„Rosenbladet“ 2025

Über einen E-Mail-Kontakt mit Lea Constan aus Schweden entstand ein Artikel in der kostenpflichtigen Mitgliederzeitschrift „Rosenbladet“ (Rosenblätter) der Swedish Rose Society.

Mir zugeschickt Mitte Juni 2025 als PDF-Datei – mit Dank an Lea Constan.

Das Deckblatt, das Vorwort mit Kontaktdaten sowie die Seiten des Artikels über unseren Garten darf ich hier aufführen – ich mache das als Bilder, insgesamt sind es dann sieben Bilder.

Die deutsche Fassung (Sprung zum Absatz) füge ich daran an, ergänzt um einige Anmerkungen, die in [eckigen Klammern] oder als Fußnote notiert sind.

Die Übersetzungen von Deutsch in Englisch und sodann in Schwedisch und wieder ins Deutsche machte das Halten des „Originaltons“ nicht leicht.

Erfreulich ist der diesbezügliche Einsatz von Lea Constan, auf ihre Initiative und ihr Engagement hin überhaupt dieser Beitrag in den „Rosenbladet“ erscheinen konnte – und erfreulich ohne kleinste Korrektur durchaus kritischer Textabschnitte.

Damit die Schrift lesbar bleibt, sind die Bilder vom Datenvolumen recht groß geblieben (um 150 KB / Bild).

Artikel in Schwedisch

Deckblatt „Rosenbladet“ 2025
„Rosenbladet“ Vorwort und Kontaktdaten.
„Rosenbladet“, Artikel „Rose is a rose is a rose is a rose?“, Seite 1, Einleitung Lea Constan.
„Rosenbladet“, Artikel „Rose is a rose is a rose is a rose?“, Seite 2, Eckdaten zum Park.
„Rosenbladet“, Artikel „Rose is a rose is a rose is a rose?“, Seite 3, Gedanken über Rosen-Kultur.
„Rosenbladet“, Artikel „Rose is a rose is a rose is a rose?“, Seite 4, Rosen-Vielfalt und Jahreszeiten.
„Rosenbladet“, Artikel „Rose is a rose is a rose is a rose?“, Seite 5, Rosenlaub und ein poetischer Blick auf Rosen.

Artikel in Deutsch

Mit einigen Ergänzungen [in eckigen Klammern] und als Fußnoten für ein leichteres Verständnis.

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose? [1]

[Einführung von Lea Constan]

In gewisser Weise leben wir in wunderbaren Zeiten, dank der noch nie dagewesenen Möglichkeiten, schnell und kostengünstig über das Internet zu kommunizieren. Mein starkes Interesse an Rosen führte natürlich dazu, dass ich eifrig nach Wissen über verschiedene Aspekte dieser Pflanze suchte. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es nicht einfach ist, Informationen über einzelne Rosenstöcke zu finden:
Ich komme nicht umhin, Parallelen zwischen dem üblichen Rosenmarkt und Partnervermittlungsseiten zu ziehen, bei denen man auf der Grundlage eines Bildes des Gesichts einer Person und eines verführerischen Verkaufsgesprächs um ein Ja bittet.

Bei so vielen möglichen Pflanzen- und Blatttypen, wie entscheiden Sie, welche Rosen Sie in diesem Meer von flachen Blumenporträts in Ihren Garten bringen?

