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Das Tutu der Rosenwelten – und deren Tutu-Sprache

Ökologie und Tutu

Die Wildrose macht richtige Früchte, wenn sie fruchtet! So erhält sich nämlich die Pflanze namens Rose, dieses Luder!

Aber die Gartenrosen erhalten sich so nicht, nicht durch Samen, nein, nicht durch Samen! Die sind zwar noch fruchtbar, artentechnisch aber tot. Diese Gartenrosen vermehren und erhalten nur wir, also wir Menschen – und deren Früchte sind im Garten Dekoration, mehr nicht. Immerhin: Die fette Amsel schluckt dieses Zeug.

Und diese Früchte, also die Früchte der Wilden, die stehen sogar in den Kreisläufen der Natur!

Sie sind nicht bloß Futter für diese und jene »heimische Tierwelt«, sondern maßgeblich für den Erhalt der eigenen Art – entzückend!

Für diesen Erhalt der eigenen Art bestäubt die Rose sich notfalls selbst. Wir nennen das dann passend Selbstbestäubung.

Besser aber findet die geliebte Rose die Fremdbestäubung, wenn also die Pollen samt Gene einer Kollegin der eigenen Art (leider für den eigenen Vermehrungsdrang unerreichbar in der Ferne stehend) von Bienen und Co. herangetragen werden.

Rosen können halt nicht laufen! Irgendwie hinderlich für jede kuschelige Zusammenkunft! Die Biene aber, dieses fleißige, fast selbstlos erscheinende, dieses furchtbar süße Insekt – so weiß man es aus Schülertagen – macht so manches Kuscheln in der Natur nun doch möglich.
Und weil in dieser Evolution der Pflanzen-Samen die Biene tapfer mitmacht, Dutzende, arttreue Wildbienen, Insekten, Säuger und Vögel, sagen wir uns: Keine Blume ohne Bienen, keine Biene ohne Blumen. Man lebt gemeinsam in dieser Welt. Einfach entzückend!

Diese Geschichten, Bilder und Kreisläufe der Natur sind einfach entzückend!

Dafür gibt es sogar einen Markt!

Für dieses Entzücken gibt es tatsächlich einen Markt!

Denn der Markt schläft nicht …

Und so gibt’s dann auch neue Rosen-Reihen für den Rosenmarkt: NektarGarten® zum Beispiel. Derlei gibt’s auch als Bienenweide® und so …

»Bienenrosen«.

Tun sich alle nichts. Ökologischkaum von Wert.

Auch der Rosenmarkt bedient Trends, greift sie auf, insofern es sich rechnet …

Mitunter auch gänzlich sinn-frei, wie etwa dieses penetrante Entlanghangeln an den Rosenmythen eines marktgekrönten Papstes aus England, der in der Regel selbstverliebte Blüten kennt, aber keine Bienen, Früchte und Samen:

Kordes 2018

Unsere englisch anmutenden Märchenrosen®

– Internetpräsenz Korde’S & Söhne 2018.

Verkauft sich halt noch gut.

Alles Unnütze, so aber darf man kulturhistorisch noch hoffen, stirbt eines Tages doch … wie in der Natur Unnützes geht.

Zumal, weil es im Kopf des potenziellen Rosen-Käufers schon heut schwer arbeiten dürfte, falls sein kritisches Hirn allein diesen international gängigen Vermarktungs-Mix noch irgendwie sinnvoll sortieren will, Beispiel:

»Schloss Eutin®«, »Constanze Mozart®«, «»Gebrüder Grimm®« – »englisch anmutend«.

Diese »deutsche« Rosen-Kultur, so das Kordes-Plakat, »verzaubere« zwar, sei »unbändig«, »unermüdlich«, zeige sich stets von ihrer »besten Seite« – zweifelt aber an sich selbst, ob dies reiche, um die marktrelevanten Interessen zu wecken. Sicherheitshalber und besser einleitend gleich alle potenziellen Kundenassoziationen abrufen: an einen noch omnipräsenten englischen Marketing-Zauberer

Sicher ist sicher, das Zeug muss weg:

Die Geburt Deutscher Märchen-Stunden, die englisch anmuten

Korde’S & Söhne

… Firmensitz Rosenstraße, Klein Offenseth-Sparrieshoop, urgewachsenes »Germany«

… und einer der größten Zuchtbetriebe der Welt

platziert sich.

Allüberall. Jahr für Jahr.

