Rosen für Kletterhilfen
„Kletterrosen, Climber, Rambler? Die gibt es gar nicht … Wenn wir wollen, klettern “Bodendecker, Zwerg- und Strauchrosen” auch.“
– Gedanken zu Rosen und deren Verwendung.
[Quintessenz: Die Botanik lehrt: Rosen sind Sträucher. Sträucher allerdings, die wir aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften unterschiedlich verwenden. Eine Vielzahl insbesondere der zeitgenössischen Rosenklassen benennen eher eine dieser Verwendungsformen der Rose, weniger eine ihrer Eigenschaften. „Bodendecker“, „Beetrose“ oder „Kletterrose“ sind solche zweckdienlichen Ordnungen. Von Haus oder der Natur aus aber bleiben diese wie alle anderen Rosen Sträucher. Auch die „Rambler, Climber“ oder sogar die Zwerg-Rosen der offiziellen Ordnung „kletternde Zwergrosen“: Es sind kräftig wachsende Rosen-Sträucher – in einer möglichen Verwendung gedacht und gebracht.
„Ein mal blühend“? Warum sagen wir „einmalblühend“ bei Rosen, bei anderen Gehölzen indessen nicht? Bei anderen Gehölzen als der Rose sagen wir eher „frühjahrsblühend“, so etwa bei der Forsythie und bei Obstgehölzen. Oder wir sagen „sommerblühend“, etwa beim Flieder oder dem Fingerstrauch. Und wir bewerten das Blühverhalten dieser Gehölze dabei nicht negativ. Sowenig, wie wir es bei Stauden und Kräutern tun. Nur bei der Rose scheint es sich durchgesetzt zu haben, dass eine (üppige) Frühjahrs- oder Sommerblüte nicht für genügend befunden und darüber negativ belegt wird: „nur einmalblühend“. Als ob die Rose neben der Blüte nichts anderes könnte …
In der Werbung erscheint diese Bewertung hinsichtlich des Blühverhaltens von Rosen hoffähig geworden zu sein. Dabei ist diese Wertbeigabe – bevorzugt bei Rosen – bei genauerem Hinsehen nicht angemessen; mitunter ist die zeitgenössische Werbung sogar unredlich, wie die weiterführenden Verweise ebenda anhand eines Beispiels zeigen.
Leider finden sich auch diverse, pauschale Bewertungsmöglichkeiten hinsichtlich des Blühverhaltens von Rosen in Portalen, die es eigentlich besser machen müssten, etwa bei HelpMeFind. Sprung zum Absatz" lang="en">HelpMeFind. Meine barsche Kritik ebenda erscheint mir gerechtfertigt, denn eine Alba-Rose oder gar eine Wildrose mit fair
oder poor
zu beleidigen, kann nicht der richtige Weg sein.
Fruchtbehang, Habitus sowie Laubverfärbungen? Laubdüfte? Leider kaum mehr in den Blick genommen. Das ist doch eigentlich sehr schade. Dabei sind diese Eigenschaften für die Gestaltung des Gartens übers Jahr gesehen bald wichtiger als das Blühverhalten von Gehölzen. Mindestens sind sie doch genauso wichtig.
Dies seien Gründe genug, Begrifflichkeiten zu hinterfragen, die uns gewohnt und vertraut erscheinen. „Kletterrosen“ benennt eine mögliche Verwendung von Rosen – und „einmalblühend“ sagt uns noch nicht einmal die Jahreszeit der Blüte: „frühjahrsblühend“ oder „sommerblühend“ erscheinen mir viel besser, um das Blühverhalten von Pflanzen zu beschreiben …]
Inhalt
Alle Rosen sind Sträucher
So lehrt es die Botanik (und keineswegs klugschieternd ich).
Manche Sträucher gehen in die Höh’. Ist halt so. Wenn wir sie dann anbinden, verwenden wir sie als: „Kletterrosen, Climber, Rambler“.
Kletternd – in diesem Sinne – sind auch Sorten der: „Strauchrosen, Wildrosen, Alten Rosen“.
„Kletternde Zwergrosen“ gibt es auch (ganz offiziell)! Zwerge, die ziemlich kräftig wachsen …
Kletterrosen? – Die gibt es eigentlich gar nicht, weder „modern“, „alt“ noch „wild“
Von Haus aus Kletterpflanzen sind Efeu, Clematis oder Zaunwinde. Die klettern mittels Haftwurzeln, Ranken oder dem ganzen Spross aktiv. Rosen machen das nicht. Keine Rose „klettert“, wenigstens nicht aktiv.
Zu den Spreizklimmern – wie etwa die Brombeere – gehören Rosen streng gesehen auch nicht. Rosen bevorzugen von Natur aus offene Standorte.
