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Pionier­pflanze Rose,

Rosa canina in Dünen, Ostsee Dünen Ostseeküste, Rosa canina.

Rosa rugosa, Laubfarben Rosa rugosa – Laubfarben im Herbst von einer Pflanze.

Rosa canina und Rosa rugosa am Strand, Ostsee “Sylter Rose” und Rosa canina gemischt am heimischen Strand der Küstenlandschaft Ostsee.

Hinweisschild Biotop Rosa rugosa entfernt und Betreten verboten. Ob es nützt?

Die “Kartoffelrose” – sowenig heimisch wie die namengebende Kartoffel selbst

Rosa rugosa als Bedrohung der heimischen Flora und Fauna? Ich bin mit dieser Rose aufgewachsen und auch meinen Eltern war sie schon vertraut. Es wird wohl so sein, dass auch die folgenden Generationen mit dieser Rose leben werden.
Obgleich die folgenden Fotos sensibilisieren, zeigen sie zugleich die Dynamik der Natur, die sich nicht starr und unveränderlich machen lässt.

Das für uns nächste natürliche Verbreitungsgebiet der Rugosa sind die Ostküsten Russlands. Von dort zu den Ostküsten Deutschlands ist es für die Natur kaum eine Entfernung, die unüberbrückbar wäre und den Gedanken nahe legt, es handle sich bei dieser geografischen Ausbreitung einer Rose nicht um eine unnatürliche Invasion, wie es die eher ins Auge fallenden und vom Menschen verursachten Plagen der Ratte auf den Galapagosinseln oder der Krötenplage auf dem australischen Kontinent geworden sind.

Dass der Mensch zu der Verbreitung der Rugosa durch Pflanzungen beigetragen hat und beiträgt (Einsatz im Küstenschutz, im öffentlichen Grün, in unseren Gärten), müsste im Sinne des Schutzes der heimischen Flora und Fauna Konsequenzen nach sich ziehen, die in einem generellen Verbot dieser Rose über deren schon praktizierten Beseitigung in stark gefährdeten Biotopen münden. Jedoch sind weder Verbote noch die bemühte Bekämpfung dieses Fremdlings taugliche oder nachhaltige Maßnahmen für den Schutz der heimisch verstandenen Pflanzen- und Tierwelt.

Die natürliche Verbreitung der Rugosa – etwa durch Vögel oder durch Meeresströmungen, mit einer erstaunlichen Salzverträglichkeit der Rugosa-Saat – lässt vermuten, dass eine nachhaltige Beseitigung ihres Vorkommens in gefährdeten Biotopen eine beständige und kostenintensive Arbeit ist und bleibt.

Über die Für und Wider der Rugosa in Deutschland, siehe Neobiota, gebietsfremde und invasive Arten in Deutschland, vom Bundesamt für Naturschutz (BfN).

Die Heimat der Kartoffel?

Dieses beliebte Gemüse ist in Südamerika zuhause – die Geschichte dieser Erdknolle ist lehrreich! Zwar verdrängt sie in unseren Biotopen durch Anbau und Verbreitung keine heimischen Pflanzen, als dass sich die Kartoffel – ähnlich der Rugosa – in Naturflächen beliebig ausbreitete. Sie ist jedoch prägend für unsere Landwirtschaft geworden und längst schon heimisch, nicht nur in unseren Köpfen, vielmehr auch auf unserem Speisezettel.

Bildhaft formuliert, denke ich, dass die Kartoffel-Rose auch schon längst auf dem Weg ist, fester Bestandteil des Speisezettels unser heimischen Fauna zu werden.
In meiner Küche hat diese Rose als eine der schmackhaftesten Arten ihren Platz erobert.

Das BfN machte mich im Umgang mit solchen »Fremdlingen« auf den Gedanken aufmerksam, dass die hohen Bekämpfungskosten abzuwägen seien: mit dem zu erwartenden, nachhaltigen Erfolg der Maßnahmen und inwieweit diese Rose nicht landschaftsprägend für Touristen und Einheimische und in diesem Sinn auch wirtschaftlich bedeutend sei:

Die Konflikte dichter “Kartoffelrosen”bestände mit Zielen des Arten- und Biotopenschutzes lassen Maßnahmen gegen die Art prinzipiell als angemessen erscheinen. Ihre positive Funktionen für Landschaftsbild, Besucherlenkung, Erosionsschutz sind jedoch bei der Planung von Maßnahmen zu berücksichtigen. (…)

Unter der Beachtung der technischen und finanziellen Realisierbarkeit einer über mehrere Jahre durchzuhaltenden Bekämpfung mag das Ergebnis in einigen Fällen die Akzeptanz der Art im Gebiet sein.

[ebd., 3.5]

Rosa rugosa – nun doch eine heimisch werdende Rose?

