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‘Laudatio’,

‘Purple Voluptia’.

Noack, 2008, Ger.
Etwa 70 cm, gut duftend

‘Laudatio’

September 2019.

Einführungsjahr der Sorte erst 2016; in GB läuft sie auch unter ‘Timeless Purple’.

Sämling x ‘Westzeit’ sind als Eltern genannt.

Wollen wir nicht …

Zukauf aus 2019. Steht bei uns im Hausgarten. Die Rosenschule, von der ich diese Rose erwarb, ärgerte sich über meine Bewertung einiger Rosen aus deren Sortiment. Wir gingen fast in diesem Streit gänzlich auseinander, was nach rund 10 Jahren guter Zusammenarbeit ziemlich unangemessen gewesen wäre.

Natürlich kritisiere ich Sorten, wenn es aus meiner Erfahrung zweckmäßig erscheint! Diese Kritik ist nicht persönlich zu nehmen – und die Unterscheidung zwischen Markt und Kultur sollte (auch) ein jeder Produktionsbetrieb hinbekommen.

Zu meiner (ausschlaggebenden) Kritik an diversen »neuen Sorten«, siehe Archiv-Startseite 2019, Sprung zum Absatz; weitere passende Fotos ebenda.

Wir haben diese ebenda genannten und andere Sorten zwar im Hausgarten (den wir mitunter als »Sichtungsbeet« missbrauchen), offiziell in den Park kommen solche Sorten nicht. Dies sei begründet:

Noack hat den Ruf, in seiner Zucht den Schwerpunkt auf gesunde Rose zu legen. In diesem Bemühen ist er nicht alleine. Eine Vielzahl der Neuheiten der vergangenen 20 Jahre, die durch unsere Rosenschule und Hausgarten gegangen sind, waren weder robust noch gesund – entgegen deren Bewerbung.
Hier mag jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln und bewerten. Die Grundlage unserer Kritik ist unsere Erfahrung als Produktionsbetrieb und Rosengärtner.
Betreffend der Noack-Rosen, siehe exemplarisch ‘Graciosa’.

Die Relevanz der Bewerbung von Rosen – für die Gartenpraxis wie für die Kultur dieser Pflanze – mit dem ADR-Güte-Siegel erachte ich als gering. Gesunde Rosen züchten zu wollen, ist als Grundsatz löblich – aber fast banal. Die allseits beliebte Betonung des ADR-Zeichens auf dem internationalen Markt als Orientierung gebende Instanz bei der Auswahl von (besonders gesunden) Rosen halte ich gar für unangebracht, in Anbetracht der Kulturgeschichte und dem Erbe unzähliger Rosen halte ich das Hochhalten der Fahne solcher Prüfungen von Rosenneuheiten gar als fehlleitend.

Wenn die Zucht kranke Rosen hervorbringt und vertreibt, zugleich mit Gesundheit wirbt, erscheint grundsätzlich etwas im Argen …
Das Leitbild der Zucht sollte die Natur sein. Damit lässt sich aber schwerer Geld verdienen.
Rosen in der Natur können mit Krankheit und Befall umgehen.
»Gesundheit« explizit bei »Rosenneuheiten« zu bewerben, es hat den Beigeschmack von peinlich!

Pflanzen Sie eine Wildrose, eine nicht überzüchtete Hybride … eine Alba-Rose … denken Sie über Standort, Sorteneigenschaften sowie Kulturmaßnahmen nach: Sie finden robuste Rosen – ob »alt«, ob »(post)modern«, ob mit oder ohne Güte-Zeichen.

