Inhalt
- Einleitung
- Kritik – Teil 1
- Literatur – Die Frage nach den Eltern, Teil 1
- Literatur – Die Frage nach den Eltern, Teil 2
- Literatur – Die Frage nach den Eltern, Teil 3
- Kritik – Teil 2
- Literatur – Wege von „ist möglich“ zu „bekanntlich“
- Literatur – „The First“ und eine „great army“
- Kritik – Teil 3
- Literatur – Schluss
- Kritik – Schluss
Einleitung
Eine Bildtafel der neueren Zeit über ‘La France’, freundlicherweise von Herrn Dietz zur Verfügung gestellt, Mai 2023.
Bis auf die Überschrift, die in zitierenden Anführungszeichen geschrieben sein müsste, eine lehrreiche Kurzfassung über ‘La France’, um deutlich zu machen, was der Text sodann auch nahelegt: Die Festlegung einer „The First“ ist ziemlich beliebig … allein Zeuge der Geburt irgendeines vorlauten Geschmacks … historisch damals bis heute irreführend bis unnütz für ein Verständnis der Kultur der Rose.
Kritik – Teil 1
Geschwind / Wilh. Gillemot – „Füllhörner“ einer zu überdenkenden Rosenkultur?
Siehe Rosen-Zeitung (…), Lambert 1895, Buch: S. 83f., (Archiv: S. n105f):
Man soll züchten, aber man soll nicht wertloses Zeug auf den Markt werfen und als besonders gut oder neu empfehlen. (…)
Nehmen wir La France, den Abgott der Rosenfreunde. Setzen wir heute eine Gruppe La France und eine Gruppe M. Caroline Testout, wir werden gleich finden, welche Sorte grössern [sic] Effekt macht; dazu ist Testout williger und haltbarer als La France.
Literatur – Die Frage nach den Eltern, Teil 1
HelpMeFind (HMF) nennt dennoch im Blickfeld der Sorte: Seedling of Madame Falcot
– und verweist sodann auf „References“ für weitere Informationen. Angefügt an diesem Verweis zwar: There is no record, but many different opinions, of parentage.
Frei übersetzt: Aufzeichnungen gibt es keine, Meinungen über die Abstammung von ‘La France’ aber viele. Dann, bitte schön, sollte man bei der Sorte eine dieser Meinungen nicht wiederholen! (Klug mögen sich Leser wähnen, niemals aber ein Autor!)
Literatur – Die Frage nach den Eltern, Teil 2
Siehe ebd. (Rosen-Zeitung) S. 84, (S. 107), Bemerkungen von Wilh. Gillemot, ein Sport als Fingerzeig der Elternsorten: (…) auf einem Teile La France kamen Blumen, die alle wie Grossherzog Adolf von Luxemburg blühten.
‘Grossherzog Adolf von Luxemburg’ findet sich als Rose besser unter ‘Grand Duke Adolph de Luxembourg’ (HT, Soupert & Notting 1892); siehe z.B. bei HMF.
Ahnentafel von ‘Grand Duke Adolph de Luxembourg’:
‘Triomphe de la Terre des Roses’ (HP, Guillot 1864, F. – Eltern unbekannt) x ‘Madame de Loeben-Sels’ (HT, Soupert & Notting 1879, Luxembourg. – Eltern unbekannt).
Literatur – Die Frage nach den Eltern, Teil 3
Graham Thomas, 1994: In 1859 'Victor Verdier' appeared, and this has sometimes been called the first Hybrid Tea. From this and 'La France', raised in 1867, a small group of varieties were raised, carrying strong Tea influence into the Hybrid Perpetuals.
[*]
[*] [Übers.: Im Jahr 1859 erschien ‘Victor Verdier’, und diese wurde manchmal als erste Hybrid Tea genannt. Aus dieser und ‘La France’, die 1867 gezüchtet wurde, wurde eine kleine Gruppe von Varietäten gezüchtet, die einen starken Tee-Einfluss in die Hybrid Perpetuals trugen.]
[The Graham Stuart Thomas Rose Book, Nov. 1994, S. 139, 149.]
