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Rosen­eigenschaften und deren Be­schreibungen

Alma de L’Aigle

Man sieht nur,
was man weiß …

– Johann Wolfgang von Goethe

Inhalt

Nahaufnahme von ‘Chicago Peace’ ‘Chicago Peace’ – ein Sport von: ‘Peace’ alias ‘Gloria Dei’. Farbspiele einer geschichtsträchtigen Rose.

‘Esprit d’ Amour’ ‘Esprit d’ Amour’ – einfache Blumen, jedoch wunderbar geeignet für den Schnitt, die Vase.

Rosa glauca, Trieb “Hechtrose” – auffallend rötlicher Austrieb, grau-grünes, rot-braunes Laub, Fruchtrose, schöner Habitus; Beispiel für die Attraktivität der Rose als Gehölz.

‘Moje Hammarberg’, Blüte ‘Moje Hammarberg’ – Blütenfarbe, Form und Duft: ökologisch wertvoll und für die Küche gut.

Einige Gedankensplitter zum Thema

Papier ist geduldig! So geduldig, wie ein vielversprechendes Rezept in einem Kochbuch. So manches Rezept liest sich stimmig und gut. Und dann die Fotografien! Kochbücher ohne Bilder sind heute kaum mehr vorstellbar. Fotos zeigen uns dann die Wahrheit des Augenblicks: am Ende des Rezeptes die perfekt angerichtete Tafel …
So werden uns auch Rosen in Rosenbüchern in ihrer ganzen Pracht beschrieben und gezeigt. Eine kurze Beschreibung, dann ein schönes Bild. Denn auch Rosenbücher ohne Bilder sind heute kaum mehr vorstellbar.
Nur zu ärgerlich, wenn man auf dem eigenen Teller weder das abgelichtete Mahl, noch im eigenen Garten die Pracht der Rose wieder findet – es will einem am Ende einfach nicht schmecken!
Roseneigenschaften und deren Beschreibungen? Das präsentierte Bild (und das darüber im Kopf gemachte) ist doch mitunter ein anderes als das, was sich uns später und am Ende zeigt! – Warum ist das so?
Wer sich informieren möchte:

Der Wuchs

Der Wuchs und damit der Habitus von Rosen variiert unter Umständen beträchtlich; mancher Rosenkenner wird bei einigen Sorten die angegebenen Durchschnitts­höhe in Zentimetern[1] gelassen zur Kenntnis nehmen. Diese Durchschnitts­höhen bietet gewiss eine erste Orientierung für die Auswahl und sie sind obligatorisch. Jedoch, Rosen wachsen nicht durchschnittlich und diese Angaben zum Wuchs weichen erfahrungsgemäß doch arg vom tatsächlichen Wuchs im Garten ab, abhängig von der Sorte (und deren Eltern), vom Standort (Sonnenlage, Boden) und den Kulturmaßnahmen (etwa Düngung und Schnitt) sowie schließlich ob auf eigenen Wurzeln stehend oder veredelt – und wenn letzteres, auf welche Unterlage die Sorte gesetzt wurde.

Kulturmaßnahmen ermöglichen ferner verschiedene Verwendungen bei fast allen Sorten: Moderne Edelrosen zur Strauchrose getrimmt, Strauchrosen als Kletterrosen, Beetrosen für niedrige Hecken, ein Tuff Bodendeckerrosen als Solitär, Rambler als Strauch …
Salopp formuliert: Es ist kein Reklamationsgrund, wenn eine Beetrose im Vorgarten zur Strauchrose mutiert, eine Kletterrose gegen die Dachrinne drückt oder eine Strauchrose einfach nicht in die Füsse kommen will und – anders als gedacht – zu klein bleibt.
Je genauer die Angaben zum Wuchs einer Rose sind, desto größer sollte die gärtnerische Toleranz sein: Rosen wachsen halt mitunter so, wie sie es unter den gegebenen Bedingungen vor Ort können und genetisch bedingt wollen.
Standort, Pflegemaßnahmen und das sorteneigene Erbe bestimmen den Wuchs – nicht die Größenangaben der Sortenetiketten.
Ausführliche Erläuterungen anhand von Beispielen finden Sie unter: Die Ordnung der Rosen nach deren Verwendung und deren Wuchs, in Die Ordnung der Rosen.

Die Blüte – Form und Fülle, Farbe und Duft

‘Spirit of Freedom’ ‘Spirit of Freedom’, dicht gefüllt, keine Staubgefäße erkennbar, verträgt aber keinen Regen und verblüht, indem sie auseinander fällt. Für ein Rosenporträt ist diese Eigenschaft wohl ungeeignet.

Auch hier geht es bei den Angaben besser allgemein grob zu. Gefüllt, halbgefüllt, einfach sind meine Unterscheidungen. Denn feiner will ich hier nicht unterscheiden. Sorten zeigen mitunter an einem Strauch unterschiedliche Blütenfüllungen, so dass im Zweifelsfalle der Blütentyp und das Blühverhalten erfragt werden sollte; etwa von Kunden, die partout keine Staubgefäße sehen mögen. Denn Portrait-Aufnahmen zeigen Rosenblüten oft in Ausstellungsqualität, die man im Garten jedoch nicht zwingend und stets in dieser Form und Qualität wieder findet.
Die Sorte ‘Cardinal Hume’ sei exemplarisch genannt, zeigt sie doch mitunter gefüllte Blüten mit einer Art Knopfauge ebenso wie leuchtend gelbe Staubwedel offener, halbgefüllter Blüten.

Ferner stets zu beachten: Der Rosenmarkt ist international und über so manches appetitliches Rosenporträt pflanzen wir Rosensorten aus sonnenverwöhnten Regionen mit zwar erprobten, farbstabilen Blüten, die aber keinen Regen mögen (was die wenigsten Fotos zeigen) – und gewendet: wetterfeste Rosen, deren Blütenfarben bei intensiver Sonne arg verblassen oder stark in Größe und Farbe variieren (was ein Porträt-Foto des Augenblicks auch nicht zeigt)! Es kann also durchaus sein, dass sich im eigenen Garten weder die gewünschte Blütenform noch die beschriebenen Farbspiele zeigen.