Zur Einschätzung der Relevanz von Züchterangaben bezüglich der Gesundheit von Sorten und die Werbung mit dem ADR-Siegel, siehe unter Externe Verweise: Widerstandsfähige Gehölze für das Stadtgrün; Gen-Diversitäten von Krankheitseerregern auf Testfeldern; Beispiele solcher »Textfelder«: die Prüfgärten der ADR, die Flächen der Züchter sowie die Vermehrungsfelder der Rosenschulen.
Da ist jede »Alte Rose« mit mehr und aussagekräftiger Erfahrung bestückt …

In diesem Kontext eines »Testfeldes« stehen alle Produktionsbetriebe, die direkt Rosen vertreiben oder über den Wiederverkauf, deren aller Erfahrungen mit den Sorten sich mitunter in der Weitergabe der Züchterangaben sowie auf die jeweilige Vermehrungsperiode und Vertriebszeiten beschränken; eine Vermehrung und ein Vertrieb zudem, die »vorbeugende Pflanzenschutzmaßnahmen« mehr oder weniger intensiv betreiben und in Hinblick auf den erhöhten Befallsdruck in Monokulturen und der Bedienung des Kunden mit »tadelloser Ware« sich in der Not sehen, Pflanzenschutz betreiben zu müssen.

Nörgelnde Kunden mit Geld in den Taschen sind schwierig

Dies alles aber spiegelt nicht die Gartenpraxis mit diesen Sorten.

Weiterführende Informationen zu dieser ADR-Prüfung auf meinen Seiten: Website der ADR sowie allgemein Prämierte Rosen (…) – und an anderen Stellen; zu finden über die Suchleiste »MetaGer« beim Menü.

Die Tendenzen des neuzeitlichen Marktes, aktuelle Neuheiten zu favorisieren, sollte von der Kulturseite nicht akzeptiert werden. Hier ist mitunter deutlich Widerstand erforderlich!

Die Bewerbung neuzeitlicher »moderner Sorten« mit »Gesundheit« und ggf. einem »Güte-Siegel« fließen hier ein … bevorzugt in Abgrenzung zu »älteren« Sorten mittels dem Vokabular einer unsachlichen bis fahrlässig täuschenden »Verbesserung« bis »Vereinigung« [Beispiel ‘Foxi’].

Ziemlich viel Mythos im Rosenvertrieb …

Die Gruppen »›Alte Rosen‹ | ›Moderne Rosen‹« ist eine beliebige Erfindung aus den 1970er des Lobbyismus rund um die Vermarktung der Rose; wir sollten solche Begrifflichkeiten nicht verwenden, nicht übernehmen. Sie sind für die Gartenkultur unnütz; für die Klassifikation zu grob und sie machen hier wie da den Blick schief.

In diesem Kontext stehen die Bemühungen um 2004 herum, den Rosen-Bestand in Sammlungen und Parks hinsichtlich der nunmehr handlich kursierenden »Alten Rosen« (auf einen »erhaltenswerten« Kernbestand) zu reduzieren, um Platz zu schaffen für »Neuheiten«.
Anstatt die Funktion und den Wert von solchen Sammlungen und Parkanlagen mit allen Mitteln zu fördern, Kultur erlebbar und im Sinne des Wortes »begreifbar« und lebendig zu (er)halten, droht ein Abdriften zu einer aufgepflanzten Werbeplattform irgendeiner »Moderne«.
Es bleibt zu fragen, wer hier treibende Kraft ist und von welchen Motivationen getrieben.
The World Federation of Rose Societies (WFRS) mit deren Conservation Committee (»Erhaltungsausschuß«) etwa im Jahr 2004 mit dem Ziel, eine WFRS-Kernsammlung von Rosen zu begründen, ist kulturhistorisch inakzeptabel.
Als ob halbwegs kluge Köpfe vom Schreibtisch aus bestimmen könnten, was Kultur sei …

Solche Bestrebungen erklären sich mir nur über die unseelige Einflussnahme eines marktorientierten oder Markt zugeneigten Lobbyismus.

In diesen Zusammenhang stehen Vertreter wie Herr Grunewaldt und marktprägend Herr Austin mit deren Gerede über »alt (historisch) versus modern«.

Kultur ist unser aller Kind, nicht Sache solcher Strategen …

Wir sollten deren Sprache nicht verwenden, sie nicht lernen, sie nicht tradieren.