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‘Dentelle de Bruxelles’ ‘Dentelle de Bruxelles’, Lens 1988, BE. Zarter Duft, sommerblühend. Ein echtes Gehölz unter den Modernen Rosen, wunderbarer Strauch, überreich blühend, im Herbst ebenso reich Früchte, siehe HelpMeFind; als Strauch, für Kletterhilfen oder Hochstamm. Laut Angaben frostfester als der mütterliche Elternteil (Rosa filipes) ‘Kiftsgate’ (eine »Rambler-Sau!«) x ‘Violet Hood’.

Rosa filipes x ‘Violet Hood’ Rosa filipes REGD. & WILS. x ‘Violet Hood’, Lens 1975. 1975? – so Sangerhausen; mit erster Rose auch nicht identisch. Mütterlicherseits R. filipes von Wilson in 1908 entdeckt (China). ‘Kiftsgate’ indessen führte Murrell 1954 ein (GB); ein Abkömmling von R. filipes.
Nicht nur Lens mag üppig wachsende und blühende sowie fruchtende Rosen. Sommerblüte hin und her. Erstere Sorte aber gefiel mir noch besser.

Sortenschild Eine weitere Lens-Rose. Sortenschild Sangerhausen.

‘Dentelle de Bruxelles’ x R. multiflora var. nana Rose wie zuvor.

‘Dentelle de Bruxelles’ x R. multiflora var. nana, Blüten Wie zuvor.
Einige der gefüllten Sorten verblühen mehr oder wenige unsauber. Bei dieser Sorte gehört es zum Bild, bei anderen mag man ausputzen. Letzteres nimmt uns allerdings mitunter den Charme der Blütenbüschel weg, so empfinde ich es – sie sehen ausgeputzt dann wie zerrupft aus.

‘Rosalita’ ‘Rosalita’, Lens vor 1996, BE. Sie gefiel mir unter den Weißen am besten; manche Rosen haben Ausdruck, andere sind (nur) hübsch. Diese hat Ausdruck. Nachblühend, duftend.
Mit ‘Trier’ (Lambert 1904) und Rosa helenae REHD. & E. H. WIL. verwandt.

‘Rosalita’ ‘Rosalita’.

‘Dentelle de Malines’ ‘Dentelle de Malines’, Lens 1986, BE. Blödes Synonym: ‘Lens Pink’. Sommerblühend, zart duftend. Strauch, kletternd. Eng verwandt mit dem Klassiker ‘Robin Hood’ (Pemberton 1927).
Letztere ist zurecht häufig vertreten; Kordes züchtete mit ‘Robin Hood’ die strahlend weiße ‘Schneewittchen’ (1958, Ger.; international ‘Iceberg’). Selbst eine bedeutende Rose in der Rosenzucht (u.a. auch für Austin); ehemals ADR-Rose, Weltrose. Hat aber ihre Macken (Sternrußtau, Regen).
Nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen ‘Schneewittchen’ von Lambert 1901, Ger.. Wie das mit dem Namenschutz halt so ist.
Die von Lambert wird als Polyantha geordnet; eine Multiflora-Hybride aber ist sie: ‘Aglaïa’ (Schmitt 1896) x Pâquerette (Guillot 1872) x ‘Souvenir de Madame Levet’.
Zu diesen Kreuzungspartnern finden Sie auf dieser Seite unten Erläuterungen.
‘Robin Hood’ schiebe ich hier einfach zwischen:

‘Robin Hood’ ‘Robin Hood’.

‘Dentelle de Malines’ Nochmals ‘Dentelle de Malines’.

‘Gräfin Hardenberg’ ‘Gräfin Hardenberg’, Vogel 1938, Ger.. Strauchrose, sog. Lambertiana.

‘Gräfin Hardenberg’ ‘Gräfin Hardenberg’.

‘Prodaná Nevesta’ ‘Prodaná Nevesta’, Dr. Brada 1934, eingeführt Böhm 1934, eine weitere Rose aus der Tschechoslowakei. Strauchrose, sog. Lambertiana. Sommerblühend, gut duftend.