Die Hybrid Perpetual (HP, Remontant-Rosen) sind schon Kinder(Kinder) fernöstlicher Importe, welche in ihren Eigenschaften offenbar bis heute leitend zu sein scheinen. ‘La France’ ist nur eines dieser Kinder. Die konkreten Eltern dieser einen Sorte sind nicht im geringsten relevant!
Es wäre gewiss schön zu wissen, schreibe aber die Geschichte nicht anders, vollkommen gleich, welche Eltern auch zum Vorschein kommen mögen:
Dies gelte auch für die frühere Hybrid Tea ‘Victor Verdier’, deren Eltern bekannt sind.
Kritik – Teil 2
Erwähnt wird die Meinung von Guillot, dass ‘La France’ ein Sämling von ‘Mme. Falcot’ sei (mitunter auch aufgeführt als eine im Dunkeln liegende Kreuzung: „Unbekannter Sämling x ‘Mme. Falcot’“). Erwähnt wird ebd. auch die immer mal wieder auftauchende Spekulation, ‘La France’ könne doch eine Kreuzung von ‘Mme. Victor Verdier’ x ‘Mme. Bravy’ sein. Offenbar sieht selbst Guillot dies nicht so … was aber keinen Experten auf der Suche müde werden lässt, derlei immer wieder als Möglichkeit in den freien Raum zu werfen.
Soll sich doch die Genetik damit rumschlagen! Für die Kulturgeschichte der Rose sind und bleiben die Elternteile dieser einen Sorte nebensächlich. Das Wissen um die Eltern würde unsere Köpfe nicht entscheidend füllen …
‘Victor Vedier’, 1859 …
Roses of America, August 1990, S. 86, wo genannt wird, was auch Graham Thomas 1994 wiederholte (s.o.), dass some people
meinen, ‘Victor Verdier’ sei die original hybrid tea
. „The First HT“ – nun also aus 1859?
Warum nicht!
1859 als neues Stichdatum einer rund 100 Jahre später auf den Plan tretenden „Neuordnung der Rosen“?
Bei dieser Sorte wäre wenigstens die Elternfrage vom Tisch: ‘Jules Margottin’ (HP aus 1858) x ‘Safrano’ (Teerose aus 1839) gebaren das Nüsschen für den Wendepunkt in unserer Kulturgeschichte der Rose: ‘Victor Verdier’, 1859! Entdeckt auf dem Felde von Lacharme, Frankreich! Er lebe hoch!
Dass es nicht 1859 wurde, dies wird nun nicht erklärt, sondern lapidar angemerkt, but the rose generally accepted as being the first is ‘La France’ (…)
[*]
[*] [Übers.: aber die allgemein als die erste (HT) anerkannte (angenommene) Rose ist ‘La France’].
Es folgen ebd. die zähen Spekulationen über die mutmaßliche Abstammung dieser Sorte.
Literatur – Wege von „ist möglich“ zu „bekanntlich“
Nach dieser Verlautbarung einer vermeintlich „allgemeinen Meinung“, dass ‘La France’ „The First“ einer neuen Rosenklasse sei [„Hybrid Tea“ („Edelrosen“)], führt der Autor nach einer kleinen, sorteneigenen Lob-Hymne (kritischer diesbezüglich unterwegs: Geduldig / Gillemot!) die Gedanken der Leser zu einer Retrospektive für ein zweites Kanon, das bis heute in unseren Köpfen aktiv ist: It is here that the craze for modern roses started.
[*]
[*] [Übers. und Herv. von mir: „Hier begann die Begeisterung für moderne Rosen.“]
Der erste Schritt erscheint einfach: ‘La France’ wird als „The First“ einer (neuen) Rosenklasse bestimmt (obgleich diese Aussage bis heute strittig ist) … um sogleich in einem kleinen Satz aus sieben Wörtern den gigantischen Bogen zu spannen zu einer rund 100 Jahre später auftauchenden Neuordnung, in der diese Rose sogleich „The First“ einer frei erfundenen Rosengruppe namens „Moderne Rosen“ wird, die alle Rosenklassen neu ordnet … und darüber die gesamte Rosenkultur umschreibt … durch welche Art „Begeisterung“ auch immer motiviert.
Auf S. 89 – wie es bei einer vermeintlichen „The First“ wohl dazu gehört – ein ordentliches Bild von ‘La France’. Dies geht in Ordnung und ist stets schön zu sehen.
