[als Beitrag hinzugefügt von der Startseite, 02.2020;
zuletzt bearbeitet am 25.02.2020, 05.03.2020 09.03.2020]
Web(design) – Schriften und Inhalte
– Entwicklung des Web.
Einleitung:
[Infobox] – Zettel im Web
Keine Spielerei: Schriften im Web
Die gesamte Gestaltung meiner Website (das Design, Layout) ist leicht bearbeitet – ich hoffe, im Dienst der Lesbarkeit, Bedienbarkeit …
So gebe ich für das Erscheinungsbild meiner Webseiten keine Schriften mehr an (dies ist heute leider unüblich im Web); geschweige, dass ich Schriften von Drittanbietern auf Ihren Browser »nachlade« (dies ist heute leider gängig).
Die Vorgabe meinerseits beschränkt sich seit Februar 2020 auf die Angabe serif: Serifen-Schriften sind uns von Büchern und Zeitungen vertraut.
Und auch im Web zeige Schrift mit Serife – bei entsprechender Schriftgröße – das beste Lese-Erlebnis, insbesondere bei längeren Texten.
In den heutigen Browsern sind zahlreiche Schriften vor-implementiert; unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen (jeweiliges Betriebssystem) und ob Schriften einer Lizenzierung unterliegen oder frei verfügbar sind. Welche Schriften im Browser enthalten sind, ist somit abhängig vom verwendeten Betriebssystem (Beispiel macOs, Windows oder (GNU/)Linux-Distribution) und vom vorgegebenen oder von Ihnen installierten Browser (Beispiel Safari, Internet Explorer / Edge, Firefox, Chrome, Chromium, Opera).
Wem die vor-installierten Schriften der Betriebssysteme / Browser nicht genügen, kann weitere Schriften hinzufügen; frei verfügbare Schriften als auch Schriften respektive Nutzungsrechte von Schriften gegen Bezahlung.
Hinzu kommen die Angaben durch die Schreiber von Websites, in welcher Schrift die Site beim Nutzer erscheinen soll; ob diese Angaben beim Nutzer umgesetzt werden, hängt von dem Betriebssystem / Browser der Nutzer ab, ob die jeweilige gewünschte Schrift der Seitenschreiber auch beim Nutzer vorhanden ist.
Schließlich besteht noch die Möglichkeit, dass Seitenschreiber die gewünschte Schrift beim Nutzer nachladen lassen, wenn das System der Nutzer die vom Seitenschreiber gewünschte Schrift nicht enthält.
Letztendlich aber kann der Nutzer des Web alle Schrift-Vorgaben der Seitenbetreiber überschreiben und bestimmen, in welcher Schrift und Schriftgröße die eigene Arbeitsumgebung erscheint: Eine Option, die nicht allein für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen hilfreich und bisweilen notwendig ist, vielmehr den Grundcharakter des Web spiegelt: Die Nutzer des Web können, wenn sie wollen, die Macher des Web sein.
Diese Einstellungs-Optionen rund um Schrift innerhalb des Web ist der maßgebende Unterschied zum Druckwesen, das notgedrungen eine Schrift vorgibt; ein gedrucktes Buch lässt sich im Schriftbild nur noch mit einer Lesehilfe, einer Lupe verändern …
Inhalt
Gut gemachte Bücher
Von den proprietären Minuskeln einer Arial und flackernden Monitoren der 90er Jahre ist der Surfer heute befreit.
Der betriebene Fetisch im Web rund um Schriften aber ist endlos: die Meinungen / Untersuchungen über Schriftgrößen, Zeilenabstände, Serifen »Ja | Nein«, »beste« Schriftarten fürs Web … die Lektüre von Empfehlungen für das (Kaufen und) Nachladen von ganzen Schriftfamilien allein für eine Website können mehr als einen Tag füllen.
Schriften im Web werden – immerhin – derzeit erfreulich groß eingesetzt, entgegen der ursprünglichen »Konvention«: 16px.
Große Schrift ist »Trend«!
Leider auch einhergehend mit mehr und mehr (für meinen Leserhythmus) überdimensionierten Zeilenabständen: die Augen hüpfen eher von Zeile zu Zeile; für mich stellt sich kein angenehmer Lesefluss ein.
