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»EM – Effektive Mikro­organismen«

… lernen Sie lieber das Gärtnern.

Kleine »Elementen-Lehre«

Da haben wir es wieder, diese Kandidaten, die wild mit ihren »Siapthon®«-Tüllen herumwurschteln und sich gegenseitig ihr »Vitanal®« und irgendwelche »Aktivatoren« in die Ohren und vors Hirn spritzen.

Irgendeine You-Tube-Gartenmaus samt hauseigenem »Kiosk«, ferner Verkaufsmäuse mit und ohne Dipl. Agrar wollen an meiner Börse nagen, indem sie mit geknautscht strahlenden Gesichtern mir kleine Organismen aus der Flasche empfehlen.

Für meinen heimischen Boden allgemein sei dies wunderbar, sodann für alle dort beheimateten Pflanzen und speziell für meine Rosen: rundum »effektiv«, sagen die Damen und Herren!

Kleine Organismen in der Tüte: »Effektive Mikroorganismen«!

Für alle Lebenslagen gar!

Agrar, Pferd, Hund, Darm, Dental, Wasser, Keramik, Garten …

»Der Boden ist der Darm der Erde …«, sagen die.

Unsere Welt »von Grund auf« neu orakelt …

Oder das Gärtnern … vergessen?

Oder neu erfunden?

»Klicken Sie hier!«, sagen die.

Zeitgemäß und profan die wieseligen Opportunisten unter diesen Mäusen: »Wir machen Geld mit unserer Gartenlaube – und empfehlen uns auf dem Video-Kanal … und EM!«

Werbe-Klick-Mich-Like-Unsinn: »Bezugsquellen finden Sie auf meiner Homepage … und hier … Kauf EM – Effektive Mikroorganismen!«

»Es wäre nett, wenn Sie mich als Quelle nennen …«

Was auf solchen Seiten »geboten« wird, muss ja nicht schlecht und unnütz sein …

»Wir betreiben unsere großflächige Landwirtschaft mit EM! Nur noch mit EM!«, so eine der Dipl. Agrar.

Ist ja doll! Vom Fach – und nur noch EM!

»Wir kommen früher auf’s Land als die Nachbarn. Dank EM!«

»Wir brauchen weniger bis keine Düngemittel …
weniger bis keine Pflanzenschutzmittel.
Dank EM!«

EM?

EM!

Vom professionellen Acker bis zur gemächlich kommerzialisierten Hausparzelle … für den Privatmenschen, für Wirtschaft und Industrie, für Arm und Reich, für die Welt.

»Universell«, sagen die Damen und Herren, diese »EM«.

»Universelle EM …« – man mag es dann auch als Rosenfreund/-in gerne heraushören: »wissenschaftlich auserwählte Elite-Mikroben des Bodens … auch für Deine Rosen …«

Machen die auch schönes Haar?

Milliarden und Aber-Milliarden Organismen für bummelig einige Hundert Euros, sofern meine Flächen kalkuliert werden – für üppige Liter an zu mischender Brühe für Gieß- und Spritzverfahren, bedingt lagerfähig, aufzubewahren in Plastik – und kühl.

Warm gestellt und gar in Glas gepackt macht’s möglicherweise PENG oder Krawumm, sagen die.

Im Kühlschrank lagern, es wäre schon gut und zu verbrauchen binnen 4 Wochen …

Also
da haben wir erneut etwas zum Mischen

und in Intervallen auszubringen und anzuwenden.

Wie die alten Spritz- und Gießmittel aller Art …

d.h.
im Frühjahr, im Sommer, im Herbst …
Jahr für Jahr … kaufen, rühren, gießen, spritzen.

Und warum auch nicht: notfalls verklappen Sie das Zeug auch im Winter, falls der Kühlschrank noch voll sein sollte …

Oder süffeln Sie die Reste einfach selbst …

Zwar nicht betont offiziell empfohlen, derartiges selbst verkosten zu können, nein, dies nicht, es soll aber möglich sein … und wird von Gartenfeen vor laufender Kamera gar hübsch zelebriert …

Messbecher voll Brühe, ab in das eigene Körperinnere …

»Wir leben noch …«, sagen die.

