‘Tuscany Superb’? Oder die “Apotheker-Rose” gar? Diese und weitere heute sehr bekannte Sorten (welche mitunter als »Schau einer an, halt auch im Sortiment« belächelt werden), verdanken ihre Verbreitung Urgesteinen der Rosenkultur wie Ingwer Jensen. Die Präsenz solcher Rosen auf dem Markt – die für den Garten auch noch taugen! – sollten Rosengärtner/-innen niemals als selbstverständlich ansehen. Auch wenn der eigene Garten vor lauter Ausläufer dieser Rosen schon überquillt …
»Raritäten« sind mitunter nur Sorten des agilen Marktes, welche für keinen Garten dieser Welt etwas taugen – aber nicht selten sind es auch schlicht Rosen, die über die Schwemme der Jahr für Jahr erscheinenden »Neuheiten« etwas in Vergessenheit geraten sind, um sodann von Kennern, Liebhabern und Entdeckern (beiden Geschlechts) mutig wieder gepflanzt und ins Bewusstsein gerückt zu werden. Dies gelingt mitunter so gut, dass »Raritäten« vor 50 Jahren heute bald »gewöhnliche« Sorten zu sein scheinen: allerorts gepflanzt als gute Gartengehölze. Und das ist auch gut so!
Die “Essigrose”
Rosa gallica oder “Essigrose”, “Französische Rose”, gehört zu der Handvoll Wildrosen – im Vergleich zu deren Vielfalt sind es in der Tat nur eine Handvoll – die unsere heutigen Gartenrosen bestimmten. Siehe dazu die Schautafel aus dem Europa-Rosarium; die Verwandtschaften der Rosen vereinfacht aber anschaulich im Überblick.
Die Gallica selbst ist seit der Antike über die Jahrhunderte bis heute in Kultur; als Zier- und Heilpflanze.
[Einige Quellen und Belege hierzu wären gewiss gut; die füge ich auch noch an; erinnern Sie mich beizeiten daran. Es macht nur alles furchtbar viel Arbeit … anstatt kulturhistorisches hier also zunächst gartenpraktisches zur Gallica und zu deren Ordnung:]
Fachlich richtig sollte man solche Rosen wurzelecht (auf eigenen Wurzeln stehend) kultivieren, obgleich sie im Garten dann ordentlich Ausläufer machen werden. Veredelt – es lässt sich leider im Verkauf mitunter nicht anders machen – bleiben Gallica-Rosen im Wuchs zwar eine zeitlang »lokal«, gedeihen jedoch nicht sortentypisch – und sie stoßen die Unterlage, auf der vermehrt wurde, ohnehin irgendwann ab: nur unnötige Arbeit und Stress für Rose und Garteninhaber/-in. Versuchen Sie also solche Rosen auf eigenen Wurzeln zu pflanzen – und beglücken Sie Ihre Freunde und Nachbarn mit den kleinen Ausläufern …
Die Wildrose Rosa gallica gehört zur mit Abstand größten Unter-Gattung »Eurosa« der Rose. Vier Untergattungen werden unterschieden; die meisten Rosen finden Sie unter »Eurosa«. Es sind dort Rosen versammelt, die entweder oder sowohl als auch in Europa, Asien, Nordamerika beheimatet sind. Die weitere Untergliederung dieser vielfältigen Eurosa-Gruppe erfolgt durch sogenannte Serien (oder Sektionen). Und in diesen Sektionen stehen die einzelnen Wildrosen-Arten.
So manche Sektion ist mit Rosenarten prall gefüllt, wie die Sektionen “Bibernell-Rosen” (Pimpinellifoliae), die “Hunds-Rosen” (Caninae), die “Zimt-Rosen” (Cinnamomeae). Andere Sektionen beheimaten nur wenige Rosenarten – und die Sektion “Essig-Rosen” (Gallicanae) sogar nur eine Art: Die Rosa gallica selbst.
Ursprünglich zu finden in Europa und Westchina, dürfte die “Essig-Rose” mittlerweile als (importierte) »Einwanderin« weltweit verbreitet sein.
Wer mag, schaue unter Wildrosen weiter in diese Vielfalt der Rosen aus der Natur, deren Ordnung nicht immer leicht ist, die jedoch alle Rosen enthalten, welche die eigentlichen »Königinnen« aller unserer Gartenrosen waren und bis heute sind.
Aus dieser Vielfalt der Naturrosen (wie ich die “Wildrose” lieber benenne, in Abgrenzung zu unseren “Kulturrosen”) prägten recht wenige Arten unsere Gartenrosen: Ein großes Feld für die Rosenzucht liegt noch unbearbeitet bei diesen »Wilden« und wartet damit auch für unsere Gärten einer ordentlichen Bearbeitung – wenn unser Rosenmarkt nur nicht so ängstlich wäre! Entweder werden Rosen heutzutage untereinander gekreuzt – oder nach »überlieferten und bewährten Muster«. Und so zeigt auch die neuzeitliche Zucht einige Gallica-Rosen, etwa die ‘Scharlachglut’ (Kordes 1952), die “Großblumige Hybride Lens” vom belgischen, leider verstorbenen Züchter Louis Lens oder die ‘Merveille’ aus Finnland (Rautio 2008).
Wer nicht warten will, bis sich die Zucht aufmacht, neue Wege in die Welt der Wildrosen zu gehen, pflanze halt aus dieser Arten-Vielfalt direkt – oder züchte gar selbst …
Siehe zu Gallica-Rosen auch unter Kreuzungen mit Wildrosen:
Siehe auch unter Fundrosen: