‘Nostalgie’,

‘Nostalgia’, ‘La Garçonne’.

Edelrose, Evers 1995, Tantau 1996, Ger.
100 cm, gut duftend.

‘Nostalgie’ ‘Nostalgie’ ‘Nostalgie’ ‘Nostalgie’ ‘Nostalgie’ ‘Nostalgie’

Foto 1: Im Verkaufstopf, Rosenfest bei Rosa Rostig. Letzten beiden Fotos: Herbstblüten. Gehen hier – wie bei vielen Sorten – nicht mehr allzu gut (oder weniger schön) auf.

Gute Schnittrose; wird im Freiland-Schnitt angebaut. Duftet schon gut, frisch nach Rose. Dankt Frostschutz hier im Norden. Kann sehr kräftig wachsen. Für eine Edelrose regenfest, obgleich manche Wertungen es diesbezüglich anders sehen; auch was den Duft betrifft. Attraktives Laub. Die weiße Mitte verliert sich im Verblühen.

Erstes Synonym im englischsprachigem Raum, zweites in Frankreich vertreten.

Steht zwischen üppigen Sträuchern aus Finnland im Erhaltungsbeet; kommt wohl in den Garten und auf einen besseren Platz.

Auf Hochstamm war sie zur Zeit der Rosenschule ebenfalls sehr gut für eine Edelrose; gar auf Drillingsstamm gut. Winterschutz dann aber absolute Pflicht hier (umlegen, einbuddeln):

‘Nostalgie’ ‘Nostalgie’ (vergrößert und unscharf; leider aber keine anderen Bilder mehr vom Hochstamm.)

Diese „geistreichen“ Sortennamen!

“Nostalgie” verkauft sich gut – als Rose und als Idee. Die rein rote ‘Helmut Kohl Rose’, [Evers, Tantau 1996, also kaum ein Jahr später auf dem Markt], läuft entsprechend „markttüchtig“ mitunter unter ‘Red Nostalgie’. Beide Sorten jedoch haben nur den Züchter und die Rosenklasse gemeinsam.

Was wohl der Markt an Bezügen konstruieren würde, hieße die beliebte ‘Nostalgie’ (möglicherweise etwas unglücklicher) “Ketchup & Mayonnaise”?

Warum nicht! Siehe etwa derlei: ‘Ketchup & Mustard’.

Ein Bezug zur ‘Helmut Kohl Rose’? Aber ja: Diese als „die rein rote “Ketchup & Mayonnaise”“. Also nur “Ketchup”? Helmut Kohl, der tief schwarze CDU-Mann als leuchtend-rote ‘Ketchup’? Fauxpas – oder gar Abgründe?

Die direkte und marktkonforme Gleichsetzung macht sich entsprechend auch nicht viel besser:
‘Helmut Kohl Rose’ = ‘Red Nostalgie’?!

‘Red Nostalgie’: Da wäre doch der Bezug Helmut Schmidt naheliegend. Und farblich stimmiger. Nun, die aber gibt es schon seit 1979, diese ‘Helmut Schmidt Rose’, in einem Dottergelb – und unter den spaßigen Synonymen ‘Simba’, dem kumpelhaften ‘Helmut’ oder in der Sprachschöpfung einer ‘Goldsmith’. Je nach Markt und Geschmack. (Die FDP schüttelt wohl verständnislos mit ihrem Kopf.)

Die zelebrierte Taufe der gelben ‘Helmut Schmidt’ erfolgte zur Bundesgartenschau 1979 in Bonn, von Loki, Helmut und Reimer (Kordes). Wen wundert’s: eine Goldmedaille regnete nach der anderen auf diese Kreation besten Marketings. (Dies dürfte jeden Vertreter der FDP neidisch machen!)

Kommen wir lieber zurück zur „roten Helmut-Kohl-Rose“, alias der von mir erfundenen „Ketchup“ und der Fa. Tantau:

Wenn Sie die rein weiße ‘Polarstern’ (Tantau 1982) einmal als “Mayonnaise” ansehen und mit der roten ‘Helmut Kohl Rose’“ dicht beisammen pflanzen, hätten Sie bestimmt wieder viel “Nostalgie” …

So in etwa zu lesen das berüchtigte Beispiel: ‘Pierre de Ronsard’ alias ‘Eden Rose 85’, ebenfalls ein Verkaufsschlager – und späterhin werbewirksames „Mitglied“ der Hall of Fame (WFRS 2006). Und so gab es auf dem Markt alsbald eine ‘Red Eden’, eine ‘Mini Eden Rose’, eine ‘Blue Eden’ … diese Rosen freilich ihre Verwandtschaft (auch) nur im Namen haben. Klar aber auch, Sie sollen die Dinger alias „Neuheit“ auf diesem gigantischen Markt auch rasch finden (können) – und kaufen (wollen). Bei mir finden Sie den Weg zu dieser vermeintlichen „Eden-Verwandtschaft“ über den obigen Link bei Herrn Ronsard selbst.

Kaufen Sie diesem Markt ab, was immer Sie wollen …

Die Lehre

Natürlich ist es schön, dass der Rose die Ehre zu Teil wird, Namen von Persönlichkeiten aus Geschichte, Politik und Wissenschaft sowie Kultur zu tragen; so wie es offenbar diejenigen und all das ehrt, welches auch im Bild einer Rose fortbesteht. Die Taufe von Rosen gehört zur Kultur und ist eine feine Sache. Anderseits ersetzt sie nicht den gärtnerischen Blick auf das Gehölz – und auch nicht den zeitgenössisch kritischen Blick auf die Vermarktung von Rosen. Spätestens beim Buddeln eines Lochs im Garten, in das die Rose hinein soll, endet die Relevanz der Rosentaufe für die Kultur dieser Pflanze. Da erscheint es auf dem Markt von der Zucht über die Ladentheke bis in den Garten hinein Verwechselungen zu geben.

Benennen Sie diese und andere Sorten in Ihrem Garten doch einfach um! Diese „eigenmächtige Dreistigkeit“ können Sie auch schon beim Erwerb der Sorten erledigen – falls der Name nicht gefällt – aber doch die Rose!

Siehe dazu auch den etwas ratlosen Kommentar zur Rose ‘Dr. Hermann Schulze-Delitzsch’.

Wenn Sie über den Rosennamen den Bezug zur Kultur nicht so richtig hinbekommen, schwelgen Sie notfalls „namenlos“ … sofern die Rose etwas taugt … sowohl zuhause im Garten als auch in Foren.

Die Strategie der „Rosentaufe“ also können Sie durchaus hier und da ignorieren oder selbst erledigen.
Dann werden diejenigen, die Rosen fortlaufend vergleichen, auch nicht arbeitslos …

Die Lehre also sei: Lieber doch eine namenlose Tauglichkeit im kreativen Garten als im zweiten Jahr nur ein schnödes, schönes Namensschild des Marktes – in welchen Farben und Bezügen auch immer.