»Noch …« mag man spötteln …

»Erd-Gedärm« … interpretationsfreudig.

Erde fressen sollst Du! – im Duktus einer Heilsbotschaft. Den Kopf in den Sand!Radieschen von unten sehen!

Was der Mensch so alles denkt, braucht, entdeckt, erfindet, probiert und hat!

Und haben will!

Wundertüten?

Für alles …

»EM«?!

Der Natur entrissen, weitgehend untersucht, Rezept erfunden, für »cool« befunden und mal so richtig »effektiv«.

»Ineffektiv« wäre auch blöd.

Irgendwie um die 80 »Effektive Mikros«, so deren kursierende Stückzahl.

Diese Kleinst-Mini-Mit-Blossem-Auge-Unsichtbar-Aus-Dem-Labor-Lebewesen-Gemeinde, die haut richtig was weg, egal wo, sagen die. Einmal aus diesem Plastik-Tupper-Fermenter-Schrein befreit …

Wie beim Märchen-Geist aus seiner Tonflasche …

Aufmachen: Wir haben wieder Wünsche frei …

Der Luschen-Gärtner samt Gattin sieht sodann auch »plötzlich«: Dickere Paprika, fetteres Laub, sogar krümeligen Lehmboden, schmackhaftes, »lichtgesättigtes« Brot, intensivere Farben allüberall, im Laub, in Blüte und Frucht … kernig, gesund … paradiesische Räume für Pflanz, Tier, Mensch – und findet (s)einen Beitrag für …

»einfach«:

Rühren, ziehen lassen – spritzen oder gießen.

Kühlen nicht vergessen.

Schwups!

»Ganzheitlich«: Für Hundefell, krankes Pferd, toten Acker, blöde Blumen … innwendig.

Hausputz und Körperpflege … alles mit »EM«.

Tolle Erkenntnisse aus den 1970er Jahren!

Aus der unbekannten Mikroben-Welt eine Handvoll gegriffen, gemixt und unter amerikanischem Patent gestellt [Nr. US-Patent: 4985060]. Die Amerikaner patentieren irgendwie alles – mit Markenschutz den Globus retten …

Es lebt sich sogar damit länger! Wenigstens gesünder, gleich ob Boden, Pflanze, Hund, Kuh, Pferd, Schwein, Mensch …

So spekuliert die Runde … auch über den kränkelnden Entdecker …

Dank EM! Kucken. Schlucken: langes Leben … wenigstens länger.

Und nu in Dosen!

Patente derart wie für das schnöde Verfahren zur Fermentation von Topinambur zwecks Vereinnahmung für Darmgesundheit und Abwehrkraft nehmen sich im Vergleich geradezu albern aus. Darmgesund und Abwehrkraft – Pah! Auch noch von 2009 – quasi viel zu spät dran!

Die ganze Welt in einem Park, eine Untersuchung über die Artenvielfalt im Central Park beförderte die Erkenntnis zutage, was da unter den Füßen der Besucher im Boden haust, sei in der Artenvielfalt und deren Ökologie eine echte Terra incognita. Allein 122.081 genetisch verschiedene Bakterien hatten und haben ihr zuhause in diesem Park-Boden inmitten einer Stadt – bummelig 10% von diesen Kandidaten dieser Kleinstlebewesen-Welt sind irgendwie und mehr oder weniger »namentlich« bekannt. Ein Wissen über deren Zusammenleben da unten habe man nicht …

»EM«!

Bummelig weniger als eine Handvoll Nichts der kleinen Kacker aus jener »Terra incognita« samt irgendeiner Nährlösung in Dosen gepackt – für den globalen Einsatz.

Toll!