Großaufnahmen von Rosenblüten

‘Pompon de Paris’ ‘Pompon de Paris’ – ohne Vergleich erscheint die Blüte möglicherweise größer als sie ist. Dieselbe Blüte ohne und mit Größenvergleich (siehe folgendes Foto, die Spitze meines Zeigefingers):

‘Pompon de Paris’ ‘Pompon de Paris’, eine Miniatur-Blüte, herz­allerliebst; (links die Spitze meines Zeigefingers)

Großaufnahmen von Rosenblüten können über deren tatsächliche Größe täuschen. Dies ist eigentlich schon die Quintessenz der beiden Beispiel-Fotos von ‘Pompon de Paris’. Wer großblumige Rosen bevorzugt, wird wenig Freude an dieser Sorte haben. Oder doch?

Im Garten wirkt das Verhältnis Blütengröße und (kleiner) Strauch bei einigen Sorten oft unausgewogen; die hübsche Einzelblüte einer Fotografie an einem spärlichen Strauch.
Einfache, kleine Blüten in Dolden wirken im Gesamtbild von Blüte und Strauch oft reicher als große, gefüllte Einzelblüten eines hübschen Porträt. Da mag also manche unscheinbare, beim Stöbern gar übersehene Blüte im Vergleich der Porträts schlechter abschneiden: im Garten aber ist es nicht selten umgekehrt!

Verzeihen Sie mir diese Binsenweisheit: Großaufnahmen von Rosenblüten pflanzt man halt nicht in den Garten.
Stichworte der gärtnerischen Verwendung von Rosen: Solitär, Hecke, Gruppenpflanzung, Mischbeete, Kultur im Kübel. Wenn die Einzelblüte gefällt, stellt sich von selbst die Frage: Und der Rest dieser Rose? Wie wächst sie, wie ist deren Blühverhalten über die Saison? Und zwar konkret bei mir im Garten, in meiner Region, für mein Gartenprojekt.

Beachten Sie also bitte diese zweite Binsenweisheit: Sie erwerben nicht nur die dargestellte Blüte, sondern den ganzen Strauch – für Ihren konkreten Standort.

Bei den Bilder der Detailansichten habe ich versucht, Größenvergleiche sowohl bezüglich Blüte als auch Strauch anzubieten (meine Hand, einen Geldschein oder klassisch das auf der Blüte sitzende Insekt). Ferner versuche ich, Bilder blühender Sträucher zu zeigen, sofern möglich von etablierten Sträuchern. Denn die Schönheit mancher Rosenblüte zeigt sich erst im Alter und im Gesamtbild eines Rosenstrauches. Eine schöne Jungpflanze (im Container) ist mitunter eine erbärmliche Gartenrose – und gewendet! Und die verschiedenen Blühstadien der Einzelblüten spiegeln sich oft erst am eingewachsenem Strauch wider, was eine Großaufnahme der Blüte nicht zeigt.
Leider reduziert sich die Darstellung von Rosen oft auf solche Großaufnahmen ausgewählter Einzelblüten.

Binsenweisheit Nummer drei: Erst die Einheit von Belaubung, Habitus und Blüten macht die Komposition »blühende Rosen im Garten«.

Da die Variationsbreite eigentlich aller Rosenblüten von der Knospe bis zum Verblühen der Einzelblüte als auch innerhalb der Saison sehr hoch ist, versuche ich bei den Fotos, diese Entwicklung der Rosenblüten aufzuzeigen. Nicht immer leicht, denn als Rosenschule kenne ich manche Sorten selbst nur als Jungpflanze.

Meine Empfehlung: Informieren Sie sich über Rosensorten nicht nur über eine Stelle, sammeln Sie Informationen von verschiedenen Stellen – und die besten Informationen sind dann immer die, die Rosen in Wort und Bild als eingewachsene Sträucher porträtieren.

‘Schloss Ippenburg’ ‘Schloss Ippenburg’, eine sehr schöne Einzelblüte, jedoch hier im Norden im Vergleich keine gute Gartenrose.

‘Chandos Beauty’ ‘Chandos Beauty’ – Typisches Porträt einer Edelrose; einer Sorte, die auch für den Norden taugt.

Warum ich diese Binsenweisheiten hier zum Besten gebe? Es sind meine Erfahrungen beim Verkauf von Rosen und meine Erfahrungen bei der Recherche neuer Sorten, bei der ich oft nicht wesentlich mehr Informationen habe als Sie: ein Bild einer verlockend schönen Einzelblüte. Um es konkreter zu machen: Von bummelig 40 neuen Sorten für die Vermehrung pro Jahr bleiben im Mittel weniger als 1/5 für längere Zeit im Sortiment! Die anderen fliegen oftmals gleich wieder aus dem Sortiment, sei es, weil die hübsche Einzelblüte sich unter meinen regionalen Anbaubedingungen einfach nicht wieder findet, sei es, dass der Strauch erbärmlich ist oder die Rose hier im Norden einfach nicht sein will. Die Probezeit neuer Sorten beträgt bei mir immerhin zwei Jahre. Vom Vermehrungsfeld aussortiert ist es noch recht leicht, sich von solchen Sorten zu verabschieden; einmal im Garten gepflanzt indessen ist es schwerer und ärgerlicher, wenn die Großaufnahme der Blüte nicht hält, was sie einem versprochen hat.