Und alles, so orakelt es in der Fachwelt gern, sei »besser ›sans-serif‹«: sans-serif sei moderner, im Web lesbarer … und derlei.
Lehren, die hier und da passend und richtig erscheinen, sind möglicherweise an anderen Stellen unglücklich und falsch?
Lesen zur Priorität erheben
Streicht man die Argumente des professionellen Webdesigns
für einen »neuen« Umgang mit Schrift und Text im Medium Web aus dem eigenen Denken, als dass der Mensch im WorldWideWeb nicht (oder ungern) lese und die Gestaltung von Schrift und Text sich an diesen Mißstand anzupassen habe, schreibt man auch im Web – möglicherweise – dann doch lieber und besser so, wie es ein gut gemachtes, gern in die Hand genommenes Buch vormacht?
Die allgemeine Kulturtechnik des Lesens als Grundlage für die Gestaltung des Web zu wählen, erscheint mir näherliegend als die viel zitierte, irgendwie allzu pragmatisch erscheinende Berufung auf Untersuchungen, die da lehren, der Mensch liest im Web nicht: Die Gestaltung von Schrift und Text habe sich – »mediengerecht« – diesem Nutzerverhalten anzupassen.
Es dürfte aber wohl auch für das WorldWideWeb der Kanon gelten, der schon für alle Zeiten galt, dass sich bei der Lektüre wie beim »Surfen« der Sinn und Zweck des eigenen Handelns ohne zu lesen nicht und für niemanden erschließt.
Es erscheint banal: Wir lesen Texte, wenn wir deren Inhalt verstehen wollen.
»Klicken« und »interagieren« allein führen (uns) zu nichts …
Lesen im Web mag man halt nicht als mühevolle Arbeit
[Nielsen, Meiert] bemüht argumentativ beschweren, sondern ins angenehme Licht rücken und als grundlegende Befähigung erinnern, die Spaß macht: Lektüre stellt Zusammenhänge her – und Zusammenhänge zu begreifen, dies macht Spaß und ist zumindest ein erstrebenswertes Ziel.
Lesen öffnet und erschließt uns unsere »Welten« …
Warum sollten Menschen in diesem vertrauten Erfahrungshorizont rund ums Lesen ausgerechnet im Netz nicht lesen wollen?
Lesen sei »Mühsal«, »Arbeit«, gemieden im Netz, so liest es sich allerorts – eine Kulturfertigkeit, die von Kindesbeinen an gepflegt, im Leben gebraucht und mitunter innig geliebt wird?
Ein gut gemachtes Buch lädt zur Lektüre ein – und der Mensch liest. Und im Web? Möglicherweise ist das Web für jegliche Lektüre schlecht, weil es bis heute nicht gelernt hat, das Lesen der Menschen zur Priorität zu erheben. Hierfür bedarf es mehr Engagement als der vieldiskutierte Einsatz von Schriftarten, Schriftgrößen und Zeilenabständen …
Für den Umgang mit Schrift und Text im Web mag grob gelten: 17px Schriftgröße, halt nicht zu klein, Serifenschrift bei längeren Texten, Schriftart wurst-egal, Zeilenabstand mit gewohnt ausreichendem »Durchschuss«.
Experimentell mag ein in dieser Gestaltung selbst verfasster, längerer Text vom »Designer« selbst gelesen werden – am Monitor in irgendeiner Schriftart.[1]
[1] Fussnoten und derlei »gestalte« man halt in kleinerer Schrift …
Grundsätzlich
… sich selbst als (neuen) Maßstab zu nehmen, erscheint mir genialer als diese altbackenden, nicht sterben wollenden Zielgruppen-Weisheiten eines immer wieder aufgewärmten Nielsen (oder vergleichbare Untersuchungen über das Nutzerverhalten) – um Antworten zu finden auf die Fragen nach den Grundlagen für die Gestaltung des Web – von Sites im Web.
Denkbar nämlich ist, dass die allerorts gelehrten und sich wiederholenden Lehren der Gestaltung von Websites genau den Nutzer hervorbringen, den aufwendig erscheinende Untersuchungen sodann als bald »kulturlos« charakterisieren … hektisch, mit nervösen Zeigefinger, lesefaul …
Diese Zirkellogik bräuchte dann kein Mensch …
Diese Orientierung sehe ich weder im recht selbstverliebten, redundanten Webdesign noch in den zähen, kausal alles auf den Kopf stellenden Lehren und Untersuchungen über den Nutzer des Netzes.
