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Dem Dauer-Schwelgen zum Trotz …

»Nicht jedes Gen
des Rosenmarktes verdient es,
bewahrt, geschweige denn
gepflanzt zu werden.«

– Gedankensplitter

[Quintessenz: Ich verbrenne mitunter Rosen. Die Asche samt Kompost bekommt die Pflanze, die bei mir hier wächst.

Das Wesenhafte von Mensch und Pflanze? Tut mir leid, darüber weiß ich nichts zu schreiben. Vielleicht deswegen nicht, weil das »Wesenhafte« beim Menschen oft genug nur ein Mangel ist. Wer will das lesen? Es ist einfach nicht hübsch.

Und das »Wesenhafte« von Pflanzen? Vielleicht dies: Manchmal Königin zu sein? Die kostet – je nach dem – zwischen 1,50 Euro bis 98,00 Euro.

Liebeleien sind dem Menschen eigen – insoweit ist nun doch etwas »Wesenhaftes« benannt. Und diese Liebeleien gebären seltsame Blüten von fragwürdigem Adel. Nach über 20 Jahren mit Rosen unterwegs, stößt es mir auf, etwa dies: Pflanzenschutz-Prophylaxe, resistent, Schöngeist-Literaten, Echte Liebhaber, Zitat-Freunde, Rosen-Shops, Container-Kulturen, Raritäten! [im World Wide Web!], »Königinnen« vom Discounter … VereinigungenNeue ›Alte Rosen‹ … Genmanipulationen …

Wohin geht die Reise unserer »geliebten Rose«? Ein Versuch, aus unserer Zeit heraus dieser Frage nachzuspüren und mögliche Antworten zu denken.

Gedanken also über mutmaßliche oder tatsächliche ökologische Desaster, kulturgeschichtliche Tragödien, Marketingstrategien und Eitelkeiten, Kauderwelsch-Literatur und Hybris in der Kultur einer Pflanze.]

Inhalt

Ein gutes Beispiel, wie »Rose« reduziert wird auf die Schönheit purer Blüte in der Werbung, im Kauf und Verkauf, bedarf es hier nicht: Suchen Sie sich einfach selbst eines. Irgendeine Rose, die Ihnen – wohlmöglich aus eigener Erfahrung – geeignet erscheint aufzuzeigen, dass diese Welt der Rosen mitunter keinen Unterschied sehen will zwischen Skandinavien und den Südzipfeln Europas, zwischen Kanada und Texas, zwischen Australien und dem asiatischen Raum, alles ein gigantischer Absatzmarkt: Das Porträt einer Blüte im Verkaufs-Katalog mit bauchpinselnden Texten hier wie da. In den Gärten: Ärger, Frust, Enttäuschung.

Man lese etwa Erfahrungen in Foren, bei HMF etc., Portale, die nicht nur international unterwegs sind, und staune über die Erkenntnisse, dass diese oder jene Sorte »bei mir nicht gedeiht … rain tolerance ›fair‹ … Strauch erbärmlich … Mumien … krank … erfriert (Zone XY)«. Da hinkt die gärtnerische Praxis offenkundig der Informationspolitik der Rosenhäuser hinterher – oder umgekehrt. Dies erzeugt zwar auf Dauer wenigstens ein gesundes Misstrauen; leider aber auch eine gewisse »Sparsamkeit« oder gar eine Abwendung von der Rose. Und gebiert eine Ratgeberliteratur mit fragwürdigen Maximen für die Gartenpraxis …

Marktdruck und die Selektion von »Sämlingen«

Wenn so manche Sämlings-Selektion aus den Züchter-Werkstätten auch die letzte Rose der Welt wäre, in meinen Garten käme sie nicht!

Es hilft doch wenig und dient niemanden, liebe Liebhaber, Rosenretter und -sammler, zwischen Rosen und Geschäft nicht unterscheiden zu wollen.

Geld und Ware, Werbung und Markt: Was unter »Rose« kursiert, ist mitunter irgendein Produkt, dem es ungeachtet seines Marketinglateins gut stünde, wenn es »Rückrufaktionen« gäbe – ähnlich denen der Autoindustrie, um ein fahruntüchtiges Vehikel nicht allein der Sicherheit wegen wieder aus dem Verkehr zu ziehen. Leider – mir gänzlich unverständlich – bei Rosen unüblich.

Der viel bemühte aufrechte Gang – ganz im Sinne eines Herrn Bloch – ist in der Rosenzucht eine Illusion, er bleibt bestenfalls ein ewiger Appell, denn sobald an der Rose ein Preisetikett kleben kann, beugt sich die Zucht bis in den Verkauf hinein nur zu gerne vor jeder potenziellen Kundschaft …

»Rosen des Marktes« sind und bleiben Geschäft – und nicht ein verträumtes Happening für den Liebhaber. Der Marktdruck ist viel zu hoch für solcherart Träume …

»Sämling x Sämling«, so heißt es mitunter. Oder »irgendeine-bekannte-Rose x ‘Sämling’«. Bei den Züchtern wachsen einige solcherart »Sämlinge«, Sämlinge, die nie in den Verkauf kommen, sondern ausschließlich der hauseigenen Zucht dienen.
Ist es nicht denkbar, gar wünschenswert, um viel Ärger und Frust im Garten zu vermeiden, dass nicht wenige Sorten des Marktes ebenfalls als »Sämlinge« in den Züchter-Werkstätten verblieben wären, anstatt in den Verkauf geschmissen zu sein – mit »prachtvoller« Taufe und fragwürdigen »Sorteninformationen«?

Ein verschwiegener, »kollegenbedingter« Marktdruck auf Zucht und Vertrieb besagt: Der Markt schläft nicht, also Sie nicht, ich nicht und andere auch nicht. Und dieser Markt will Jahr für Jahr Neues. Kurios. Und so wird er halt mit dem bedient, was diese »Sämlings-Selektion« – in missglückter Übung des aufrechten Gangs – noch für gut befindet: für halbwegs »aktuell«, »innovativ«, für »wettbewerbsfähig« und »markttauglich«.
Das behutsame Fazit erscheint einfach:

Eine Illusion zu glauben, dass ein jedes Röslein allein seiner eigenen Qualitäten wegen ins Verkaufsregal kommt.

Rosenzucht heute ist ein international agierendes Management, das mehr durch den Markt denn durch Liebhaberei gesteuert wird. Eine Handvoll für marktauglich befundener Roseneigenschaften – und im Focus die appetitliche Blüte, die solvente Liebschaft lockt.

Die Zucht selektiert, wonach mutmaßlich der Markt selektiert, also Sie, ich und andere. Anders formuliert: Die Selektion der Sämlinge erfolgt primär nach dem Maßstab, was mutmaßlich gekauft wird. Marktanalysen kommen vor Rosenzucht und Vertrieb. So mag man es bitte nicht glauben, dass etwa diese unsäglichen »Rosenreihen« der Zuchtbetriebe oder diese Rhetorik rund um »Altes und Neues der Rose«, etwa in den Medien, über den Handkatalog bis in die Fachliteratur hinein – unter vermeintlich bekannten Schmerzen – eine am Ende freudige Geburt einer puren Liebhaberei waren und sind.

Die Kommunikation der Ware Rose prägt das Bild mit, welches der Rosenkunde von der Rose hat – und in seinen Garten trägt. Marketing prägt Liebelei. Diese Kommunikation der Rose diktiert als Teil eines marktorientierten Vorgehens letztlich auch den Preis: Produkt, Werbung, Vertrieb als Gesamtpaket. Am Ende nur eine Frage der Verpackung, was auf den Etiketten, in den Werbebroschüren und Handkatalogen sowie schließlich in der sogenannten Fachliteratur angeboten und zum Besten gegeben wird.
Wenn Sie von den Werkstätten mit Liebe Rosenfreundin, lieber Rosenfreund angesprochen werden, sind Sie nicht mehr allein als solcherart »Rosenfreund« unterwegs, sondern als potenzieller Käufer – also mit Geld in den Taschen. Und jede Liebhaberei mit einer Geldbörse entdecke im eigenen Spiegelbild auch den Verbraucher (oder Konsumenten) – und das Geschäft mit Rosen. Jedes Portmonee ist für den Markt interessant und entscheidend. Unsere Liebhaberei bestenfalls indirekt.

In diesem Prozess ist »die Rose für den Garten« nichts anderes als »das Taschentuch für die Nase«, »das Auto des Jahres« und »das beste Waschmittel aller Zeiten« … eine Ware, die nach den Regeln des Marktes bestmöglich feilgeboten wird. Oder bezahlen Sie etwa für Ihre Produkte des täglichen und allgemeinen Bedarfs nichts? Und wie kritisch sind wir als Konsument, als Verbraucher, als Kunde? Und – mit Verlaub – wie selbstkritisch sind wir?

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Das Zusammenspiel der Dinge

Diejenigen, die sich über fehlende »Rückrufaktionen« bei Rosen am Ende die Hände reiben, sind weniger und nicht allein die süffisant über ihre Produkte plappernden Züchter und Verkaufsstrategen – wie man mutmaßen könnte. Vielmehr sind es Konzerne rund um Gene und Pflanzenschutz, etwa Monsanto, Syngenta, Bayer Crop Science und Co.. »Global Player« und Geschäftemacher, welche sich ernsthaft über unseren neuzeitlichen, international agierenden, »modernen« Markt freuen, der die eigens hausproduzierten »Rosenschutzmittel« zur Kultur von Pflanzen gehörend missversteht. Ein Markt, für den jede Produktentwicklung dann lohnt, insofern die Quantitäten stimmen: eine epidemische Seuche namens Pflanzenschutz [BVL – Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis 2015, Haus- und Kleingartenbereich], der bald einen größeren Marktanteil beschreibt als die Pflanzen selbst.

Was sich – nebenbei bemerkt – einfach nicht als hässlich krankes Blatt zeigen will, wird halt notfalls im Kopf erzeugt, um die Vermarktung auch der unsinnigsten Produkte noch zu sichern: Vorbeugend, ergänzend, puschend. Über Stärkungspräparate, Wurzelhormonen, Mikroorganismen bis Blattglanz-Spray … Gegen alle Eventualitäten und Wehwehchen einer ziemlich befremdlichen und verblendeten Gartenkultur werden Mittelchen angeboten – und sie werden gekauft. Irgendeine Rose + irgendein Mittelchen. Die Rosenkultur heute kennt es bald nicht anders: Kunden, die dieses Produkt kauften, kauften auch (…) dieses und jenes. Allerlei (Zeugs) halt.

Anstatt das Gärtnern zu lehren, den Umgang also mit Pflanze, Boden, Licht und Nährstoffen: Zaubermittel und Wundertüten …?

Wenn die Ware namens Rose im Garten nicht gedeiht, sei der erste Schritt zu überprüfen, wie es um die eigenen gärtnerischen Fähigkeiten herum ausschaut – oder: wie die Verfassung der geliebten Ware selbst ist.

Wie geht es eigentlich der Rose?

Ja, fragen wir durchaus einmal, wie es dem Kind unserer Herzen geht: Wie geht es der Rose?

Wohlmöglich ist diese Frage über den Gartenzaun hinaus in einer zweckmäßigen Grundsatzdebatte zu stellen, in einem soliden Streitgespräch miteinander, das erhelle, was wir da eigentlich Jahr für Jahr in unseren Gärten machen, in dem wir etwa versuchen – keineswegs nur mit dem Herzen – auf Biegen und Brechen so manches Gewächs des Verkaufskatalogs übers Jahr zu bringen – und wie wir also das tun, was wir von jeher Gärtnern nennen.

Der Einsatz diverser Mittel des Marktes wird niemals harmlos, auch dann nicht, wenn diese Mittel »ökologisch« oder » biologisch« benannt sind. Wer bei Bio-Gesäusel und Slogan wie dem folgenden nicht inne hält – wie er es wohl unweigerlich bei den Listen des BVL getan hat – um darüber nachzudenken, ob denn der eigene (Rosen-) Garten all diese Mittel tatsächlich benötigt, handelt wohlmöglich gutgläubiger und gedankenloser als er es sich selbst eingestehen möchte:

Hier ist die Zukunft![*]

[*] [International Biocontrol Manufacturers Association, regionale Gruppe Deutschland/Österreich]. Diese sich empfehlenden Mitglieder mit ihren Mittelchen sind für den Rosengarten so entbehrlich wie die Listen des BVL.

Ein gigantischer Markt.

Es darf wohl als Irrtum benannt werden, wenn solcherart Helferlein als zur Kultur der Rose gehörend verstanden werden.

Man fragt sich unweigerlich, wie es die Menschheit bis ins 21. Jahrhundert geschafft hat – so ganz ohne diesen wie jenen Unsinn.[*]

[*] Exemplarisch: Effektive Mikroorganismen. Glauben Sie mir, 2500 Jahre ist die Rosenkultur ohne derlei Zeugs ausgekommen. Kaufen Sie sich stattdessen ein gutes Buch über das Gärtnern und für ihren Garten passende, schöne Pflanzen, anstatt das Geld für diverse Mittelchen dieser Art Saison für Saison literweise in den Boden zu kippen.

Eine ungesunde Mischung – ich darf es aus Erfahrung deutlich sagen – aus Unwissenheit und Sorglosigkeit sowie Rendite-Denken und Maßlosigkeit, verschwistert mit dem Desinteresse eines Schulterzuckens in Hinblick auf die Rosen im eigenen Garten wie in Hinblick auf die Rosen des eigenen Produktionsbetriebes für den Verkauf – die paar Dinger! Was soll man auch machen! Nun ja, fragt man zunächst im Rosen-Verkauf nach, spritzt kein sich heimlich schämender Mensch, geschweige denn diese »Chemie«, dieses vehement verpönte »Giftzeugs« – während die Umsatzzahlen einhergehender Geschäfte Jahr für Jahr wachsende Gewinne verzeichnen und mit immer neuen Mittelchen auftrumpfen und in den Markt drängen. Irgendwo aber wird dieses Zeugs doch wohl bleiben? Gewiss nicht in den Verkaufsregalen! Leider.[*]

[*] Ein indirekt wiedergegebenes Zitat des Rosenmarktes: »Rosen sollen gut aussehen. Da lasse es sich nicht vermeiden, häufiger zu spritzen.«

Diese verkürzte und abschließende Lehre des als Experten zur Rosenpflege interviewten Herrn leitet ausgerechnet einen Filmbeitrag des MDR über die Bio-Rosenschule Uckermark ein. Dort wird nicht gespritzt: Und was soll man sagen! Die Rosen dort sehen gut aus! Wie das wohl kommt, Herr Experte? Wie das wohl geht, Herr Experte?
Zur Bioland Rosenschule von Andrea Genschorek. Es mag nachdenklich stimmen, dass bundesweit derzeit [Stand 2016] nur zwei zertifizierte Bio-Rosenschulen unterwegs sind, die genannte und Bioland-Rosenschule Ruf in Bad Nauheim-Steinfurth. Eine dritte findet sich in den Niederlanden. Da surfen Sie mal selbst.
Gewiss bedarf es keines Bio-Zertifikates, um im Einvernehmen mit der Natur Rosen anzubauen, anzubieten und zu vermarkten. In Anbetracht aber solcher Aussagen jenes »Experten« ist der Markt der Rose alles mögliche, nur nicht ökologisch bestimmt.

Blinde »Liebhaberei« und modernstes Marketing-Geschwätz ergeben ein hässliches Liebespaar, das gedankenfrei allerlei Branchen des Marktes zu ihren Trauzeugen macht, Branchen, die weder für die Gartenkultur noch für die Rosenkultur von irgendeinem Nutzen sind, sondern allein für das Geschäft mit den Pflanzen selbst; nur beispielhaft zu lesen:

Da reden diese selbst- und fremdbenannte [Zitat] Experten vermeintlich über Rosenkultur und raten [Zitat] Ungeübten und sich selbst hanebüchenen Unfug.[Sprung zum Absatz – und zurück]

Es ist eine eigentümliche Eigenschaft des Menschen, gerne die Welt so zu denken, wie es einem passt.

