Verschiedene Rosensträucher
… aus komplexen Kreuzungen von Sorten untereinander, verstärkt ab 20.Jh.: “genetisches Gemenge”.
Genetisches Gemenge? – Was schreibt der Mann denn da?! Gene? Sehe ich im Garten nicht – pflanz ich auch nicht!
Stimmt!
Und dennoch macht diese Rubrik Sinn [Sprung zum Textabsatz].
»Genetisches Gemenge« – Beispiele
‘Turbo’, eine Rugosa-Hybride – was soll das denn sonst sein?
Die gleiche Rugosa-Abkunft sagt man der folgenden Rose nach:
‘Thérèse Bugnet’
Dabei so ein richtiges “genetisches Gemenge”. Irgendwie “University”
sagen die Kanadier harmlos …
Was mit Wildrosen geht, lässt sich umso mehr mit den Ergebnissen des Gemenges kreuzen – oder »züchten«, wie es stolz heißt:
Beispiel ‘Eden Rose ’85’ – wo sind unsere Wildrosen hin?
Schauen Sie auf eine exemplarische Ahnentafel, sodann auf die Rose in Ihrem Garten selbst, werden Sie mir möglicherweise doch zustimmen, dass derlei Rosen weder von Seiten ihrer Ahnen noch hinsichtlich ihrer Eigenschaften irgendwie »selbsterklärend« geordnet werden können.
Die Ahnentafel braucht gar nicht mal groß zu sein. Es genüge eine kleine Tafel als Ausschnitt und die Ansicht der Rose selbst. Zum Beispiel die unmittelbar beteiligten Eltern von ‘Eden Rose ’85’:
(Sorte x Sorte x Sorte … ergaben die Eltern-Sorten von ‘Eden Rose ’85’:) ‘Music Dancer’ (Climber, Meilland vor 1984) x ‘Pink Wonder’ (Climber, Meilland 1976).[*]
[*] Der Vater ist ein »kletternder« Sport einer Floribunda (Meilland 1970), somit ein echter »Climber« als unmittelbarer Abkömmling einer »Floribunda«, die halt kleiner bleibt.
Die Mutter (‘Music Dancer’) indessen ist eine Kreuzung aus zwei verschiedenen Sorten … deren Eltern sind erneut zwei Sorten (Sie finden u.a. die »Edelrose« ‘Gloria Dei’ väterlicherseits) … usw. usf.
Diese Ahnenlisten neuzeitlicher Zucht können Sie – insofern von den Züchtern offengelegt und damit bekannt – stundenlang rückverfolgen: Sorte x Sorte x Sorte x Sorte x hauseigener Sämling … ergibt irgendeine “Neuheit”.
Auf den Äckern der Rosenzucht wächst ein Mix aus Sorten-Genen par excellence … ohnehin verwandte Sorten werden erneut untereinander gekreuzt, die entstehenden Rosen / Sämlinge mitunter rückgekreuzt mit den Elternsorten … »Inzucht« pur!
Aus diesen unzähligen Sämlingen selektiert der Rosenzüchter (s)eine Handvoll »Neulinge«, die vielversprechend und marktkompatible erscheinen … »Rosen kreieren
«? Dies ist in der Rosenzucht eine Fleißarbeit …
Die Pflanzenfamilie der Rose ist die unerschöpfliche Quelle für unsere Kultur mit dieser Pflanze. Hier trägt der Markt wenig bei. Seine Aufgabe ist es, die eigenen Produkte zu bewerben und zu verkaufen. Die Akteure des Marktes aber sollten weder unseren Blick auf diese Pflanzenfamilie, noch unsere Kultur mit dieser Pflanze prägen.
Gewendet wäre es fein: Je wissensreicher wir sind, um so mehr muss der Markt sich bewegen …
»Innovativ« also ist die neuzeitliche Zucht sowenig wie »mutig«: auch und zumal nicht in dieser neuzeitlichen Nostalgie-Romantik-Schwemme – ein verklärender Rückblick in die Kulturgeschichte gebärt uns seit bummelig einer Generation einen »Stil des Alten«: Eine ungehörige Vereinnahmung der sogenannten »Alten Rosen«.
Ein frei erfundener Begriff irgendeiner Klassifikationsbemühung aus 1967, den der Rosenmarkt sofort adaptierte und für seine Zwecke vermarktete. Weltweit, in und aus aller Herren Länder, kursiert seit dem dieses ominöse »Historische der Rose« in unseren Köpfen … und leider auch in unseren Gärten und Parks.
Eine unüberschaubare Gruppe unterschiedlichster Rosen wird unvermittelt »Alt«, in der Sprache handlich gemacht und dergestalt in der Vermarktung hauseigener Waren eingesetzt.
Irgendeine »Moderne« definiert rückblickend ein ominös bleibendes »Alte« der Rose – und fleißig und fortlaufend sich selbst. Die Instanz, die fortlaufend und dominat bestimmen will, was eine Rose sei, ist zunehmend der Rosenmarkt.
Der gärtnernde Mensch braucht einen guten Spaten, um für sich in diesem Marketing-Sumpf noch etwas Kultur freizuschaufeln.
Diese unscharfe, grobe Sprache rund um Sammelbegriffe erlaubt eine ebenso grobe Vertriebspolitik: Über dieses gehaltlos bleibende »Alte« der Rose bestimmt die neuzeitliche Zucht ihre »Moderne«, die eigenen »Neuheiten, Verbesserungen … Innovationen«. Ein aus der Nase gezogener »Stil des ›Alten‹« wird »modern« interpretiert – und uns auf die Verkaufstische für unsere Garten- und Parkkultur gestellt.