Möglicherweise taugt das ganze »professionelle Webdesign« nichts, wenn es konstatieren muss, dass die Sinn stiftende Tätigkeit des Lesens offenbar im Web einen zu kleinen Raum auf den durch-gestalteten Sites zu finden scheint.
Dass Menschen im Web nicht lesen wollen, halte ich für ein unstimmiges, hochmütiges Märchen.
Schreibstile
Für die immer noch angepriesenen »Content-Happen« von einigen Sätzen und wenigen Absätzen: Es sei vollkommen gleich, wie mans dann macht, Hauptsache, die Schrift ist keine Minuskel und passt irgendwie erkennbar noch zum Konzept.
Meinetwegen dann 24 px Schriftgröße, sans-serif, Zeilenabstand nach Belieben … und los geht`s:
»Lorem ipsum … etwas Text …«
Ein ausreichend großes, kreatives Feld[*]
[*] [Anmerkung überspringen] Dieser Schreibstil freilich lehrt allen ernstes: »versuche einzufangen, was über den Desktop huscht, kurzer Satz, einfache Sprache, große Zeilenabstände, sans-serif, First-Letter-Marken, 1000 Überschriften, Content-Happen, Augenführung … designte Sprache … designte Inhalte …« – für und zugleich gegen den nur noch scannenden und herum-klickenden Nutzer … Welche Kultur der Sprache (im Netz) und welche Bilder vom Nutzer sollen solche Weisheiten denn einleiten und festigen? [Ende Anmerkung]
Schreib Inhalte – so könnte es vermeintlich banal heißen – und ab mit Deinem Inhalt in den header …
Lesbarkeit der Inhalte ist gut …
… pfuscht nicht rum … macht nicht dumm …
Bücher wissen seit Jahrhunderten, dass und wie der Mensch liest. Nun liest der Mensch im Web nicht mehr – und das Design analysiert, schreibt alles neu und weiß sodann fürs neue Medium alles besser … und findet doch so recht keine Leser …
Bleiben wir lieber und zunächst bei dem, was gut ist:
- Inhaltsverzeichnis und Inhalt trennen,
- Zeilenabstand wählen für einen vertrauten Lesefluss,
- ausreichende Schriftgröße (oberhalb 16px) für Text,
- Einsatz von Überschriften und Gliederung von Inhalten orientiert an den Inhalten selbst: nicht nach Maßstäben schreiben und Texte gestalten, wie wohl die flüchtig gedachte Aufmerksamkeit der Surfer »eingefangen« werden könnte,
- keine Strategie von »Content-Happen«, vielmehr die Inhalte im Blick: wer etwas zu sagen hat, darf und soll schreiben, auch lange, rabenschwarze Texte – wer im Netz lesen will, wird lesen … wer Inhalte sucht und findet, liest.
- das Design der Sprache ist wichtig, stets aber zweitrangig … selbst im »Design« …
Zitat aus einer der E-Mails vom 10.01.2020 von einem Nutzer meiner Seiten (und in Bezug auf meiner eigenen, geäußerten Sorge, meine Texte würden nicht gelesen):
Hallo Herr Peters.
Ich wollte nur einmal kurz rückmelden, daß ICH ihre langen Texte schon LESE! (…)
daß (…) die gigantische FÜLLE von Text und Bildern für den Besucher kaum zu erahnen ist.
[sic!]
Schön, dass im Web offenbar doch gelesen wird … auf der Suche nach irgendeinem Inhalt.
Dumm gedachte Nutzer? Die klicken sich frei und weg …
Die Abbruch- oder Absprungraten von Sites
Ursache und Wirkung
Möglicherweise ist die Abbruch- oder Absprungrate (Bounce-Rate) der »gemeinen Nutzer« von Sites kein Kind des unendlichen
, allzu verführerisch gedachten Cyberspace,
den diese Nutzer »notgetrieben« unruhig zu er-klicken und (wahrhaft naiv gedacht) »in Gänze« und »rasch« zu begreifen versuchen – wie ein Kind, das wie irre und lallend durch den Wald rennt, weil es erfahrungsfrei meint, dadurch mehr Bäume und »das Ganze« zu sehen.
Bounce-Rate sei auch kein Symptom eines »neuen Menschen«, der als Onliner nunmehr »zeitgemäß« unkonzentriert sei und fast pathologisch anmutend ziellos-hüpfend zwar diese »Welten im Netz« nach Antworten durchstöbern will – jedoch keine konkrete Suchanfrage mehr zu formulieren versteht.
Es ist schlicht denkbar, dass der »Onliner« nicht findet, wonach er sucht: Die Raffinesse der Sites, sich gekonnt auf die bequemen ersten Ränge zu katapultieren, bezeugt nicht unbedingt deren inhaltliche Relevanz zum Suchbegriff. Was soll man machen, wenn man zum eigenen Suchbegriff als Ergebnis zwei Dutzend artverwandte Suchbegriffe (oder Floskeln, Gestottere, Plattitüden – Werbeblocks, Anbiederungen, Preloader, Text-Überblendungen, Dummenfang-Design, zugemüllte header …) präsentiert bekommt, da klickt der Mensch halt … und erscheint in den web-eigenen Frequenzmessern notgeboren »unruhig«.
Mangelnde Reflexion
Es ist die Logik des Gemüsehändlers mit zwei Semester Psychologie, der überzeugt ist, dass der Mensch, der gezielt nach Kohl fragt, eigentlich lieber und gerne tausend weitere Gemüsen genannt und gezeigt bekommen möchte … und sodann furchtbar viel Hilfe braucht.
So gelehrt vom Webmanagement, deren Vertreter aus den Tiefen des Cyberspace unvermittelt überall auftauchen wie Blasen eines gelassenen Furzes im Schwimmbassin – und das umherschwimmende Web-Volk nebulös machend berät
: »Präsentiere ja nicht die Kiste mit Kohl, wenn der Kunden-Mensch danach fragt, dies ist furchtbar banal! Zupfe ständig am Ärmel und zeige besserwisserisch immerzu und stets den ganzen Laden! Ja, auch bei der Suchanfrage nach Clementinen …«
Derlei ist möglicherweise dann doch nur dummes und noch mehr blind machendes Management-Gerede? Halt nur »professionell« verpackt:
Irgendwie bastelt der Mensch sich ganz gerne eine plausibel erscheinende Begründung für seine flüchtige, unbedeutende Existenz, für dieses insgeheim als unredlich erahnte Einkommen, generiert über weltferne Analysen und über die Köpfe anderer hinweg …
Im Fragehorizont solch doch eher verstörender Bilder über diesen »neuen« Cyberspace-Menschen in diesem ach so glorreich gedachten Webzeitalter
, beides sich gern in den Köpfen der sich souverän wähnenden »Seitenmacher« und »Inhaber« in furchtbarer Goldgräberstimmung festgezurrt hat, erscheinen nicht diese Nutzer des Netzes selbst als die herausfordernde Aufgabe, sondern die herumschwänzelnde Inkompetenz eines Webdesign, das nicht entscheiden und offenlegen will, was wichtig ist – und jede Befähigung für diese Entscheidungsebene noch nie hatte oder schon längst abgegeben hat: an substanziell noch ärmer machenden »Untersuchungen« rund um diesen doch wahrlich recht erbärmlich vorgestellten und offenbar mit allen Mitteln einzufangenden, gar spöttisch »zu rettenden« und am Ende »unmerklich glücklich zu bedienenden« Nutzer des Web – zum vermeintlichen »Win/Win-Wohle« aller.
Zu blöd aber auch und irgendwie krisenfest machend zugleich, dass der Nutzer es bis heute mit seinen physikalisch kaum mehr messbaren Klickintervallen versucht, den Machern Webdisziplin zu lehren – und offenbar von sich aus nicht zu begreifen scheint, wie wichtig und wohltuend doch die fortlaufenden »Bemühungen« des Webmanagement um ihn herum sind …
Seltsam, dass diesem Webdesign niemals der selbstkritische Gedanke kommt: Mich braucht eigentlich kein Mensch in dieser grundsätzlich doch wunderbaren, neuen Welt! Wie ist es nur möglich geworden, dass ich hier unvermittelt schaffen und schöpfen kann – obgleich ich eigentlich nachweisbar weder einen Nutzen für das Netz habe, noch von Kohl und Clementinen irgendetwas gescheites verstehe?
Antworten wir diesen Web-Machern mal: Keine Ahnung!