Laut des BfN wenigstens in einigen Fällen. Wenn ich mit meiner Liebsten stundenlang an den Ostseeküsten spaziere, kann ich nur feststellen, dass wir über diese Option Akzeptanz in einigen Fällen längst hinaus sind: Es wäre eine verrückte, kaum umsetzbare Idee, diese enormen, flächigen Bestände der Rugosa alleine in einzelnen Küstenbereichen entfernen zu wollen.
Ganz zu schweigen von besiedelten, küstennahen Bereichen einschließlich der Inseln und deren Privat-Gärten. Der Wall mit der “Sylter-Rose” ist in den Köpfen und im Landschaftsbild ein Klassiker küstennaher Gartengestaltung geworden, der auch im weniger problematischen Binnenbereich Liebhaber und Nachahmer gefunden hat.

Rugosa nun heimisch? In unserer Wahrnehmung wohl schon längst. Denn wir sehen in der “Kartoffelrose” auch an unseren Stränden kaum noch einen Fremdling, der hier partout nicht hingehöre. Vielleicht liegt diese Wahrnehmung ein Stück weit an unserer Unkenntnis über die heimische Flora und Fauna? Mag sein. Aber auch die heimische Tier- und Pflanzenwelt wird mit dem Neuankömmling leben lernen müssen. Verändern wird Rosa rugosa unsere Landschaft gewiss weiterhin: Denn ausweisen können wir diese Rose wohl nicht mehr.

Betreten verboten

Einige Fotos:

Schild Betreten verboten mit Rosa rugosa Das Schild informiert, dass innerhalb des Biotops Rosa rugosa entfernt wurde für den Schutz heimischer Flora und Fauna. Unterhalb aber des Schildes eine recht kräftige Rosa rugosa – entweder, so mag man denken, ist diese Rose des Lesens nicht kundig oder: Rosen halten sich generell nicht an Verbotsschildern!

Ein Schutz insbesondere kleiner Lebensräume vor der Rugosa verspricht nur dann Erfolg, wenn die Maßnahmen regelmäßig wiederholt werden. Auf dieser Fläche waren nicht nur derart stattliche Rugosa wieder verbreitet, sondern Teppiche von typischen Ausläufern und Wurzelresten.
Es ist letzten Endes in der Tat eine Kostenfrage, ob heimische Biotope dauerhaft von solchen Neophyten freigehalten werden können.

Rugosa als Grenzgänger Die “Kartoffelrose” als Grenzgänger: unter dem Zaun zum von Menschenhand abgesteckten »Biotop« hindurch …

Rugosa und Rosa canina in der Landschaft Rosa rugosa und Rosa canina gemischt.

Rosa rugosa mit Bienen Rosa rugosa mit Hummel (links) und Wildbiene.
Dominiert Rosa Rugosa, nimmt die Artenvielfalt der Flora laut BfN ab. Grund sei die Beschattung des Bodens durch diese Rose, insbesondere die für Dünen typischen, lichtbedürftigen Pflanzen leiden. Eine nachteilige Auswirkung auf die heimische Fauna ist die Folge, etwa für Strandwespen.

Die staunend machende Anpassungsfähigkeit und Genügsamkeit von Rosa rugosa zeigen folgende Bilder.

Rosa rugosa in Steinmauer Rosa rugosa in den Ritzen der Steinmauer zum Küstenschutz.

Rugosa zum Strand hin Die “Kartoffelrose” verträgt magere Böden gut: zwischen Steinen im Sand mit Blick aufs Meer …
Die Samen sind ferner salztolerant; eine natürliche Verbreitung durch Meeresströmungen ist naheliegend, zumal Hagebutten in angespülten Grünmassen am Meersaum gefunden werden. Es genügt offenbar ein mageres, feuchtes Substrat für die Keimung.

Rosa spinosissima im Sand Die heimische Rosa spinosissima, aufgepflanzt an der Promenade von Laboe; der Sand freilich ist hier aufgeschüttet. Wenige Zentimeter darunter zeigte sich Mutterboden. Obgleich Rosa spinosissima magere und trockene Böden verträgt, zeigte sich in unmittelbarer Nachbarschaft solch unwirtlicher Lagen die Rugosa stets toleranter, anpassungsfähiger und kräftiger im Wuchs.

Vermutlich gehören solche Bilder wie die obigen in unsere Landschaft: Verschiedene Wildrosen und deren Hybride, ob heimisch gedacht oder nicht.

Rosa canina, Früchte Nahaufnahme der Früchte von Rosa canina.

Rosa rugosa, Herbstfarben Laub Rosa rugosa, Herbstfarben des Laubes.

Alle Fotos sind an den Küsten der Ostsee bei Kiel gemacht. Das abgetrennte Biotop findet sich am Falkensteiner Strand.