Unzeitgemäßes
– oder: Einkauf ohne Verfolgungswahn?
Rosen bestellen und keinen Online-Shop in Sicht
Wir haben bewusst keinen Online-Shop, keinen Warenkorb und auch keine Merkliste. Wir lehnen das mögliche Erstellen von sogenannten Benutzerprofilen über das per (Ever-, Flash-) Cookies erkennbare Surfverhalten auf Webseiten ab, wie es z.B. bei einem Online-Shop möglich ist, sobald angemeldete, registrierte Kundendaten mit einem Warenkorb verknüpft sind. Für Stammkunden mag die Speicherung der eigenen Daten und deren Verknüpfung zweckmäßig sein. Solcherart Verknüpfungen aber können z.B. verwendet werden, um Zielgruppen orientiert Werbe-E–Mails zu verschicken, Webseiten gezielt zu personalisieren oder Benutzerprofile Server übergreifend zu ermitteln (tracking cookies). Und dies geschieht – anders als im Höker – im Web ungefragt, verselbstständigt und unmerklich.
Diese Zeiten sind wohl vorbei. Aber man muss ja auch nicht alles, was neu und möglich ist, (gedankenfrei) mitmachen.
Mögen wir darüber auch unzeitgemäß erscheinen: Eine Rosenschule, die Warenkörbe abarbeitet, Pakete packt, Rechnungen kontrolliert und Surf-Verhalten analysiert wollen wir nicht sein. Da wir aber nun einmal online sind und natürlich verkaufen wollen, versenden wir auch unsere Rosen. Tatsächlich aber ist diese Internetpräsenz entstanden aus dem Wunsch unserer Kunden vor Ort, auch von zuhause und im Winter bei uns stöbern zu können. Bitte, das können Sie auch tun. Einfach so.
Nun haben wir über unser Internet-Präsenz Nachfragen aus aller Herren Länder: und wir bedienen diese Anfragen gerne. Halt altmodisch per (Elektronischer) Post, frei von seitenexterner Werbung und analytischen Verfahren.
Holde Theorie und liebe Praxis eines selbstbestimmten Surfens
In modernen Browsern besteht die Möglichkeit, deren Einstellung dahingehend zu ändern, werbenden Webseiten mitzuteilen, dass der Nutzer beim Surfen nicht verfolgt werden möchte. Do Not Track
[1], diese Einstellung wird freilich von nahezu allen Webseiten ignoriert.
… einfach nur so, aus reinem Zeitvertreib. Sie bummeln durch Ihre Innenstadt. Sie besuchen eine Boutique, einen Juwelier, schließlich ein Möbelhaus. Sie interessieren sich dort für ein Sofa – und unvermittelt ruft und bellt man Sie von hinten an. Sie drehen sich um, zwei Gestalten hüpfen plappernd hin und her, wild gestikulierend, Schilder hoch haltend mit »Angebot« oder dergleichen: Und Sie erkennen, es sind die Verkäufer/-innen aus der Boutique und dem Juweliergeschäft! – Total verrückt? Aber ja! Es wären zwei ziemlich verrückte Verkäufer.
Lassen Sie sich auf dieses imaginäre Sofa niederfallen und staunen die beiden Verrückten einmal an: genau so funktioniert Werbung im Internet!
Würden Sie (gerührt von so viel Einsatz) diesen beiden (mit Verlaub) Voll-Bekloppten im realen Leben nun doch etwas abzukaufen?! Nö, sicher nicht. Was also erhoffen sich diese Werbemacher im Internet, wenn sie ignorieren: Ich möchte nicht von Ihnen verfolgt werden? (Dass heißt: Ich habe Ihr Angebot zur Kenntnis genommen! Ich weiß mitunter, was ich suche, Sie haben leider nichts davon! Vielen Dank und Tschüss!)
Jeder radikale Zettel an einem schnöden Briefkasten ist effizienter als diese (doch noch höfliche) Einstellung moderner Browser: Bitte keine Werbung! – Danke!
Surfen – ein Dialog mit unheimlichen Fensterlein …
… was ja möglich sein soll. Einfach so. Zählen Sie einmal die Werbe-Flyer und wichtigen Handzettel, die Ihnen ungefragt binnen fünf Minuten dabei begegnen – und Sie begleiten.
Im wirklichen Leben ist es so: Sie betreten einen Buchladen, Sie gehen zum Regal Rosenbücher, Sie nehmen ein Buch heraus – und schon springt aus der Lücke ein Fähnchen: Horst Peters – Die schönsten Rosen der Welt!. Sie stellen das Buch zurück, nehmen ein zweites heraus, schwups, ein neues Fähnchen springt Ihnen entgegen: Rosendünger von Dünger-Mustermann! Falls Sie Ihre Rosen lieben ….
Ein drittes Rosenbuch in die Hand genommen, bitte nicht wundern: Horst Peters – Die schönsten Rosen der Welt!.
Unvorstellbar? Und – so ist es doch gar nicht!?
Im Internet sind diese Fahnen gang und gäbe …
… ich suche Infos über eine Rose – und schon poppt ein Fensterlein auf:
Schön!
Und unheimlich!
Denn man mag sich diese Aussagen solcher Fensterlein einmal zu Gemüte führen:
Beliebig viele Kunden zeigten INTERESSE für dies und das – und haben AUCH dies und das GEKAUFT.
Ein kluges Fensterlein! Selbst dann, wenn es keine Ahnung HÄTTE, was Besucher vor Ihnen auf dieser Website gemacht haben und was nicht.
