, je nach verfügbaren Rosenblüten, Rosenfrüchten, bitte anpassen. Wir nehmen bevorzugt ‘Moje Hammarberg’, eine Rugosa-Hybride, welche nicht nur den Geschmack, vielmehr auch ihre wunderschöne Blütenfarbe weitergibt. Weder Säfte noch Lebensmittelfarbe sind bei ihr nötig, um den Sud auch für das Auge annehmbar zu machen. So manche andere Sorte indessen erinnert im hellgelben Sud an etwas gänzlich anderes …
Wenn Sie gute Erfahrungen mit weiteren Rosensorten gemacht haben, bin ich für die Angabe dieser Sorten dankbar. Natürlich sind auch weitere Rosenrezepte willkommen.

Rosensirup

Die Blütenblätter abzupfen, (optional:) den weißen, hellen Blütengrund abschneiden.
Das Wasser zum Kochen bringen und sofort über die Blütenblätter gießen. Zugedeckt einige Stunden (über Nacht) ziehen lassen.
Den erkalteten Rosensud durch ein Sieb in einen Topf gießen und mit dem Zucker und (optional:) der Zitronensäure kurz aufkochen.
In heiß ausgespülten Flaschen abfüllen. Nach Öffnung kühl aufbewahren.
Beispiel Mischungsverhältnis: 1:5 mit Mineralwasser, Sekt oder Prosecco verdünnt genießen.
Pur als Leckerli zu Tee …
Für Salatdressing, zu Eis, Sahne …

Je mehr Blüten Sie pro Liter Wasser nehmen, desto dunkler wird die Farbe – Richtung Sherry.

Rosenlimonade

Die Blütenblätter abzupfen, den weißen, hellen Blütengrund abschneiden und die Blütenblätter in grobe Streifen schneiden.
Das Wasser zum Kochen bringen und sofort über die Blütenblätter gießen. Zugedeckt einige Stunden (über Nacht) ziehen lassen.
Den erkalteten Rosensud durch ein Sieb in einen Topf gießen und mit dem Zucker kurz aufkochen. Abkühlen lassen.
Mit der Zitronensäure mischen und gut schütteln. In heiß ausgespülten Flaschen abfüllen, kühl aufbewahren und 1:5 mit Mineralwasser, Sekt oder Prosecco verdünnt genießen.

Rosengelee

Die Blütenblätter abzupfen, den weißen, hellen Blütengrund abschneiden und die Blütenblätter in grobe Streifen schneiden.
Das Wasser zum Kochen bringen und sofort über die Blütenblätter gießen. Zugedeckt einige Stunden (über Nacht) ziehen lassen.
Den erkalteten Rosensud durch ein Sieb in einen Topf gießen, Traubensaft, Gelierzucker und Zitronensaft hinzugeben und aufkochen. Mindestens 3 Minuten sprudelnd kochen lassen. Nach Gelierprobe in heiß ausgespülte Gläser füllen, verschließen und die Gläser auf den Kopf gestellt mindestens 24 Stunden auskühlen lassen.

Rosenlikör

Die Blütenblätter abzupfen, den weißen, hellen Blütengrund abschneiden und die Blütenblätter in grobe Streifen schneiden.
Das Wasser zum Kochen bringen und sofort über die Blütenblätter gießen. Zugedeckt einige Stunden (über Nacht) ziehen lassen.
Den erkalteten Rosensud durch ein Sieb in ein Gefäß abgießen. Wodka, Zucker, Zimt und Zitronensäure hinzugeben und gut schütteln.
In heiß ausgespülten Flaschen abfüllen. Gerne einige Tage ziehen lassen – und genießen.