Rückschritte
Die perfiden Methoden des marktstrategischen Webdesigns dokumentieren keine geistig-kulturelle Entwicklung, vielmehr einen Rückschritt in den Zustand des Jägers und Sammlers, der durch die Steppen streift, um Beute zu machen und Vorräte zu horten: Der Nutzer des Web ist in diesem Eifer die täglich frisch erlegte Trophäe, die Menge seiner Klicks auf der eigenen Site das, was in den Sammelbeutel kommt und am Ende des Tages Gewinn verheißend für Tausch und Weiterverkauf am lodernden Feuer gezählt wird.
Pro Nutzer-Klick eine Kerbe in den Tomahawk geschnitzt!
In der Natur rettet sich die Tierwelt – aus schlechter Erfahrung – bis heute vor dem Menschen, wo sie nur kann, sie flieht, flüchtet, meidet den Menschen, so gut es nur geht. Möglicherweise findet das durchkommerzialisierte Webdesign in diesem Furcht, ja diffus Angst und Sorge bereitenden Bild des jagenden Menschen und der Nutzer des WorldWideWeb im Bild des gehetzten, zur Jagd freigegebenen und bedrohten Geschöpfs seine traurigen Entsprechungen.
Hört man der Sprache des marktgetriebenen Webdesigns zu, wie also diese Macher über den Menschen im WorldWideWeb sprechen, liegt dieser Eindruck nahe, dass es an einer geistig-ethischen Entwicklung der Akteure innerhalb des Netzes mangelt – und dass das ursprüngliche Gemälde eines Verknüpfungen von Menschen und Inhalten erzeugenden »Netzes« zum Wohl und Nutzen aller zu einem Gekritzel degradiert und übertüncht ist: ein klebriges, alles und jeden »einfangendes« Gespinst.
Da kommt nicht von allein das Bild auf, dass der Mensch via Klicks im Netz wie eine Fliege mit den Flügeln schlägt, immer rascher … bis er sich wieder frei gezappelt hat – wenn dies der Kopf vorsorglich allein schon nicht mehr schafft, all diese Klebepünktchen des enthemmten Marketers cool zu umfliegen …
Nutzer und Macher des World Wide Web
Das Wichtigste in der Mitte: Der Nutzer sollte selbst entscheiden!
Und er sollte (wieder) in der Lage sein, selbst entscheiden zu können.
In den Anfängen des WWW gestaltete der Nutzer seine Arbeitsumgebung selbst. Wenigstens in diesem Bereich, wenn er schon keine Inhalte einstellte, war er ein Macher. Ein Gewinn für das Web und für alle Nutzer im Vergleich zum (zwangsläufig) vorgebenen Druckwesen rund um Zeitung und Literatur.
Diese einmaligen, web-eigenen Möglichkeiten aber der Nutzer, das Web inhaltlich und gestalterisch zu prägen, sind – nach meinem Verständnis des WWW – auf Abwege und sodann abhanden gekommen.
Der Nutzer des Web heute erscheint geradezu entmündigt, um nicht zu schreiben enteignet. Das Netz selbst liegt weniger in seinen, eher in wenigen Händen diverser »Akteure« des Marktes und in den Händen von einigen »Fachleuten«.
Die (frühe) Kommerzialisierung dieses Mediums definierte eine Wende der Entwicklung des WorldWideWeb. Es ist spekulativ zu sagen, dieser Einfluß des Marktes sei als »positiv« oder »vorteilhaft« zu werten, denn wir wissen nicht, wie das Web heute wäre, wenn es im Sinne des ursprünglichen Konzepts Berners-Lee weiterentwickelt worden wäre.