Folgeabschätzungen: Was macht das saisonale Verklappen der Lösung Jahr für Jahr mit den Böden der Welt? Wissen Sie darüber etwas Gescheites zu sagen, außer, es sei doch irgendwie »Natur«?

Kurios, EM in der Zahnprothetik: Die bei bummelig 1000 °C in Keramik eingebrannten »Mikros« sollen derart verascht, pulverisiert und eingesargt aktiv bleiben: im Mund des Menschen den ph-Wert regulieren, Elektrosmog reduzieren sowie vorhandene Oxidationen rückgängig machen. Wenn diese Werbung einen wahren Kern hätte und zuträfe, so ein keineswegs aus einer launigen Satire heraus besorgter Oberarzt, werde hier mit Mikroorganismen hantiert, die alle bisher bekannten Sterillisationsprozesse überstehen. Nicht auszudenken, wenn diese Technologie in falsche Hände geriete.[*]

* Eine nicht zu überspringende Fussnote

Ein Mikroben-Mix soll die Welt retten, FOCUS Magazin, Nr.35 (2013), S. 3.

Ich halte es nicht für übertrieben und auch nicht für verkehrt, wenn kritische Geister sich mit immer wieder einmal auf den Märkten herumlungernden Welt-Rettungs-Fantasien herumplagen und allen allzu rasch ihren Glauben verschenkenden Verbrauchern Fragen stellen: Je nach Zusammensetzung der Flora, dem Anwendungszweck und dem Immunstatus des Anwenders ist nicht auszuschließen, dass von EM eine gesundheitliche Gefahr für Verbraucher ausgeht. Eine Anwendung als Haushaltsreiniger in Küchen oder der Verzehr dieser Produkte als Nahrungsergänzungsmittel ist kritisch zu sehen. Soweit ebenda eine Juliane Bräunig der Arbeitskommission für Biologische Gefahren des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Mehr als diese leisen Mahnrufe in der Öffentlichkeit sowie gut versteckte institutsinterne Angaben, diese »EM®« müssten unbedingt im Blick behalten und einmal thematisiert werden, findet sich auch im Jahr 2018 von Seiten solcher Institute und Ministerien nicht. Warum nicht? Macht mal hinne!

Die »Wiener Studien« aber nehmt mal nicht zum Vorbild; öffentliche Steuergelder müssten schon fließen, anstatt die Gelder von Sponsoren diverser Interessenvertreter der Wirtschaft dankend zu verarbeiten. Will man Ergebnisse einer »unabhängigen« Untersuchung, braucht es »unabhängiges« Geld.

Derzeit mag man bei jeder öffentlichen Kritik an diesen EM-Produkten noch böse den Einfluss eines Lobbyismus aus Zahnprothetik, Düngerbranche bis Haushaltsreiniger wittern und dagegenhalten, dass grundsätzlich mal nicht schlecht sein kann, was irgendwie zu helfen verspricht. Aber muss man aus dieser philosophischen-politischen Besinnung heraus sogleich den nächsten Schritt gehen und den blinden, frisch verliebten Selbst- und Feldversuch wagen? Da wird aus einer beliebten Haltung rund um Verschwörungs-Fantasien und Institutionen-Abkehr Wissenschaft und deren Kritik verunglimpft, um freilich mit dem modernsten Handy die aktuellsten Esoterik-Trends als Wahrheiten zu verbreiten: Man habe »es« »wirksam« im Mund, »es« heile gar Krebs, man gebe »es« gar den Kindern zu trinken, sprühe »es« aufs Hundefell und schütte »es« unentwegt in den Garten … Wunder über Wunder?

Zweifel ist angebracht.