Die Hauptaufgabe der Stacheln ist die Abwehr (sogenannte „Bewehrung“); die Borsten der Früchte schützen vor Fraß nicht, sind aber nützlich für die Verbreitung der eigenen Gene (anhaften am Tierpelz); bei wenigen Arten auf bevorzugt trockenen Standorten dienen die Stacheln der zusätzlichen Wasserversorgung (schwach xerophytisch (= Anpassungsmerkmale an trockenen Standorten; griech. xeros, trocken) z.B. bei der Rosa spinosissima bekannt; ein Foto von “Hautasaari” zeigt dieses Phänomen). Ein Spreizklimmer im dichten Gebüsch ist die Rose eher ungewollt.
Rosen also klettern von Haus aus nicht. Wir verwenden aber Rosen kletternd – wenn Sie so wollen, ersetzen wir die Haftwurzeln des Efeu und die Ranke der Clematis oder gar den sich komplett windenden Spross des Geißblatt. Diese drei klettern an Fassade oder Baum ganz von alleine hoch; das steckt in deren Gene. Rosen aber binden wir dafür an:
Kletter-Rose ist eine Ordnung, die keine Eigenschaft der Rosensorten benennt, sondern schlicht eine Verwendungsmöglichkeit. Ähnlich vielleicht, wie es der Begriff Bodendecker in umgekehrter Hinsicht tut.
Denn – wie von der Natur vorgemacht und von der Botanik gelehrt – können Sie alle Rosen als Strauch kultivieren; selbst die auf eine Verwendung als „Klettermaxe“ hin gezüchteten „Kletterrosen“ oder die „Climber“ als Sports von kleinbleibenden Sorten oder die „Rambler“, welche oft noch viele Wildrosen-Gene zeigen und nicht selten schlicht Wildrosen, Varietäten oder Naturhybride sind, jedoch nur als „Rambler“ benannt auf den Markt kommen.
Alle „Kletter-Varianten“, auch solche mit mitunter sortenabhängigen steifen Trieben (die freilich nur dem Gärtner frei in der Luft stehend zu brechen drohen!), sind bei Rosen letztendlich Sträucher: in einer gärtnerischen Verwendung gebracht. Ähnlich vielleicht „den Bäumen“ beim Spalierobst.
Fassadenbegrünung mit Bodendecker …?
Also ich wenigstens würde für eine Fassadenbegrünung auch unter Kriechmispel suchen! Efeu ist, wenn er nicht klettern darf, ein prima Bodendecker. Clematis an der Hauswand, bekannt und schön; bodendeckende Teppich-Clematis – warum nicht. Und die Rose?
Manche Züchter Moderner Rosen weisen auf diese zwei- oder mehrfache Verwendungsmöglichkeit ihren Sorten hin. Tun sie es nicht, lehrt es die Erfahrung.
Die Rambler
Es sind natürlich auch Sträucher. Können sie nicht klettern, sehen sie zum Beispiel so aus, wie auf den Fotos nebenstehend.
Große Sträucher! Wer nicht den Platz hat, bändigt sie: Rosenbogen, Pavillon, Baum, Carport oder Schuppen, Obelisk.
Wenn Kunden eine kletternde Rose suchen – halt eine „Kletterrose“ – und nicht auf die Idee kommen, wenigstens auch bei den Rambler und Sträuchern nachzusehen, erstaunt es mich immer wieder, wie Begriffe uns leiten.
Der Ruf der Rambler: Rambler sind sommerblühend (einmalblühend) mit kleinen Einzelblüten, sie wuchern, sind für Bäume gut und vertragen Halbschatten.
Stimmt! Solche Rambler gibt es.
Und solche: öfter blühend, großblumig, mit Vorliebe für licht- und luftumspülte Standorte inmitten des Gartens; kleinerer Wuchs, oft kleiner als mancher Strauch, besonders bei den nachblühenden Rambler-Sorten.
Suchen Sie einfach Querbeet …
Anregungen
Auch Rambler sind von Haus aus Sträucher: mächtige, überhängende Sträucher für Garten, Park und Landschaft. Ich weise immer wieder darauf hin; ich habe Spaß an dieser Verwendung solcher Rosen.
Rambler und das Öfterblühen
Die meisten Rambler-Sorten mit wiederholter Blüte sind im Wuchs deutlich kleiner als die Vielzahl der stark wachsenden, sommerblühenden oder leicht nachblühenden Verwandten.
Generell gilt: Die Nachblüte aller kletternden Varianten der Rose ist geringer als der erste Flor.
Das Blühverhalten
Die Eigenschaftsbeschreibung des Blühverhaltens der Rosen wird häufig unterschieden in
- „öfterblühend“ – folgende Flore sind vergleichbar dem Hauptflor,
- „nachblühend“ – folgende Flore sind geringer als der Hauptflor (bis: es erscheinen verlässlich immer wieder einzelne Blüten),
- „einmalblühend“ – ein Flor in der Saison.