Offenbar aber wissen derlei Fensterlein über Besucher und Kunden ganz gut Bescheid …
Rechts neben diesem klugen Fensterlein flattert ein weiteres auf, ein Sponsor-Fenster, exakt von der Boutique, wo Sie vor fünf Minuten aus versehen drauf geklickt haben, weil es sich ungefragt über die gesamte Seite schob, die Sie eigentlich lesen wollten. Nun ist dieser Kleiderladen wieder bei Ihnen: personalisierte, produktorientierte Werbung! (Denn Sie haben ja – vermeintlich oder tatsächlich – Interesse bekundet, indem Sie den Button der Boutique an- respektive weg-geklickt haben).
Personalisiert und produktorientiert, so nennt man halt diese Unsitte, das Surfverhalten der Nutzer via Klicks aus- und nachzuspionieren. Und dies ist real und viel raffinierter als das plumpe (mechanische) Herausspringen jener Fähnchen aus dem Regal des fiktiven Buchladens …
Das Rätseln über die Spuren im Netz
Liebe Werbetreibende, ich darf Ihnen versichern, es interessiert mich einen feuchten Kehricht, Euer Fensterlein mit diversen Rosen, Düngemittel etc. pp. Und dieser Klamotten-Shop interessiert mich schon gar nicht …. Ich habe noch NIE über Euer Fensterlein etwas gekauft! Auch nicht später und im Nachhinein. Die suggestive Wirkung ist eher die: PENETRANT. Und wenn ich Sie anklicke, dann (notgedrungen), um Sie weg zu klicken.
Was mich viel neugieriger macht als der Inhalt aller Fensterlein: Woher wissen diese Strategen des WWW das eigentlich, wo ICH vorher war und wer VOR MIR was wann wo wie und in welcher Kombination angeklickt und tatsächlich gekauft hat?!
Es ist wahrlich unheimlich, darüber zu rätseln, von wem diese (verzeihen Sie) Stalker-Gang ihre Informationen hat und wie sie im Geheimen vorgeht!
Erneut: tracking cookies. Dies ist eine Variante des modernen Verfolgungswahns.
Google Analytics – eine dumme Idee von Firmen, mich in den Tiefen der hauseigenen Nutzungsbedingungen mit dem versteckten Hinweis foppen zu wollen, dass ich beim Anklicken von Seiten-Links Google Analytics akzeptiere und damit dem Verfolgungswahn durch die seiteneigene Werbung indirekt zustimme. Wer derartige Angebote wie Google Analytics einsetzt, setzte die diesbezüglichen Informationen doch bitte fett im Kopf einer jeden Seite – und biete Alternativen an.
Und wenn ich etwas bei Ihnen gekauft habe, können Sie meine E-Mail-Box doch nicht ungefragt mit Ihrem Newsletter
zu spammen, nur weil Sie versteckt in Ihren Nutzungsbedingungen darauf hinweisen, dass eine Bestellung den automatischen Versand dieser News
impliziert.
Eine Frechheit, mir zu schreiben, ICH könnte ja aktiv werden und Ihnen nachträglich mitteilen, dass ich diese Letter
nicht wünsche.
Warum, lieber Geschäftsfreund[2], fragen Sie mich nicht einfach vorher?
Einen bissigen Einstieg über den Sinn und Unsinn von Werbung auf Webseiten finden Sie unter: Hand drauf: Werbeblocker brauchen wir [Seite leider nur noch über das Internet-Archiv verfügbar: Hand drauf: Werbeblocker brauchen wir].
Aus diesem Beitrag: Nutzer lehnen personalisierte Werbung ab.
Werbung, reale Klicks und ein persönlicher Schlussgedanke
Es erscheint ein ziemlich hoffnungsfreies Unterfangen zu sein, Werbung vom heimischen Desktop verbannen zu wollen. Solange schon die bloße Analyse der Anzahl der realen Klicks auf einen Werbe-Link Geld verspricht (Ihre Werbung auf unseren Seiten wurde in diesem Quartal so-und-so oft besucht). Ein dummes System, finden Sie nicht, liebe Werbetreibende?
Es ist leider jedoch desillusioniert zu vermuten, dass das ungefragte Zwischenschalten und Überblenden der aufgesuchten Seiten durch Werbefahnen eher noch zunehmen wird.
Mit allen Mitteln in dieser WWW-Serengeti überleben. So offenbar die Strategie.
Surfen im Wasser hinterlässt keine Spuren! Kein Mensch kann verfolgen, wo ich herum-gesegelt bin. Surfen im Netz ist ganz anders: Ein Klick genügt … Dies weckt Zuversicht und Begehrlichkeiten bei allen Geldgebern hinsichtlich der Effizienz strategisch-personalisierter Werbung.
Ich vermehre und verkaufe Rosen, stellen Sie sich das vor! Zu einfach? Einige hundert Arten und Sorten in bester Qualität! So besser? Arbeit satt. Nun also soll ich Spuren lesen und analysieren in einem Netz, das überall zuhause ist aber kaum einer versteht: um noch mehr vermehren und verkaufen zu können. Ach, wissen Sie, ich bleibe mit meinen Gedanken bei dem, was mir Spaß macht – und dazu gehört (mit Verlaub) nicht, zu ermitteln, wie Sie sich im Netz bewegen. Surfen Sie doch, wo Sie wollen. Klicken Sie mich weg, wann Sie wollen. Viel Spaß im Netz …!
Hier unten – schön versteckt – sei Ihnen versichert, wenn Sie meine Seiten NUR und AUSSCHLIESSLICH für Infos nutzen: Ich fände es wunderbar! Ich werde Sie mit meiner Werbung nicht verfolgen, auch werde ich Ihr Surf-Verhalten auf meiner Website nicht speichern und analysieren. Versprochen!
Und wenn Sie Rosen von mir wollen, wie wäre es einmal damit: dann schreiben Sie mir einen ordentlichen, handgemachten Brief. Das wäre ein Ding!