Der beigefügte Text indessen zum Bild schreibt aus jenen wagen Meinungen und Spekulationen zur Rose und zur Geschichte, die auf S.86 als eben solche noch schwach erkennbar waren, im Kopf des Lesers dann doch vermeintliche Fakten, zackig, in heute üblicher Kurzschreibweise:
Hybrid Tea Guillot Fils, 1867 ‘Mme Victor Verdier’ x ‘Mme Bravy’ (…) Considered the first hybrid tea
Übersetzen wir „considered“ als „bekanntlich“ oder gar als „wohl überlegt“, bleibt kein Raum mehr für „maybe … possibly … allegedly“.
‘La France’ müsste korrekt “La France” heißen, eine Fundrose auf dem Acker von Guillot: Eltern unbekannt. Stattdessen erscheint diese Rose im Jahr 1990 als Ergebnis einer gezielten Zucht – mit bekannten Eltern und einem „considered the first“.
Die Vorreiter dieses Konstruktes, auf die sich der Experte berufen mag, finden sich rasch:
Literatur – „The First“ und eine „great army“
Diverse Wiederholungen erzeugen vermeintliches Wissen, man muss nur penetrant sein, selbst das Zitat des Zitierten wiederholen (und als „Experte“ wirken):
La France the first of the great army of Hybrid Teas (…) introduced by Guillot fils, its parents being 'Madame Victor Verdier' and 'Madame Bravy'.
[*]
Punkt!
[*] [Aus: The Practical Book of Outdoor Rose Growing for the Home Garden, Second Edition, April 1915, S, 34.]
Eltern unbekannt?
Hier finden wir die Vokabel „the first“ gar bummelig 50 Jahre vor „The First“ irgendeiner amerikanischen Rosengesellschaft – und „the great army“ eines Geschmacks, der die Kultur dieser Pflanze zu überrollen scheint.
Kritische Stimmen eines Geschwind oder Gillemot? Da ist jede Vermarktung und jede „Liebhaberei“ lauter – immer schon! Was man nicht kennt, sieht man auch nicht (frei nach Goethe) – dann kann man es auch nicht lieb haben … und auch nicht ordnen.[*]
S. 57 ebd. dann doch noch knapp eine höfliche Anmerkung für eine möglicherweise anvisierte Kultur dieser Sorte im eigenen „Home Garden“: (…) especially good in dry, hot weather (…)
.
Der Laie liest und staunt: Hier vereint sich in meiner geliebten Lektüre über Rosen sachkundige Theorie und kritische Praxis in gesuchter Vollendung! Einfach, klar, lern- und umsetzbar: ‘La France’, The First – aber sonnig pflanzen. Die Quintessenz für Onlineshops, Homepages und hochpreisiger Literatur – bis hin zu Informationsportalen und Datenbanken aller Art:
Andere „zeitgenössische Experten“ bewerben diese Sorte für den eigenen Hausgarten lieber uneingeschränkt schwärmend, den eigenen und den mutmaßlichen Zeitgeschmack im Blick.
The Rose Garden schreibt 1903:
La France among the best roses of the 1860s (…) beautiful pale peach, rose centre, very large and full, very free blommer; a fine bedding and decorative Rose. Useful for all purposes, extra fragant; growth vigorous.*
[*] The Rose Garden (Tenth. Ed. 1903), aus 1910, S. 192, 328; Herv. im Original.
Also ernsthaft, selbst 1903, im Schwung einer gewissen „Begeisterung“, ist „growth vigorous“ anders zu bestimmen als anhand solcher Sorten … selbst im Verkauf!
Kritik – Teil 3
Das Magazin Country Life in America, Mai 1907, S. 102, ordnet ‘La France’ unter der Überschrift THE BEST ROSES FOR OUTDOOR CULTURE By AARON WARD [sic]
, merkt allerdings zu ‘La France’ schon an, dass diese original „Hybrid Tea“
sich zwar noch [auf dem Markt] halte, jedoch besser unter Glas als im Freien stünde.