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Mangelhafte Reflexion und wortlose Liebschaft

Der Rosenmarkt gebiert Rosenliebhaber/-innen, welche über die am Ende doch hausgemachte Kultur von Mangel, Krankheit und Befall sowie missglückender Gartengestaltung nicht abgeneigt sein dürften, auch genmanipulierte Sorten dieser Kulturpflanze namens »Rose« in die heimischen Gärten zu setzen – frisch aus den Züchter-Laboren der »Moderne«. Es bedarf dazu nicht viel, Blüten und Versprechen müssten der Liebhaberei nur stimmig erscheinen. Notfalls für eine Generation, die in die Akzeptanz solcherart Technologien hineinwächst.

Die Akzeptanz solcherart »neuzeitlicher Innovationen« erhöht sich nicht nur im Generationenwechsel, sondern schon banal durch die stetige Wiederholung für unsere Augen und Ohren – etwa durch die Medien transportiert – und der damit einhergehenden, sich einschleichenden Gewohnheit: Je komplexer und undurchschaubarer die Verpackungen von Produkten der modernen Vermarktung für uns sind und je einfacher die aufgedruckten Versprechungen auf diesen Verpackungen lauten – welche uns ja stets »blühende Gärten« verheißen – desto erfolgreicher sind solche »Neuheiten«. Besonders dann, wenn diese jeweilige Neuheit auf eine wenig reflektierte Liebhaberei zielt, die immer schon den fruchtbarsten Nährboden bietet für einen quantitativ gemessenen Markterfolg.

Das Produkt aus dem Verkaufsregal im Vorbeigehen erworben – das Versprechen der Verpackung für eine Handvoll Kleingeld einmal »ausprobieren«. Dies funktioniert langfristig auch mit den strittigsten Produkten, zu denen die Produkte der Gentechnologien wohl zu ordnen sind. Unglücklich, wenn Teile der Liebhaberei, die sich selbst noch als halbwegs kritisch verstehen und darüber so manche Innovation des Marktes im Verkaufsregal einfach liegen lassen, keine Sachargumente kennen, warum sie dies tun: Das Produkt nicht zu kaufen. Diese »Sprachlosigkeit« ist leider allgegenwärtig, so auch in der Rosenwelt. Am Ende verstummt auch diese diffus-kritische Liebhaberei vor den Verkaufsregalen, die schrill mit allerlei Zeugs einer vermeintlichen Rosenkultur auftrumpfen und notfalls geduldig auf den letzten Kunden warten.

Es redete eine ehrenwerte, von mir sehr geschätzte Grande Dame der Rosenwelt öffentlich im Medium Fernsehen über das Wort »robust«: Vor zauberhaften älteren Beetrosen ihres Sichtungsbeetes, Rosen, die leider auch kränklich seien, was in etwa so sei, wie Menschen halt Schwächen mit sich bringen, die ihnen eigen seien.

Robuste Rosen wolle man gerne haben, jedoch sei dies ein Wort, das sie sehr verabscheue, weil es gar nichts Wesenhaftes mehr habe, weder für Menschen noch für Pflanzen …

Mit dieser »Erklärung« freilich blieb diese ominöse »Abscheu« für das Wörtchen »robust« für alle unerklärt

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Wesenhaftes?

Kurzum wendete sich die Dame der Rose auch von dieser Frage und der Arte-Kamera ab, zeigte kurz ihr Profil, seufzte und schaute nachsichtig und bedeutungsschwanger in die Welt – stellvertretend für ihre Pflanzen und für diesen fragenden Menschen. Der folgende, gewiss nicht ernst zu nehmende Tipp nach dieser Denkpause war: Es bliebe noch Plastik … wie sie es in Hamburger Vorgärten gesehen haben will …

Eine Art Erklärung oder Rechtfertigung, dann doch lieber kränkliche Rosen zu pflanzen?

Als ob »robust« nur als Plastik zu haben sei – und die Rose in diesem Wörtchen robust ihr »Wesen« verlöre?
Der Kölner Atze würde wohl »respektvoll« diese Erklärungen und Gedankengänge der Dame zusammenfassen: »Robust? Wesenhaftes? Plastik? – Ja nee, is klar: Abscheu!«

Nichts aber ist klar: Es gilt, dieses Wort zu denken, nicht aber, es in leer bleibenden, zu nichts führenden Gedanken zu verunglimpfen: Wesenhaftes? Pah! Wie um alles in dieser Welt bestückt diese Lehrmeisterin der Rose ihre Beete und Vasen mit etwas Duft und Farben, wenn nicht aus gutem Boden mit robusten Pflanzen? Genau besehen macht sie dies:

Ohne »Chemie« mit viel Humus und kenntnisreicher »Arbeit«, ein ökologisch gepflegter Garten im Einvernehmen mit der hiesigen Natur.

So einfach ist das.

Warum also dieses Rätsel für die Rosenwelt? Dieser Griff in eine Kiste unverstandener Metaphysik von »Existenzphilosophie«?

Dieses sich Windende, Pausierende, dieses Zerstreute, fast schon Professorale rund um ein unsäglich und arg vermisstes Wesenhaftes – von Mensch und Pflanze! Als ob der kultivierte Mensch von selbst verstehen müsse, was mit solchen Worthülsen gemeint sein könnte – »irgendwie« verstanden und »eigentlich« gemeint.

Eine leer bleibende Sprache, die doch noch Bedeutung gewinnt durch die Beschwörung irgendeines diffusen Gefühls, einer »Abscheu«: für ein banales, nicht weiter reflektiertes Wort! Ein Wort, das schlimmstenfalls innerhalb moderner Vermarktung von »Resistenzen« missbraucht wird, das jedoch geeignet sei, den Blick auf jene älteren, kränklichen Beetrosen, den Blick auf Rosen allgemein (wieder) zu erden: »robust«.[*]

[*] Ebenda ein Versuch, den Ursprung und die Nachhaltigkeit dieses Wortes für unsere Rosenkultur (wieder) zu finden. Wir sollten von »Wildrosen« lernen …
Der Film ist derzeit [Stand 2015] noch verfügbar auf YouTube – Gartenträume: Die Dame der Rose (Doku Arte 2011, Stelle: 19:00).

Hinterfragen Sie selbstbewusst und neugierig dieses große Wort im Gedankengang einer Grande Dame der Rosenwelt: »Abscheu« heißt?

Es ist ein Ausdruck einer allgemeinen, einer furchtbar wortlosen, alten und stets wieder und wieder und wieder um sich greifenden Liebschaft:

Ich höre einige sich damit entschuldigen, dass sie sich nicht gehörig ausdrücken können, wobei sie merken lassen wollen, als hätten sie den Kopf voll schöner Sachen, die sie aber aus Mangel an Beredsamkeit nicht von sich geben könnten. Das sind Luftstreiche! […] Es sind Wolkenbilder, die sie sich von dunklen Begriffen in den Kopf setzen, die sie nicht in ihrer Seele auseinandersetzen, sich nicht deutlich machen und folglich anderen nicht mitteilen können. Sie verstehen sich selbst noch nicht. Man sehe sie nur ein wenig darüber stottern, wenn sie solche zur Welt bringen wollen, so wird man leicht urteilen, dass es nicht Schmerzen der Geburt sind, sondern der Schwangerschaft und dass sie höchstens an ein Mondkalb lecken.

– Michel de Montaigne (1533–1592), Die Essais.

So wird leider »gegärtnert«, als ob »die geliebte Königin der Blumen« und andere Gewächse des Herzens damals wie heute noch unbefleckte Kinder seien, die man zu nehmen habe, wie sie daherkommen …

Als ob in allen Ausgeburten der bemühten Zucht der Jahrhunderte sich den Liebhabern stets eine kleine, heile Welt eröffne und eröffnen müsse: Manche Produkte sind und bleiben Müll. Für den sich freilich diese und jene und allerlei Restverwerter finden, die im freien wie lizensierten Röschen stets und unterschiedslos Werthaftes sehen wollen und zitternd um Worte ringen, um ihr Entzücken, ihre Mühen sowie ihren Eifer anderen zu erklären. Für dieses sprachlose, überschwängliche Herzen fehlt mir der Sinn. Dieser Mangel eines Mindestmaß an Reflexion führt doch tatsächlich zum Glauben, es werde auch geliebt, was man da hemmungslos vor Brust und Linse drückt – gern mit einer selbstrührseligen Träne im Aug’, von der man wohl hofft, sie werde vom Gegenüber auch wahrgenommen, damit belegt sei, wie ernst und wichtig einem die Sache ist.

Da staun ich ob meines eigenen Mangels an »Sensibilität« und »Tiefe« – wie konnte jener schlichte Mensch auch nur so banal nach robusten Rosen fragen! Ein Fauxpas! Nun aber steht dieser kulturlose Mensch halt nackig da, der arme Tor, schaut betreten herum, geradewegs blöd in die Welt, weil er vom »Wesen der Dinge« offenkundig nichts weiß … wie peinlich. Schade aber auch, denn ein Tor ist wahrlich der, der nicht erfragt, was er nicht verstanden hat – und danach handelt.

»Ohne Sinn und Verstand!« – es wäre wohl der passende Kommentar der Rose – könnte sie denn sprechen – und: »Verliebt in sich selbst«. Mit einem de Saint-Exupéry in diese Welt schauen, »Prinzessinnen pflanzen« für ein erhofftes Glück, in diesem man sich gefälligst verzückt verlieren möcht’ – und von dem man offenbar viel zu erzählen weiß: das Wesenhafte von Mensch und Pflanze gar!

»Pfeif drauf!« (so – mutmaßlich – die Rose, könnte sie denn sprechen …)

Wir könnten wieder einmal mehr von Wildrosen viel lernen. Denn diese mögen sich um alles mögliche »kümmern«, um diese, unsere Rosenkultur aber gewiss nicht. Eine Kultur, die vieles nur schlechter macht, was Wildrosen von Natur aus gut und viel besser können.

Rosenmarkt, Rosenliteratur, Rosenliebhaberei – sie gebären sich längst selbst mit allerlei dunklen Begriffen, um im Bild von Montaigne zu bleiben: Wolkenbilder, welche in unsere Köpfe geweht sind und sich sauer über unsere Gärten abgeregnet haben …
Anstatt Rosen in den Böden von Garten, Park und Landschaft zu pflanzen, üben wir uns in besagter Schwangerschaft und lecken lieber gepflegte Mondkälber … und nennen es »Kultur«.

Dabei gilt es zur Welt zu bringen:

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Die Königin der Blumen …

Einmal zeitkritisch hinterfragt: ein furchtbar pathetisches, sinnbefreites, geradezu restlos entleertes Bild heutiger »Rosenkultur«? Mit böser Feder mag man es Frau Sappho bald übel nehmen, dass sie ihre Sinnlichkeit einst in Worte packte, eine Sinnlichkeit, die überliefert und ausgegraben von manch einem Interpreten der Neuzeit zur Floskel degradiert wurde und neuerdings munter für das gammeligste Röschen herhalten muss: »die Königin der Blumen«.

So manche »Königin« unserer Kultur dürfte dem kleinen, gemeinen Veilchen im wilden Walde ordentlich das Gruseln lehren …

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Das Wesen des Marketings

Junge Generationen wachsen unbedarft hinein, wo der Altbauer noch energisch verneinend den Kopf schüttelte, mit ungewohnt buntem Plakat in der Hand für den letzten, zeitgenössischen Protestmarsch seiner Zunft. Im zerfurchten Gesicht die Ahnung abzulesen, dass er – samt Plakat – längst schon ein Foto im Geschichtsbuch ist:

»Auf kurz und lang macht der Mensch, was er kann – und was sich gut verkaufen lässt!«

So die Plattitüde auf der Pappe.

Was will man da noch interpretieren, irgendwie hinzufügen, was soll man sagen: Das Marketing der Rose ist mindestens so »wesenhaft« wie deren Liebeleien.

Im Verkaufsregal, im Garten – wie im Umgang mit der sapphischen Dichtung in dieser Welt.[*]

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[*] [Fussnote überspringen]

Rosengedichte? – Die Poesie der Rose im Zitat

Das Zitat: Gesammeltes aus dem Zusammenhang gerissen als Beleg für »humanistisch gebildete Rosenkultur«? Der hübsche Vers bald aus jedem verfügbaren Gedicht gestohlen, dessen gesamte Lektüre offenbar zu anstrengend ausfallen mag.

Da taucht die erste Strophe eines Gärtlein eines Herrn Wieland in Sammlungen und Seiten »rund um Rosen« immer wieder gerne auf im Glauben, der Mann dichtete über Rosen – anstatt – ziemlich kokett – über den Geschlechtsakt, was sogleich einer jeden »Liebschaft« deutlich würde, bliebe es nicht bei dem gefälligen Zitat der ersten Strophe, vielmehr ihres Ganzen, also auch der zweiten und zugleich letzten Strophe. Aber offenbar schon zuviel der Lektüre?

Ganz zu schweigen eines zum Reim gewordenen Gemetzels und Schlachtgetümmels im Stil des Herrn Löns, in seinem kleinen Rosengarten doch tatsächlich ein steifer Vierzeiler zu finden ist, der herausgeklaubt von roten Rosen und »Liebe« zu handeln scheint.

Isoliert gesehen mag man’s so lesen. Und genau das ist das Problem …

Vom Marketing bis zur Dichtung …

… alles die selbe Machart. Eine sammelwütige, schwelgende, oberflächliche Liebhaberei, vom Experten abwärts bis ins piefige Rosenbeet, welches freilich zusammengenommen für eine gewisse, bald harmonisch zu nennende, gegenseitige Befruchtung sorgt. Im Unverständnis versteht man sich bestens! Man gebärt und füttert sich sozusagen selbst in einer hübschen, selbst inszenierten »Rosenwelt«; neuerdings durcheilt diese »Welt« geradezu kosmische Bahnen, Sputniks voll von »Shops«, gepaart mit »Blogs«, »Sites«, »Homepages« sowie »Foren«, die schwelgend und anonym mit ihren »Rosenweisheiten« durchs All strahlen … warum auch immer.

Diese »Welt« also ist keineswegs verstanden, nein, nein, diese »Welt« ist hübsch; sie sei »hübsch«. Anstrengend genug in Anbetracht dessen, was da so alles auf dem Verkaufstisch steht und in die Gärten sowie in die Landschaft kommt – und auch noch dergestalt sein soll: »hübsch«. Eine hübsche »Königin« gar! Taugt nur nicht viel!

Selbst im schnöden Gebrauch des Wortes Rosa ist dieser mangelhaften Erkenntnis des »Mainstreams« nachzuspüren: Dass nicht nur in der bemühten Forschung erstens die rosa (-farbene) Rose einen ernsthaften Konkurrenten in dem vermeintlich gleichfarbigen modernen Schwein bekommen habe – betreffend der Herleitung des Wörtchen »rosa«. Und zwar in einem Bedeutungshorizont unseres wörterbuchgängigen, ja, unseres allgemeinen Sprachgebrauchs: Das »rosa Schweinchen« als neuer Benennungsgrund einer, dieser Farbe. Ein bunt gemaltes Schweinchen einer omnipräsenten Werbung ergibt den neuen, »natürlichen Farbträger« der Neuzeit. Schwein anstatt Rose: Da staune der kulturbeflissene »Rosa-Freund« … über seine Zeit und ihre Genossen …

Und zweitens, die noch allgemeinere Erkenntnis, dass der Verstand fürs Beet nichts taugt! Wenigstens ist er dort nicht gern gesehen. Die Vernunft, die es etwas leichter hätte, nun offenbar auch nicht.

Solche Überlegungen zur Adaption von Sprache, Logik und Vernunft aber sind viel zu kompliziert! Lassen wir das einfach. Was soll’s! Diese ganzen Theorien! Nörgeleien sind das – oder nicht?
Ein hochmütiges Geschreibe sondergleichen gar: denn alles ist doch gut!

Für rosa gelte weiterhin Rosa als frisches Maß – und aufzuführen als »Rosenreim« sei jeder Vers, in dem das Wörtchen Rose steht.

Gepflanzt wird, was gefällt.

Zitiert wird, was gefällt.

Basta!

Die »Welt« sei uns lieber hübsch genug! Zumal die der Rose!

Aber so einfach ist es dann doch nicht?

[Ende Fussnote]

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Das Unübersehbare: Die Praxis.

Diese aber ist unumgänglich und viel zu direkt, um ausgeblendet zu werden; damit schwieriger für die Liebhaberei, mit dieser Praxis selbst souverän umzugehen – obgleich sie ins Gesicht springt, Jahr für Jahr und Sommertag für Sommertag: sie ist kaum zu leugnen.
Diese Praxis der Rosenkultur ist um ein Vielfaches einfacher als Sprache und Dichtung, Logik und eigenes Denken, wenigstens unmittelbarer und einfacher zu benennen – und deren Spiegelbild ist somit nicht weniger ernüchternd in der Frage:

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Wohin die Reise mit der »geliebten Rose« so neuerdings geht

Einige Erfahrungswerte zum Besten (für deren ellenlang erscheinende Auflistung ich nichts kann; dies verantwortet diese Praxis schon selbst).

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Moderne Rosenzeiten

Falls die Umsätze des Rosenmarktes einmal merklich einbrechen sollten, liegt es gewiss nicht an der Pflanze namens »Rose«, sondern an deren Vermarktungsformen und -Strategien sowie an »modern« missverstandene »Gärten«, deren Inhaber/-innen diesen Vermarktungsformen Glauben schenken:

Da vergammeln Rosen im Verkauf, nur weil sie ‘Dr. Hermann Schulze-Delitzsch’ heißen – ohne zu wissen, welch gescheiter Mann dieser Hermann war.

Stattdessen schaut man sich ‘Cathedral’, ‘Shakespeare’ ‘Gräfin von’ und ‘Herzog zu’ oder sonstige, bevorzugt »weltsprachlich« britische Markennamen an, die selbstredend erscheinen oder notfalls international angepasst werden: »Synonyme« als Marketing-Streiche.

Als ob »Rosen im Garten« in der öffentlichen Diskussion nur ein schief vor sich hin pfeifendes Ventil für sozialpathologische Langeweile sei! Hi, ich bin Britta. Schaut mal, was für eine schöne Rose ich beim Bäcker [oder sonst wo] gekauft habe! (…). Ohhhh! Die will ich auch (…). Ich auch!!!. Britta: :-).

Und die war vielleicht günstig! So eine hübsche Blume, da kann ich einfach nicht widerstehen!

Und schaut mal meine Sortenliste! Naah, welche Schönheiten habt Ihr denn so?! :-D

Britta, wir beneiden Dich! So viele schöne Rosen …

Dass die eine Hälfte nicht richtig wächst und die andere längst beim lieben Herrgott ist, kommt mitunter nur zögerlich zutage, erklärt aber, wieso der ach immer schon zu klein gewordene Garten jedes Jahr wieder neue Rosen aufzunehmen vermag … ob vom Bäcker, vom bevorzugten Züchter, vom Lieblings-Shop oder woher auch immer.

Rosenkultur? Vielfalt einmal mehr »saniert«, »modernisiert«, »perfektioniert«, reduziert sowie kaputt versorgt und tot gesäuselt, letztlich allseits abgenickt und ausgeblendet: Heute schon viel zu viel Raum für das, was noch möglich ist.

Eine 50 Jahre junge »moderne Rosenzucht« formuliert und kommuniziert – rund um neuerdings bequem verfügbare Begriffe aus einer vermeintlichen »Ordnung« rund um »Alt« und »Modern« – für sich selbst eine Essenz »des Besten«: aus 2500 Jahren Rosengeschichte! Das ist der magere Gehalt der modernen Vermarktung von Rosen.

Aber ich will Ihnen mit solch schnittigen Zusammenfassungen die komplexen Zusammenhänge überhaupt nicht einfach machen!

Denn »einfach« werden einem solcherart Zusammenhänge nur dann, wenn man den Weg selbst gegangen ist, sie einfach zu machen. Dann versteht man sie auch, kann sie übertragen und mit diesem »Einfachen« arbeiten. Sogar gärtnern!

Was dieser Markt schwadroniert, wird derweil leider mangels eigener Haltung als »Kultur« zitiert; eine unreflektierte Wiederholung des Marktlateins in einer Zitatenwelt, die sich in ihrer penetranten Abschreiberei selbst bestätigt. Was in der Kulturgeschichte nur noch Mythen sind, bekommt hier bereitwillig Charakter und vermeintlich verdienstvoll einen Namen.

Jeder Markt ist ein Tummelplatz für Päpste und Kaiser, die sich selbst krönen in der gut begründeten Berechnung, dass das vom Kopf befreite, fett gewordene Volk diese Krönung absegnet, wenn es nur glauben darf. Heilig gesprochene »Rosenkultur« von »Experten« vorgebetet als modernes »Opium fürs Garten-Volk«. Das sind Religionsstifter, diese »königlichen Experten« aus Zucht, Vertrieb und Literatur! Derart fremdgeführt buddelt der heimische Spaten gemäß »königlicher Anleitung« die Löcher in den Boden, anstatt geleitet vom eigenen Kopf – und von der Pflanze namens Rose selbst.

Der Dialog mit dieser Pflanze reduziert sich in diesem Treiben mitunter platt und gehaltlos auf »old-fashioned blooms … for repeat flowering«. Dieses plumpe Vermarktungspaket zu Dumping-Preisen im Doppelback, sobald die »Neuheiten« des jeweiligen Jahres mehr Platz brauchen – da stören mitunter die »Neuheiten« von gestern …

Stünde dasselbe Latein dieses Marktes im kindlichen Poesiealbum, es würde vom Kind als oberflächlich und töricht enttarnt und mindestens als purer Schmus gnadenlos durchgestrichen: Kein Beitrag zur Kultur dieser Pflanze! Durchgestrichen von einer kleinen, noch gesund in die Welt schauenden Hand, die mitunter mehr sieht als das verliebte Herz:

Der hübsche Prinz entlarvt als hässlicher Zwerg, das geliebte Prinzesslein als Warzen-Hex … der Rosenpapst als moderner Verkaufsstratege, der in seiner Hybris einfängt, was Marktanteile verspricht.

Neu zu denken: »Die Königin der Blumen …«? Etwa von den Zuchtbetrieben? Vom Vertrieb und den »Verkäufern«? Oder gar öffentlich vom »Liebhaber« auf diesem Marktplatz? Pah! Wildrosen?

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Die vielbemühte »sapphische Queen«

Wo finde ich diese »Königin«? Sagen Sie mir nicht, in Ihrem Garten … Möglicherweise ja doch. 20 Jahre im Rosenverkauf und diesen Markt im Blick, wäre es wohltuend, einen Garten gezeigt zu bekommen, in dem die Vielfalt und die Schönheit dieser Pflanze zuhause ist.

Der Markt indessen präsentiert in wortgewaltigen »Reinkarnationen« diese Queen bloß »post-modern«. Jedes Jahr neu gekauft und neu zu kaufen – als wundersam fortlaufend verbesserte »Neuzüchtung«: kulturhistorisch Ohrfeigen verteilend in einer verbalen »Ver-Paarung« von allem und nichts. Das »vereinte«, ewig währende »Königreich der Rose« im Garten einer modernen Rosenwelt?

Da »kreiert« diese moderne Zucht ihre »Königinnen« für unsere Gärten als »Innovationen«, als stete »Verbesserungen«, als die Historie schließende »Vereinigung«. Ein schöpferischer, geradewegs künstlerischer Akt von Rosenpoeten – mittels Dichtung und Märchen! Anstatt uns zu sagen, wie diese »Zucht« funktioniert: Diese schnöde Auswahl von ein bis zwei markttauglich erscheinenden Röslein aus hunderttausend Sämlingen – für den Zeitgeschmack!

Das Geschwätz der Vermarktung und die Trends unseres Zeitgeschmacks prägen unsere Kultur dieser Pflanze. Da bleibt im Kern nicht viel von deren Schönheit und deren Vielfalt übrig, was im Garten noch seinen Platz finden könnte.

Man fragt sich unweigerlich, ob am End’ diese »Königreiche« im Garten und Park sowie auch im öffentlichen Grün der Neuzeit gar tatsächlich das End’ der Jahrtausend jährigen Rosenkultur beschreiben – und was als Aufgabe für die kommenden Generationen denn noch übrig bliebe, wenn das Plappern im Verkaufsregal und Hausgarten annähernd Substanz hätte:

Mögliche Zielsetzungen der kommenden »Rosengeneration« einmal spöttisch skizziert:

Für wen und was? »Rosenkultur«?

… schöne, wilde, alte ›Königinnen‹, über die kein Adeln der Neuzeit hinausgeht

Hier zitiere ich mich einmal ratlos selbst: Ein Versuch, mit Sappho den Ursprung zu denken.

Währenddessen bleibt einem nur die Wiederholung des Dramas in Nuancen und Varianten. Eine solche Wiederholung hat die Hoffnung, dass Augenmerk auf verschiedene Aspekte zu lenken. »Wiederholung« – nicht bloß als eine Mutter der Wissenschaft, vielmehr führe sie mit leisen, vielfältigen Schritten zu einer alltagstauglichen, für den Rosenkauf und die Gartenpraxis brauchbaren Erkenntnis:

Über all diese schöngeistig zelebrierten »Petalen«, ihren »neuesten Farben«, über deren »Blütenfülle und Düfte«, über diese penetrant daherkommende »Dauerblüte« mit einer herbei gesprühten »Resistenz« sinniert eine verträumte Rosen-Liebelei, dass diese Produkte gewiss »Neues« seien, aber einen »Vorfahr« in sich tragen.

Eine dümmliche Vereinnahmung via Vokabular, die einzigartig in dieser Rosenwelt zuhause zu sein scheint – ich finde für mich in diesen Ausmaßen nichts Vergleichbares zu anderweitigen Strategien moderner Vermarktung irgendwelcher Produkte. Die aktuelle Selektion vom Rosen-Acker als »das Beste« einer Kultur, die in der Antike beginnt …

Und es funktioniert …! Eine unglaubliche Strategie moderner Vermarktung!

Solange wie diese Schöngeist-Literaten des Marktes solcherart Beiträge zur Rosenkultur ungestört und erschöpfend dem staunenden Rosenfreund weiterhin präsentieren können, solange wird es an der Einsicht mangeln, dass das Gute kein anderes braucht, welches nur besser dargestellt sei, weil es gekauft werden will. Wir sollen dieses »Aktuelle« kaufen. Am Besten jetzt, also sofort. Notfalls: »3 für 2«. Jahr für Jahr.[*]

[*] Rosen überdauern als Gehölze oft das Leben derer, die sie gepflanzt haben. Manchen »Modernen Sorten« indessen spricht man eine Lebenszeit zwischen 8–12 Jahren zu; so manche aber überdauert im Garten nicht einmal ein einziges Jahr.

Die Kultur dieser Pflanze verarmt durch diese modernen Vermarktungformen der Rose, nicht umgekehrt, wie es die Protagonisten dieses Marktes gerne propagieren – als ob bloße Mengen Vielfalt machen!

»Das Ältere« im Vokabular dieser Rosenwelt ist allein seiner Vokabel wegen immer schon gut genug, um das Neuste besser erscheinen zu lassen als es ist. Ein reduzierter, verwöhnter Blick auf diesen Markt tut sein Übriges. Anstatt dieses »Neue« in die kulturgeschichtliche Vielfalt einzufügen und zu präsentieren, verunglimpft dieses Vokabular am Ende das »geliebte« Ältere und vereinnahmt für sich, stets aufs Neue, das vermeintlich Beste – was unbesehen gern gekauft wird. Darin übt sich die Rosenwelt seit nunmehr gerade einmal zwei Generationen wundersam und erfolgreich.

Das damals unvermittelt von einer Rosengesellschaft als »Alt« benannte, eingeordnete und vorgeführte Geschöpf, klingt im modernen Duktus geistloser Köpfe schlicht »alt«: überholt, abgelegt und zu erneuern. Ein »kulturelles Erbe«, dessen Qualitäten der Moderne längst schon in der eigenen Kreation »vereint« erscheint. In einem atemgleichen Gestammel, dieses »Alte« aber ja und dennoch »zu retten, zu sammeln und zu bewahren«. Das ist keine Kultur der Rose, das ist Begriffsgläubigkeit pur! Pah! Das Wertvolle des Einzelnen indessen bleibt von dieser groben Sprache unberührt. Dies gilt es zu entdecken. Als ob Warhol eine Verbesserung des alten Rembrandt sei und Heidegger der neue Homer! So findet man keinen Zugang zur Kunst, in die Philosophie, in die Welt der Rosen und auch nicht in die Natur. Eine Denke nämlich, die alles »Wilde« gnadenlos verfolgt, verformt oder zeitgleich nach Belieben »romantisch« verklärt – nur weil uns dieses im beliebigen Kontext als »wild«, jenes als »Alt« und die Quintessenz des Ganzen als »modern« benannt ist. Unsere Sprache taugt nur so viel, wie wir sie denken. Der Rosenmarkt aber denkt nicht, er schwadroniert nur im Eigeninteresse.

Manche subsumieren es unter dem Begriff Kultur, was so alles in der Rosenwelt geschieht, manches indessen ist schlicht Marketing und Eitelkeit. Was unter »Rosenexperte« kursiert, ist genau besehen oftmals Produktmanagement. Was in der »Rosenliteratur« herumgeistert, ist ein kaum hinterfragtes babylonisches Kauderwelsch. Was im »Rosen-Garten« wächst, ist mitunter ein ökologisches Desaster. Und was gepflanzt wird, ist Akt einer kulturhistorischen Tragödie.

Blindheit und Überheblichkeit sind die Vornamen des modernen Rosenpapstes, Maßlosigkeit sein Nachname. Selbstgekrönt und vom gern-gläubigen, nimmersatten König-Kunde abgesegnet. Für dessen Scholle dieses Gedankenbefreite einfach nicht müde wird herumzudeuteln, was eine Rose sei und was deren Kulturals ob es Philosophen wären, die allererst heut dem »Wesen der Dinge« auf der Spur seien, indem sie in nicht enden wollenden Schleifen eines wie das andere dieses unsäglichen »Neuen, Alten« sowie »Wilden« in ihrem alles und nichts sezierenden Blick nehmen, um es am Ende mit noch hohleren Worthülsen zu zermahlen – oder in Fotobänden bis zur Unkenntlichkeit zu zerkochen – bis es als Einheitsbreiflächig ausgespuckt allen schmeckt.

Diese Lehre wird geliebt, gehandelt, empfohlen und gekauft wie Poesie.

