Ein ellenlanger Text zu einer Rose …
Bei dieser Rose muss man – wegen ihrer Beliebtheit, wegen ihrer Geschichte, die sich im Namen spiegelt – bald vorsichtig sein, will man Kritisches anmerken.
Sag ich mir und allen Liebhabern einfach mal vorab: Es ist eine Rose!
Eine Rose, die auch einen möglicherweise etwas unglücklich erscheinenden Namen hätte erhalten können – ohne hervorrufende Bilder in unseren Köpfen an einen »Kaiserlichen Rosengarten«.
Und die Schönheit ihrer Blüten – ganz unabhängig einmal von diesem glücklich gewählten Namen betrachtet? Geschmacksache! Ehrlich! Purer Geschmack! Nichts als Geschmack.
Nicht wenige Gäste hier in meinem Garten erzählen (mitunter mit einem Hauch einer »Entschuldigung«), dass sie Rosen lieben, die »einfach« seien, nicht gefüllt in ihren Blumen, ungedoppelt
, wie es eine Kundin benannte, und also ursprünglich im Erscheinungsbild. Wäre mein Garten voll mit Rosen vom Blütentyp der »Malmaison«, ich würde solche Gäste nicht glücklich sehen. Und mich selbst, nebenbei bemerkt, auch nicht …
Also reden wir »Tacheles«, auch über diese Rose, die zwar über Jahrzehnte des 19.Jh und bis heute beliebt und im Handel ist, gar als »Allerwelts-Rose« zu finden ist in heutigen Baumärkten als auch in der Old Rose Hall of Fame und somit kaum einen Rosenliebhaber kennt, der sie nicht kennt:
- Diese Rose aber mag keinen Regen – die Blüten verkleben bei jedem Tropfen mehr vom Himmel, zeigen braune Stellen und Mumien, manche Blume fault am Strauch.
- Hier auch nicht ausreichend frostfest – so dachte ich wenigstens in der Zeit der Produktion, wo mein stets frei und ungeschützter Vermehrungsacker diesbezüglich Quelle der Information war: Was auf dem Acker schon Schaden nimmt, dürfte sich in einem vergleichbar gelegenen Garten des Kunden nicht besser zeigen. Also: wenigstens »Vorsicht« mit auf den Weg zu geben …
- Die Pflege dieser Sorte ist auch nicht einfach: Eine rabiate Schere nimmt sie übel. Es ist freilich auch keine »Edelrose der Nachkriegszeit«, von dieser Klasse man bis heute pauschal zu lesen bekommt, die versammelten Sorten seien Jahr für Jahr auf Handbreite zu schneiden – für einen gefälligen Wuchs und reiche Blumenpracht. Die »Malmaison« hingegen mag diesbezüglich »faule« Rosenliebhaber/-innen viel lieber …
- Versorgt aber will sie schon sein! Dies schreib ich, weil kein Jahr vergeht, wo ich nicht eine Handvoll Kunden habe, die mir erklären,
mit dem Düngen hab ich es nicht so
, will sagen: Die Rosen in diesen Gärten bekommen kein Futter! Geht! Also bei Rosen allgemein gesehen. Der Volksmund weiß das, “Hunds-Rose”, “Felsen-” und “Gebirgs-Rose” oder die “Sylter-Rose” finden Sie in Sanddünen der Ostseeküste, auf Sander- oder Schotterflächen von Nord bis Süd bis in Gesteinsritzen der Alpen – prächtig im Strauch und in der Blüte. Mit dieser Bourbon indessen wird es dann nichts … - Zu viel mineralischer, Stickstoff betonter (Rosen-) Dünger aber mögen alle Rosen definitiv nicht! Derlei ist nur für den Containerrosen-Verkauf gut, ein Verkauf, der in der Regel dann auch die Rückenspritze kennt, ob gefüllt mit »Chemie« oder »Stärkungsmittel« oder mit beidem, es sei gleich: In den Töpfen vom »Experten« wächst auf diesem Weg alles – irgendwie.
Für den Garten aber ist mineralischer Rosendünger und Spritzmittel – von welcher Art auch immer – ein überflüssiger Einsatz von »Fürsorge«, Geld und Zeit.
