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Zusammenhangs­erlebnisse

– Beitrag zur Kultur des Lesens im WWW – Gedanken über Geschäfte und Ethik im Web [Teil III.]

Vermutlich ein zu einfacher Gedanke: Menschen wollen lesen. Auch im Web. Denn wer klickt, ohne zu lesen, dem erschließt sich der Sinn seines eigenen Handelns nicht. Blättern im Netz: Ohne Lektüre geht es auch im Web nicht. Ein Servicegedanke für die Webgestaltung: Es dem Lesen so einfach wie möglich zu machen. Denn Lesen stiftet Sinn, indem es uns Zusammenhänge erkennen lässt. Und Zusammenhänge zu erfahren, das macht Spaß! Ein guter Ansatz für eine Ethik des Web, die dieses Streben nach Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns zu ihrem Ausgangspunkt wählt und bei der Gestaltung von Webseiten entgegenkommt.

Inhalt

Aus dem Alltag lernen

Die Theorie der Zusammenhangserlebnisse[1] ist Teil der Entwicklung einer relativistischen Erkenntnistheorie. Jedoch ist diese kleine Theorie alltagstauglich. Der Begriff Zusammenhang sei aus dem Sprachgebrauch [sic!, ebd. S. 456] verstehbar.[2] Etwas Besinnung auf diesen Sprachgebrauch, es zeigt die vielfältigen Bezüge des Begriffs:

Das Wahrnehmen von Zusammenhängen hat einen solchen Erlebnischarakter, der im allgemeinen mein Gefühlsleben positiv beeinflusst.[2.1]

Jedes Aha-Erlebnis hat diesen Erlebnischarakter. Wir finden in der Regel Spaß daran, Zusammenhänge wahrzunehmen. Es ist das kleine Kind, das eifrig den Zeigefinger hebt, weil es die Frage des Lehrers verstanden und eine Antwort gefunden hat. Es ist unser Lächeln, wenn wir einen Satz (eine Geste, einen Fingerzeig, ein Problemfeld, einen Scherz) verstanden haben. Vereinzeltes wird für uns positiv erlebbar, wenn wir es zusammenfügen. Selbst das Erlebnis einer Ahnung (oder Vermutung) von Zusammenhängen kann diesen Charakter haben, unser Gefühlsleben positiv zu stimmen.

Es mag schon sein, dass Lesen mitunter Mühe macht und diese Mühe mit einem negativ belegten Begriff von »Arbeit« zusammenfällt, insbesondere bei einer Lektüre im Web [siehe Nielsen, Meiert]. Anderseits ist zu befürchten, dass das rasche, wohl kaum als mühevoll anzusehende Klicken im Netz, ungeeignet sein dürfte, (nachhaltig) unsere Gefühlswelt positiv zu stimmen. Es erzeugt eher eine misslaunige Leere, insoweit dieses rasche Von-Hier-Nach-Da leichtfingrig ist, jedoch kaum geeignet – ganz im Sinne Meiert – Nutzererfahrungen hervorzubringen, die einem Zusammenhangserlebnis gleich kämen. Klicken allein erschließt einem nichts.

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Das Blättern im Netz

Wir kommen auch beim Surfen nicht drumherum, vor jedem Klick zu erkunden, wohin die Reise geht. Wenn Links darüber keine Auskunft geben, blättern wir ziellos herum, wie wir es mitunter bei der Durchsicht einer Zeitung oder eines Buches tun. Herumblättern im Netz: Links mit dem Titel »Hier, weiter« oder »zurück« tragen bekanntlich kaum dazu bei, unserem Surfen eine klare Richtung zu geben. Dabei gilt:

Ohne Lektüre geht auch im WWW nichts.

Dies gilt auch für Verweise: Links werden gelesen.

Im Buchformat gedacht: Statt etwa einer Zwischenüberschrift finden wir den folgenden Text überschrieben mit dem Wort »weiter«. Unten auf jeder Buchseite steht »zurück«. Blöd!

Einmal banal gedacht und recht reduziert:

Jeder sinnhafte Klick setzt Lesen voraus.

Dies gelte auch und zumal für den unmerklich individualisierten Erlebniskauf. Klicken, um zu kaufen, ohne zu lesen? Soweit kommt es!