Damals entdeckte ich eine sehr wertvolle Informationsquelle: Websites, die wertvolle Rosensammlungen katalogisieren, auf denen der Gärtnermeister manchmal sogar seine Erfahrungen mit den Pflanzen notiert.
Eine meiner Lieblingsseiten ist die Website von Horst Peters mit seinen nachdenklichen und manchmal kontroversen Kommentaren über Rosen, Rosenkultur und fast alles andere, was ihm durch den Kopf geht. Horst kann auf 30 Jahre Erfahrung in der Rosenbranche zurückblicken. Während dieser Zeit hat seine zunehmend kritische Herangehensweise an die Dynamik dessen, was er „Rosenkultur“ nennt, dazu geführt, dass er schließlich sein eigenes 2,5 Hektar großes Projekt gestartet hat, das er spielerisch und philosophisch „Rosen – Garten – Kultur“ nennt. Dieser Garten an der Ostseeküste in Norddeutschland beherbergt heute über 900 verschiedene Rosen, wobei der Schwerpunkt auf autarken (lizenzfreien) und robusten, frostfesten Sorten liegt. Es ist eine Fundgrube für weniger verbreitete botanische Arten und Hybriden, von denen ein guter Teil von unseren finnischen Nachbarn stammt. Was mich besonders reizt, ist die alphabetische Liste seiner Rosen, die reich bebildert ist, sowie Anmerkungen und verschiedene Aspekte der Sträucher enthält.

Nachdem ich mehr als ein Jahr auf rosen-kultur.de über seine Arbeit gelesen hatte, beschloss ich schließlich, ihn persönlich zu kontaktieren. Es gab mehrere E-Mail-Austausche, nach denen ich zu spüren begann, dass es für viele andere als nur für mich von Interesse sein würde, mehr über dieses Projekt zu erfahren. Horst Peters Worte sind übersetzt aus dem Deutschen.

[Fußnote 1]

Im Gedicht Sacred Emily (Heilige Emily) von Gertrude Stein stehen diese recht häufig bemühten Zeilen Rose is a rose is a rose is a rose; das Gedicht entstand in 1913.

Der philosophisch-poetische Kontext dieses Satzes von Stein will ich hier nicht benannt oder diskutiert sehen, jedoch die enthaltende schlichte Frage in dieser vermeintlichen Tautologie aufgreifen: Wie sind für uns denn Rosen hier wie da?

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Können Sie einige Hintergrundinformationen zu Ihrem Projekt geben?

Ich mag den Rosenmarkt nicht, auch wenn ich seit Jahrzehnten auf dem Markt bin. Ich mag den Markt nicht, wenn ich die Rose aus der Perspektive meiner Liebe und ihrer Kultur betrachte.
Ich mag diesen Rosenmarkt nicht – oder vielleicht auch nur auf eine ambivalente Art und Weise: Die Verfügbarkeit dieser Kulturpflanze zu sichern ist Teil ihrer Kultur, dies wird teilweise durch den Markt ermöglicht. Die Dominanz aber des Marktes in der Werbung [mit seinen „neuzeitlichen“ Züchtungen] und sodann in den Köpfen der Rosenliebhaber hat – im Laufe der Zeit zunehmend – die Vielfalt dieser Pflanze aus den Augen der Gärtner verdrängt. Und diese Vielfalt, die ich schon früh kennengelernt habe, wollen wir in unserem Garten wieder lebendig, spürbar und wahrnehmbar machen.

Mit dem folgenden Beispiel hoffe ich zu verdeutlichen, was ich meine.

Zu Beginn meiner Rosenkarriere bin ich an die sogenannte „Veredelung“ herangegangen, ohne den Vorgang an sich zu hinterfragen – hier bei uns werden fast alle Rosen veredelt.

„Veredelt“ klingt so, als ob die „wilde“ Unterlage, die „Wildrose“, die als Unterlage verwendet wird, durch das Einsetzen eines Auges von einer kultivierten Rose zu einer „edlen“ würde – als ob sie gerade geadelt worden wäre.
Guillot (fils) war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Pionier bei der Gewinnung von Unterlagen als Grundlage für das Veredeln und begann aus Samen Unterlagen für das Veredeln zu ziehen anstatt aus Stecklingen Rosen zu vermehren. Er verwendete als Unterlage vor allem Rosa canina und Rosa rubiginosa.[2]

[Fußnote 2]

Die Vermehrung durch Veredelung setzte sich auf dem Markt durch, denn sie erlaubt – im Vergleich zur Vermehrung durch Stecklinge – größere Stückzahlen, raschere Ergebnisse für den Verkauf; auch der Ausschuss ist geringer als bei wurzelechter Vermehrung. Mit der Veredelung konnte die steigende Nachfrage nach Rosen bequemer abgedeckt werden.
Die Veredelung ist eine Geburt des Marktes, nicht der Kultur.