Meine Empfehlung ist, stellen Sie die »Malmaison« in einem guten Flecken Erde und düngen Sie organisch; alle zwei Jahre ordentlich abgelagerten Kompost im Herbst zum Beispiel. Ausreichend versorgt wird so das Blatt nicht überdüngt und Sie verringern auf diesen gärtnerischen Weg den Befalls-Druck des Laubes. Und nebenbei schaffen Sie einen ausgewogenen und gefälligen Habitus bei dieser und bei allen anderen Rosen Ihres Gartens.[*]
[*] Haben Sie zuvor ausschließlich Ihre Rosen mineralisch gedüngt, braucht es etwa 1,5-2 Jahre, bis der Boden sich regeneriert und neu eingestellt hat. Ich kenne keinen Rosengarten, den ich in Pflege hatte, der diese Umstellung nicht dankte. - “Madame Malmaison”, wie ich diese Sorte in Andeutung einer gewissen »Zickigkeit« umbenennen darf, ist keine
Liebhaberrose
– wie es mitunter bei der »falschen« Liebhaberei des Verkaufs beschönigend heißt. Hier muss die Sprache – auch bei dieser »Kaiserlichen Madame« – klar werden und deutlich bleiben. Diese Sorte ist anfällig für allerlei Blatterkrankungen: »Echter Mehltau« zeigt sich häufig, »Sternrußtau« kennt sie natürlich auch – und bei uns hier im feuchten Norden leider auch den »Falschen Mehltau«, eine Erkrankung, die in der Dauernässe, die wir Norddeutsche noch euphemistisch »Sommer« nennen müssen, beheimatet zu sein scheint.
Der spätsommerliche Flor oder gar der Herbstflor ist bei dieser und anderen Sorten hier im Norden selten vorzeigbar. Die »Schönwetter-Bilder« bei »HelpMeFind« (HMF) und anderswo nerven mitunter. Ich habe diese Rose in den letzten bummelig 20 Jahren immer wieder vermehrt und in Kultur gehabt: Diese »Schön-Bilder« werden Sie in einem norddeutschen Garten oder in vergleichbaren Lagen nur in einem glücklichen Hochsommer finden. Dabei ist gerade diese Datenbank »HelpMeFind« mit dem selbst auferlegten Anspruch unterwegs, Rosen so zu zeigen, wie sie in den Gärten weltweit sind.[*]
[*] Ortsangaben und – soweit möglich – Zeitpunkt der Aufnahmen sollten bei Veröffentlichungen der eigenen Fotos in (weltweit genutzten) Datenbanken wie HMF die Regel sein. Wer mag, siehe dazu Tipps zu HelpMeFind. Zum Thema, Rosen beschreiben, wie sie (in den Gärten und Parks tatsächlich) sind, siehe auch Das »Ingwer-Jensen-Virus«. Herr Jensen brachte bis heute als einziger nutzbare, informative Verkaufskataloge auf den Markt. Wenn die Verkaufskataloge in der Regel schon nichts taugen, auf die wir keinen direkten Einfluss haben, sollten wenigstens die anderweitig verfügbaren Informationsquellen, wo wir uns selbst beteiligen können, so gut wie möglich sein.
Für all diese Kritik und »Nörgelei« an dieser Rose kann diese Rose selbst nichts! Geschmack hin, Geschmack her, Standort hin, Standort her: Es ist eine wunderbare Sorte aus der Geschichte der Rosenkultur und für jeden Garten empfehlenswert, der ihr einen angemessenen Platz und entsprechende Pflege schenkt. Fehlt beides, empfehle ich diese und andere Rosen nicht. Kauft doch lieber andere Rosen, mit denen ihr mit gärtnerischen Mitteln klar kommt! Die Vielfalt der Rose ist doch erschlagend schön …
Die “Malmaison” in Kundengärten
Im ersten Kundengarten: Dort, in einem gepflegten Wohnviertel in Kiel, gedeiht sie seit etlichen Jahren geschützt im Halbschatten eines Hauses von der einen, durch Strauch und Mauer von der anderen Seite. Nur gepudert durch den »Echten Mehltau« war sie auch dort – jedes Jahr. Die Sorte neigt dazu, was ich gut sagen kann, denn ich habe zu meiner Rosenschulen-Zeit die Rosen dieses Gartens einige Jahre lang gepflegt – und kenne dieses Bild auch vom Acker und der damaligen Containerkultur, wo ich in den letzten fünf Jahren des Produktionsbetriebs bis 2014 gegen »Echten Mehltau, Sternrußtau, Rost« nichts mehr ausbrachte (keine »prophylaktischen« oder »heilenden« Spritzmittel). Nur »Falschen Mehltau« behandelte ich damals noch; das machen wir aber heute in unserem Garten auch nicht mehr, obgleich einige tausend Rosen hier stehen: Es ist unnötig!
In einem zweiten Kundengarten, im Garten von Frau Wiese, stand diese Rose sogar prächtig. Obgleich ebenfalls einige Jahre alt, so mochte diese Dame diese Rose doch nicht weiter kultivieren, der Rehe wegen
– sie fand übers Jahr fast nur abgeknabberte Triebspitzen vor. Bummelig ein Hektar Gartenland eines alten Gutshauses: Das können und wollen wir auch nicht einzäunen
. Ich indessen kann und will: Ich muss meinen Rosengarten einzäunen, der ab 2019 rund 2,5 Hektar umfasst. Will ich Ihnen Rosen zeigen – hilft gegen Rehe nichts anderes! Die »Malmaison« von Frau Wiese fand hinter diesem Zaun 2017 ihr neues zuhause … Vielen Dank für diese und für all die anderen Rosen!