Dass die Auswertungen von Surfverhalten und den bummelig 20 Sekunden Klick-Intervallen missgedeutet sein könnten, als dass Lesen im WWW nicht gewollt sei, liegt nahe.[3] Lesen im WWW erscheint gar gänzlich ungeeignet für das eingeforderte positive Erlebnis, welches aber die Grundlage für eine im höchsten Maß ethische Webgestaltung sei [ebd.]. Positives Erlebnis ja, jedoch nicht durch Lektüre. Wodurch dann? Unmerkliche Individualisierung und individualisierter Erlebniskauf zum Beispiel seien geeignet, ein solches positives Nutzererlebnis hervorzubringen. Gar mit einem Win/Win–Ergebnis: alle Beteiligten profitieren scheinbar.

Lesen muss man selbst leisten; lesen ist aktiv, bestimmt durch die eigene Leistung. Sogar dann, wenn man etwas vorgelesen bekommt. Etwas Herangetragenes ist Lektüre nicht; »unmerklich« funktioniert Lesen nicht. Lesen findet seinen Ausgang und sein Ziel in mir.

Und mehr noch:

Außerhalb des Webbetriebs ist Lektüre eine vertraute, bekannte sowie weit verbreitete Beschäftigung, die dem Menschen Sinn stiftet und Spaß macht.

In der Webgestaltung wird darüber debattiert als sei es ein Fauxpas, wenn der Schreiber einer Website (im Kopf) Text präsentiert.

Mitunter erscheint das Design von Webseiten wichtiger als die Texte, das Design eines Button und sein Verhalten beim Hovern wichtiger als sein inhaltlicher Verweis.

Dem gemeinen Onliner freilich, insoweit er es gewohnt ist, vor jedem Klick erfahren zu wollen, was er da anklickt, erschließt sich diese Denke der Webgestaltung nicht!

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Das Spiel von Ursache und Wirkung

Die Konsequenzen für die Webgestaltung sind zweigleisig: die Aufbereitung von Texten für das Netz sollte durch das Medium bedingt bekanntlich eine andere als im Druckwesen sein. Zweitens: Im WWW wird kaum gelesen; die Ethik eines positiven Erlebnisses für den Nutzer über die Gestaltung einer Website erfolgt nicht primär über die Textinhalte selbst, wenigstens nicht allein entscheidend, sondern über deren Aufbereitung für das Web. Angepasst an ein Nutzerverhalten, das sich ermittelt aus diversen Studien über die Verlaufsdauer (Klick-Intervalle) respektive dem allgemeinen Surfverhalten (etwa dem »Scannen«) des gemeinen Nutzers. Ihm – diesem quantitativ wohl relevanten Typus eines Nutzers und seinem Verhalten – gilt die Aufmerksamkeit.

Eine Meinung

(…) Der gesunde Sachverstand(,) die wichtigsten Elemente immer innerhalb der ersten 600 Pixel unterzubringen(,) sollte (…) selbstverständlich sein. [(,) von mir]

Das heißt, ohne scrollen so viel wie möglich oben aufs Papier. Stellvertretend für das Selbstverständliche des Webdesigns.

Es könnte freilich auch so sein, dass eine derart begründete Webgestaltung genau das erzeugt, was sie als Legitimation heranzieht, exemplarisch: überfrachtete Header mit einer Reizüberflutung durch ungezählte Links, (animierte) Bildergalerien, Info-Boxen, die gerne schon weiteres empfehlen, bevor das durchschnittliche Nutzer-Hirn auch nur einen Schnipsel des Inhaltes – für die Lektüre – erhaschen kann. Ein solcher Aufbau ist möglicherweise ungeeignet, Zusammenhangserlebnisse hervorzubringen und verführt oder erzwingt geradewegs das vielgenannte Scannen des präsentierten Durcheinanders und die kurzen Klick-Intervalle, die in der Tat interpretierbar sind als Versuch, Zeit zu sparen und rasch zu einem Ziel zu kommen.

Rasch weiter!

Surfen ist der Versuch von bequemer Lektüre mit dem Zeigefinger.