Die Etablierung der “Veredelung” von Rosen ist also eine Entwicklung, die aus dem Markt heraus entstanden ist und von diesem angetrieben wurde – dies war mir zu Beginn meiner Karriere nicht bewusst.

Der Einfluss aber der Unterlage auf die vermehrte Rose ist bedeutend und beeinflusst sowohl das Wachstum, das Blütenverhalten als auch die Langlebigkeit – etwas, das den meisten Gärtnern nicht bewusst ist.
Im Gegensatz dazu werden bei der Vermehrung von Rosen durch Stecklinge Pflanzen erzeugt, die sich entsprechend ihrer angeborenen Eigenschaften entwickeln.

Die Langlebigkeit verdeutlicht den Unterschied zwischen veredelten und wurzelechten Rosen: Eine veredelte Rose lebt im Durchschnitt 25-30 Jahre. Eine wurzelechte Rose hingegen kann mehrere hundert Jahre alt werden – die Rose ist ein Gehölz! Ein Beispiel dafür ist die Rose an der Apsis des Hildesheimer Doms, eine „gewöhnliche“ “Hundrose” (Rosa canina), die über 600 Jahre alt ist. Eine Rose, die die Geschichte des Kirchenbrandes und den Wiederaufbau erzählen könnte, von den stürmischen Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges, von der Entwicklung der wenigen aber sorgfältig kultivierten Rosen im 16., 17. und 18. Jahrhundert sowie von der Explosion der Sorten im 19. Jahrhundert … Rosen, die wurzelecht sind, können uralt werden.[3]

Der weitere Einfluß der Unterlage auf die gewünschte Sorte kann deutlich werden, vor allem durch die mögliche eigene Erfahrung, als dass gekaufte „Kletterosen” im eigenen Garten einfach nicht „klettern“ wollen, sondern buschartig wachsen. Ein „edles Auge“ einer mit Rosa multiflora verwandten Sorte, das in den Wurzelhals der „wilden“ Rosa multiflora gesetzt wird, ist ein fabelhafter Anblick einer Kletterrose. Hier ist die Kompatibilität zwischen Auge und Unterlage gegeben. Setzt man hingegen dasselbe Auge auf eine Unterlage namens Rosa corymbifera ‘Laxa’, kurz “Laxa”, eine Unterlage, die fast alle fremden Augen bereitwillig annimmt und versorgt, kommt es zu der oben erwähnten Erfahrung: Die gekaufte Rose weigert sich dann zu klettern, denn “Laxa” hat eine geringe Kompatibilität mit einer Multiflora-Kreuzung.
Aus kommerziellen Gründen und aus der Not heraus verwendet der Markt beide Vermehrungsmethoden: die kompatible und die, die Gärtner rätseln lässt, warum die versprochenen Qualitäten der Rose im eigenen Garten nicht zum Tragen kommen. Von all den Besonderheiten der Unterlagen habe ich erst recht spät erfahren.
Heute vermehre ich – im Rahmen der Erhaltung des Parks, aber auch für die Rosenliebhaber – fast ausschließlich wurzelecht. Dies ist wunderbar! Von der Natur der Pflanze her und aus kultureller Sicht. Nur Rosen, die aufgrund einer gewissen genetischen Degeneration infolge von Überzüchtung keine eigene Wurzeln mehr bilden können [oder nur schlecht Wurzeln bilden, was für einen hohen Ausschuß sorgt], vermehre ich noch über Okulation – aber wirklich nur solche Sorten; und diese sollten dann kulturhistorisch oder sonst wirklich interessant sein.