Rosenzucker

Die Menge an stark duftenden, nicht gespritzten Rosenblüten
und des (Rohr-) Zuckers können nach Geschmack beliebig angepasst werden

Blütenblätter abzupfen, den weißen, hellen Blütengrund abschneiden und die Blütenblätter in kleinere Stücke schneiden. Mit dem Zucker in einen Mörser geben; die Mengen Blütenblätter und Zucker beliebig nach Geschmack anpassen. Gemisch im Mörser zerkleinern. Fertig!
Für süßes Dessert oder aufs Sahnehäubchen zum Kaffee …

Schmackhaftes Dekorieren

Zu Salaten und zu Wildgerichten können beim Anrichten gerne Blütenblätter oder ein bis zwei ganze Rosenblüten hinzugegeben werden; auch zu einem Aperitif kann eine kleine Einzelblüte oder ein bis zwei Blütenblätter ins Glas den Appetit zusätzlich anregen; zu fruchtigen Süßigkeiten passen Rosenblütenblätter wunderbar. Dies aber ist eher Dekorieren mit Rosen, ähnlich halt dem Ausstreuen von Blütenblättern über den gedeckten Tisch.
Macht Spaß und gibt so manchem Gericht die letzte Note.

Hagebutte – Rezepte mit einer Scheinfrucht?

‘Moje Hammarberg’

Die eigentliche Frucht der Rose ist nicht die Hagebutte selbst, sondern die in ihr enthaltenen Samen (Nüsschen). Da diese Nüsschen der Rose immer zu mehreren beisammen sind, gehört die Hagebutte zur Gruppe der Sammelnussfrüchte – wie auch die Erdbeere. Was für die Küche taugt, ist bevorzugt die Hülle der Nüsschen: das rote oder schwarze Fruchtfleisch. Die Samen und Härchen selbst können roh auf der Haut Juckreiz erzeugen und man vermutet, dass die Nüsschen bei rohem, regelmäßigem und hohem Verzehr auch Allergien hervorrufen können. Aber wer erklärt schon die Rosensaat zu seinem Hauptnahrungsmittel …

Kernlestee

Ich nenne den „Kernlestee“ eigentlich lieber „Kernlesetee“ – also mit einem „e“ vor dem Tee. Hier bin ich nach Belieben und dreist ein Goethe …

Aus den Nüsschen lässt sich der sogenannte Kernlestee herstellen, der vorbeugend gegen Erkältung und unter anderem blutreinigend sei; schmeckt angenehm zart nach Vanille.
Die Nüsschen müssen – etwas aufwendig – von den Härchen gesäubert werden, über Nacht in Wasser eingelegt (ganz oder zerstoßen), sodann leicht siedend etwa 20 bis 30 Minuten erhitzen, bis der Sud eine rötliche Färbung bekommt.

Mengenangaben: Etwa zwei Teelöffel (oder ein Esslöffel) Rosensamen für etwa 250 bis 300 ml Wasser; bei den “Kartoffelrosen” oder der “Hundsrose” ist diese Menge Nüsschen anhand einer handvoll Früchte rasch geerntet.

„Fast Food“

Eine meiner Kundinnen isst die Hagebutte von Rosa rugosa kurzerhand komplett roh vom Strauch oder saugt an ihr genüsslich das Fruchtfleisch aus …

Beispiele von Fruchtrosen

Früchte von ‘Single Cherry’ ‘Single Cherry’ – typisch schwarze Früchte eine Rosa spinosissima.

Rosa glutinosa Rosa glutinosa – mittelgroße, behaarte Früchte; nicht lagerbar.

Früchte von Rosa canina Rosa canina – anfangs grün, ausgereift dunkelrot, recht hart und haltbar.

Frucht und Blüte einer Fundrose der Rosa rugosa Typische Frucht einer Rosa rugosa – weich, groß, nicht lagerbar. Viele Rugosa zeigen Frucht und Nachblüte zugleich. (Fundrose 2013)

Frucht von ‘Fenja’ Borsten auf der Frucht von ‘Fenja’ – können vor Verzehr entfernt werden.

Kernlesetee – Varianten

… aus 2024. Weitere Leckerei mit den Rosensamen – von der Startseite November 2024 Eins zu Eins hierher verschoben.

Blüten, Früchte aber auch die Samen der Rose sind schmackhafte Grundlagen für allerlei Rezepte.
Dass Rosenblüten schmecken, ist bekannt, dass aus den Früchten Hagebuttentee gekocht wird oder die Früchte getrocknet und etwas zerkleinert als Beilage zu einem Müsli taugen, dies ist auch bekannt. Weniger geläufig erscheint der oben schon aufgeführte sogenannte Kernlesetee.

offene Hagebutte mit Blick auf die Nüschen (Samen)

Fruchtfleisch und Samen für die Küche …

Für diesen Tee werden die eigentlichen Samen geerntet („gelesen“), die sogenannten „Nüsschen“, wie es fachlich genannt wird.