Die vermisste Bequemlichkeit eines Sofas beim Sitzen vor dem Monitor sei ein schiefes Argument für jene unkonzentrierte, wenig ausdauernde Lektüre. Der moderne Mensch verbringt mehr Zeit vor dem Schirm, beruflich und privat, als vor Schriftlichem auf Holz gedruckt. So gänzlich unbequem mag der Monitor dann nicht sein; wenigstens nicht ausschlaggebend für eine Änderung des Zeitvertreibs.

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Das Einzelne macht das Ganze

Ähnlich zu hinterfragen wie der gewöhnliche Aufbau einer Webseite sind deren einzelne Elemente: jene Design-Button oder die Schriften und Schriftgrößen zum Beispiel. 9–12px sind bestenfalls fürs Kleingedruckte gut, die Schriftfarbe in dezent grau führt mitunter dazu, es wäre besser gewesen, das Geschriebene gleich wegzulassen.
Blocksatz, fehlende Absätze, nicht erkennbare Verweise … dergleichen ist bekannt für ein Layout, das Lesen nicht fördert, sondern verhindert.

Dass ein Ganzes mehr ist als die Summe seiner Teile [frei nach Aristoteles, Metaphysik], gibt

Stoff für Reflexion.

Mal mag das Ganze gar weniger als dessen Teile sein. Aber selbst in diesem speziellen Fall erscheinen die Eigenschaften des Ganzen und dessen Wirkungen nicht erklärbar aus den Eigenschaften und Wirkungen der einzelnen Teile.

Emergenzen wo man hinschaut, in der Physik der Teilchen und der Biologie von Lebewesen, in der Psychologie des Denkens und der Kommunikation, in der Soziologie und der Wirtschaft – und die neuen Medien sind nicht ausgenommen.

Sind allerdings alle Teile schlecht, wird auch das Ganze nicht besser. Hier versagt Emergenz. Für die Webgestaltung gilt ferner: Gute Elemente schlecht zusammengefügt: Der Mensch liest nicht. Dies lässt sich jedoch mit wenig Aufwand dahingehend korrigieren, dass der Schreiber anschließend davon ausgehen kann, durchaus Leser für seine Inhalte zu finden. Denn gelesen wird auch im Web, wenn man denn so will: gezwungenermaßen, ansonsten erschließt sich nicht nur der Sinn des nächstens Klicks nicht, vielmehr erhält das ganze Surfen keinen Sinn. Das Ganze gestaltet sich somit auch hierbei, indem die Zusammenhänge der Teile bedacht werden, um das Erlebnis des Lesens zu ermöglichen; wenigstens zu erleichtern.

Das Erlebnis des Lesens als Ausgangspunkt für die Webgestaltung zu nehmen, erscheint mir sinnvoll.

Eine zweite Meinung

Ein gesunder Sachverstand wäre es, nicht alle Teile (sprich Elemente der Webgestaltung) auf 600 Pixel unterbringen zu müssen.

Denn keiner liest alle diese wichtigen Elemente. Sie stören nur.

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Die Logik des Suchens

Zu niemandem ist man ehrlicher als zum Suchfeld von Google. [Constanze Kurz vom Chaos Computer Club.]

Ferner mag man überlegen, dass ein Suchbegriff eines Nutzers relativ konkret ist, ihn jedoch zu Seiten führt, die zunächst und vorrangig wenig über das Gesuchte präsentieren, stattdessen tausend Optionen. Das Gesuchte erfährt kaum einen Zusammenhang – oder Kon-Text – im Erlebnishorizont: Suchbegriff eingeben, Suchergebnisse abfragen (scannen), eines (oder mehrere) aufrufen – lesen?

Aufgerufene Seiten im Web konkretisiert jedoch selten, sie vereinzeln in der Regel das Gesuchte, nun als beliebiger Happen eines bunten Plakats, Seite für Seite.

Elemente der Webgestaltung: Es ist der Versuch, alle Elemente (Logo, Menü, Bilderleisten, Schlagwortregister, Werbung) in Bezug zum Inhalt (Content) gleich zu gewischten. Auf einem Blatt Papier in der Größe eines Schulheftes.