Man könnte halt auch spekulieren: durch die frühe Kommerzialisierung des WorldWideWeb ist eine geistig-kulturelle Revolution vertan …
Einflüsse der Kommerzialisierung sind wohl:
- frühe Vermarktung firmeneigener Browser und der einhergehende Missbrauch der Auszeichnungssprache HTML,
- die (durchaus aggressive) Kopplung von Hardware mit proprietären, (»vorinstallierten«) Betriebssystemen© samt geschlossener Software (inklusive implementierten, »hauseigenen« Schriften© und einem hauseigenen (Quirk-)Browser© als firmeneigenes Fenster ins Netz),
- »Webdesign« als (freiberufliche) Einnahmequelle,
- Werbung im Netz … und die »Erfindung« von SPAM …
- weitere Patentierungen, Lizenzierungen auf marktprägende Entwicklungen, die ebenfalls auf das frei verfügbar gemachte Grundgerüst des Web aufbauten: firmeneigene (geheim gehaltene) Suchalgorithmen, geschlossene Software …
- zunehmend Einflußnahme auf die Nutzer des Web: fremdbestimmte
Personalisierung
der Inhalte des Web (Ebenen: Suchmaschinen; Marketing, Werbung, Shops), - Missbrauch der Nutzer als handelbare Datenmenge und Datenlieferanten, als manipulierbare Ware von Akteueren des Marktes, einschließlich eines marktorientierten »Webdesigns« …
- die vermeintliche Notwendigkeit, den stetig komplexer erscheinenden Anforderungen genügen zu müssen, die von Seiten der Technik und des »Designs des Web« die Nutzer nur überfordern (bestenfalls noch »unterhalten« – im Sinne von Brot und Spiele),
- durch den eingeschlichenen »Standard«, das Netz sei nicht mehr primär Gestaltungsraum der Nutzer, sondern es inhaltlich zu bestücken und zu gestalten sei nunmehr die Aufgabe von »Fachleuten«.
Die eigene Handschrift im Netz
Die eigene Handschrift ist nicht Eigentum anderer – mittels ihr lässt sich prima schriftlich alles mitteilen, was der Mensch via Schrift – halbwegs lesbar – mitteilen kann und mitteilen will.
Im modernen Medium Web steht der Mensch unvermittelt vor vormals unbekannten Hürden. Eine handschriftliche Postkarte, einen Brief, sorgfältig mit Füllfederhalter verfasst, eine hingeschriebene Notiz auf kleinem Zettel: Es macht keinen Sinn, derlei »ans Netz« zu schicken oder an den Server zu pappen.
Eine Schrift, die in allen Systemen
der Nutzer darstellbar, lesbar ist, und gewiss: am Ende mir selbst und den Nutzern gefällt.
Mediale Schriften im Eigentum anderer, die im Netz »sicher« in ihrer Verwendung gelten, zugleich in dieser Art ein notwendiges Instrument für den Einzelnen und seiner flächendeckenden Kommunikation mit anderen geworden sind, diese Verflechtung ist ein Novum des Netzes.
Die Kommerzialisierung von Schriften im Web erscheint mir als kulturelle Tragödie, als eine Umkehrung der ursprünglichen Idee des Hyperkontext – und zugleich »konsequent« in Hinblick des Einflusses auf das Netz durch einen – wohlwollend betrachtet – als »selbstregulativ« gedachten Marktes.
Die frühe Verknüpfung und heutige Dominanz proprietärer Betriebssysteme mit diesen »web-sicheren Schriften«, die vermeintliche Öffnung dieser (Arial-, Verdana-, Helvetica-) Einschränkung durch die Möglichkeit, nunmehr beliebig einsetzbar erscheinende Schriften käuflich erwerben zu können und als derart gekaufte Ware in die Browser der Nutzer »nachzuladen«, behält alle Abhängigkeiten der Nutzer in fremden, in markteigenen Händen.
Dieses Einschränken und Stillhalten der Nutzer, die über keine eigene Handschrift für das Web mehr zu verfügen scheinen, ist dem Einfluß des Marktes eigen. Ein Kind des »WorldWideWeb« selbst ist derlei nicht. Einem Web, dass jedem frei, wenngleich nicht kostenfrei verfügbar gedacht war.
Schrift ist Grundlage unserer Kultur – und zugleich ein weiterer, fremdbestimmter Spielball von marktorientierten Akteuren im Medium Web.[*]
Besser geht es nicht
Besser geht es nicht.
Vom tatsächlichen Marktanteil aber gesehen und damit praktisch fürs Netz: irrelevant – was wieder einmal zeige, dass der Mensch – wenigstens als »Onliner« – lieber bezahlt und abhängig ist als klüger zu werden …
Mir kommen die Tränen des Unglaubens, wenn ich lese, dass im Vokabular mancher Akteure solche Kaliber wie die eines Google-Konzerns rüberkommen als ob es idealistische Software-Buden seien, unterwegs zum Wohle und im Dienst der Nutzer des Netzes. »Kostenlos« und »Google« sind nicht kompatibel; weder hinsichtlich angebotener diverser Analyseverfahren »für Sites«, noch hinsichtlich irgendwelcher Schriften.
Nicht so bedeutend wie zuvor, jedoch ärgerlich genug: der Austausch belesener und geschulter Schriftsetzer aus Druckerei und Verlag durch »freiberufliche Webdesigner«, die banal das Wort TEXTE nicht einmal in ihren Angeboten als »Web-Agenturen« thematisieren – dafür aber 500 Schriftarten von den Seiten irgendeines »Anbieters« via Script in die eigenen Seiten kriegen. Und mit so etwas Kunden generieren …
Finden Sie eine Agentur der Zunft »Webdesign«, die Texte und damit Inhalte ausdrücklich thematisieren, typografisch bis redaktionell, schicken Sie mir bitte eine E-Mail …
»Responsive« (flutschende) Seiten, Platz 1 bei Google, tausend tolle Effekte und Shop-Gestaltung mit Kundenfang sind Thema – wie »Schönschrift«.
Texte? Inhalte?
Welcher Aufwand betrieben wird, alleine dafür, dass die vorgesehene, im Kern beliebig bleibende Schriftart einer Website bei allen Nutzern »zwingend« erscheint, ist atemberaubend! Und mitunter nichts anderes als ein weiterer ungehöriger (bis mediale Inkompetenz bezeugender) Eingriff in die Arbeitsumgebung der Nutzer des WWW.
Dies alles gern mit viel [©-] BlaBla … von unermüdlich schöpfenden Konzernen, bis hinein in die Ebenen und Niederungen eitler »Seitenmacher« und »Seiteninhaber« …
Geistige Entwicklung
Berners-Lee zeigt einen Beitrag zur geistigen Entwicklung, dann übernahmen (oder annektierten) Akteure und Profiteure des Marktes seine Arbeit … ein endloser Schweif verschiedenster Nutznießer – und Stefan Münz konnte (oder musste?) seinen Artikel schreiben: Inflation und Orientierung. Dieser Artikel aus 1999 ist bis heute lesenswert, lehrreich und unwirksam.
Dies ist inakzeptabel.
Meine Webseiten sehen Sie in derjenigen Serifen-Schrift, die in Ihrem Browser voreingestellt ist – oder die Sie eingestellt haben:
Sie sehen oder wählen somit einfach die Schriftart, mit der Sie gut klar kommen, die Ihnen verfügbar ist und die Ihnen gefällt …
Mein »Design« ruckelt sich schon irgendwie zurecht …
»Seiteninhaber«, die mit allen erdenklichen Mitteln auf ihre »Design-Rechte« pochen, können sich ihre Site notfalls ausdrucken und an den hauseigenen Monitor pappen …
Ein Büchlein drucken …?
Ein Häkchen weg machen
Einstellung der Schrift am Beispiel des Browsers Firefox:
[Infobox] – Schriften einstellen – Firefox
Diese Einstellungen in Ihrem Browser erscheinen auf Websites aber nur dann, wenn die Seiteninhaber keine Vorgaben zur Schrift machen (was zu selten der Fall ist).
Wirkungsvoller für Sie sind die Einstellungs-Optionen, die Sie unter Erweitert
finden; siehe dazu nächstes (Bildschirm-) Foto.
(Gezeigt wird hier die vorgegebene Standard-Einstellung):
Letzte Zeile im Bild ist relevant:
Eine Freiheit und Besonderheit im Netz, die bewahrt und eingesetzt gehört (und zwar nicht nur von Menschen mit einem eingeschränkten Sehvermögen).
Mit diesen erweiterten Einstellungen können Sie alle Schrift-Vorgaben der »Seiteninhaber« überschreiben, wenn es für Sie zweckmäßig und hilfreich erscheint …
Diese selbst-bestimmende Schrift-Option ist zugleich ein wunderbarer Filter:
[Infobox] – Ignoranz weg-klicken
Gründe
Mitunter finden sich auf Websites kaum oder nur noch magere Inhalte – aber ein »tolles« Design.
Die Designs werden immer doller, die Inhalte immer weniger.