Offenbar gab es 1907 schon den geübten Blick auf einige „Verbesserungen“ dieser (vermeintlich) „ursprünglichen Hybrid Tea“ … und ein Abflauten der eigenen, ersten „Begeisterung“ … aber doch ein ansteigendes Bewusstsein für die Relevanz dieses Blütengeschmacks und demnach für diese Klasse der „Hybrid Tea („Edelrosen“)“ für den Markt.
Siehe beispielhaft weiter: Report of the Third International Conference on Genetics 1906, erschienen 1907, S 449:
The Hybrid Tea roses, which at the present time stand second to none in general estimation as garden roses, are as a class of comparatively recent introduction (…)
Als ob diese Liebeleien das Aufblühen von „Edelrosen-Rabatten“ der folgenden Jahrzehnte erahnt hätten … die „Adenauer-Rosen“ … und die Daumen-Fotos im zeitgenössischen „Onlineshop“, die brillanten Hochdruckfolianten der bemühten Rosenliteratur, als ob diese Protagonisten all diese Kinder und Kinderkinder geglaskugelt hätten aus irgendeiner halbgeöffneten Knospe von ‘La France’ … Blüten im Stil von.
Unter der wohl schon damals abgenutzten Überschrift The Queen of Flowers
, Floral Life, Ausgabe v. 15.01.1903, S. 12, schreibt Edwin Lonsdale: La France [sic] is not so much in demand as it was ten years or so ago before American Beauty became more plentiful, but it may still be had in limited quantity.
„More plentiful ‘American Beauty’“ …
Keine Ahnung, ob diese Geschäftsbeziehung am Ende etwas mit der Kultur von Rosen und deren Vielfalt zu schaffen hat:
Literatur – Schluss
The original La France has petals reflexed, whereas, those of the new variety, to be known as “Becker’s Ideal”, are decidedly more cup shaped, and the color is distinct from the original, though a delicate pink yet of a brighter shade. The indications are that it is quite likely to prove valuable.
[Floral Life, ebd.]
Die Kinder und Enkel irgendeiner ‘La France’ sind mitunter gnadenlos …
Am Ende erscheint ihre The First
bestenfalls als altes, noch zu ehrendes Original …
Dieses Schicksal freilich erleidet durch solcherart Brillen der „Liebhaberei“ gesehen auf kurz und lang jede noch so neu und perfekt daher schwadronierte Rose: Morgen? Morgen bist auch Du „altehrwürdig“. Du bist „erneuert, verbessert, vereint“!
Es scheint im Bild dieser Liebelei so, dass die Kultur der Rose nicht bummelig 2500 Jahre alt ist, sondern 2300 Jahre:
Dabei schreit The Rose noch 1880 in die Welt, was rückblickend bald als blauäugig, zugleich aber als richtungsweisend zu kommentieren ist:
[*] [The Rose, History, Kinds, Culture and Use, 1880, Annex S. 51; Herv. im Original.]
Diese schöne, kleine Welt der „Edelrose“ … mit ihren Zeitgenossen … Wehe dem, der diesen Blick auf Rosen in unserer Kultur nicht teilt …
In dieser kleinen Liebhaberwelt der „Hybrid Tea“ heute ist diese most beautiful of all Roses
bestenfalls für den Sammler eine „Must-Have“ … vielleicht noch ein lukratives Produkt voll angepriesener „Nostalgie“ für gedankenbefreite Alles-Verkäufer, die losgelöst von Skrupel dafür sorgen, dass solcherart „The First“ über den Vertrieb im Garten zeitgenössischer Liebhaber/-innen landen – und auch die ersten sind, die wieder aus diesen Gärten verschwinden …[*]
[*] Die von mir hier kleingeredete „Liebhaberwelt der „Hybrid Tea““ (als ein Teil der Rosenkultur), beschreibt heute immer noch eines der größten Segmente im Rosenverkauf; dies führt dazu, dass regelrechte „Edelrosen-Schwemmen“ über den internationalen Markt hinweggehen mit Sorten, die mitunter eine Standzeit im Garten von weniger als zwei Jahren haben – wider besseren Wissens beworben und angeboten werden sie dennoch … und gekauft.
La France (H.P.) is quite a new style of flower, and will, I believe, become very popular as a garden rose. (…) The petals and flowers are large, and the plant, which is apparently of free growth, produces an abundance of flowers in quick succession.