Eine seichte Dichtung für ein Wohlbefinden, dem alles andere zu anstrengend erscheint, weil es sich schwerlich und letztendlich nicht erschöpfend darstellen und verkaufen ließe in einem preisverdächtigen Bilderbuch fürs entzückte Herumblättern, in einer Scala voll Asterix-Werten gequetscht fürs bequeme Verrechnen, in ein, zwei stichwortartigen Sätzen unter »Besonderes« verhöhnt für das rasche Aha-Erlebnis oder in dem grinsenden Smiley gebracht als zeitgemäßer Ausdruck für alles Banale dieser Welt.
2500 Jahre Rosengeschichte im ungewollt satirischen Ab- und Grabgesang, der einfach nicht leise wird: »Seht, meine Königin :-) – ›unsere‹ neue Königin :-D …«

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Der Blickwinkel des »gemeinen Veilchens«

Königin? – so schnippisch das Veilchen.

Da protestiert der vergessene Altbauer ungehört noch reinste Verzweiflung: Ja, Königin!, Meine Königin!, Unsere Königin!

Na, meine Damen und Herrn, wie haben wir’s denn?

Und während der Altbauer sich selbst und seine kleine Geschichte beweint, bimmelt stickum dieses gemeinste Veilchen im Wald längst schon zur Revolution: Eure Rosen? Lächerlich! – Pah!

Da erhält der viel bemühte »Rosenschnitt« – aus dem provokativen Blickwinkel eines gemeinen Veilchens – den leckeren Beigeschmack einer brachialen »Köpfung«. Leider nicht den Geschmack einer neuen Epoche … Jahr für Jahr der selbe Mist:

»Die Königin der Blumen«, modern erzählt im Stil Grimmscher Märchen: Seit mehr als 50 Jahren ein Hof voller Närrchen, die mit Grabschaufeln ein »ewig währendes Reich« buddeln.

Einem Herrn Kunz von der Rosen (1470–1519), berufsbedingt ein Narr, war es von Haus aus erlaubt, gar dem (niedrigen) Adel zu spötteln

– und er dürfte heute wohl öffentlich über die hauseigenen »Königinnen und Könige« nur noch um so heftiger lachen, schallend, Schenkel klopfend und bis an die Grenze von Inkontinenz:

»Was für alberne Lektüren über eine Pflanze Ihr bemüht, was für ein pathetisches Gestottere in den Verkaufs- und Informationsportalen Ihr betreibt – und was für ein Spektakel mit ihr in Eueren Gärten!«

»Ha, Ha …«

Der Mann spottet nicht falsch: Lassen wir doch diese ganze »Rosenkultur«!

Man lese lieber Tucholskys Danach – denke sich das dortige End’ der Geschicht’ als selbst inszenierte »Rosenwelt« und pflanze besser

Gemüse oder Futterpflanzen …

Ernüchternd, dieser Tucholsky!

Dornröschen macht den Blick ebenfalls klarer, wenigstens in der Lesart von Wolfram Siebeck [DIE ZEIT, Juni 1967, Archiv ZEIT ONLINE].

Königin«? – Die sollen mir meine Zeitgenossen erst einmal zeigen und erklären, diese vielzitierte »sapphische Queen …«!

Nochmals: Zeigt und erklärt mir diese »Königin der Blumen« in unser realen Garten-, Park- und Landschafts-Welt. Bitte! Nur zu!

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Gentechnologie und symptomatisch weiterer Unsinn

Die Gentechnologie setzte bei der Schnittrose an:

endlich blaue Rosen.

Illusorisch ist, diese blauen Rosen als ersten und zugleich letzten Schritt der Gentechnologie in die Welt der Rosen sehen zu wollen. Katastrophal, wenn diese Technologie und deren Vermarkter lohnende Kundschaft in der zeitgenössischen »Liebhaberei« wittern für das, was wir Garten, Park und Landschaft nennen – und die wir nach unseren Maßstäben »gestalten« wollen.
Was sich in der Landwirtschaft längst einschlich, macht vor Garten und Park keinen Halt.[*]

[*] [Fussnote:] Die altbäuerliche Lehre, das, was möglich ist, wird am Ende auch gemacht, zeigt nicht allein die genetische Manipulation von Mais bis Schwein oder neuerdings von Lachs, vielmehr das Basteln am Genpool des Menschen für den mittlerweile Duden gängigen Begriff eines Designer-Babys.

Letztendlich wieder eine Frage des Geldes … und der Verpackung.

Wer will, siehe dazu: netzfrauen.org: Designer-Babys in Zukunft auf Bestellung?, gen-ethisches-netzwerk.de: Pink and Blue, faz.net: Unternehmen sichert sich Patent auf »Designer-Babys«, 23andme.com: Die Patent-Firma.

Da nimmt sich die »blaue Rose« der Gentechnologie im Schnittrosen-Segment vermeintlich harmlos aus. Da mögen geistlose Nörgler dieses »Blau« auch als ein »Lila« missverstehen:

Das blaue Wunder, wie Der Spiegel 2008 titelte, ist wohl wegweisend, und so zitiert diese Zeitung einen Herrn Chandler der australischen Firma Florigene mit einer marktüblichen Weisheit:

Die Zierpflanzenindustrie lebt von Neuheiten – deshalb haben gentechnisch veränderte Blumen gute Chancen auf dem Markt.

Heute schon und zumal zukünftig. Bei zweistelligen Milliarden-Umsätzen p.A. allein im Schnittrosen-Segment dürfte die entsprechende Lobby dafür sorgen – und dass diese Zeilen hier irrelevant bleiben.

Es ist wünschenswert, dass die Rosengemeinde die Verquickung von Markt, Technologien und Eigennutz zeitig genug erkennt, um selbst entscheiden zu können, wohin die Reise der Rose in unseren Händen geht. Hierfür erscheint es mir sehr dringlich, dass der klare Blick vieler Rosenliebhaber/-innen noch klarer und deren Stimmen vernehmbar werden, wenn es um die Entscheidungen und Weichenstellungen unserer Kultur geht.

Siehe weiterführend die kurz kommentierten externen Links zu Gentechnologie im Zierpflanzenanbau unter »Der Duft der ›Alten Rosen‹« – Werbelatein und Gentechnologie bei Rosen.

[Ende Fussnote]

Nicht wenige Sorten der Rose gehören heute, öffentlich und über den eigenen Gartenzaun hinaus im Kontext von Kultur und Markt scharf kritisiert, anstatt in diesem seichten und verwöhnten Dauer-Schwelgen eines unsäglichen Geschäfts mit Rosen von »Liebhaber/-innen« auch noch hofiert zu werden. Letzteres mündet in eine Kultur der Rose, die als »cultura« befremdlich ist und selbstverliebt jeden halbwegs nüchternen Geist verstört zurück lässt.

Es beginnt im Frühjahr. Keine Empfehlung, sondern symptomatisch praktizierter Unsinn:

Auszug Webseite aus der Schweiz

[Infobox] – Dasselbe als nüchterner Text

Eine geliehene Weisheit von Ralph Waldo Emerson auf der »Startseite« dieser »Präsenz«, in einer h1-Überschrift gepackt:

Die Rose spricht alle Sprachen der Welt.

Ja, ja, poetisch und süß …

All diese Sprachen freilich sprechen auch die empfohlenen Mittelchen in all ihren Variationen perfekt.

Poesie und Pflanzenschutz, beides zum Besten gegeben vom freundlich wirkenden Herr Jöhr.

[Zitat]: Gartenexperte (…) Rosenfreund (und) Präsident irgendeiner schweizerischen Rosengesellschaft bietet von anderen geliehene »Denkanstöße« und – Ungeübten – Sinnbefreites: Spritz im April Deine Rosen! Spritz auf den gesunden Austrieb! Es ist exemplarisch zu befürchten, dass er seine Leser findet und längst schon hat.