Ein konkretes Beispiel zweier Edelrosen. ‘Schloss Ippenburg’ und ‘Chandos Beauty’ sind von der Einzelblüte einander ähnlich; die erstere erscheint im Vergleich etwas ausdrucksstärker, wohlgeformter zu sein und auch ihr Wuchs entspricht mehr dem Habitus einer Edelrose: kräftige Triebe, an deren Ende in der Regel eine schöne Blume sitzt. Die zweite ist im Habitus buschiger und blüht auch gerne zu mehreren beisammen an einem Trieb. Beide Sorten duften excellent. ‘Schloss Ippenburg’ habe ich vier Jahre hier im Norden vermehrt. 2014 habe ich diese schöne Sorte aus dem Sortiment genommen. Denn die Anzahl der hübschen Blüten des Porträt lässt sich je nach Jahr mitunter an einer Hand abzählen. Im Norden ist diese Sorte nicht gut aufgehoben. ‘Chandos Beauty’ bleibt als eine der wenigen Edelrosen im Sortiment. Möglicherweise nicht ganz so klassisch wie ‘Schloss Ippenburg’, sie fühlt sich aber recht wohl hier und macht über die Saison und über die Jahre mehr Freude. In diese Richtung ging auch so manche Kundenresonanz.
Eine letzte Binsenweisheit: Jede Rose auf ihren Platz, der Link zeigt ‘Chandos Beauty’ als Sortenporträt in einem norddeutschen Garten.

Die Farben

‘Chippendale’ ‘Chippendale’, orange Blüten – wie das Züchter-Etikett es vorsieht.

‘Chippendale’ Im Verblühen rosafarben. Wer Rosa nicht mag …

‘Chippendale’ … wird diese schöne Sorte nicht mögen.

Die Farbangaben in den Beschreibungen der Sorten nennen in der Regel den Grundton der Blüten, allenfalls noch Nuancen und einzelne Farbspiele; viele Sorten variieren ja ihre Farbe bekanntlich und wie erwähnt und zum Teil beträchtlich während der Blühphase und im Laufe der Saison sowie abhängig von Witterung und Standort. Diese Farbenvariationen können zu einem Mehrfarben-Effekt führen, was nicht immer gewünscht ist (Stichwort: Gartengestaltung nach Farben). Dies macht die Einordnung der Rosen nach Blütenfarben recht schwierig. Insoweit keine Bilder verfügbar sind, finden Sie nähere Angaben bei den Detailbeschreibungen, z.B. Blüte ist farbstabil oder verblaut oder verblüht weiß oder zart rosafarben, Fernsicht aber weiß.

‘Perennial Blue’ ‘Perennial Blue’ – aufgeblüht: rot–schwarz mit Violette, verblüht: pink mit Lila.

‘Perennial Blue’ An dieser Traube erscheinen alle Blüten pink bis Lila (ähnlich der verblühten Blüte in Bild 1), unabhängig ihres Blühzustandes.

‘Perennial Blue’ Wieder die dunkle Blütenfarbe (im Auf- und Verblühen), schlicht witterungsbedingt …

Diese Variations-Freude der Blütenfarben vieler Rosen sorgt mitunter sogar für Missverständnisse, als dass vermutet wird, bei der einen oder anderen Rose könne es sich um eine Mutation oder gar um eine andere Sorte als die vermeintliche handeln. Wenn Sie also über ein einzelnes Blütenbild eine Rose erwerben, wundern Sie sich nicht, wenn diese Sorte in Ihrem Garten farbig anders gekleidet blühen will. Allein über die Saison variieren Blütenfarben erheblich, so dass eine im zeitigen Sommer blühende Rose weitere Farbspiele im Hochsommer und besonders im Herbst zeigen kann. Diese Farbspiele zeigen Einzelporträts nicht.
Beachten Sie auch bitte, dass Fotos – besonders bei roten, violetten und blauen Blütenfarben – oftmals ungenügend sind. Bei fehlendem Weißabgleich erscheinen auf Fotos viele Farben dunkler; bei rötlichen Blüten mir violetten Anteilen überwiegt auf Fotos mitunter das Violette; und so weiter. Wenn nur ein Rosenporträt verfügbar ist, bemühen Sie sich um weitere Infos; sei es gute Beschreibungen der Farbe, seien es weitere Bilder:

‘Minerva’ ‘Minerva’ hat diese dunkle Farbe; jedoch ist das Bild nicht gut belichtet, die Farbe ist zu dunkel, zu bläulich.

‘Minerva’ Dieses Foto trifft die Blütenfarbe ganz gut; charakterisiert aber nicht das Farbspiel der Sorte …

‘Minerva’ … Strauß vom Reiser schneiden; hier zeigen sich alle Farbnuancen der Sorte. Im Spätherbst freilich sind die Blüten oft sehr blass, fast rosa!

‘Dames de Chenanceau’ ‘Dames de Chenonceau’ – Mit diesen beiden letzten Fotos lasse ich Sie einmal alleine … suchen Sie sich eines aus, von dem Sie meinen, es zeige die Sorte.

‘Dames de Chenanceau’

Dass aber Fotografien – auch gut gemachte Fotografien – nicht immer verlässlich sind, zeigen etwa die Fotos zu “Reine des Violettes, Sport”, wo fünf Fotos die Farbspiele der Blüten vom selben Strauch in einer Saison zeigen. Man könnte bei dieser Sorte in zweifacher Hinsicht spötteln: Keines dieser Fotos zeige die Blütenfarbe »des Originals«. Denn die Sorte ist schon strittig.

Entsprechend sind die Beschreibungen in (neuerer und älterer) Literatur oder die Darstellung auf »zeitgenössischen« Drucken oder Aquarellen keineswegs »eindeutig«: sie können täuschen. Mein Lieblingsbeispiel ist die Bildtafel »Rosa Damascena Celsiana« alias »Rosier de Cels« (alias ‘Celsiana’), gemalt von Redouté; kaum eine gute Referenz für die Blütenfarbe dieser Sorte. Im aufgeblühten Zustand viel zu dunkel gemalt.
Wer sich auf diese Abbildung in seiner eigenen Beschreibung dieser Sorte stützt, setzt möglicherweise etwas in die Welt, was Verwirrung stiften könnte.
Am Besten ist es, man hat die jeweilige Rose – wenn möglich wurzelecht – über eine Saison gesehen, bevor man sie in den eigenen Garten pflanzt oder sich aufmacht, sie zu beschreiben oder gar zu (ver)kaufen. Schimpfen Sie nicht, ich weiß selbst, dass diese »Beobachtungsphase« nicht (immer) geht! Allein die eigene Ungeduld spielt da kaum mit … und für den Verkauf: Der Marktdruck im Rosenverkauf spielt da auch nicht mit. Mit »Neuheiten«, die keiner kennt, lässt es sich gut Geld verdienen. Da reden die Lizenznehmer und Rosenvertreiber die Sorten der Züchter vermeintlich aus der Not schön, um »aktuell« zu sein: dabei wissen sie oft selbst nicht, was sie da als »Neuheit« so alles anbieten. Die selbst vermehren, maulen still auf dem eigenen Acker; die im »Rosenhandel« nur verkaufen, überlassen das Maulen lieber Ihnen.