‘Ballerina’ ‘Ballerina’, Bentall 1937, GB. Strauchrose, Moschata-Hybride. Das Ehepaar Bentall war bei Pemberton angestellt; John A. Bentall als auch Anne Bentall züchteten – etwas im Schatten von Pemberton – ebenfalls Rosen. ‘Ballerina’ ist ein weiterer Klassiker der sog. Moschata-Hybriden. Weit aus bekannter noch dürfte die Strauchrose ‘The Fairy’, A. Bentall 1932, sein. Wohlgemerkt eine Strauchrose um 120 cm; meinetwegen eine Polyantha, wie allgemein geordnet.
Im Boom der sog. Bodendecker (etwa um 1980) erfuhr diese Rose eine viel zu späte Anerkennung – und eine undankbare dazu! Jawohl, undankbar, denn sie wird aufgrund ihrer wunderbaren Eigenschaften – frostfest, reich blühend, recht gesund, auf eigenen Wurzeln gedeihend – mittlerweile auf dem Rosenmarkt verramscht. Bodendecker – Pah! Pflanzen sie solche Sorten im Garten als Solitäre …

Hybrid Musk, Moschus-Rosen, Moschata-Hybride, Lambertiana-Rosen, Pemberton-Rosen … Polyantha …

Was für ein Begriffs-Wirrwarr! Die World Federation of Rose Societies fasst alle betreffenden Sorten schlicht unter Shrub, Strauchrosen. Nun ja, dass sagt die Botanik auch: Rosen sind Sträucher, allesamt. Nur hilfreich ist es nicht, denn dieses Begriffs-Wirrwarr rund um Rosa moschata ist Teil der Geschichte der Rose und die betreffenden Ordnungsbegriffe sind damals wie heute im Gebrauch.

Die unter Moschata-Hybriden kursierenden Rosen indessen haben mit der (als verschollen geltenden) R. moschata wenig bis nichts zu schaffen. Eher mit dem zweiten Elternteil der exemplarischen Wild-Hybride: mit R. multiflora. [s. Abb. unten]

Moschata x Multiflora Dies ist nun eine Wild-Hybride reinsten Wassers, bei der R. moschata – wie soll ich es sagen – deutlichen Anteil hat:

Schild Sangerhausen Strauch oder kletternd.

Diese Einsicht ist nicht neu, dass es den sog. Moschata-Rosen an einer engen Verwandtschaft mit R. moschata mangelt. Ausführlich anhand der verschiedenen Sorten auseinander gepflückt unter Moschata Hybriden oder …?; für lange Winterabende, alle diese Sorten zu lesen und zu sichten.

Graham Stuart Thomas beschäftigt sich schon wesentlich zeitiger mit diesem Thema, in Climbing Roses Old and New, 1965. Als Auszug digitalisiert bei Paul Barden, The Mystery of the Musk Rose.

Es genügt, die folgende Ahnenreihe abzugehen, um sich diesen Mythos zu vergegenwärtigen: Pemberton verwendete den Multiflora-Abkömmling ‘Trier’ für seine Zucht. ‘Trier’ gilt als Sämling der Multiflora-Hybride ‘Aglaïa’. Mütterlicherseits stammt diese von Rosa multiflora ab und den Vater spielte ‘Réve d‘Or’ (Ducher 1869, F.), ein Sämling der Noisette ‘Madame Schultz’. Deren Eltern sind wiederum unbekannt.
Nach den Regeln der Zuordnung einer Hybride zu einer Klasse ist ‘Trier’ eine Multiflora-Hybride, denn die Mutter ist entscheidend für die Zuordnung – und die war nun einmal im Stammbaum R. multiflora. Und R. moschata? Die ist bestenfalls irgendwo in den Urahnen der Zuchtlinie zu finden.

Die Klassen prägende Rose der sog. Moschata-Hybriden ist mithin eine Multiflora-Hybride.

Wie aber kam es dann zu der Bezeichnung Moschata-Hybride?

Die von der Blüte einfache (nicht gefüllte) R. multiflora, genauer R. multiflora THUNB. (Thunberg 1784) wurde um 1800 (1793 oder/und 1804) in Europa eingeführt und für die Zucht verwendet. »Kletternde« Formen waren das Ergebnis (respektive Sträucher, die wir kletternd verwenden können).

Die Rose von Siebold um 1843 beschriebene, ebenfalls einfach blühende Rosa polyantha (Sieb.) stellte sich späteren Datums als identisch mit R. multiflora (Thunb.) heraus. Eine Rose, zwei Namen.

