– Kleine Kacker – Verbänderung – 5:00 Uhr in der Früh – und eine Totholz-Heck.
Also, ich brenne Rosenschnitt grundsätzlich ab – Rosenschnitt wird nicht gehäckselt, nicht kompostiert, nicht in der Totholzhecke verarbeitet.
In den vergangenen Jahren hatte ich keinen nennenswerten Befall, weder im Hausgarten, noch in der Vermehrung sowie im Park. Und dies soll auch so bleiben. Abgesehen von Kultur und Pflege: Krankheitserreger überdauern leider, leider auch an Schnittgut. Da man den Befall nicht immer sieht – bzw. die Krankheitserreger in deren Zyklen – beuge ich vor, indem jeglicher Rosenschnitt gesammelt und im Frühjahr oder Herbst aufgebrannt wird: Feuer überleben keine Sporen, Pilze, Viren.
Mein Brennplatz, allerdings nach getaner Arbeit:
Und hinter dem Aschehaufen in der Erde, auf der die mannshohe Mauer aus Schnitt lag, fand ich an einer irgendwann im vergangenen Jahr entsorgten Veredelung: Kleine, wurzelechte Kacker. So nenne ich meine frisch vermehrten Rosen (liebevoll gemeint) gerne: Kleine Kacker.
Triebe der entsorgten Okulation trieben in der Erde liegend unter dem Schnitthaufen offenbar aus, machten eigene Wurzeln, gleich an drei dünnen Trieblein – und überlebten dort rund 1 Jahr.
Als ich sie mit der Grabgabel unversehens hochhob und entdeckte, war das Laub klein, blass gelb, der mangelnden Sonne wegen.
Ich schnitt die blassen Zwerge mit deren kleinen, eigenen Wurzeln von der missglückten Okulation und pflanzte sie. Davon sehen Sie jetzt einen, einige Zeit später:
Taufte sie einfallslos “Brennplatz-Rose 04/2021” …
Die Sorte oder Art werde ich wohl irgendwo im Park haben. Die drei kleinen Kacker aber bekommen später im Park einen Ehrenplatz …
Blick in den Park gen Ost – Foto erscheint mir surrealistisch, fast wie gemalt. Der Grund wird meine für Landschaftsaufnahmen schlechte Kamera sein:
Fast langweilig der Sonnenaufgang, rund 45 Minuten später:
Der Park bei Tageslicht Mitte April, Foto 1, vorne Vermehrungsfläche, Blick gen Nord-Ost, Foto 2 gen Ost:
„Schmeiß den Rest mal da in den Knick …“
Nicht als Brennholz gut, nicht einmal als Anmachholz, schlicht zu viel Aufwand, es handlich für Ofen und Kamin zurecht zu machen. Also: ab damit, ein Haufen aus Schnittholzresten und Totholz geschichtet, wo im Knick Platz ist.
Wer es aufgeräumter will oder die Menge an Schnittresten ist schlicht zu groß, wirft die Reste auf den noch oder wieder brach liegenden Acker, Reste aus Keller und Garten kommen dazu – und ein zünftiges Osterfeuer ist gesichert.
Gartenreste: in die „Grüne Tonne“, alternativ in einen Häcksler investiert und als Mulch- oder Wegestreu in den Garten ausgebracht oder – nicht gern gesehn und nicht überall erlaubt – ein mehr oder weniger kleines Gartenfeuer gezündelt …
Benjes-Hecke
Klar, Kinder brauchen einen Namen. Der Haufen im Knick und im Garten bekommt seit den 1980er Jahren einen Namen – und eine ökologisch nobel gedachte Funktion. Und von den Engländern lernt und schaut man sich den „nostalgischen Reiz“ einer Totholzhecke im Park und Garten ab.
Dass die ökologische Theorie des Herrn Benjes zu oft schlicht Theorie bleibt, der Wert einer Totholzhecke für die heimische Flora und Fauna nicht per se gegeben ist, dass es gar kontraproduktiv sein kann,
eine solche „Benjes-Hecke“ für den Erhalt (oder Wiederherstellung) örtlicher Biodiversität zu errichten, lehrte die Praxis.
Die Förderung von Neophyten, die solche künstlich geschaffenen Standorte einer Totholzhecke mögen – wie die „penetrante“ (lies: invasive) Goldrute – aber auch das übermäßige Ausbreiten heimischer Pflanzen – wie Brombeere und Brennessel – tragen nicht unbedingt zur Förderung der heimischen Ökologie bei.
Die von Herrn Benjes angedachte Bereicherung des Lebensraumes für heimische Pflanzen und Tiere dauert, sofern sie gelingt, als „Totholzbereich“ auch gut ein bis zwei Menschenleben. Die Natur ist mitunter träge – oder „gemächlich“.
Insoweit war eine Totholzhecke für die aktuelle Entsorgung von Schnittgut immer schon gut – aber ökologisch eher eine Aufgabe für ein langes Leben oder zwei Generationen mit einem feinen Blick für die heimische Natur.
Die Natur mag es nachhaltig.
Und sie kennt keine Zeit.
Theorie und Praxis klaffen in der Garten- und Landschaftsgestaltung mitunter auseinander. Dies erkannte auch Herr Benjes. Und so lässt sich sagen: Ein Totholzhaufen ist an einer Stelle ökologisch gut und wertvoll, an anderer Stelle eher nicht. Dies muss der Mensch schon lernen.
Für die Entsorgung von Gartenschnitt indessen ist ein solcher Haufen, den der Mensch dann zur ästhetisch reizvollen Hecke formen mag, gewiss immer nützlich …
Im naturbelassenen Wald steht und liegt absterbendes, totes Holz. Absterbendes oder totes Holz ist eine Nische für Pflanzen und Tiere, für Pilze und Insekten aller Art. Totholz ist ein natürlicher Lebensraum – und bereitet den Boden für folgende Lebensräume.
Die Natur ist dynamisch … und gegenüber dem Tod gleichgültig.
So schlicht ist für mich die modern kursierende Theorie der „Benjes-Hecke“: Die Natur mal machen lassen – als Anweisung für den Menschen. Und ihr etwas unter die Arme greifen – wo es nachhaltig ist und hilft oder gar notwendig erscheint.
Ich selbst verwende diesen neumodischen Namen „Benjes-Hecke“ für einen Haufen aus Totholz und Schnittresten mal nicht.
Er klingt mir mitunter zu ambitioniert, etwas zu kopflastig – als würde man die Ökologie neu erfinden, gar ein „Natur-Werk“ erschaffen, sobald man Schnitt- und Gartenreste auf einen Haufen schmeißt – und auf diesem alten Wege entsorgt.
„Benjes-Hecke“ klingt, als sei ein Reiserhaufen eine Erfindung der Neuzeit … und stets etwas Gutes.