Der Duft der Rose

‘Madame Alfred Cariére’ ‘Madame Alfred Cariére’ – wunderbare Duftnoten, zwar weit entfernt, intensiv oder berauschend zu sein, jedoch exklusive, sehr fein fruchtig, edel, zart würzig. Diese Feinheit des Duftes harmoniert wunderbar mit der Feinheit und Zartheit von Blüte und Laub. Eine wunderbares Zusammenspiel einer Rose, die einmal zurecht als Weltrose geehrt wurde.

Man sagt, die Blüte sei das Herz, der Duft aber sei die Seele der Rose. Nur wie beschreibt man diese Rosenseele?
Ich mag die Sternchen und Punkte nun überhaupt nicht leiden, die Rosenduft auf einer hauseigenen (und beliebigen) Scala quantitativ abbilden wollen; solche Abbildungen reduzieren den Duft auf seine Intensität und täuschen eine objektive Vergleichbarkeit vor. Der Duft von Rosen aber lässt sich nicht objektivieren. Frei nach Goethe – über Rosen mag man dichten, in die Äpfel muss man beißen[2] – gilt für den Duft der Rosen: die eigene Nase ran und selbst zum Urteil finden! Ich weiß, ein Duft-Internet gibt es nicht. Meine Angaben bezüglich der Intensität blieben jedoch nach einigen Überlegungen grob: zart, gut, stark duftend. Angemerkt sei zu dieser wohlmöglich grob erscheinenden Unterscheidung, dass ein überreicher Duft unangenehm sein kann, ein schwacher Duft indessen sehr angenehm … und manche Rosen duften zwar nur zart aber beständig, andere Rosen nur beizeiten aber dann meinetwegen sehr stark – berauschend – eindringlich – strömend.
In den Detailbeschreibungen finden Sie weitergehende Angaben bezüglich der Duftnoten, die oftmals wichtiger sind als die Intensität des Duftes. Denn was hilft ein erfreulich starker, intensiver Duft, wenn man die Duftnote nicht leiden mag … Verlässlicher für die unterschiedlichen Nasen ist eher die Duftnote, welche von allen Rosenliebhabern ähnlich erfasst wird, weniger aber die Intensität des Duftes, die je nach Nase und abhängig von der Duftnote der Rose oft arg schwankt.

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Sorten-Etiketten

Sorten-Etiketten sind mitunter künstlerisch frei gestaltet. Dies ist gut bekannt. Dennoch sei ein klassisches Beispiel aufgeführt, auf dergleichen bitte niemand mehr hereinfallen mag:

Sorten-Etikett von ‘Manhattan Blue’ ‘Manhattan Blue’ – bei der Gestaltung des Sorten-Etiketts war der zweite Namensteil der Rose Programm; (eigentlich ungehörig und durch nichts zu rechtfertigen).

‘Manhattan Blue’ ‘Manhattan Blue’ – ich mag diese Rose; nur blau ist sie nunmal nicht …

Die Kalauer über Statistiken, denen man nur glauben sollte, wenn man sie selbst gefälscht hat, gilt offenbar auch für so manches Sorten-Etikett …

Angemerkt sei zu diesen Etiketten, dass die mitunter zu lesenden Anleitungen für das Pflanzen einer Containerrose auf der Rückseite des Etiketts bitte nicht zu beachten sind. Zu mindestens dann nicht, wenn da geschrieben steht, Sie mögen den Container vor dem Pflanzen 12 Stunden (oder gar länger) in einem Wasserbad eintauchen. Haben Sie einmal versucht, diesen Schlammklumpen dann unversehrt aus dem Container zu bekommen? Eben! Lassen Sie es bitte, dieses Einschlämmen VOR dem Pflanzen. Ein vorheriges Wasserbad macht nur Sinn bei wurzelnackten Rosen, insbesondere dann, wenn sie im Kühlhaus gelagert wurden.
Umgekehrt ist es richtig: Containerrosen lassen Sie vor dem Pflanzen durchaus etwas an- oder abtrocknen. Beim Herausheben der Rose bleibt deren Wurzelballen dann weitestgehend kompakt; vorausgesetzt natürlich, die Rose hat im Topf schon hinreichend Wurzeln gebildet.
NACH dem Einsetzen der Rose gießen Sie — und Sie gießen dann durchaus SATT, also ordentlich. Einschlämmen brauchen Sie Containerrosen indessen nicht! Wurzelnackte Rosen indessen schon! Denn deren Wurzeln benötigen einen angeschmiegten, engen Kontakt zum Boden, was das Einschlämmen herstellt. Containerrosen jedoch haben diesen (ersten) Kontakt zum Boden ja schon hinter sich: die Wurzeln im Topfsubstrat.
Und diese Wurzeln gießen Sie halt nach dem Pflanzen weiterhin so ordentlich, wie Sie es auch tun würden, wäre die Rose noch im Container …

Wichtiger als diese vermeintlich sinnvollen Angaben zur Wasserversorgung von Containerrosen bei Pflanzung ist die Bodenbearbeitung: Lockern Sie den Gartenboden tiefgründig; lockern Sie ebenfalls den Ballen stark durchwurzelter Containerrosen. Nach Einsetzen drücken Sie die Pflanze gut an (dieses Andrücken verdichtet keineswegs die zuvor gelockerte Gartenerde des Pflanzenlochs, sondern stellt einen zweckmäßigen Kontakt her). Schließlich satt gießen – und, wie beschrieben, bei Bedarf dieses gute Gießen über die nächste Zeit beibehalten. Dies gilt insbesondere für Pflanzungen im Frühjahr und zumal im Sommer von Containerware.