Selbst die Werbung ist schlauer als das gewohnte Webdesign: prägnant, knackig, einprägsam, verstehbar, konzentriert auf die jeweilige Botschaft.

Webdesign stattdessen will gleich den ganzen Laden präsentieren; immerzu. Auf bummelig 20x30 cm eines Desktop. Wer will das sehen? Das geschäftige Klicken offenbar nicht. Wer sucht und nicht findet, klickt. Wer nicht sofort findet, klickt. In Intervallen, die atemberaubend sind. Das rechte Auge sucht den Content, während das linke zeitgleich die gebotenen Optionen scannt. Lesen sieht anders aus. Zusammenhänge erlebbar machen sieht anders aus, … Zeit sparen … rasch ans Ziel kommen … Antworten finden auch.

Eine derart geprägte Webgestaltung fehlt es eher an einer Ethik, insoweit eine Selbstdarstellung Seite für Seite anstelle dessen tritt, was als inhaltliche Substanz für den Nutzer nahe liegend ausschlaggebend war, die jeweilige Seite überhaupt aufzusuchen: Suchbegriff – Inhalt? Ergebnis der gewohnten Klick-Erfahrungen sind übervolle Header von Seiten im kopierten Webdesign. Webseiten? Die gestaltet man halt so und so! Und das wäre wie?

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Das Einzelne einmal schlicht präsentiert

Ein Beispiel von meinen eigenen Seiten: Ein Nutzer gibt in einer Suchmaschine die Rosensorte ‘Blush Hip’ ein. Irgendeine Suchmaschine listet die Ergebnisse auf. Im Idealfall steht irgendwo meine Sortenseite (und nicht nur die Übersichtsseite) über ‘Blush Hip’ als eines der Suchergebnisse. Der Nutzer öffnet darüber diese Sortenseite und sieht: ‘Blush Hip’ (wenn ich hier einmal von meinem Logo absehen darf). Das Nutzerhirn hat es recht einfach, aus dem Kopf meiner Seite das herauszupicken, was es gesucht hat.

Bei allen meinen Unterseiten – wie etwa die von ‘Blush Hip’ – steht das verkürzte Menü im Kontext des Inhaltes. Es ist suchführend (oder der Logik des Auf-Suchens der Seite entsprechend) kurz gehalten und steht als eine Art verkürzte breadcrumb: Es nennt die Hauptseite(n), auf denen die jeweilige Unterseite eingeordnet ist. Es erscheint mir irrsinnig zu meinen, dass jemand, der eine Seite öffnet als erstes weitere Optionen präsentiert bekommen möchte, aus denen er den gewünschten Inhalt (den eigentlichen Anlass für seinen Klick) herausfiltern darf.

Anders indessen wäre es, wenn meine Navigation der Hauptseiten (mein Menü) vom Fuß der Seite auf allen Seiten im Kopf stünde; also auch auf solche (Unter-) Seiten wie die von ‘Blush Hip’. Rund 20 Verweise des Menüs, bummelig ein halbes dutzend Rubriken erscheinen im Vergleich zwar zu anderen Seiten noch harmlos und überschaubar, jedoch sind es genügend Reize, die erst einmal verarbeitet sein wollen, obgleich sie mit dem Inhalt direkt der Seite selbst weniger oder gar nichts zu tun haben.

Suchen, Finden, Anschauen selektiert. Lesen selektiert. Denken selektiert: Schritt für Schritt Reduktion von Komplexität. Ansonsten kommt man durch nichts hindurch.

Service in der Webgestaltung? Verringerung von Komplexität im Kopf.

Die Inhalte sind in der Regel kompliziert genug.

Wenn sich im Kopf von Webseiten besagte Werbeblocks, Pop-ups, automatisch abspielende Bildergalerien, eine Schlagwortsuche mit bummelig hundert Links – und dergleichen versammeln: Auf jeder Seite bei jedem Klick! Man kann es kaum jemanden übel nehmen, wenn nach geraumer Zeit des Surfens (nach je individueller Konzentrations-Toleranz) damit begonnen wird, was allgemein bejammert wird: Mit einer Erhöhung der Klick-Intervalle.