[Fußnote 3]

Siehe Die Rose am Dom zu Hildesheim. Der Kontext ebenda ist zwar eine Kritik an diversen Webdesigns, jedoch finden Sie ebenda auch zahlreiche Informationen und weiterführende Links zu dieser Rose.

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Wie haben Sie Ihr Projekt benannt?

Rosen – Garten – Kultur. Es ist der Gedankenstrich, der diese Wörter zusammenhält. Schüttelt man die Wörter durcheinander, ergeben sich immer wieder vertraute und sinnvolle Kombinationen, wie Rosenkultur, Kulturrosen, Gartenkultur, Rosengarten, Gartenrosen …

Können Sie uns mehr über Rosen – Garten – Kultur erzählen?

Wir kultivieren etwa 900 verschiedene Arten und Sorten aus aller Herren Länder, vor allem Rosen, die in unserem „gemäßigten Klima“, unserem Wetter, unserem Sommer, unserem Winter und unserem Boden gedeihen. Wir kultivieren aber auch Rosen unabhängig von deren Frosthärte und ihrer Eignung für unseren Standort. Zum Beispiel Rosen, die kulturell bedeutsam sind oder faszinierende Merkmale aufweisen, wie die [für den hiesigen Garten taugliche] Zentifolie ‘Cristata’ mit ihren seltsam deformierten Blütenkelchen. Rosa gallica ‘Officivalis’, die “Apothekerrose”, kann hier als ein wichtiges Beispiel für die Kulturgeschichte der Rose genannt werden – und diese Rose ist auch eine ausgezeichnete Gartenrose!

Wir bevorzugen Rosen, die frei sind von der Lizenzierung der Rosenzucht. Habe ich schon erwähnt, dass ich den Rosenmarkt nicht besonders mag? Die Dominanz des Marktes – Stichwort: Werbung – drängt die Kulturgeschichte der Rose und ihre Vielfalt in den Hintergrund und diese Kultur wird gewissermaßen zum Nebenschauplatz.

Dieser Entwicklung auf den Rosenmärkten – vor allem seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – wollen wir entgegentreten, oder besser gesagt „entgegenpflanzen“. Eines unserer Projektziele also ist die Vielfalt der Rose und ihre kulturelle Geschichte wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Das bedeutet, alle Rosen ohne Marktlobby wieder erkennbarer zu machen, denn sie können wunderbare Sträucher für Gärten, Parks und Landschaften sein – manchmal über Generationen hinweg.

Dieses Projekt hat jedoch NICHTS zu tun mit dem Gerede über „alte, vergessene Schönheiten der Rosenwelt“! Es hat NICHTS mit einem „Retten alter Rosen“ zu tun! Wir suchen einfach nach brauchbaren Rosen aus der [Jahrhunderte währenden] Kulturgeschichte der Rose, welche zu unseren und ähnlichen klimatischen Bedingungen und Bodentypen passen – und sehen die Rose nicht nur als Zierde für den Garten, sondern auch als einen kultur- und geschichtsträchtigen Teil unserer eigenen Geschichte, einen Teil, der wert sei, lebendig gehalten zu werden.
Wenn Sie mehr über die Vielfalt und die Geschichte der Rose erfahren mochten, können Sie dies in unserem Garten tun. Und wer einfach nur spazieren gehen, an den Blumen riechen und staunen möchte – vielleicht auch nur ein wenig Ruhe suchen möchte – kann dies in unserem Park tun.

Erwähnenswert an unserem Projekt ist ferner die Ökologie der Rose.