Falls die Rose im Container vor dem Pflanzen stark ausgetrocknet sein sollte, genügt es, den Container so lange in ein Wasserbad zu stellen, bis er merklich schwer geworden ist und keine Luftblasen mehr aufsteigen (etwa 20 Minuten). Ein wiederholtes kräftiges Gießen mit dem selben Resultat geht natürlich auch. Dann pflanzen Sie aber bitte diese voll gesogene Rose erst am nächsten oder übernächsten Tag, wenn überschüssiges Wasser abfließen und der Ballen wieder etwas abtrocknen konnte. Und alles wird gut.

Rosen in der Vase

‘Esprit d’ Amour’ ‘Esprit d’ Amour’, die einfachen Blüten halten einige Tage in der Vase, die kleinen Knospen öffnen sich, der herb-fruchtige Duft bleibt erhalten. Für den Floristen uninteressant, ist diese Sorte für den Hausgarten eine wundervolle Schnittrose.

So manche sogenannte einfache ( nicht gefüllte) Blüte ist sehr haltbar am Strauch und in der Vase, während manche stark gefüllte Rose nach zwei Tagen in der Vase als auch am Strauch ihr Haupt neigt oder vom Frühling bis Herbst kaum nennenswerte Stückzahlen an Blüten liefert. Ob eine Rose für die Vase geeignet ist, lehrt nur die eigene Erfahrung; und es hängt etwas vom eigenen Anspruch ab, ob man Sorten für den Vasenschnitt für tauglich erachtet. Ein Erwerbsgärtner für Schnittrosen legt gewiss andere Kriterien für eine gute Vasenrose an als Rosengärtner/-innen im Hausgarten. Einige Sorten halten – kurz geschnitten – in der Wasserschale tagelang, lassen sich jedoch nicht langstielig schneiden. Für den Erwerbsgärtner eher uninteressant, sind solche Sorten gute Vasenrosen für das eigene Heim.
Ferner schließen sich die Eigenschaften Duft und Haltbarkeit der Blüte etwas aus, so dass nur wenige gut duftende Sorten im Schnittrosen-Sektor zu kaufen sind. Anders im eigenen Garten! Dort lassen sich Sorten für den Vasenschnitt kultivieren, die wunderbar duften; dass diese Sorten für den Schnittrosen-Markt nicht taugen – sei es, weil sie als Schnittware nicht transportierbar oder lagerbar sind — kann den passionierten Rosengärtnern/innen gleich sein! Viele Strauchrosen und Edelrosen liefern über die Saison i.d.S. nicht nur duftende Vasenblüten, sondern auch deren viele.
In Der Duft der Rosen finden Sie Informationen, warum Rosenduft und Haltbarkeit der Blüte nicht gut zusammengehen.

Blühende Rosen im April …

… sind in unseren Breiten Norddeutschlands nicht zu haben. Oder doch? Ein Phänomen, wenn nach der Devise, der frühe Vogel fängt den Wurm, Gartenfestivals im Frühjahr genau das zeigen: blühende Rosen! Ein kurzer Gedanke an die Rosen aus dem eigenen Garten genügt: Diese Pracht der frühen Vögel stammt aus dem Gewächshaus. Zwei Jahre habe ich diesen Unsinn mitgemacht und vorgezogen und angezogen und mich diesem Druck des Marktes gebeugt. Aber lassen Sie es mich deutlich sagen:

Blühende, vorgezogene Rosen im zeitigen Frühjahr sind der größte ökologische Mist seit Anbeginn der Rosenkultur!

Es darf vorangeschickt werden, dass wir hier nicht von einer Handvoll Rosen sprechen, sondern von sechsstelligen Zahlen, Jahr für Jahr, Rosen, die nicht nur bundesweit »vorgezogen« werden und in den Handel gelangen.

Das Vorziehen von Rosen im Frühjahr ist unter Umständen noch zu tolerieren. Aber nicht nur diese „vorzeitige“ Ware fördert den Umsatz und drängt Wurzelware weiter in den Hintergrund, sondern bahnte den Weg, ganzjährig Rosen unter Glas zu kultivieren und zu verkaufen: vermeintlich makellose Ware präsentiert sich den Kunden und bestärkt den Irrglauben, diese Rosen sähen im eigenen Garten dann genauso aus …

Schlimmer aber an dieser Vor-Kultur der Rose ist das, was man nicht sieht [Sprung nach unten, Absatz].

Die beste Art und Weise, Rosen anzubieten, ist es, sie wurzelnackt anzubieten – auch wenn es unter den realen Vermarktungsbedingungen heute kaum mehr zeitgemäß und nicht marktkompatibel erscheint. Weder aus Ihrer Perspektive, noch von Seiten der Rosenanbieter. Diese Entwicklungen in Produktion und Vermarktung bis in die Gärten hinein sind zu bedauern. Eine Gegensteuerung wäre zeitgemäß …

Da der Markt in solchen Angelegenheiten stets und in allen Belangen blöd und blind ist, da er dumpf verkauft, was sich verkaufen lässt, obliegt es uns, den Gärtnern,-innen, deutlich Kritik zu üben: Kein Erwerb von Rosen aus den Gewächshäusern dieser Welt – zumal nicht im Sommer!

Das (eigentlich) Offenkundige

Nicht nur der Wuchs der Rosen, vielmehr auch die Blütenfarben und -formen zeigen sich aus diesen Häusern anders als später im Garten. So manche ungeduldige Errungenschaft des Frühjahrs erkennt man im Sommer im Garten nicht wieder!
Hinsichtlich der Anzahl der Blüten gewinnt man ebenfalls nichts: Ist die Blütenpracht aus dem Gewächshaus dahin, fordert die Rose, insofern man eine stabile Pflanze mit guten Folgeflor erhalten möchte, einen kräftigeren Rückschnitt. Der nächste Flor dauert, während die geduldigen Rosen im Garten die ersten Farben zeigen. Gesund und in einem sortentypischen Habitus.