Solche Erlebnisse, durch die wir das Nichtbestehen von geglaubten Zusammenhängen gewahr werden, heißen Isolationserlebnisse. Natürlich werden wir danach streben, uns vor Isolationserlebnissen zu schützen. Dies können wir im mitmenschlichen Bereich gewiss dadurch versuchen, indem wir uns möglichst unverstellt geben und nach einem möglichst guten gegenseitigem Verstehen streben. Aus dem Streben der Vermeidung von Isolationserlebnissen lässt sich sogar eine ganze Ethik ableiten, die das individualistische Streben nach Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns und Lebens zu ihrem Ausgangspunkt wählt.[4]

Klick-Intervalle sind ein Spiegelbild der Verlegenheit, Gesuchtes nicht sofort zu finden. Es wäre ein Gewinn für das Web, würden nur diejenigen Webseiten betroffen sein, die statt Inhalt primär Design und Raffinesse bieten.

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Eine Ethik des Web?

Wenn Webgestaltung nach einem möglichst guten gegenseitigen Verstehen strebt?

Wenn Webgestaltung danach strebt, Isolationserlebnisse zu vermeiden?

Wenn sie das individualistische Streben nach Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns und Lebens zu ihrem Ausgangspunkt wählt?

Eine Webgestaltung, bei der jeder einzelne bemüht ist, für sich selbst und andere Zusammenhänge zu stiften?

Lesen ist in diesem Kontext einzuordnen und zu verstehen. Ein Armutszeugnis, wenn Lektüre im Netz als mühevolle Arbeit gedeutet wird, die der gemeine Internet-Nutzer zu vermeiden scheint. Ein zweites Armutszeugnis, wenn das Ganze auch noch empirisch untermauert sein soll für eine Webgestaltung, die in der vermeintlichen Vermeidung von Lektüre ihre Legitimation sieht und darüber diesem Ansatz einer individualistischen Ethik[5] eher zuwider läuft. Einer Ethik, die im eigenen Streben nach einem sinnhaften Handeln und Leben ihren Ausgangspunkt sieht. Lesen ist prädestiniert, Nutzern des Netzes ein sinnhaftes Handeln zu ermöglichen.

Eine unmerkliche Individualisierung im Erlebniskauf erscheint mir kaum geeignet für eine Ethik im Web. [siehe Meiert]

Die Konzentration auf 600 Pixel für alle wichtigen Elemente?
Inhalte Nutzern vermitteln zu wollen, dies erscheint mir der besserer Ansatz, der leider an Selbstverständlichkeit verloren hat.

Besucher auf den eigenen Seiten halten, zum Kauf bringen zu wollen, dieser Motivation kann nachträglich wohl kaum eine Ethik eingehaucht werden, indem die fragwürdig gemachten Gewinne angeblich zurückfließen in soziale Projekte, sei es unmittelbar durch das Engagement des Unternehmens, sei es indirekt durch dessen Besteuerung. [siehe Holmann]

Der kurzlebige Aufenthalt auf Webseiten als Spiegelbild einer fehlgeleiteten Webgestaltung? Diese Frage muss man sich gefallen lassen. Der Teufel der Klick-Intervalle als Ergebnis einer Webgestaltung, die diesen Teufel mit dem Beelzebub vertreiben will.

Die ganzen Strategien des Kunden-Management, so erscheint es mitunter, folgen diesem Wechselspiel von Teufel und Beelzebub. Als ob Besucher und Kunde etwas sei, was einzufangen wäre. Mit unmerklichen, manipulativen, technisch raffinierten Instrumenten und Methoden des Netzes.

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Mut zur Einfachheit im Kopf

Das Nicht-Lesen im Netz liegt möglicherweise nicht begründet beim Nutzer oder in einer hektischen Moderne[6], sondern in den Traditionen des Netzes und der Webgestaltung.

Vielleicht will der moderne Mensch nicht klicken, sondern lesen? Und warum will es ihm im Netz nur so schwer gelingen?

Etwas mehr Mut, im Kopf das Wichtigste zu präsentieren: den Inhalt. Mehr nicht. Denn der Inhalt ist das, was die Nutzer mit ihrem Klick finden wollen. Finden sie, bleiben sie. Und kommen gerne wieder.