Rosen und Stilllebenmalerei, Rosen und Vanitas-Stillleben

Bei der Überarbeitung von Texten fiel mir ins Auge, dass die Darstellung der Rose in der Kunst stets im Rahmen einer gewissen Exklusivität steht – wenigstens bei denjenigen Werken, die ich auf dieser Website veröffentlicht habe und die überwiegend aus dem Wechsel 19. / 20. Jahrhundert oder deutlich früher entstanden sind.

Wissen Sie Werke aus der Kunst zu nennen, die Rosen und den „gemeinen“ Bürger (sogenannte Unterschichten) zeigen beziehungsweise thematisieren?

Rose in der Kunst scheint mir stets auch ein Spiegel betuchten und gebildeten Bürgertums zu sein – wenigstens im oben grob genannten Zeitrahmen.

Möglicherweise aber ist meine Auswahl auch nur ungewollt selektiv gewesen.

Rosen in der Kunst, Teil 1

Rosen in der Kunst als Spiegel einer gewissen Exklusivität am Beispiel von Tropinin:

Kleinere Darstellung einer jungen Frau, im linken Arm eine blühende Rose in einem Topf. Tropinin, Girl with roses, 1850 –

Eine eher wohlhabene junge Frau hält im linken Arm eine blühende Rose in einem Topf. Tropinin, Girl with roses, 1850. Rose im Topf mit Stab.

Quelle: Gemalt von Vasily Andreevich Tropinin (1776–1857).

Steht auf der Seite Welche Rosenübersichten wir bieten (…).

Die frühe Blumenmalerei und Rosen in der Literatur erscheinen kaum fürs gemeine Volk gemacht und gedacht.

Pierre-Joseph Redouté, Jacob Sturm oder das Bilderbuch für Kinder von Bertuch, Ende 18. Jahrhundert, seien weitere Beispiele:

Portrait Pierre-Joseph Redouté, schwarz-weiß Darstellung, Zeichnung Pierre-Joseph Redouté, (1749–1840).

Folgendes Bild zeigt ein Beispiel seiner Arbeiten, ‘Rosier du Kamtschatka’:

Quelle: Wikimedia.

‘Rosier du Kamtschatka’, eine Bildtafel von Redouté ‘Rosier du Kamtschatka’ in „Les Roses“.

Quelle: Wikimedia.

“Rosa arvensis”, Bildtafel von Jacob Sturm “Kriechende Rose” von Jacob Sturm (1771–1848) [Wikipedia].

Zur Bildtafel von Jacob Sturm: Wunderbar sind die Arbeiten Sturms zu sehen in Sturms Flora von Deutschland in Abbildungen nach der Natur [digitalisiert durch die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf; ebenda Tafel 52].

Chinarosen, Bilderbuch für Kinder, Bertuch, 1795 Kupferstich China-Rosen, Bilderbuch für Kinder, Friedrich Justin Bertuch, 1795. Auf der Höhe der damaligen Zeit: Kaum eingeführt, fanden die neuen Rosen aus Fernost ihren Platz in der Literatur für Kinder von Eltern, die sich derlei leisten konnten (…)

Quelle Illustration: Wikimedia.

Auf verschiedenen Seiten finden Sie weitere Motive [Klick aufs Bild]:

Rosen in der Kunst, Teil 2

Lieber zuerst einige Bilder, bevor ich wieder Schimpfe bekomme, ich würde zu viel schreiben:

Farbenfrohe, üppige Fruchtschale mit Rosen. Zwei ausladen bestückte breite Vasen mit Sommerblumen und Rosen. Vollaufgeblüte Rosen, älteres Obst und ein angebissenes Stück Brot mit einer Fliege drauf.

Wer sich diese Üppigkeit leisten konnte und wer eher nicht, zeigen folgende Motive.

Zwei gut betuchte Damen kaufen auf der Straße bei einer Blumenhändlerin ein. Frau auf einem Marktplatz mit einem großen Korb voller Sommerblumen und Rosen.

Bei den vorangegangenen Bildern fallen einem die Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen der dargestellten Personen ins Auge.

Letztes Bild zeigt Motive der Vergänglichkeit aller Dinge. Dazu unten mehr.

Ein Buch, ein Schädel, eine Vase und zwei rosarote Rosen auf einem Tisch.

Die Quellen und Eckdaten zu den Bildern finden Sie am Ende des folgenden Artikels.

Die Rose in der Malerei

Der „gemeine Bürger“ und Rosen? In der Malerei, die mir bei meiner Recherche aus der Zeit 19. / 20. Jahrhundert und deutlich früher über den Weg fiel, wird dieser „gemeine Mensch“ bestenfalls als Blumenhändlerin dargestellt; es sind Frauen, die Rosen und Blumen aller Art kaufen und verkaufen.

Ein gewisser standesbewusster Hochmut der gutbetuchten Kundschaft – Grazie mögen andere über diese Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen der feinen Damen denken – liegt in diesen Bildern.

Louis de Schryver hat zahlreiche Bilder mit diesem Motiv gemalt: Damen kaufen bei Blumenhändlerinnen ein, begutachten die Blumen.
Da nicht alle Bilder gemeinfrei sind, verweise ich auf mein Suchwort, unter dem Sie mit einer Suchmaschine Ihrer Wahl einen Einblick in diese Motiv-Landschaft dieses Malers bekommen: Louis de Schryver Marchand de fleurs.

Das vielfältige Leben in der Stilllebenmalerei

Emil schickte mir einige Fotos von Gemälden, auf denen eine Üppigkeit im Umfeld der Rose dargestellt ist, die ahnen lässt, hier ist der damalige „gemeine Mensch“ eher außen vor.

Geht es uns heute gut? Schreibe dreist, dass wir zum „gemeinen Volk“ gehören und wir uns heute (Schnitt-) Rosen leisten, ja sie beliebig pflanzen können und uns „selbst-verständlich“ selbstbewusst auf Fotos mit „unseren Rosen“ zeigen können.

So gesehen, es geht uns heute gut … mindestens doch besser!

Vanitas-Stillleben

Ein zweites Motiv von Emil war ein Stillleben mit einer Rose auf einem edlen Teller, Keramik und Glas im Hintergrund sowie eine Schale mit Trauben, vor denen ein toter Vogel lag.
Dieses Bild aber ist nicht gemeinfrei, soweit ich es sehen konnte.

Das zweite Motiv ist oben das letzte Bild: ein Buch, ein menschlicher Schädel auf einem weißen Tuch, ein Vasen ähnliches Gefäß, vor dem zwei Rosen liegen, eine Blüte ist geöffnet, die andere ist geschlossen.

Emil schrieb mir netterweise folgende Zeilen:

Sie haben mich nachdenken lassen über die Rose in der Kunst - und mir fällt auf, dass sie oftmals als Chiffre für Schönheit und Vergänglichkeit steht. Beides ist verbunden, insofern, dass ich Schönheit mit Melancholie betrachte. Denn die Rose trägt die Ahnung des Vergehens auch im Moment des wundersamsten Aufblühens schon in sich. Umgekehrt ist aber auch viel Trost. Denn in einer verschrumpelten oder abblätternden Rosenblüte ist doch auch die Gewissheit vergangener Schönheit.

Die Motive und den Zauber nicht nur des „Vanitas-Stilllebens“ wunderbar zusammenfassend beschrieben!

Unter diesem Stichwort „Vanitas-Stillleben“ finden sich (im Netz) zahlreiche gemalte Bilder, welche Schönheit und Vergänglichkeit, pralles Leben und Tod zugleich einfangen – aber auch die Eitelkeit des Menschen, denn das lateinische vanitas steht für Nichtigkeit, Vergänglichkeit … und für Eitelkeit.

Auch hier, in dem Einarbeiten der Rose zu einem Kunstwerk wie schon in der schlichten Betrachtung der Rose (im Garten): wir spiegeln uns selbst …
Angelus Silesius hat diesen Gedanken wunderbar in ein Gedicht gefasst.

So gesehen ist im Genre „Stillleben“ eine ganze Menge los …

Quellen

Farbenfrohe, üppige Fruchtschale mit Rosen. Rosa Schweninger, Still life with numerous of fruits and blooming red roses.

Quelle: Wikimedia.

Zwei ausladen bestückte breite Vasen mit Sommerblumen und Rosen. Konstantin Stoitzner, Grosses Blumenstilleben, um 1900.

Quelle: Wikimedia

Vollaufgeblüte Rosen, älteres Obst und ein angebissenes Stück Brot mit einer Fliege drauf. Ferdinand Georg Waldmüller, Stillleben mit Rosen, Erdbeeren und Brot, 1827.

Quelle: Wikimedia.

Zwei gut betuchte Damen kaufen auf der Straße bei einer Blumenhändlerin ein. Louis de Schryver, Marchland de Fleurs.

Quelle: Wikimedia.

Frau auf einem Marktplatz mit einem großen Korb voller Sommerblumen und Rosen. Louis de Schryver, La marchande des fleurs, Place de la Concorde, Paris, 1898.

Quelle: Wikimedia.

Ein Buch, ein Schädel, eine Vase und zwei rosarote Rosen auf einem Tisch. Jan Davidsz. de Heem, Vanitasstilleben med dödsskalle, bok och rosor.

Quelle: Wikimedia.

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