Wer einen Kleinstrauch wie etwa ‘Leonardo da Vinci’ im Frühjahr in einem mehr als 10 Liter Kübel gut 120 cm hoch an drei Bambusstäben gebunden erwirbt, darf sich bitte nicht wundern, dass diese Sorte im Garten nur halb so hoch wird und überhaupt keiner Stütze bedarf.
Man könnte es auch so sagen, nach dem Pflanzen:

Topf weg, Bambusstäbe weg, Etikett weg, Blüten weg – was bleibt sind die Strippen; die haben Sie erworben!

Sorten-Etikett von ‘Augusta Luise’ ‘Augusta Luise’ – altes Originaletikett; Sorte blüht unter Glas überwiegend in den Farben Pfirsich, Aprikose.

Jungpflanze ‘Augusta Luise’ Jungpflanze (Co.) ‘Augusta Luise’ – im Freiland, Sorte blüht überwiegend in Lachs und Rosa; die Blüten sind groß, bleiben aber kleiner als unter Glas. Das neue Sortenetikett ist nicht hübsch, beschreibt aber die Sorte besser als das alte Etikett.

Ein deutliches Beispiel hinsichtlich der Blütenfarben der Rosen aus Freiland und unter Glas zeigt das alte Sorten-Etikett von ‘Augusta Luise’.
Als ich diese Sorte das erste Mal sah, war es im Gewächshaus der Firma Tantau: riesige Blumen in Aprikose und Pfirsich. So zeigte sich auch die Sorte auf dem ersten, alten Sortenetikett. Im Garten indessen überwiegen die Farben Lachs und Rosa – und sind die Blüten auch dort groß, so doch kleiner als aus dem Haus. Dies betrifft im Übrigen auch den Wuchs dieser Sorte.
Das neue Etikett von Fa. Tantau und deren Abbildungen im Katalog sind viel besser. Wenngleich es nicht unbedingt die Schönheit dieser Sorte widerspiegelt, zeigt das neue Etikett wenigstens die Farben, die Sie im Garten sehen werden …

Schlimmer aber an dieser Vor-Kultur der Rose ist das, was man nicht sieht:

Glauben Sie ernsthaft, die Kultur von Rosen unter Folie oder Glas sei problemlos möglich?

Das Laub ist wie der Austrieb atypisch weich und atypisch groß. Unter vom Wetter abgeschirmten Bedingungen herrscht ein wunderbares Kleinklima für Erkrankungen aller Art. In kleiner Dimension kennen Rosengärtner/-innen dieses Problem: windstille Lagen auf Balkon, Terrasse und an Fassaden begünstigen Befall und Krankheit bei Rosen. Die Folge ist, dass für diese Vor-Kultur auch vorzeitig und vorbeugend Spritzmittel verschiedenster Art ausgebracht werden – und ausgebracht werden müssen, insofern die Kultur unter Glas gelingen soll. Bevor die Rosensaison beginnt, haben diese Rosen schon im Frühjahr die Spritzintervalle einer konventionell geführten Rosenschule eines ganzen Jahres hinter sich! Nicht der Befall regelt die Behandlung, sondern die Kulturbedingungen. Ein Unding!

Es ist so, als ob eine Rose standortbedingt Jahr für Jahr erkrankt – und man dagegen anspritzen wollte.

Ökologisch ein Unsinn. Und mit Rosen-Kultur mag ein solches Gärtnern wenig zu tun haben.

Beachten Sie ferner: im Gewächshaus regnet es nicht. Traumhafte Blumen unter Glas zeigen im Garten mitunter Mumien – und so manche Sorte aus dem Folienhaus erkennen Sie im kommenden Jahr in Ihrem Garten nicht wieder.

Mit nicht vorgezogener Ware im Topf im Frühjahr neben dem Kollegen in seinem vorzeitigen Blütenmeer zu stehen, ist wirtschaftlich nicht durchzuhalten. Vermarktungsformen erzeugen Vermarktungsdruck. Mit allem Respekt: Als Rosengärtner/-in tragen wir unseren Teil dazu bei, dass diese unzeitgemäße Kultur der Rose Standard werden konnte. Denn gilt auf dem Markt doch noch immer die Regel, was gekauft wird, ist auch richtig! Ich hoffe jedoch, dass diese Regel zur Ausnahme wird. Und meine Erfahrung lehrt, das die Gemeinde an Rosengärtner/-innen durchaus wächst, die diese Vor-Kultur der Rosen ebenfalls kritisch sehen – und sich in Geduld üben. Sei es aus leidvoller eigener Erfahrung oder aus der Erkenntnis, dass Ökologie und Rose sich doch bitte schön ergänzen und sich nicht ausschließen sollten. Ist der erste Austrieb im Freiland stets gesund, wird unter Glas schon gespritzt … für die unzeitgemäße Kultur einer Pflanze.

Das dieser Marktdruck ein ernstzunehmendes Problem der Rosenkultur sei, habe ich mir versucht klarzumachen unter dem Stichwort »Wurzelware« – und das Geduld in der Tat für uns Rosengärtner/-innen auch beim Einkauf gewünschter Sorten eine Tugend sein kann.

Ein Altmeister des Wochenmarktes

Den verrücktesten Trend fand ich hier bei mir in Kiel auf dem Wochenmarkt. Mitten im Hochsommer bis Ende Sommer brachte ein Altmeister des Wochenmarktes zugekaufte Rosen aus dem Hamburger Raum nach Kiel: alle Rosen aus dem Gewächshaus! Den ganzen SOMMER über! Makellos standen diese Rosen da, ob Beetrose, Strauch- oder Kletterrose: tadelloses Laub und drei Bambusstäbe mit großem Etikett daran. Blüten, die keinen Regen abbekommen haben, kein vom Wind zerzaustes Blatt, nicht ein gelbes Blättchen im Kern der Rose, das doch natürlicher kaum sein kann. Nichts dergleichen. Rosen wie aus Kunststoff gegossen! Und natürlich, so darf ich als Rosenfreund vermuten, wachsen diese Dinger in meinem Garten genauso weiter? Sogar im Garten desjenigen, dem ich diese Pracht stolz schenke?