Diese »Designs«, in die der Seiteninhaber (oder eine Agentur) sehr viel Mühe investierte, sollen sodann auch in allen Browsern dieser Welt exakt so erscheinen, wie vorgesehen; dies gilt auch und insbesondere für die vorgesehene Schrift.
Hier will die »moderne Website« offenbar doch ganz gern ein (verpöntes) »Druckwerk« (also ein Buch oder ein Büchlein) sein …
Mittlerweile aber bin ich von diesen »Design-Künsten« im Web nur noch angestrengt, ja genervt.
Was da so alles auf meinen Browser nachgeladen werden soll, damit das »Design« auch ja so bleibt, wie gemacht, ist für mich nicht selten unverhältnismäßig geworden.
Über Scripte, Cookies bis nachgeschobene Schriften, hunderte, ja tausende Layout-Anweisungen, alles nur dafür, damit das vorgesehene »Design« beim Nutzer auch ja bleibt.
Wird Design aber wichtiger als der Inhalt einer Seite, geht dies ziemlich am Kerngeschäft des Netzes vorbei: Informationen zu vermitteln und im Gespräch zu sein – weltweit.
Relationen »bekloppt«
Mitunter erscheint das Verhältnis von Inhalt einer »Internetpräsenz« zu deren Layout (Design, Style) als »bekloppt«.
Beispiel einer Agentur-Seite (aus Berlin). Aufgerufen mit den Werkzeugen unter »Web-Entwickler« beim Browser Firefox:
Rund 15 Tausend Style-Anweisungen einer »Website« für bummelig drei DIN-A4-Seiten Text.
Hier stimmt überhaupt kein Verhältnis mehr …
T E X T E?:
[Infobox] – Überfrachtete, leere Websites
Spitzenreiter mit über 20 Tausend Anweisungen [für Nerds?] war bis dato eine Agentur aus Wuppertal: allein für eine Handvoll hauseigener Werbefloskeln! [»Ich schreibe Ihre Website … bringe Sie nach vorn …«]
Solche Witzbolde bemüht man mal besser nicht für die eigene Internetpräsenz. Jeweils rund ein Dutzend JavaScripts werden zusätzlich verwendet – alles dies für einen schmalen Haufen Text!
Also für Inhalte, die Sie und ich im Netz suchen …
Sind solche »Internetpräsenzen« für irgendwen oder irgendetwas nütze?
Durchschnitt sind heute (nach meinen Durchsichten) etwa 1000-2000 Styleangaben für eine »Website«.
Meinetwegen – wer es braucht …
Ich selbst verwende für das Layout der Rosen-Website rund 140 72 Anweisungen (Stand Oktober 2024; ändert sich nur noch geringfügig; diverse Anweisungen mehr sind auf meinen »Spielseiten«, also vereinzelte Spielereien auf einzelnen Seiten; oder bei meinem Kontaktformular, um die Schriftvorgabe der Browser zu überschreiben; einzelne Anweisungen also, die nur für die jeweilige Seite gelten und nicht inline
, sondern in separaten CSS-Dateien stehen.). Würde ich schlappe 100 Anweisungen in meine CSS-Datei hinzufügen, könnte meine Seite »bunt«, »stylisch« und »interaktiv« sein … ohne ein einziges Script.
Aber meine Seiten würden nicht lesbarer, nicht leichter in der Bedienung und gewiss nicht inhaltsreicher oder informativer.
Wohin steuert das Netz? Keine Ahnung! Aber es wird gewiss nicht besser durch die »Präsenzen« und die Ausbreitungstendenzen solcher Witzbolde …
Nutzen
Ich nutze das Web, wofür es ursprünglich gedacht war: vernetzter Informationsaustausch. Für diese Ur-Funktion muss Design und Kommerzialisierung mitunter weichen – mitunter gnadenlos weichen.
So nutze ich für das Surfen (Recherchieren, Arbeiten im Netz) mitunter reine
Text-Browser … oder stelle den Browser so ein, dass das »schöne Design« … das »analytische Design« … das »ausspionierende Design« … das »verspielte, enthemmte, inhaltsbefreite … Design«
diverser Seiteninhaber
zerschossen wird: JavaScripts und Cookies selbst verwalten … eigene Einstellung der bevorzugten Schrift – für mein Lesen im Web:
[Infobox] – Eigene »Zettelwirtschaft«
Und am Ende: Sie machen, was Sie wollen …