Für 1 Liter Wasser genügen etwa 2 leicht gehäufte Esslöffel dieser weißen Rosensamen; wer es intensiver mag, erhöhe den Anteil an Samen.

Diese Rosensamen sind an den Spitzen leicht „behaart“; dieser Behaarung sagt man nach, dass sie möglicherweise Allergien hervorrufen könnten. Nun ja, könnte ja sein, in jedem Fall jucken diese kleinen Haare der Rosenfrucht, wenn sie in die Nacken geraten, wie es gelegentlich neckende Buben beim bevorzugt zarten Nacken der Mädels untersuchen.
Auch eher unangenehm im Mund, so entfernt man dieses Härchen.

Um diese Samen-Härchen zu entfernen, zwischen feuchten Tüchern legen und rubbeln, anschließend gut waschen, sodann im Küchensieb abtropfen lassen.

Trocknen der Nüsschen geht gut offen auf Küchenpapier gelegt oder bei milder Temperatur (40-50°C) im etwas geöffneten Backofen.

Die derart bereinigten 2 Esslöffel Rosen-Nüsschen in einem Topf mit 1 Liter Wasser sofort aufkochen oder zunächst als Kaltauszug (über Nacht) ziehen lassen und dann erst aufkochen. Probieren Sie aus, was Ihnen besser schmeckt. Kurz aufkochen, sodann etwa 20 bis 30 Minuten köcheln lassen.

Beim Köcheln ist es wie im praktischen Chemieunterricht: Das Wasser verfärbt sich rosa bis rosa-rot und ein zarter Vanille-Duft zieht durch die Küche.

Pur oder mit etwas Honig gesüßt samt zartem Buttergebäck zum Teekränzchen kredenzen. Oder als Leckerli zwischendurch … oder als kleine Medizin, etwa bei einer Erkältung, da der Kernlesetee reinigend wirkt; auch bei Gelenkschmerzen und derlei soll er lindernd wirken …

Rezepte sind Regeln mit Ausnahmen …

Kernlesetee können Sie so zubereiten, wie oben beschrieben. Sie können es aber auch anders machen, sozusagen in der Küche experimentieren!

Eine Geburt – wohl auch aus legitimer Bequemlichkeit heraus – war eine Teevariante meiner Frau: Nach einiger Zeit recht mühsamer Trennung von Rosenfruchtfleisch und Kernen [= Samen, Nüsschen] kochte sie kurzerhand den Rest der Früchte samt Kerne in Wasser auf – sozusagen ein Hagebutten-Kernlesetee.

Gesiebt wurde via einem feinen Papierfilter für Tees, wodurch auch die Samenhärchen aufgefangen wurden. Der Tee zeigte eine rosa-rote Farbe und schmeckte nach Hagebuttentee mit der feinen Unternote „Vanille“ des Kernlesetees.

Ein konkretes Rezept hierfür haben wir nicht – probieren Sie es selbst …

Hagebutten­konfitüre

Stängel und Blütenkrone entfernen, Hagebutte waschen, halbieren und mit dem Wasser in einen Topf geben; ca. 15–20 min. bei schwacher Hitze zugedeckt köcheln lassen.
Das weiche Fruchtmark durch ein feines Sieb streichen, so dass die Samen im Sieb verbleiben. (Die Samen können natürlich auch vor dem Köcheln entfernt werden; per Sieb geht es aber leichter).
Fruchtmark abwiegen und die Menge Gelierzucker anpassen, zusammen mit dem Vanillezucker und der Zitronenschale und/oder Zitronensaft in einem Topf ca. 4 min. sprudelnd kochen lassen; dabei stets rühren. Sofort in heiss ausgespülten Gläsern abfüllen, Deckel drauf und kopfüber aufstellen und erkalten lassen.
(Angegebene Menge ergibt ca. 1 l Konfitüre)
Wem die Konfitüre pur nicht mundet, kann sie zu anderen Fruchtmarmeladen beimengen oder für die Verfeinerung von Wildbratensaucen verwenden …

Hagebuttenmus

Gesäuberte, entkernte Hagebutten in Apfelsaft einige Stunden ziehen lassen (über Nacht).
Zucker, Zimt, Vanillezucker unterrühren, pürieren – fertig!
Passt sowohl zu Fleischgerichten (Wild) als auch zu süßen Nachspeisen.