Alles das entspricht zwar nicht dem Charakter von Gehölzen, aber dem, wie wir offenbar gerne selbst wären. Illusionen verkaufen sich halt immer gut. Und wenn der Mensch sich nicht selbst ein klein wenig betrügt, so will er mitunter durchaus gern betrogen sein.
Eine Kundin des Wochenmarktes erklärte mir einmal, sie habe mit Rosen einfach kein Glück! Die werden bei mir nichts … Warum nicht? Dabei ist doch deren Kultur so einfach! Meine Antwort wenigstens erschien mir einfach und passend:

»Glück«? »Glück« und keinerlei Einfluss haben Sie in der Lotterie. In der Rosenkultur des eigenen Gartens indessen kann man doch selbst bestimmen, was Sache ist.

Und das beginnt bei der Auswahl der Sorten beim Einkauf der Rosen: Solche Verkaufspraktiken wie die vorgezogener und unter Glas gehaltener (Garten-) Rosen sollte man als Vorbild und Lehrmeister lieber meiden.

Wer empfiehlt, Rosen beim Pflanzen ordentlich zu düngen und zugleich an den schweren, gebundenen Blütentrieben herumspielt, will verkaufen, mehr nicht. Neupflanzungen von Rosen düngt man nicht. Der Ausbildung der Pfahlwurzel ist das nicht förderlich. Der schnelle Euro im Wiederverkauf fördert nicht unbedingt eine nachhaltige – oder sagen wir einmal »glückliche« – Gartenkultur.

Anfangs fand ich es durchaus amüsant, wenn die stolzen Besitzer dieser Errungenschaften an meinem Stand mit dem Ausdruck von Überlegenheit vorbei rauschten, weil meine Rosen nicht nur teuerer erschienen, sondern auch Schlagflecken am Laub hatten oder gar Blattläuse an einer Knospe – und im April halt noch keine Farben zeigten! Solange aber das Gehölz in Ordnung ist, darf auch die Ware Rose dieses wie jenes haben – und keine Blüten zeigen.

Leider ist der Druck auf dem Rosenmarkt furchtbar hoch geworden; besonders Wiederverkäufer von »tadellosen Rosen« finden rasch ihre Käufer – und machen den Rosenbauern das Leben in der Direktvermarktung nicht gerade leicht. Aber muss dieser ungleiche Konkurrenzkampf denn dazu führen, dass am Ende im Sommer bald jede zweite Gartenrose aus dem Glashaus kommt? Und muss dieser moderne Konkurrenzdruck denn unbedingt auf dem Wochenmarkt stattfinden? Nein! Denn eigentlich haben solche Wiederverkäufer auf dieser schönen Vermarktungsplattform gar nichts verloren, so wie es die ursprüngliche Idee des Wochenmarktes lehrt[Sprung zur Fussnote] – und in den Marktsatzungen verankert ist.

Wenn eine der schönsten Kulturpflanzen nun gänzlich allen möglichen »freien Vermarktungsstrategien« unterworfen zu sein scheint, mag das schon etwas traurig stimmen. Das hier durchaus etwas im Argen liegt, mag man daran ablesen, dass einige dieser Kunden sich bei mir dann Rat holen wollten, weil der Wiederverkauf nicht wirklich etwas von Rosen versteht. Es brachte mich dann allerdings schon hin und wieder an die Grenzen dessen, was noch unter distanzierter Höflichkeit laufen könnte; etwa dann, wenn die Rosenfreunde/innen vorgaben, diese oder jene Sorte aus dem Wiederverkauf vor geraumer Zeit bei mir erworben zu haben oder allgemein als »Einleitung« für ihre Fragen angaben, »auch schon« bei mir gekauft zu haben – was ich nun wahrlich nicht erinnerte. Macht auch nichts, Tipps gab’s trotzdem. Aber muss das denn alles immer wieder diese Umwege machen? Hier seien doch Käufer und Verkäufer etwas in der Pflicht, die Rosenkultur etwas vernunftgeleiteter zu betreiben.

Eine Rose aber in Blüte verschenkt sich schöner …?

War der Winter auch wieder allzu lang und das frühe Rosen-Geschenk soll doch eindrucksvoll sein: Lassen Sie den vorgezogenen Kram dennoch stehen! Und das Zeug aus dem Gewächshaus im Hochsommer erst recht! An einer kräftigen Rose aus dem Freiland hat der Beschenkte nicht nur im Augenblick der Übergabe Freude! Und Sie selbst bleiben während einer langen, blühreichen Saison in guter Erinnerung.
Schenken Sie sich selbst ebenfalls Qualität, die man stets unten im Topf findet, bei den "Strippen", nicht im Kopf der Rose, mag sie auch noch so voller Knospen und Blüten sein. Denn den Kopf schneidet der Gärtner später selbst weg! Was bleibt, ist das Gehölz. Und das schenkt Freude.

Wer etwas von Rosen versteht, freut sich über ein gutes Gehölz mehr als über viele Blüten an einem unzeitgemäß kultivierten Etwas. Der Blick ist und wird ein anderer![3]

Denn mag der Markt und der Verkauf solcher vorzeitigen Rosen dem Produzenten immer noch recht geben; es gilt auch immer noch die viel wichtigere Regel des Gärtnerns:

Kaufen Sie groß, wird es bei Ihnen kleiner werden! Kaufen Sie klein, wächst es groß …

Oder haben Sie im Garten die »idealen Bedingungen« eines Gewächshauses …?

Die Rose als Gehölz

In den Detailbeschreibungen soll die Rose als Strauch übers Jahr gezeigt werden. Es fehlt mir leider oft entsprechendes Bildmaterial, besonders von etablierten Rosen. Einige Strauchbilder sind von Kunden, dafür ein dickes Dankeschön!
Wenn man bedenkt, dass Rosen durchschnittlich 2/3 des Jahres – ob einmal oder ob öfter blühend – ohne Blüten als Gehölz im Garten stehen, sollte der Blick nicht nur auf die Rosenblüte gelenkt sein: Viele Details der Rose machen viel Freude!

Rosa sericea Rosa sericea pteracantha – lichttransparent, recht weich, gen West gepflanzt ein wunderbar dezentes Licht-Spiel von Sonne und kirschroter Farbe.

‘Japonica’ ‘Japonica’, borstig bemooste, duftende Triebe.

‘Fenja’ ‘Fenja’ – tolle, birnenförmige Früchte im Herbst.

Rosa roxburghii Rosa roxburghii, Früchte wie Kastanien, Laub wie Farn und Rinde wie eine Birke … [Sprung zur Unterseite der Rose]

Ein farbiger Austrieb im Frühjahr, duftendes Moos und duftendes Laub, Früchte und Laubverfärbungen im Herbst … gefälliger Wuchs: Die Rose als Gehölz hat viele beachtenswerte Eigenschaften. Vielleicht entdecken Sie für das eigene Gartenvorhaben in den Detailbeschreibungen oder unter Fotos rund um Rosen so manche Sorte neu … und die Blüte ist dann der dicke Punkt auf dem I …

Für Biene, Meise, Hummel und Co. sind offene, einfache oder halbgefüllte Rosenblüten die richtige Wahl. Bevorzugt solche, die einen ordentlichen Strauch bilden und auch einmal ohne Schnitt übers Jahr kommen; Früchte im Herbst sind dann wunderbar ergänzend.
Mir macht es Spaß zu beobachten, wenn allerlei Getier Rosen aufsuchen, sei es wegen Nahrung, sei es für Schutz oder Nestbau.
Ein schönes Erlebnis hatte ich mit einer Meise, einem Jungvogel, der die Krone des zweiten Stamms einer Drillingsstamm-Rose als Schlafquartier nutzte – am helllichten Tag! Auf die Krone geflattert, in die Mitte gekrabbelt, sich zurecht gesetzt, Augen zu und ab ins Traumland. Ich stand kaum einen Meter entfernt. Wenn ich ihn ansprach, öffnete der kleine Fratz nur kurz verschlafen ein Auge, nahm mich gütig zur Kenntnis, Auge wieder zu und: soll der Kerl doch da reden!
Ein durchaus sicherer Platz für einen Schlummer, so ein Gebüsch – und wenn ich den Anflug des süßen Kerls nicht bemerkt hätte, ich hätte ihn wohl gar nicht in seinem Quartier entdeckt (und möglicherweise ungefragt mitverkauft).

Unzeitgemäße Begegnungen? – Alma de L’Aigle, Rosenbeschreibungen

Gloria Dei ‘Gloria Dei’ – Züchter, Jahr: Meilland, 1939/45, Frankreich. Blütengröße: 12 cm, Wuchs: 100–120 cm, Gesundheit: ***, Duft: **, Winterhärte: ****, Farbe: weiß mit gelb und rosa, Besonderheiten: Weltrose.

Im 19. Jh. trat ein Verein für die Entschleunigung der Welt ein; man empfand die Geschwindigkeit von 30 km/h der neuen Eisenbahn als wider dem Menschen, als unnatürlich, die Gesundheit des Menschen gefährdend. Nun bin ich weder gegen die Eisenbahn, noch gegen jedwede Beschleunigung. Aber es ist ähnlich dem Fast-Food contra Slow-Food… Für manches nehme man sich Zeit!
‘Gloria Dei’ kann – wie im voran stehenden Bild – mit den für wichtig erachteten Eckdaten kurz und knackig beschrieben werden. Möglicherweise einer Weltrose nicht würdig, gibt diese Skizze offenbar alle Informationen über diese Rosensorte zur Hand. – Es geht aber auch anders! Und wer sich die Zeit nimmt, mithin den Informationsfluss der heutigen Zeit etwas entschleunigt, mag ‘Peace’ alias ‘Gloria Dei’ auf anderen (unzeitgemäßen?) Wegen begegnen:

(…) Wenn die grünen Kelchblätter sich zurückbiegen, ist die Knospe schon dunkelgelb mit purpurn-roten Flammen. Manchmal ist bei einem äußeren Petal der Rand breit umgeknifft, obgleich es der Knospe noch eng anliegt. Später, wenn sich die äußeren Blätter abheben, zurücklegen und richtig entfalten, glättet sich dieser Kniff, und dann bleibt das feurige Scharlach und ist wie mit einem linealgezogenen Strich von dem übrigen Goldgelb des Blattes getrennt. Da sieht man, wie die Innenseite der Rosenblätter, die ja hier umgelegt war, dem Sonnenlicht zugetan ist und schon während der Knospenzeit so aufnahmefähig ist, daß eine derart kräftige Farbe entstehen kann.
Mit Würde und Anmut entfaltet sich die große Rose Blatt für Blatt. Immer noch bleibt in der Mitte ein fester, zugespitzter Kern, um den die senkrechten Rollen der noch nicht entfalteten Blütenblätter, an der Spitze in einem Punkt vereinigt, förmlich rotierend wie eine kleine Windmühle, wie man sie Kindern aus Papier fertigt.
Eine schöne Gesetzmäßigkeit beherrscht die ganze Blüte, und zwar besonders, wenn man die Rose ungestört im kühlen Zimmer aufblühen läßt, sei sie nun aus dem Garten oder aus dem Treibhaus.

Ich hätte Gloria Dei bei den gelben Rosen besprechen müssen, wenn sie nicht diesen durchsichtigen Pfirsichton auf den Rändern ihrer äußeren Blütenblätter trüge; manchmal ist er lebhaft karminrot, manchmal nur noch ein Hauch, je nach Laune oder Witterung. Ganz selten, auf mageren Beeten, wenn Gloria Dei sich den ganzen Sommer schon ausgegeben hat, sind ihre Blüten nur noch ein Gelb wie eine matte Herbstsonne. (…)[4]

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