„Einmalblühend“ sollte als Beschreibung vermieden werden; bei anderen Gehölzen – etwa bei einer Forsythie oder bei Obstgehölzen – verwendet man sie ja auch nicht. Bei der Forsythie sagt man „frühjahrsblühend“ – bei Obstbäumen wäre ein „öfterblühen“ gar unerwünscht: dann blieben ja die Früchte aus! Warum sich „einmalblühend“ bei der Rose durchgesetzt hat?
Mir erscheint es sinnvoller, auch bei Rosen von (saisonal) „frühjahrsblühend“ und „sommerblühend“ zu sprechen. Eine sehr früh blühende Rose versüßt und verkürzt einem die Wartezeit auf den großen Sommerflor. So sehen wir auch die besagte Forsythie. Und deren Eigenschaft, überreich zu blühen, teilen viele frühjahrsblühende und sommerblühende Rosensorten.
Einem Obstbaum gleich fruchten auch viele Rosen ausgezeichnet; ob man die Hagebutten essen mag, sei dahingestellt, schmuck sind sie allemal.
Bei kletternd eingesetzten Rosen sollte eher von „nachblühend“ gesprochen werden; gerne mit dem Zusatz „reichlich“ oder „vereinzelt“. „Öfterblühende Kletterrosen“ im oberen Sinne kenne ich keine.
Die Übergänge von „öfterblühend“ zu „nachblühend“ sind ohnedies fließend, abhängig nicht allein von der Sorte, sondern auch vom Standort und von Ihren Kulturmaßnahmen.
Kulturmaßnahmen
„Kulturmaßnahme“ schließt natürlich auch den Schnitt der Rose mit ein. Mit seiner Hilfe kann die Quantität der Blüte gesteigert werden, unabhängig, ob die Rose mehrmals oder einmal in der Saison blüht. Durch den Schnitt fördern sie unten liegende, kräftige Rosenaugen – und verhindern das „Auswachsen“ und stetige Verdünnen des Wachstums im Kopfbereich der Rose; insbesondere solcher Sorten, die endständig blühen.
Ebenso lässt sich die Quantität der Blüte erhöhen, wenn die Möglichkeit besteht, die Haupttriebe der kletternd verwendeten Rose in die Waagerechte zu bringen oder in eine Art Bogenform. Etwa so, wie man es beim Spalierobst macht. Überhängende Triebe blühen stets reicher als straff hochgebundene Triebe. Der Grund hierfür liegt in der Natur der Rose:
Da die meisten Rosen bevorzugt im oberen Drittel eines Triebes neu austreiben und dort endständig blühen, sorgt man über eine solche Bogenform für einen Austrieb fast über die gesamte Länge des Triebes mit entsprechend erhöhter Blütenbildung. Denn durch diesen Umbiegen kommen vermehrt Rosenaugen „nach oben“ – und treiben ihrer Natur folgend aus. Sieht auch meist besser aus. Siehe Foto anbei.
Rosen, die ohnehin den Trieben entlang blühen, brauchen diese Kulturmaßnahme natürlich nicht. Viele Wildrosen blühen den Trieben entlang, etwa Rosa sericea oder Rosa hugonis. Andere Arten und Sorten beschreiben diese Bogenform ihrer Triebe von selbst, etwa ‘Venusta pendula’ (in etwa: „die anmutig Herabhängende“) mit ihren peitschenförmigen Trieben oder die mächtige ‘Paul’s Himalayan Musk’.
Besonderheiten von einzelnen Sorten zum Blühverhalten finden Sie mitunter auch bei den Sortenbeschreibungen.
Typisch Rambler?
Typische Verwendungen kletternder Variationen der Rose: das Verkleiden von Gebäuden und Fassaden, lichter oder abgestorbener Bäume, "klassisch" der Rosenbogen und Pavillon. Klar.
Ebenfalls geeignet: Balkonbrüstungen, Geländer, Zäune, Pergola, Besenstiel …
Rambler im Topf
Ein Kundin pflegt seit Jahren ‘Venusta Pendula’ auf Ihrer Dachterrasse; durchschnittlicher Wuchs dieser Sorte 5–6 Meter an der Brüstung entlang und darüber hinweg. Diese Sorte fruchtet leider nicht nennenswert, dennoch schön! In den Balkonkästen, die man gar nicht mehr sieht, wachsen Sommerblumen aus der Rose hervor. Sehr hübsch! Sie topft alle vier bis fünf Jahre die Rose um; Erde aus dem oberen Bereich tauscht sie jährlich mit frischer, düngerversetzte Erde aus. Die Erde lässt sie etwas abtrocknen, bevor sie wieder satt gießt. Überschüssiges Wasser fließt in den Balkonabfluss, kaum einen Schritt entfernt. Ein Untersetzer ginge auch. Sie schneidet diese Rose jedes Jahr mehr oder weniger nach der Blüte zurück und düngt ein zweites mal. Das ist alles. Insgesamt: Überschaubarer Aufwand.