Hagebutten trocknen

– gut geeignet sind härtere Früchte, etwa von Rosa canina

Geputzte Hagebutten halbieren, Samen und Härchen entfernen (mittels spitz zu laufenden Löffel oder Messer), in grobe Stücke schneiden (Wiegemesser), wodurch sich die Trockenzeit verringert, in den Backofen auf Backpapier bei Umluft und 40 Grad gut 6–8 Stunden trocknen. Ein Dörrautomat ist energieeffizienter – ich habe aber auch keinen. Die Restfeuchte sollte etwa 10 % betragen, was beim Lufttrocknen – notgedrungen im Herbst und Winter – kaum gelingt. Die getrockneten Fruchtstückchen können für Tee, als Knabberei, als Zugabe zu Soßen, Dessert, Müsli usw. verwendet werden.

… Rezepte … ENDE

Leider fehlen mir weitere Rezepte rund um die Hagebutte mit brauchbaren Mengenangaben der Zutaten. Alleine die denkbaren Varianten des Hagebutten-Tees und der rohe Verzehr der Rosenfrucht mit den verschiedenen Geschmacksnoten der Sorten bieten ein weites Feld. Meine eigenen Erfahrungen diesbezüglich taugen noch nicht für die Weitergabe. Der Gehalt aber an Vitamin C ist bekanntlich sehr viel höher als bei Zitrusfrüchten; mindestens 400 mg bis 1500mg/100g und mehr, je nach Sorte; Vergleich Zitrone: 60 mg/100g. Ein Teelöffel des obigen Hagebuttenmus soll den Tagesbedarf an Vitamin C eines Erwachsenen decken.

Die Rosenfrüchte sind allgemein reich an Inhaltsstoffen (stärkende Mineralien, entzündungshemmende Pflanzenstoffe, Vitamin A, B usw.) und damit eine der wertvollsten heimischen Früchte. Im eigenen Garten unterliegen sie zudem einem kontrolliertem Anbau und sind als hauseigene Biofrucht auch noch kostenfrei! Wenn`s dann auch noch schmeckt, könnte die nächste Rose glatt eine Fruchtrose sein …

Ähnlich wie beim leckeren Holunder (Blüte und Beeren) ist die Hagebutte in ihrer Verarbeitung für die Industrie zu aufwendig; und so bleiben nur die eigenen Erfahrungen und die selbst gemachten Leckereien! Wäre toll, wenn ich das eine und andere Rezept noch bekommen könnte. Sofern möglich, mit erprobten Sorten- und Mengenangaben.

Der Name Hagebutte

Kurz zur Wertschätzung der Rosenfrucht im Namen Hagebutte.

Die Etymologie des Wortes Hagebutte führt u.a. auf:
Hag = dichtes Gebüsch, Hecke;
Butte = Batzen, Klumpen, Kerngehäuse.
Volkstümlich benennt “Hagebutte” (Hagebutze, Hagrose, Hainbutten u.v.m.) den Rosenstrauch selbst: der volkstümliche Blick auf die Rose konzentrierte sich auf den Strauch und ihre Frucht!

“Hagebutten-Rose” steht als Name für Rosa canina, für die “Hundsrose”; „hundsgemein“ i.S. von weit verbreitet, überall auffindbar.

Namen sind Zeichen (Nomen est omen) – die Sprache mag es einfach: Es ist ähnlich mit den Begriffen “Kohlrose” für Rosa centifolia, nach den zahlreichen und dicht gefalteten Blütenblättern benannt, ähnlich halt den Kohlgewächsen. “Kartoffelrose” für Rosa rugosa lehnt sich an das runzelige Laub der Kartoffelpflanze an (lat. rugosus, runzelig, faltig).
Die Blüte also ist in der Geschichte der Rose nicht immer maßgebend und entscheidend gewesen. Gut zu wissen, dass Strauch, Laub, Blüte und Frucht seit jeher zusammengehören.

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