Wir wollen die miserable Ökobilanz in der heutigen Vermehrung und im Verkauf von Rosen nicht mehr hinnehmen.
Plastik-Verkaufsgefäße, die Verwendung von Torf [hohe Spritzintervalle und hoher Wasserverbrauch sowie die Verwendung von Mineraldüngern] und am Ende gar die Entwicklung von Zuchtlinien für Rosen, die zwar gut in Verkaufstöpfen wachsen und von daher für den (Weiter-)Verkauf geeignet sind, unabhängig aber davon, ob diese Sorten tatsächlich auch für Gärten geeignet sind; hier im Park wollen wir auf diese und ähnliche Probleme aufmerksam machen und dies ins Bewusstsein rufen.

Dies gilt auch für das Überangebot an Zubehör für Rosen und für Gärten im Allgemeinen. Die Regel, die wir vermitteln, ist einfach: Weder die Rose noch der Garten braucht diese Zubehör-Produkte des Marktes. Kein einziges! Nicht eines! Dies setzen wir in unserm Garten in die Praxis um. Gärtnern mit Rosen braucht keine zusätzlichen Produkte des Marktes.
Die Kultur der Rose im Garten ist immer einfach.

Was ist eine Rose für Sie?

Die Ros’ ist ohn’ warum;
sie blühet, weil sie blühet,
sie acht nicht ihrer selbst,
fragt nicht, ob man sie siehet.

– Angelus Silesius

Die Liebe zur Rose ist ein Spiegelbild von uns selbst.
Eine betont liebevolle und übermäßige Bewunderung dieser Pflanze kann manchmal ein eitles Spiegelbild offenbaren. Für diese, unsere Liebe, interessiert sich keine Rose! Nicht eine einzige! Alle verschiedenen Vermenschlichungen der Rose sollten wir einfach unterlassen. Dies erscheint respektlos gegenüber dieser Pflanze [die älter ist als die Evolution des Menschen]. Und in gewisser Weise [sind diese eitlen Spiegelbilder] auch respektlos gegenüber der Liebe [und gegenüber uns selbst. Die Rose ist ein eigenständiges Lebewesen – wie es aus dem Gedicht von Silesius zu entnehmen ist – ein eigenständiges Lebewesen, mit dem wir etwas Zeit verbringen möchten …]

Haben Sie eine Lieblingsrose?

Nein – eher viele: immer und ewig die Naturrosen! Ich nenne diese, die wir vielleicht zweideutig „Wildrosen“ genannt haben, (inoffiziell) Naturrosen. [Zweideutig deswegen, weil in dem Wort „wild“ eine negative und eine positive Note mitschwingt: Der wilde Geselle im wilden Wald ist eher negativ besetzt: „wild“ als ungeregelt, unbeherrscht, unkontrolliert. Zugleich aber auch – im Zuge der Romantiker – wird „wild“ positiv gelesen: als authentisch, als echt, als ursprünglich].
Auch auf der Website nenne ich die Wildrose Naturrose. Rosen also, die wir nicht selbst geschaffen haben und die frei einer Wertung in der Natur wachsen, das sind Naturrosen: Rosen aus der Natur. Diese Rosen sind die Mütter aller Rosen, auch die Mütter derjenigen Rosen, die wir mit menschlichen Händen und eigenen Zielvorgaben geschaffen haben: unsere Kulturrosen.

Wir sollten diesbezüglich nicht auf den Markt hören, der eine poetische Aussage aus der Historie über die Rose zu einem oberflächlichen Werbeslogan der Neuzeit verzerrt hat, einen Slogan, den ich kaum noch ertragen kann: überall ein Gerede über diese „Königin der Blumen“ [– und bevorzugt meint dieser Werbetext einer „Königin“ sodann die Rosen aus der eigenen, aktuellen Zucht.]

Schon allein in Anbetracht der miserablen Ökobilanz des Rosenmarktes handelt es sich irgendwie um eine recht kulturlose Nutzung nicht nur des antiken, poetischen Gedankengutes: Keine Kulturrose kann mit der Qualität von Naturrosen mithalten. Dessen sollten wir uns bewusst sein. Kultur braucht Natur existenziell.

