Einige Erfahrungen mit »unseren« Tieren …
Wenn diese Bande in meine Rosen einfällt, sehe ich das gemischt: Sie brechen schon einige (wenige) frisch treibende Rosen der Vermehrungsflächen ab, im Altbestand indessen putzen sie Insekten aus; Spatzen füttern ihre Jungen mit Insekten.
Juni 2019 hatten wir über einige Tage zwei Rauchschwalben zu Gast. Beide inspizierten zwar unseren Stall, nisten aber werden sie wohl leider nicht. Wir haben keinen Viehbestand und die Türen des Stalls müssen wir zur Nacht schon schließen. Obgleich dieser Stall auch nach geschlossenen Türen »vogeloffen« bleibt (alte Lüftungsschächte und derlei), wird es für Rauchschwalben bei uns wohl zu unruhig, zu unbequem sein. Die Mehlschwalben unter dem Dachvorsprung freilich ignorieren uns gekonnt – was mich auch etwas nervt! Dann quatsch ich sie so lange voll, bis die Köpfe neugierig aus den Nestern schauen. Mitunter ruf ich dann derlei wie »MIETE FÄLLIG!«. Sinn und Zweck macht das nicht …
Mehlschwalben kacken die Fassade und frisch geputze Fenster an. Das ist uns sowas von egal! Wenn diese fliegenden Pinguine sich morgens und abends vor den Nestern versammeln, intensiv zwitschern und wild durcheinander fliegen, wird der Mensch beschenkt mit einer Mischung aus Freude und Demut.
Der deutscher Astronaut Ulrich Walter meinte in einem Interview, die Zukunft der Menschheit läge im Weltraum. Mag sein.
Man kann sich mit den Gedanken plagen, dass der Lebensraum-Gürtel sich mit der Ausdehnung der Sonne von der Erde auf die äußeren Planeten verschiebt … dass die Sonne irgendwann gar erlöscht …
Wichtig und aktuell ist dies nicht.
Für den Overview-Effekt der Weltraumfahrer benötigt der Mensch keine Reise ins All. Es genüge, den Schwalben beim Flug und Nestbau zuzuschauen. Lernt der Mensch im ersten Schritt nicht, mit der Erde klar zu kommen, die vom Astronauten als zerbrechliches Gebilde von außen wieder entdeckt und bestaunt wird, wird der Mensch nirgendwo eine Zukunft haben. Wir sind möglicherweise im Alltag etwas zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Dies wussten schon die alten Griechen und im Kern weiß es jede Religion.
»Das Überleben der Menschheit im Weltraum …«. Mein Gott, was für eine Phantasie und: was soll das denn für eine Zukunft mit uns in dieser unwirklichen Unendlichkeit werden, wenn wir nicht einmal diesen Erdball kultiviert bewohnt bekommen? Trotz Philosophie und Wissenschaft, Kunst und Religion. Ich habe mir angewöhnt, nicht mehr hinzuhören, wenn solcherart ewige Allmachtsträume der Menschheit laut werden. Ich setzte mich dann auf meinen Stuhl in den Garten, schaue in den Himmel, auf die bekackte Fassade »meines« Hauses, schaue diesen Schwalben beim Flug zu und trinke dabei einen gut gerösteten Kaffee, recht gelassen und mit dem Plan, morgen eine Wildwiese auszusäen … um übermorgen Gäste zu empfangen und schauend und miteinander sprechend durch den Garten zu gehen. Da hab ich »Overview« genug, um viel Gutes zu finden und noch mehr zu tun. Eine Wildwiese ist schon ganz gut. Es würde reichen, für – sagen wir mal astronomisch gedacht – die nächsten hundertausend Jahre.
Anfang Sommer 2019 zählten wir 33 Mehlschwalben-Nester, weitere sieben Nester waren im Bau; »unser« Hausrotschwanz-Paar nistet im Stall gleich oben neben der Stalltüre auf dem Vorsprung des Knies, ausgerechnet bei der Türe, die von uns ständig benutzt wird. Gehe ich vorbei, murmel ich »sitzen bleiben!«, weil das Weibchen jedesmal den Kopf heraushebt, als wolle es vor Schreck losfliegen. Das Männchen keckert mich an, insbesondere dann, wenn wir uns an der Türe begegnen, es wippt dabei aufgeregt mit dem ganzen Körper. Dem sag ich dann, es sei immerhin auch mein Haus! Nutzt alles nichts …
Hausrotschwanz. Der mag mich nicht …
In einigen Juni-Nächten hörten wir den nachtaktiven Ziegenmelker im östlichen Knick, der die Parkwiese eingrenzt. Er hat Ähnlichkeit mit einem Mix aus Kuckuck und kleinem Falken, singt jedoch sehr melodisch, unterbrochen von Lauten wie »Toc Toc Toc« (Flügelschlagen) – und er singt LAUT!
Die Amsel, die unseren Garten als Revier annektiert hat, ahmte diesen Ziegenmelker am Tage kurz nach, das Ganze klang allerdings kläglich (»tök tök« und derlei). Eine erholsame Nacht hatte diese Amsel wohl nicht …
Leider hören wir den Ziegenmelker in den letzten Nächten nicht mehr. Die Amsel mag da anderer Meinung sein: Wir mögen diesen nächtlichen Sänger, der global zwar nicht gefährdet ist, bei uns jedoch im Bestand rückläufig.
Drei Käuze besuchten uns einige Tage zur Dämmerung. Vermutlich Eltern mit Jungtier. Welche Art Kauz kann ich nicht sagen; habe eines der Tiere vor der leuchtenden Hoflampe nur kurz, wenngleich recht deutlich gesehen, verstehe aber nicht genug von Vögeln. Von den Lauten waren es für mich Käuze. Wenn wir vorsichtig pfiffen, kamen sie wenig scheu und neugierig heran, fanden uns bei näherer Betrachtung allerdings rasch langweilig – und machten ihr Ding. Zum Fressen waren wir zu groß und pfeiffen konnten wir wohl auch nicht richtig. Der Vorbesitzer unseres Hauses erzählte, dass derartige Käuze im Dachstuhl der Tenne immer mal wieder nisteten. Ein zerbrochenes Fenster im Giebel des Stalls diente als Ein- und Ausflugsschneise. Wir haben das Fenster bei der Sanierung des Giebels offen gelassen. Mal sehen, ob wir uns irgendwann auch mit Kauz-Kot herumplagen dürfen …
Wir würden uns freuen.