Etwa die Schweizer, die behördlicherseits meckern, dass diese dubios bleibenden »EM« nicht offiziell als Mittel gegen Krebs beworben und verkauft werden dürften. Bei Mensch und Medikament hört der Spaß auf! Wenigstens in der Schweiz. Als ob freilich dieses amtliche Einschreiten relevant wäre für Menschen in Not, denen oft nur noch bleibt, an irgendetwas zu glauben, weil ansonsten nichts mehr hilft …
Wer leidet, kauft so manches …

Die Pharmaindustrie wenigstens dürfte sich freuen, könnte sie »Medikamente« aus hauseigenem Labor und holder Theorie wagemutig und putzmunter an allen Prüfinstanzen vorbei auf diesen kränkelnden Markt schmeißen. Der kranke Mensch oder der kränkelnde Hausgarten, so geht es ohnedies die Runde, einmal mehr als Kaninchen skrupelloser Konzernpolitik missbraucht? Mit Verlaub, da zeigt sich die Vertriebspolitik rund um »EM-Produkte« nicht besser: Versuch mache klug … und gut sei doch nun mal, was zu helfen verspricht?

Über die »Wirksamkeit« dieser gesammelten »EM« im Garten kräuseln nüchtern Vertreter diverser Wissenschaften die Stirn, mittels renommierten Theorien und angepassten Langzeit-Studien: man könne diese »Effektivität« der Mikroben aus der Dose nicht nachweisen … möglicherweise aber zeige deren Nährlösung als organische Substanz eine gewisse Wirkung … denn es mache nunmal keinen messbaren Unterschied, ob diese Mikrowelt tot oder lebendig aus der Dose aufs Feld komme. Im Kern also kritteln diese Studien herum: kostenlose Kacke von Kuh und Pferd ginge wohl auch … Grünabfall aller Art.

So etwas wollen die EM-Lehren nicht hören, nicht sehen, nicht zitieren: Die Esoterik-Affen empfehlen sich recht ungestört lieber selbst …

Schnöde Kalkulationen wären angesagt, über Kosten und Nutzen, Zeitaufwand und Effizienz, vorhandener Hirnschmalz und verfügbares Realeinkommen … über Geschäftemacherei mit Träumen.

Derlei sachlich daherkommende Studien zur Effektivität dieser »EM« klingen halt nicht so toll, wenigsten nicht so toll wie die Lektüre-Titel vom Er-Finder und Vermarkter dieser »EM« – auf den Kladden seiner Werke liest sich Vielversprechendes: Eine Revolution zur Rettung der Erde, »Die wiedergewonnene Zukunft« – oder schlicht und irgendwie selbstredend der Titel »Effektive Mikroorganismen«, die machen mal rundum das Leben schön! Verlage sind mitunter auch schmerzfrei, wenn »es« Auflagen verspricht …

Wer das alles im einzelnen nicht suchen, gar lesen und studieren will: Man bemühe wieder einmal mehr Wikipedia. Anders als beim Thema Rosen, findet sich dort zu diesen »EM« Zeitkritisches und diverse Verweise ebenda weisen die ersten, weiteren, eigenen Wege …

Man mag das Ergebnis in Hinblick auf den eigenen Garten auch verkürzt so zusammenfassen: Ein gepflegter, lebendiger Boden braucht keine teueren Dosen …

Dies ist freilich nicht so leicht zu denken und zu machen wie das Verklappen von Wundertüten …

[Ende Fussnote]

Das komplette Paradies, reduziert auf einen diffus bleibenden Mikroben-Mix, gibt’s jetzt mit bedeutungsschwangerem Beipackzettel! Für den Garten- und Mikroben-Laien eine wahrhaft bizarre Welt! Ein durchaus werbe- und streittüchtiger Marken-Konzern aus Japan gibt sich »professoral« und empfiehlt sich überall allen.

»Mikroorganismen« für alle! Von einem Professor Higa. In allen marktrelevanten Übersetzungen zu haben: Englisch, Deutsch, Russisch ….

Für alles! Seien Sie mal selbst kreativ, falls Ihnen die konzerneigene Lektüre zu anstrengend wird!