Natürlich gehen auch andere Rosen für ein solches Vorhaben. Die Kundin wollte diese Sorte, weil die langen, peitschenförmigen Triebe auch im Alter gebildet werden, sie lassen sich stets gut anleiten.
Besonderheiten für die Verwendung der einzelnen kletternden Sorten – zum Beispiel für: Nord-, Ostlagen, Rosenbogen, Strauchkultur – finden Sie bei den Sortenbeschreibungen. Eigene Erfahrungen, Kundenerfahrungen gemischt.
Climber, Rambler, Kletterrosen?
- Climber, von „to climb“, (hoch) klimmen, (bergauf) klettern, bot. dann (hinauf) ranken, häufiger verwendet bei Sports von eher kleiner bleibenden Sorten. Bsp. ‘Peace’ (Edelrose) und ‘Climbing Peace’.
- Rambler, von „to ramble“, (herum) wandern, (umher) schweifen, bot. dann ranken, wuchern, häufiger verwendet für Rosen, die als Strauch entweder selbst eine Wildrose sind oder als Hybride verwandtschaftlich einer Wildrose sehr nahe stehen und einen starken Wuchs haben.
- Kletterrosen, i.d.R. verwendet für gezielt gezüchtete Sorten mit kräftigem, in den Trieben mitunter steifen Wuchs.
Die Grünmasse von Rosen
Aus Erfahrung schreibe ich dazu: Prüfen Sie lieber, ob die Kletterhilfe die Rose langfristig trägt! Sei es ein Carport, sei es ein abgestorbener Baum, sei es ein Metallgitter an der Fassade.
Haben Sie schon einmal gesehen, wenn ein Baum mit einer 8 bis 9 Meter hohen ‘Bobby James’ in den Garten kracht? Ich schon! Ebenso: Heruntergebogene und herausgerissene Kletterhilfen an Fassaden, „wehende“ Pergola, horizontale Obelisken mit Rosen im Sommerbeet: Alles schon da gewesen. Manchmal nur ärgerlich, mitunter aber gefährlich! Auch hier ein nicht klugschieternd gemeinter Hinweis: Die Grünmasse von Rosen wird oft unterschätzt, besonders von Rambler; und besonders, wenn Regen, reiche Blütenpracht und Unwetter zusammenkommen. Ist alles fest, wächst alles gut!
Rosen und Bäume
[Eingefügt November 2023]
Rosen sind keine „Kletterpflanzen“. Finden sie aber Halt an anderen Gehölzen oder gar Bäumen, wachsen sie gen Himmel, also gen Licht. Waldränder, Knicks, der eigene Garten zeigen diese Bilder „kletternder“ Rosen.
Nicht selten wird an uns der Wunsch herangetragen, einen Baum im Garten mit einer Rose zu schmücken. Ist der Baum gesund und die Rose ausgewogenen zum Verhältnis der Baumgröße gewählt, passt alles.
Ist der Baum indessen beschädigt oder gar schon gänzlich abgestorben, genügt diese Anpassung der Größen von Baum und Rose nicht mehr. Die Bruchgefahr von geschädigten und abgestorbenen Bäumen ist sehr hoch, auch bei Harthölzern.
Der Stamm solcher Bäume gehört immer geprüft, deren Krone sollte stets auf kräftige Stämme eingekürzt oder gänzlich entfernt werden. Im Zweifelsfall sollte man auf eine Rosenpflanzung an solch einem Baum verzichten – und den Baum anderweitig nutzen, der Natur überlassen oder komplett entfernen.
Unsere Wildpflaume ist seit 2016 abgängig, verlor Jahr für Jahr mehr und mehr Laub, Pilzbefall zeigte sich an den Stämmen. Geradezu prädestiniert erscheinend für den Bewuchs mit einer Rose.
Wir errichteten stattdessen ein Klettergerüst neben diesem Pflaumenbaum und leiteten die Rose “Weisses Rendsburg” lieber dort an. Denn Herr Regner, der unsere Bäume pflegt, prophezeite uns schon in 2016, dass dieser Baum abgängig sei und nicht mehr lange steht.
Im Oktobersturm 2023, der ordentlich Schäden an den Küsten hinterließ, blieb bei uns der Schaden überschaubar: Die Wildpflaume wurde aus dem Erdreich gerissen, der Stamm zerbrach in größere Teile.
Gut, dass niemand im Garten unterwegs war und Schaden nahm: