Rosen und Stilllebenmalerei, Rosen und Vanitas-Stillleben
Bei der Überarbeitung von Texten fiel mir ins Auge, dass die Darstellung der Rose in der Kunst stets im Rahmen einer gewissen Exklusivität steht – wenigstens bei denjenigen Werken, die ich auf dieser Website veröffentlicht habe und die überwiegend aus dem Wechsel 19. / 20. Jahrhundert oder deutlich früher entstanden sind.
Wissen Sie Werke aus der Kunst zu nennen, die Rosen und den „gemeinen“ Bürger (sogenannte Unterschichten) zeigen beziehungsweise thematisieren?
Rose in der Kunst scheint mir stets auch ein Spiegel betuchten und gebildeten Bürgertums zu sein – wenigstens im oben grob genannten Zeitrahmen.
Möglicherweise aber ist meine Auswahl auch nur ungewollt selektiv gewesen.
Rosen in der Kunst, Teil 1
Rosen in der Kunst als Spiegel einer gewissen Exklusivität am Beispiel von Tropinin:
Die frühe Blumenmalerei und Rosen in der Literatur erscheinen kaum fürs gemeine Volk gemacht und gedacht.
Pierre-Joseph Redouté, Jacob Sturm oder das Bilderbuch für Kinder von Bertuch, Ende 18. Jahrhundert, seien weitere Beispiele:
Auf verschiedenen Seiten finden Sie weitere Motive[Klick aufs Bild]:
Rosen in der Kunst, Teil 2
Lieber zuerst einige Bilder, bevor ich wieder Schimpfe bekomme, ich würde zu viel schreiben:
Die Rose in der Malerei
Der „gemeine Bürger“ und Rosen? In der Malerei, die mir bei meiner Recherche aus der Zeit 19. / 20. Jahrhundert und deutlich früher über den Weg fiel, wird dieser „gemeine Mensch“ bestenfalls als Blumenhändlerin dargestellt; es sind Frauen, die Rosen und Blumen aller Art kaufen und verkaufen.
Ein gewisser standesbewusster Hochmut der gutbetuchten Kundschaft – Grazie mögen andere über diese Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen der feinen Damen denken – liegt in diesen Bildern.
Louis de Schryver hat zahlreiche Bilder mit diesem Motiv gemalt: Damen kaufen bei Blumenhändlerinnen ein, begutachten die Blumen.
Da nicht alle Bilder gemeinfrei sind, verweise ich auf mein Suchwort, unter dem Sie mit einer Suchmaschine Ihrer Wahl einen Einblick in diese Motiv-Landschaft dieses Malers bekommen: Louis de Schryver Marchand de fleurs.
Das vielfältige Leben in der Stilllebenmalerei
Emil schickte mir einige Fotos von Gemälden, auf denen eine Üppigkeit im Umfeld der Rose dargestellt ist, die ahnen lässt, hier ist der damalige „gemeine Mensch“ eher außen vor.
Geht es uns heute gut? Schreibe dreist, dass wir zum „gemeinen Volk“ gehören und wir uns heute (Schnitt-) Rosen leisten, ja sie beliebig pflanzen können und uns „selbst-verständlich“ selbstbewusst auf Fotos mit „unseren Rosen“ zeigen können.
So gesehen, es geht uns heute gut … mindestens doch besser!
Vanitas-Stillleben
Ein zweites Motiv von Emil war ein Stillleben mit einer Rose auf einem edlen Teller, Keramik und Glas im Hintergrund sowie eine Schale mit Trauben, vor denen ein toter Vogel lag.
Dieses Bild aber ist nicht gemeinfrei, soweit ich es sehen konnte.
Das zweite Motiv ist oben das letzte Bild: ein Buch, ein menschlicher Schädel auf einem weißen Tuch, ein Vasen ähnliches Gefäß, vor dem zwei Rosen liegen, eine Blüte ist geöffnet, die andere ist geschlossen.
Emil schrieb mir netterweise folgende Zeilen:
Sie haben mich nachdenken lassen über die Rose in der Kunst - und mir fällt auf, dass sie oftmals als Chiffre für Schönheit und Vergänglichkeit steht. Beides ist verbunden, insofern, dass ich Schönheit mit Melancholie betrachte. Denn die Rose trägt die Ahnung des Vergehens auch im Moment des wundersamsten Aufblühens schon in sich. Umgekehrt ist aber auch viel Trost. Denn in einer verschrumpelten oder abblätternden Rosenblüte ist doch auch die Gewissheit vergangener Schönheit.
Die Motive und den Zauber nicht nur des „Vanitas-Stilllebens“ wunderbar zusammenfassend beschrieben!
Unter diesem Stichwort „Vanitas-Stillleben“ finden sich (im Netz) zahlreiche gemalte Bilder, welche Schönheit und Vergänglichkeit, pralles Leben und Tod zugleich einfangen – aber auch die Eitelkeit des Menschen, denn das lateinische vanitas steht für Nichtigkeit, Vergänglichkeit … und für Eitelkeit.
Auch hier, in dem Einarbeiten der Rose zu einem Kunstwerk wie schon in der schlichten Betrachtung der Rose (im Garten): wir spiegeln uns selbst … Angelus Silesius hat diesen Gedanken wunderbar in ein Gedicht gefasst.
So gesehen ist im Genre „Stillleben“ eine ganze Menge los …