[The Florist and Promologist, Magazin, Januar 1869, S.9, Herv. im Original.]
Man beachte, dass diese frühen Experten ‘La France’ noch unter „H.P.“ führen, Hybrid Perpetual.
Im Vokabular noch nicht auf der Höhe ihrer (und der kommenden) Zeit; da muss 1893 die königliche Akademie der Briten noch ordentlich nach-definieren und die Amerikaner legen zwei Generationen später noch ordentlicher was oben auf, auf diese Geschichts-Definitionen!
Der Blüte aber wegen – und der Blüte allein in einer entzückten Betrachtung wegen – läutet ‘La France’ alsbald nicht nur die Geburt einer neuen Klasse ein, vielmehr jenen beschworenen magischen Wendepunkt
in der Kulturgeschichte der Rose, der offenbar im linken oder rechten imaginären Aug schon damals verspürt wurde:
Wie schön! Wie „modern“ gedacht! Wie schlicht! Wie „einfach“ …
(…) and altogether we believe that the raiser's anticipations, as to its being one of the best flowers of the year, will be correct.
[The Floral Magazin, 1868, S. 399f..]
Die spärliche Kritik an ‘La France’ ab den 1868er Jahren sei hier nur am Rande bemerkt ( (…) not so good as Baronesse Rothschild (…)
, The Floral World and Garden Guide, Juni 1869, S. 187).
Erinnert sei an die einleitend genannte Kritik von Gillemot aus 1915, dass ‘M. Caroline Testout’ die empfehlenswerter Sorte sei …
Solche Anmerkungen zu einer Rose verhallen bis heute ungehört bei den Gloria singenden Verfechtern rund um eine, um ihre The First …
falsch zwar aber laut singen sie, furchtbar laut und immer laut …
Kritik – Schluss
Es verwundert nicht wirklich, dass insbesondere Nutzniesser der Neuordnung aus 1967 gekonnt um diese Geschichte und Geschichten herum lavieren, um den Lesefluss zu dem zu führen, was als generally accepted
behauptet wird.
Ändert der Austausch des Datums 1867 (‘La France’) mit 1859 (‘Victor Vedier’) – und weitere Bemühungen dieser Art bis in unsere Tage – auch nichts an der Willkür dieser Zuordnung von Klassen zu irgendwelchen Gruppen, so lese man zumindest heraus, dass in dieser kursierenden, aus unserer Zeit stammenden Neuordnung einer 2500 Jahre alten Geschichte ein wahrlich und bestenfalls als „Prototyp“ [vgl. Kordes] zu bezeichnendes Röslein samt spekulativer Abstammung und Geschichte die Galionsfigur („figureheads“) heutiger Rosenkultur geworden ist.
Ist dies allein betrachtet nicht schon gruselig?
Bereichernd und erquickend erscheint mir dieser Blick in unsere Kulturgeschichte nicht. Da verstehe und schreibe man die Kulturgeschichte lieber selbst …
Wir sollten lernen, unsere Kulturgeschichte zu kritisieren und selbst zu denken …
Der Markt springt auf jedes gewinnverheißende Pferd; und dieser Rosenmarkt mit seinen Protagonisten und seinen Frühstücksdirektoren, die allerorts als „Experten“ herumschleichen, assimiliert gleichsam diese „Neuordnung“ samt ihrer Beliebigkeit für die Durchsetzung höchst eigener Interessen in allen noch irgendwie „allgemein akzeptierten“ Variationen: bis zum Höhepunkt dieses Dramas, inszeniert in der Vermarktung der (nebulös bleibenden) „English Roses®“ als „New Class“ in unserer Kultur – Tragödien im Spiegelbild eines diffus geratenen „Alten“.
Niemand kann mir erzählen, dass diese herbeigeredeten, heute allerorts kursierenden Anglizismen in deren Verehelichung mit dem Vokabular einer verspäteten Deutsch-Romantik noch irgendwie verständlich seien! Moderne Rosen im Stil von … old garden roses …
Die Fach- wie die Alltagssprachen der Rose sind unbrauchbar geworden; sie taugen nichts. Irgendeine laute Begeisterung
irgendeines reduzierten Geschmacks ist Grundlage für die Neuordnung einer Jahrhunderte währenden Kultur?