Solche »Empfehlungen« gehören rechtlicherseits verboten. Stattdessen ist es hoffähiger Standard.[*]

[*] [Fußnote]

Sie finden den anempfohlenen »Cocktail vom Rosenfreund« unter anderem gelistet bei der Schweizerische Eidgenossenschaft:

  • Belrose Insektizid – man lese dort die Auflagen und Bemerkungen. Und komme aus dem Staunen nicht heraus, was (»ab April«) auf dem Rosenmarkt »empfohlen« wird, so alles ins Land zu jagen. Diese »Empfehlung ab April« kollidiert allein schon mit den drei Maximal-Intervallen dieses Mittels p.A. – und endet in der eingestuften Gefährlichkeit für Bienen, Gewässerorganismen beziehungsweise allgemein für Nichtzielorganismen.
  • Belrose Fungizid – ähnlich wie zuvor. Hautkontakt meiden, Gewässer gefährdend und derlei.
  • Wuxal? Welches denn? [Siehe unbedarft die Betriebsmittelliste des FiBL, das rege unterwegs ist in der Schweiz, Deutschland, Österreich; dieses Institut nennt zwar nur ein »Wuxal«. Aber so einfach ist es nicht, Frau und Herr »Ungeübt«:]
    Im »empfohlenen Cocktail« ausgebracht ist »Wuxal« ein Blattdünger vom Konzern Syngenta, mitunter bestehend aus unverdächtigem Maisextrakt. Unklar aber bleibt beim Schweizer, welches »Wuxal« der Konzernliste der Ungebübte mit jenem Insektizid und Fungizid zu mischen und sodann über die Rosen zu sprühen habe.[*]
    • Ferner bleibt über die derzeit (international) fehlende gesetzliche Auszeichnungspflicht unklar, welcher Mais das Wuchs-Wunder bei Rosen erzeugen soll; als Konzern weltweit rund um Pflanzenschutzmittel und Gen unterwegs, wäre es wenig überraschend, wenn Sie genmanipulierten Mais von amerikanischen Feldern auf Ihre Rosen spritzen im naiven Glauben, mit dieser Firma ökologisch (oder »naturnah«) zu gärtnern.

[*] Syngenta, Datenblatt. Varianten der Mittel, deren Mischbarkeit und derlei. PDF-Datei.

[Ende Fußnote]

Das sind keine »Empfehlungen« eines »Experten«, vielmehr fahrlässiger, hanebüchener Unsinn. Wenngleich hoffähig – nicht nur auf den üblichen »Internet-Präsentationen«.

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Das Hoffähige in Variation

Da bieten Rosenschulen und Züchter-Werkstätten auf ihren Plattformen neuerdings (als eine der Spielarten von bekloppten »Services«) die Rubrik »Pflanzenschutz«, die genau besehen eine marktübliche Kooperation mit jener Branche ist, welche sich – gleich einem Betrüger über einen gelungenen Deal – jegliches öffentliche Grinsen verkneift: über einen nimmersatten, lernresistenten und damit lohnenden Absatzmarkt von »Liebhaberei und Rosenkultur«.

Pflanzenschutz für dumpfes Geläut – für Sorten, die schlicht nichts taugen, jedoch ihrer Blüten wegen irgendwie marktkompatibel sind.

Prophylaxe mit der Rückenspritze – als ob vom Sport und einer gesunden Ernährung die Rede sei.

Hausbacken angeboten von den Verkaufsstrategen der Moderne höchst selbst. Mit einem »Freischein« voll Hinweisen auf die amtliche Zulassung durch Ministerien (als ob es keinen Lobbyismus gäbe), auf den aber auch ja zu lesenden »Beibackzettel« und der verklausulierten Weisheit, dass »Vorbeugen besser als Heilen« sei. In der Summe ist all dies eine gelehrte Maßnahme, um so manches Kroppzeug mit seinen Resistent-Floskeln überhaupt auf den Markt und schließlich im Garten übers Jahr zu bekommen. Wer so seine Ware bewirbt, von dem kaufen Sie mal besser nichts!

Rasen, Stauden, Gemüse, Obstgehölze, Sommerblumen: Die spritzen wir gleich mal in Intervallen mit – sonst wird das mit unseren modernen Gärten nix?

Derlei Blödsinn wird auch noch als »Kultur« verkauft! Da kann es einen nur hin und her schütteln …

Setzen Sie die anvisierten Rosen nackig in Ihre Scholle, versorgen Sie das Ding mit Boden, Wasser, Licht und Nährstoffen: wird das dann nichts, schmeißen Sie diese »Kreationen« wieder raus – und pflanzen Sie mit gärtnerischer Vernunft und Weitsicht, was bei Ihnen wächst.

»Vorbeugende Rosenkultur« indessen, so wie sie heute allerorts gelehrt und verkauft wird, ist eine ungeheuerliche, vielgestaltige Hybris und eine gedankenlose Strategie des Marktes, insofern man die einhergehenden Praktiken dieser Lehren mit dem Begriff einer »Pflanze« und dem der »Kultur« halbwegs sinnvoll zusammenbringen will.

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Echte Liebhaber der Rosenwelt …

Die Genbank Rose ist eine prima Sache; sie bewahrt und fördert den Blick auf alle natürlichen und kulturellen Schätze; zeitgemäß und ganz allgemein. Anderseits, diesem Projekt sei entgegengehalten: Manche Produkte sind ausschließlich für diese Genbank gut. In den Garten gehören sie nicht, nirgendwo in der Welt; bestenfalls auf den hauseigenen Kompost. Denn der Rosenmarkt produziert keine »Ressourcen« und braucht keine »Arche«.

Nochmals: Der Rosenmarkt produziert keine »Ressourcen« und braucht keine »Arche«! Frei und skrupellos wittert er eine solvente, desorientierte Toleranz von »Liebschaft«, eine schlicht gehaltene Gier nach neuen, bunten Blumen – und bedient einfach; unter einem diffusen Tarnmantel von »Modern« maßloser als je zuvor. Konkurrent für Konkurrent. Jahr für Jahr aufs Neue. Es wird vermarktet, was mutmaßlich gekauft wird; was sich irgendwie und wenig hinterfragt gut »kommunizieren« und schließlich derart schöngeistig verpackt feil bieten lässt. Züchter, Verkauf und Rosenliebhaber/-innen tun sich da nichts:

Was im Hochglanz-Prospekt präsentiert wird, graben über ein kritikbefreites Dauer-Schwelgen Rosengärtner/-innen irgendwann in den Boden.

Klappt die Kultur dieser Geschöpfe dann nicht, sucht man hemdsärmelig Rat etwa bei einem Herrn Jöhr; oder bei den Züchtern höchst selbst; oder schwelgend wie jammernd in »Foren« des »World Wide Web«.
Jahr für Jahr aufs Neue.

Wer in dieser Dauerschleife nicht mitgeht, fliegt aus der Bahn und stirbt weg.
Wer an dieser Schleife selbst dreht, katapultiert sich an die Spitze zeitgenössischer »Rosenkultur«.

[Zitat] Echte Liebhaber – was für eine ungewollt offenbarende, vermeintlich tautologische Wortfindung des zeitgenössischen Rosen-Managements! Es ist nicht meine Wortschöpfung, sondern die des Managements: Echte Liebhaber.

Sie schreit danach, das Gegenteilige zu suchen und klar zu benennen: »Falsche Liebhaber«.

Meinetwegen in einer diffizilen Unterscheidung von »echter – gewöhnlicher – falscher« Liebhaberei …

Könnten Rosen selbst sprechen, wäre ihre Sprache – wohl im eigenen Interesse – furchtbar sachlich, purer Klartext und deutlich in ihrer Kritik, was wir in unseren Träumereien als »Rosenkultur« betreiben und missverstehen. Ein Herr Jöhr und Co., Marketer der Moderne und Manager des Alten, selbsternannte Pflanzenschützer und hemmungslose Sammler, all die Träumer von »Rarität und Zeitgeist«, sie kämen dort nicht zu Wort, in der Welt der Rosen, wo die Rose selbst spricht. Leider sind Rosen gegenüber unserem Treiben – ihrer Natur gemäß – »gleichgültig«, für unsere Kultur »interessiert« sich keine Rose; weltweit nicht eine!
Rosen sind – wohlwollend gesehen – allenfalls »duldsam« und »schweigsam«, solange wir nicht für sie sprechen …

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