Die zeitgenössische Literatur (Bücher, Zeitungen, Werbung) zeigt die Probleme, die mit diesen beiden Begrifflichkeiten in die Rosenwelt kamen. Die Werbung von Turbat in 18XX sei stellvertretend aufgeführt: Rosa Polyantha (Multiflora). Deutlicher ist die von P. Lambert redigierte Fassung des Buches zur Rosenausstellung Frankfurt a. Main in 18XX, wo Lambert die drei Grazien als Rosa polyantha beschrieb. Jene drei Rosen, die er von Schmitt übernommen hatte und welche die Klasse Moschata-Hybriden schließlich bildeten. Die Verwendung der Begriffe änderte sich.

Im Jahr 19XX verwendete Lambert für die Grazien und den eigenen Rosen aus der Zucht mit ihnen die Bezeichnung »Multiflora«. Wie es zu diesem Wandel kam, lässt sich anhand der zeitgenössischen Überlieferungen gut nachvollziehen. Hier genügen einmal die gemachten Hinweise.

Die Probleme aber waren mit diesem Wandel in der Verwendung der Begriffe Polyantha und Multiflora nicht gelöst. Nicht nur die zahlreichen Varietäten der Multiflora sorgten für Schwierigkeiten, den Überblick zu bewahren. Vielmehr kam eine weitere Polyantha-Art mitten 19.Jh. dazu.

Etwa 1865 wurde von Fortune eine Rose aus Japan eingeführt [The Rose (Ellwanger 1882, Book 1882, S. 31–32)], benannt als R. polyantha (Polyantha alba plena (sarmentosa)). Eine Rose mit gefüllten Blüten und deutlich kleiner bleibend als jene R. multiflora, die bei Lambert, Pemberton die Zucht bestimmte. Nun waren zwei unterschiedliche Rosen mit dem selben verkürzten Namen – nämlich R. polyantha – auf dem Markt [die von Siebert alias R. multiflora THUNB., die von Fortune].

Die gefüllte, kleinere Form dürfte vermutlich jene Rose sein, die Guillot in 1873 die Sorte ‘Pâquerette’ hervorbringen ließ, eine kleinbleibende, locker gefüllte, rein weiße Rose, die als die erste Polyantha angesehen wird. Für diese Rose war also nicht R. multiflora Elternteil, wie mitunter zu lesen [1], sondern jene R. polyantha (alba plena) aus Japan von Fortune; eine Verwechselung.[2]

In der Rosenwelt kursierten mithin für dieselbe Wildrose zwei Namen: R. multiflora (Thunb.) und R. polyantha SIEB.. Als zweite Rose kam jene R. polyantha (alba plena) hinzu. Verwechselungen waren vorprogrammiert, nicht nur bei der frühen Sorte von Guillot.

In der Allgemeine Deutsche Gärtner-Zeitung, Berlin 1895, V.Jahrg., Nr. 19., findet sich ein Artikel über Die drei Grazien [PDF], jenen damals drei neuen Rosenzüchtungen von Schmitt (Bischweiler, Elsass), welche von Peter Lambert als Sorten herausgegeben wurden: ungemein stark rankende Schlingrosen. Sie seien entstanden

(…) durch Befruchtung der japanischen Rosa Polyantha sarmentosa Siebold. Die einfach blühende Polyantha (P. simplex) ist jedem Rosenzüchter bekannt, ihr Blütenreichtum und ihre Widerstandsfähigkeit (…) auch der überaus starke Trieb. Ihre Abkömmlinge haben dieselben Eigenschaften. [sic!]

P. simplex (Polyantha simplex) soll eine in 1825 von Siebold eingeführte Rose aus Japan sein; eine Multiflora-Hybride unbekannter Herkunft.

All diese Namen wurden über die Jahrzehnte nicht einheitlich verwendet. Wie die Einführung von Hybrid Musk (…)

Die drei sommerblühenden Rankrosen von Schmitt erhielten Namen aus dem Griechischen: ‘Aglaïa’ (die Glänzende), ‘Euphrosine’ (Frohsinn), ‘Thalia’ (Festfreude).

Mit der Multiflora-Hybride ‘Aglaïa’ beginnt die Geschichte der vermeintlichen Moschata-Hybride …

Mit ‘Pâquerette’ als Hybride [eines Sämlings] der Rosa polyantha (alba plena sarmentosa) beginnt die Geschichte der sog. Polyantha …

Und zum Ende wurden auch diese klassenbildenden Neuheiten nach Belieben mit anderen Rosen gekreuzt und diese Neulinge geordnet, so gut halt oder so schlecht, wie es in der Geschichte der Rosenklassifikation immer schon gemacht wird …