Der geschäftstüchtige Ur-Altmeister dieses Familien-Unternehmens dürfte seinen resignierenden Kopf nur leicht verneinend schütteln: Mein Lebenswerk plötzlich und ausgerechnet »englisch anmutend« …

Da sind wir mal nicht eitel, solange es dem Verkauf dient …

Nicht wirklich »Neues« in diesen Marketing-Welten …

»Bienenweiden« und »Nektar-Gärten« also, so orakeln diese Marktstrategen daher, sind für uns doch heut tatsächlich auch ein Trend!

Stimmt!

Nicht nur »English[®]«!

Diese Schlaumeier!

Schauen wir also als großer Züchter und Vermarkter der Rose eifrig in den Markt hinein, dann noch mal so eifrig auf den eigenen Acker der letzten Jahre und »selektieren« die trendige »Neuheit« für das kurzlebige Jahr »Zweitausend-Schiess-Mich-Tot« – und ermitteln unermüdlich aufs Neue die drohend kommenden Trend-Wellen, was sich auf ihnen geritten wohl gut und gern noch so alles verkaufen lässt.

Siehe Tutu Teil 1:

»Rosen-Starter« zum Beispiel … auf »natürlicher Basis«.

Wir mögen es schön, also bunte »Geschenktüten« …

aus »Altpapier«?

Und stets knospige Ware!

Alles schon fertig!

Nächstes Jahr ist nächstes Jahr …

Marktlatein ist Marktlatein …

So ist das halt, mit diesen Rosen in meinem Garten.

Ich, der »Rosenfreund« und Kunde!

Ich lese, kaufe, pflanze … lese, kaufe, pflanze …

Unermüdlich!

Und bestelle dieses Jahr Bienenrosen »Modernster Rosen«, blühend bis an meine Haustüre geliefert, in Plastik-Töpfen, Torf und bunter Tüte.

Tutu!

Reinstes Tutu!

Rosen-Starter und TUTU.

Wenn der stirnrunzelnde Nachbar wieder einmal fragt, was wir da machen, rufen wir einfach wieder »Bio«! Oder »Bienen!«. Oder »busy (as a) bee!«. Oder »naturnaher Rosengarten!«.

Entzückend – in der Regel …
mit viel zu vielen Ausnahmen …

Schlussgedanken sind auch nur ein Anfang …

Kordes und Söhne dürften exemplarisch ihre liebe, hauseigene Müh haben, einem selbst dem Markt wohlgesonnen, jedoch halbwegs kritischen, noch fachlich versierten Ökologen zu vermitteln, was dieses Tutu der Rose noch mit der Ökologie der Rose zu schaffen habe … in der Produktion, im Vertrieb sowie in den Gärten und Parks weltweit.

Da frage man besser nicht genauer nach – wie dieser furchtbar penetrante Nachbar! – glättet lieber die eigene Stirn und freut sich, dass alles doch so hübsch ist … und es die Zucht nun endlich geschafft habe, gar Bienenrosen hervorzubringen, die sowohl für die fette, überzüchtete, tot-fotografierte Honigbiene wie für mich »dauernd blühen«.

Fein, fein und …

Sei’s drum, in einem solchen Garten findet sich zwar keine Pflanzenscheibe der Natur, keinen Funken leidenschaftliche Ökologie, keine bewusste, biologische Artenvielfalt – aber ein bunter Haufen resistenter, lizenzierter, gar patentierter genetischer Ressourcen unserer Kultur für mein leichtes, alles vereinende und ans eigene Herz zerdrückende Rosenglück.

Hut auf, Blüte ins Knopfloch und ab in den Garten, in die Parks und Landschaften dieser Welt! Ich, der kluge Rosenprinz, ich, die kluge Rosenprinzessin, wir feiern gemeinsam unsere »Königin aller Blumen …«

Wirklich entzückend!

Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht.[*]

Verstehen Sie nichts, sehen Sie auch nichts …

Wenn nach diesem Gedanken Goethes das Aug des Liebhabers der Rose wissensreich ist, nachdenkend und verstehend zugleich, sieht es schon heut Rosen von unersetzbarem Wert, mit eigener Nachhaltigkeit und sinnhafter Schönheit.

Dieser denkende und verstehende Blick tut der Natur, uns und allen Gärten gut …

Wenn Sie ökologisch mit Rosen gärtnern, pflanzen Sie nicht »Bienenrosen«, sondern »Wildrosen«, irgendeine Rose der Natur, die in Ihrer Region beheimatet ist.

Siehe dazu Wildbienen und Honig-Bienen bei Rosen