Diese Dosen-Mikroben-Welt nämlich entdeckt Schritt für Schritt Markt für Markt und macht, weit abseits von deren eigentlichen Wirk- und Lebensraum, saubere Fenster, Küchen, Kinder, heilt böse Wunden, haut Pickel weg, macht Hände, Wäsche, muffelnde Decken rein und die Haare schön … eine echte Entdeckung.

Möglicherweise poliert »es« auch Autolack. Probieren Sie »es« aus …

Seltsam, dass hierbei kaum einer oder verspätet oder zu verhalten oder gar nicht Kritik übt. »Es« klingt einfach und probiert sich für eine Handvoll Geld mal eben aus …

So tickt der moderne Konsument – so funktioniert der moderne Markt: (ver)kaufen, (ver)kaufen, (ver)kaufen. Problem? Produkt kaufen! Problem: die Rettung und die Zukunft der Erde? Lösung: markenrechtlich geschütztes Dosenfutter für den Weltboden und für allerlei …

»Der Boden ist der Darm der Erde … Licht-Photonen machen lecker Brot … unsere aufgeladene Keramik macht das Wasser heile …«

Echt toll, dieses unermüdliche Herum-Orakeln an dem, was die Welt irgendwie zusammenhält …

Diese belesen-deutelnden Damen und Herren aus Vertrieb und Selbstversuch erwecken zwar den Eindruck, ihre frohe Botschaft leicht angestrengt zu verbreiten, etwa wie Missionare unter wilden Stämmen …

und in ihrem Eifer vergessen die Damen und Herren zu erfragen, ob diese Stämme möglicherweise nicht längst schon klug, kostenfreundlich und irgendwie »ganzheitlich« unterwegs sind …

und als ob diese Heilsbringer also selbst nicht so recht verstehen und glauben wollen, was diese bunte Welt so alles zu bieten hat …

und schlicht ihren eigenen Glauben verbreiten und für diese Welt zusammenrühren wollen, aus kleinen, »handlichen« Reliquien-Dosen.

Vor dieser laufenden, markttüchtigen You-Tube-Kamera muss man auch ins Schwärmen kommen – wie Geistliche auf ihrer Kanzel – oder besser: wie Kinder halt schwärmen, weil sie gern schwärmen und schwärmen wollen … ansonsten klappt das nicht mit diesem »Posten«, den »Likes«, dem Bekehren anderer und dem Generieren von Geld … wie auch immer.

Die Damen und Herren, so scheint es mir, brauchen offenbar und also wieder einmal einen neuen Lebenssinn, freilich mit etwas mehr Einkommen in den Taschen. Gut, also irgendetwas für Herz und Portemonnaie, also wenn möglich irgendeinen wissenschafts-esoterischen Tinnef, der Sinn verspricht und über den sie – und auch Sie – über den Gartenzaun hinweg oder vor gebanntem Fachpublikum munter plaudern und referieren und es zugleich im großen und kleinen Stil in Behältnisse füllen und verhökern können.

Dies ist schön und wunderbar: Tupper-Dosen, leer oder mit irgendetwas drin, kann durchaus jeder bewerben und verkaufen!

»Gut gärtnern« kann man nicht in Dosen füllen. Blöd!
»Gut gärtnern« kann man auch nicht patentieren, nicht einmal lizenzieren und allenfalls in einem Buch gepresst verkaufen. Echt blöd!

Meine Mutter machte es wie meine Oma, weit vor den 1970er Jahren – wir hatten das beste Gemüse der Welt und den schönsten Garten aller Zeiten … das war nach der Reichsmark, also zu DM-Zeiten …
Meine Oma hatte ihr Wissen von ihren Großeltern, mehr väterlicherseits.
Da kam Kacke von Pferd und Kuh auf die Scholle, eigene Pflanzenreste obendrauf … brauchbarer Küchenabfall ging auch … Schnittreste, abgeerntetes Grün …

»Keine nackte Erde, Jung … mag die Erde nicht!« – so meine Oma.

Meine Mutter trank gerne klares Wasser und Kaffee, meine Oma naschte leidenschaftlich Obst …

Ein ziemlich lebendiger Garten im Kreislauf … Jahr für Jahr … bis heute.

In die kleinen, klammen Taschen der Herren und Damen von heute indessen soll viel neues Geld fließen – wenn das nicht mit Rosen, Kühen und Gäulen klappt, weil man aber auch gar keine Ahnung von diesen Dingen hat und sich dieses pickelige Zeugs auch einfach nicht in Flaschen stopfen lässt, mitunter allein der Größe wegen nicht, füllt man halt was anderes rein, irgendwie »andere Organismen« … lagerfähig, stapelbar, versandtauglich, sauber und ohne Haken und Stacheln … und appelliert nicht nur schnöde an »Schönheit und Duft«.

Appelle in Richtung »für uns gut – und für alle Dritt-Arm-Rückstands-Länder« gut, »kosmisch darmgesund!« sowie profan: »geruchsneutral«, »einfach« und »ganzheitlich« laufen irgendwie immer.

Exemplarisch: Für uns ohnehin gut und als patentiertes Produkt der Erstwelt auch für die Gedärme und Böden in diesen furchtbar verarmten, hungernden, unterentwickelten Rückstands-Ländern zu gebrauchen … gewiss, für diesen noch aufzubauenden Markt ein lukratives Produkt unter freundlichen »Sonderkonditionen« …
Wir empfehlen uns gern … mit Saaten, Pflanzenschutzmitteln, Genen und Mikroben … für alle.

»Einfach ganzheitlich EM«.

Sehr einfach.

Stinken nicht!

Ach so.

Herr und Dame kaufen derlei »Organismen« selbst ein … von irgendwoher … gern auf Kommission … oder mit geliehenem Geld … oder mittels vom Munde abgesparter, hoffungsfroher Letzt-Reserve … oder verweisen nur, bekommen aber dafür schon einen Obolus. Dame und Herr müssen so vorgehen, denn »EM®« ist geschützt. Und Dame und Herr versuchen ihr kleines, eigenes Glück auf diesem neuen Markt: Lebewesen-lein … rühren, schütteln … in den Boden verklappen, für alle gutgläubige Luschen-Gärtner/-innen weltweit.

Ein großer Markt.

Man denkt sehr gern »global« und operiert sehr gern »international« … »ganzheitlich« halt.

Weltsprache, Welternährung, Weltgesundheit … Erde retten.

Meine Oma und meine Mutter waren keine Luschen-Gärtnerinnen …

Tipp für Sparmäuse

Kostenfrei, wenngleich obszön anmutend:

Pinkeln Sie ungesehen in eine Ecke Ihres Gartens!

Geht »global«!

Kostet nix!

Schaufeln Sie die beglückte Krume in Ihr Rosenloch – pflanzen Sie da was rein und wundern Sie sich dann, wie das alles wächst! – ganz ohne irgendwie witzige, ohnehin nicht sichtbare, möglicherweise überhaupt nicht existente (?!) Gut-Tierchen aus der Wunder-Tüte.

Trinken Sie einen Pott Kaffee, schütten Sie den Rest samt Satz im Sitzen mit Schwung aus dem Fenster sofort in die Rabatte: Das wächst!

Bananenschalen, nix klein machen, sondern die Frucht essen, Rest ab ins Beet, sofort, mit Schwung, oder gern auch nach Reifung, braun, weich, leicht schimmelig, besiedelt mit [You-Tube-Zitat] ›bösen‹ Organismen (sozusagen die neuen Un-Organismen des Bodens zu den passenden Kräutern).
Um so besser also: schimmelig und faulig – wunderbar, diese kostenlose »Effektivität von Organismen« aller Art im Garten und im Müll!

Stinkt herrlich!

Gesteinsmehl?

Kann, muss nicht …

Meine Mutter und deren Mutter und deren Kinder tranken gerne ein Glas Wasser, aßen Obst, wie schon gesagt …

»EM« kamen da nicht rein.

Tat nicht Not.

Meine Oma wurde über 90 Jahre, aß sogar sehr gerne Obst, trank mäßig gerne Wasser. Gerne und lieber Tee.
Meine Mutter mochte keinen Tee. Ich trinke auch lieber und viel Kaffee. Was die Welt mit uns halt so alles erhält …

»EM« kannten die beiden nicht. Sie brauchten es auch nicht. Entsprechend kauften sie es auch nicht. Von dem so Gesparten kauften die beiden sich schöne Pflanzen … ein gutes Buch … ein schönes Trink-Glas oder neue Schuhe. Den Kindern Spielzeug.

Oma reiste im Alter gern.

Ich kannte sie kaum, gelehrt aber hat sie mich viel.

Sie können auch alles auf einen Haufen schmeißen, diese, Ihre Reste, dann machen Sie mit Ab-Fall Garten-Erde. »AB-Komplex«, würden die Damen und Herren schwafeln – und es in Flaschen füllen. Liesse es sich so in kleine Flaschen verpacken und teuer verschicken, hieße das Wundermittel »Effektiver AB-Kompost« – oder so ähnlich … mit »BS« und »K-Essenzen«, also pürierter Bananenschale und aufgerührtem Kaffeesatz …

und viel frischem Wasser.

Ganz neu!

Und effektiv!

Abfall macht schöne Blumen!

»Kaffee und Banane …«
stellvertretend für die »guten« Mikroorganismen im Boden … und für alle »Opportunisten« unter diesen kleinen Kackern … damit diese Mitläufer einen Anreiz haben, sich auf die »gute Seite« zu schlagen.

»EM« sind die gesammelten Guten in der Welt … machen gute, heile Böden …

Die »bösen« Organismen sollen im Boden verrecken!

So ist der Mensch.

Eindimensional ganzheitlich.

Ab ins Labor …

eine wieder einmal menscheneigene Auswahl in die Dosen …

in die Werbung …

ins Verkaufsregal …

in meinen Garten …

Was für Umwege!

Also, durchaus empfohlen: Pinkeln Sie sofort und eigenmächtig in Ihre Rabatte!
Sie brauchen doch keine Flaschen und Tüten!
Sie brauchen doch keine neue Philosophie!
Sie brauchen aber später gewiss eine Machete, um durch Ihr neues Rosenwunder zu kommen!

Kostet nix! Ehrlich!

Allenfalls: Überwindung, bissle Kaffee oder Tee, hier und da Banane oder Apfel … viel frisches Wasser … möglicherweise eine erfahrene Oma … eine Machete … pah! Aber kein Plastik!

Echt »ökologisch«!

Referenzen

Die EM-Referenzen: Kaputte, konventionell geführte Betriebe, die plötzlich ihre Böden (wieder) entdecken …

Da wächst plötzlich alles besser!

Aus einer solchen Referenz heraus gedacht, kann es auch nur besser werden …

Botrytis an Pflanzen unter Folie. Ist ja ein Ding!
Botrytis unter Folie!
»EM« machten das alles weg, sofort, zack, zack, weg!

Meine Mutter und meine Oma hatten prima Gärten!
Beide waren »ganzheitlich« römisch-katholisch, ging gut, muss aber nicht.

Und beide kannten keine »EM« …

oder gar »GVO«

oder »GVP«

Surfen Sie selbst, was es heute an Wunder so gibt.

Gut ist …

Kümmern Sie sich um Ihren geliehenen Boden – reicht!

Entdecken Sie die Kreisläufe der Natur – reicht!

Um meiner Rosen willen und für mein Seelenheil kauf ich Euren ganzen Kram mal nicht – nie und nimmer!

Ihr Wundertüten und Heilversprecher!

Ihr Bequemen und Kopflosen!

Lernt das Gärtnern!

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