Das poetische Gebet an Zeus in Achilles Tatius’Roman aus dem 100. Jahrhundert, dass die Rose die Krone der Blumen tragen solle, bezog sich auf die Naturrose – denn in der Antike waren keine anderen Rosen als die Naturrose bekannt, keine Rosen aus den kommenden Jahrhunderten, nicht die Rosen unserer Zeit. Die „Königin der Blumen“ ist und bleibt die Naturrose, vor 2000 Jahren, heute und morgen. Diese „Königin“ zusammen mit ihren Verwandten pflanzen wir einfach in unserem Park … [4]

[Fußnote 4]

Der letzte Absatz bezüglich „Gebet an Zeus“ entspricht nicht dem Original. Siehe dazu die Fußnote Håkan Kjellin unter „Blicke auf eine Königin“.

Welche Rose(n) ist (sind) für Sie besonders interessant?

Im Frühjahr

Im Mai sind es die früh-blühenden Rosen, wie die einheimische Rosa spinosissima L. (“Pimpinell-Rose”) und ihre Nachkommen in verschiedenen Blütenfarben wie strahlend weiß, marmoriertes Rosa bis dunkelrot, etwa ‘Juhannusmorsian’ und ‘Red Nelly’, ‘Mon Amie Claire’ und ‘Paula Vapelle’. [Zum Teil mit einfachen Blüten, was in der Natur ja vollkommen ausreicht, zum Teil als Kulturformen mit locker bis gut gefüllten Blüten.]

In dieser Gruppe der früh-blühenden Rosen tragen auch Harisonii-Hybriden mit gelben Blüten bei, wie ‘Aurora’ (leuchtend sattgelb) oder ‘Kiiminki’ (hellgelb) – letztere und andere Sorten zeigen im Herbst auch dekoratives Bronze-gefärbtes bis rötliches Laub.
“Pimpinell-Rosen” tragen häufig diese Eigenschaft der frühen Blüte sowie die typischen schwarzen, matt glättenden, runden Früchte, die den Strauch im Sommer schmücken.

‘Ainola’, eine Villosa-Hybride, blüht ebenfalls im Mai und zeigt rosa-violette Blüten, die zu kräftigen, mittelgroßen, ovalen, roten und recht haltbaren Früchten reifen, [getragen vom Strauch bis weit in den Herbst und Winter].

Kreuzungen der gelb blühenden Rosa hugonis, wie ‘Cantabrigiensis’ oder Rosa x pteragonis ‘Krause’, sowie die Art selbst, blühen ebenfalls sehr früh im Mai. Die beiden letztgenannten haben zarte, elfenbeinfarbene Blüten, im Herbst orangerote, kleine, runde Früchte, schmuck auch dann, wenn es nur wenige sind.

Vor jeder Blüte und Frucht jedoch kommen die Blütentriebe der Rosen, die in vielerlei Hinsicht schon sehenswert sind. Erwähnen wir nur die Farbe der Triebe in dunkelrot, Pflaumenfarben, grob graugrün, leuchtend grün oder braunrot – oder sogar mit abfallender Rinde wie bei einer Birke, wie bei Rosa roxburghii, die Früchte trägt wie eine Kastanie und daher den passenden deutschen Namen “Kastanienrose” bekam. Leider reifen ihre Früchte hier in Norddeutschland nicht aus, sie werden nicht rot, sondern fallen vorzeitig grün vom Strauch. Trotzdem ist diese Rose ein wunderbares Formgehölz aus dem Fernen Osten, auch für unser Klima.

Das Laub der Rosen! Dies gibt es in verschiedenen Farben und unterschiedlichen Anzahlen von Blättern: 5, 7, 9, 11 … bis zu 19 Fiederblätter; sehr grob und groß, wie bei der Zentifolie ‘Fantin Latour’, oder extrem zierlich, wie bei der Bambus-Rose (“Bamboo Rose”), Rosa watsoniana, die nicht ganz winterhart ist hier bei uns.

Im Sommer

Im Frühsommer und bis zum Hochsommer finden wir Blüten der Gallica-, Alba-, und Zentifolien-Rosen; auch die meisten Sorten, die saisonal mehrmals im Jahr blühen, zeigen ihre erste Blüte in diesem Zeitfenster. Nur wenige Rosen blühen von etwa Mitte Mai bis Anfang November, wie die bereits erwähnten ‘Mon Amie Claire’ und ‘Paula Vapelle’ oder die seit dem frühen 19. Jahrhundert kultivierte ‘Stanwell Perpetual’ und ihr neuzeitlicher Sport ‘Single Perpetual’, sowie mehrere Kulturformen von Rosa rugosa.
Allerdings geht die saisonal wiederholte Blüte oft auf Kosten der Fruchtbildung.

Im Herbst

Eine Zeit der Reifung und der Ernte.

Früchte von Rosen, die im Frühjahr und Frühsommer blühen, sind im Herbst mitunter noch schöner, während Rosen von hochsommerlichen und spät blühenden Arten und Sorten haltbare Früchte in verschiedenen Farben und Formen tragen – und manchmal bleiben sie über dem Winter hinweg am Strauch, schmücken den Garten und dienen als Nahrungspflanze für Mensch und Tier.
Indian Summer“ findet sich in den Herbstblättern vieler Rosen!
Die Früchte, die nicht nur den Garten schmücken, können sowohl im Haus als auch in der Küche verwendet werden, sei es als einladender Herbstkranz an der Haustüre oder als Dekoration auf dem Gästetisch oder als Tee aus den Hagebutten-Fleisch oder den Samen selbst [sogenannter Kernlestee].

Welche Rosen(gruppen) haben Ihrer Meinung nach das schönste Laub?

Meinen Sie ‘Mousseux du Japon’ aus der Gruppe der Moosrosen, eine Sorte mit violett-braunen Blatträndern, auf denen sich eine feine Moosschicht bildet?
Oder Rosa glauca var. hispidula, deren Triebe, Stacheln und Blätter im frischen Zustand dunkelrot und erdfarben erscheinen, als wären sie in einem Stück gegossen?
Oder ‘Helvi’, eine Spinosissoma-‘Thérèse-Bugnet’-Hybride, deren Laub sich im Herbst mit einer intensiven rostroten Farbe schmückt?

Oder Rosa macrophylla ‘Glaucescens’, deren Blätter so weich wie ein Eselohr sind – und die sehr attraktive Nebenblätter mit kleinen roten Drüsen aufweisen, die bei Berührung einen angenehmen Duft verströmen?
Oder die “Weinrose” (Rosa rubiginosa), deren Blätter einen Duft nach (Apfel-)Wein verströmen, wenn man sie sanft reibt?
Oder das anmutige Laub der “Bamboo Rose”, das an ein Farnblatt oder einen Bambus erinnert?
Ihre Fragen sind ein wenig überfordernd …

Gibt es sonst noch etwas, das Sie hinzufügen möchten?

Ist das ein Scherz? Ich frage mich, ob ich einfach eine Handvoll Texte meiner Website hier einfügen sollte …
Auf jeden Fall schließe ich mit meiner kleinen Rosen-Lektion:

Die Blüte sei das Herz der Rosen, deren Duft sei deren Seele.
 Laub und Triebe seien das, was Herz und Seele zusammenhält
  – und die Frucht sei das Sinnbild allen Lebens.”

[Von Lea erläuternd ergänzt:]
Sie gehören zusammen und die Freude liegt darin, die Rose als Ganzes zu erleben und zu betrachten …

Horst Peters veranstaltet regelmäßig Workshops, Führungen und empfängt Besucher in seinem Garten.
Er vermehrt auch Rosen für den Verkauf.
Mehr Informationen gibt es unter rosen-kultur.de.