Derart abstrakte, inhaltsleer bleibende Sammelbegriffe sind für Werbung und Vertrieb wunderbar geeignet! In Politik und Gesellschaft benennt man die schärfere Form als Populismus. Sachlich nicht vernünftig zu denken, bleiben es Appelle an unser Gefühl, an vorgeprägte Konnotationen aller Art. Fachlich zwar leer wird dieses Gerede über »die Historische Rose« jedoch mittlerweile kritikfrei zelebriert und geradezu geliebt!
Kleine Varianten dieses Geredes zeitigen all diese »Vereinigungs-Träume« von »Alt« und »neuzeitlicher Zucht« in Bezug auf einzelne Sorten: bekannte, beliebte und ältere Sorten – sprich »alte« Sorten – werden werbewirksam in »neuen Kreationen verbessert«, beispielhaft nachzulesen unter Rosa rugosa ‘Foxi’, ‘Swinging Mozart Garden’.
Dieser Umgang mit einzelnen Sorten – die zugleich und hin und wieder doch als Artefakte unser Kultur
bezeichnet werden – mag der Markt ja für die Bewerbung seiner aktuellen, hauseigenen Produkte noch beanspruchen.
Diesen Umgang freilich mit einzelnen Sorten finden wir auch bei jenen abstrakten, frei erfundenen Sammelbegriffen: »Die Moderne Rose« verbessere »die Historische Rose«? Was soll derlei anderes sein, wenn nicht dumpfes, verkaufsförderndes Werbelatein?
Dieses Wort enthält – wie diese befremdliche »Moderne« halt auch – grottenschlechte Sorten und wunderbare Sorten mit allen zur Rose denkbaren Eigenschaften für unsere Gartenkultur – hier wie da.
Nebenbei angemerkt, fasst dieses Wort »Historische Rose« eine 2500 Jahre bestehende Kultur zusammen, von einem beliebig in der zweiten Hälfte des 20. Jh. gesetzten Datums ausgehend »neuzeitlich« rückwärts gewandt in diese Kulturgeschichte hineingetragen. Geleitet von einem lauten Geschmack und dem Wunsch, die eigene Neuheit
auf dem Markt besser platziert zu bekommen … Für eine Lesart der Kulturgeschichte der Rose taugen beide Ebenen oder Motivationen nichts.
Sammelbegriffe lassen sich weder kreuzen, noch verbessern
– geschweige vereinen
. Wollten wir diese beiden künstlichen Sammelbegriffe tatsächlich »vereinen«, führt es uns zu dem sinnvollen Begriff der Kulturrose. Vergessen wir bei dieser »Vereinigung« die Wildrosen nicht, führt es uns zu dem Begriff Rose selbst …
Fügen Sie noch die Erdbeere, die Birne und den Apfel hinzu … führt dies uns zu einer wahrlich arten- und sortenreichen Pflanzenfamilie, zur Familie der Rosengewächse …
Die unsäglichen Gentechnologien heute träumen selbst auf dieser Ebene der Pflanzenfamilien von »Vereinigungen« … wir sollten derlei Unsinn weder in der Sprache, geschweige in unseren Gärten, Parks und Landschaften zulassen.
Geistlose Namensfindungen
Wenn eine Sorte recht bekannt ist, »Weltrose« gar und sehr beliebt ist, werden gerne auch Anknüpfungen an den Name solcher Sorten hergestellt, insoweit der überlieferte Name selbst kein Copyright hat – unabhängig davon, ob Verwandtschaft zwischen diesen Sorten besteht. ‘Eden Rose’ gehört zu diesen beliebten Sorten des Marktes – und so gab es diese Rose alsbald in vermeintlichen Variationen auf dem Markt, anhand diverser Beispiele nachzulesen unter einem ebenfalls beliebten Markt- und Sortenbegriff: Nostalgie.
Ist der konkrete Name einer beliebten Sorte nicht weiter geschützt, werden gerne exakt diese Namen auch für die eigene »Neuheit« genutzt, etwa die bekannte »Moonlight« (Pemberton 1913) findet sich als Klettermaxe®
aus 2004 bei Kordes wieder. »Aloha« scheint als Sortenname ebenfalls recht beliebt zu sein; die älteste ‘Aloha’ ist von Boerner aus 1949 – es folgten bis 2003 rund ein halbes Dutzend Rosen unter diesem Sortennamen, Namen, die entweder nicht geschützt (»®«) waren oder deren Schutz abgelaufen ist (in der Regel nach 25 Jahren) und nicht verlängert wurde. Einen guten Überblick zur Sorte ‘Aloha’ bietet HelpMeFind.
Dies sind kleine, übliche Marktstreiche … Werbestrategien … mal mehr, mal weniger harmlos, insoweit es die Prägung unseres Bildes von Rosen angeht.
Der Traum von »Vereinigung«
Die unsäglichste Vokabel aber dieser neuzeitlichen Zucht ist Vereinigung
.
Eine »Vereinigung«, die über eine Handvoll Sämlinge auf dem Acker nicht nur einzelne Sorten »vereint«, sondern via Sprachakrobatik ganze Rosengruppen »vereinen« will: Rosengruppen jener beliebigen, zeitlichen Neu-Ordnung rund um »Alt – Modern«. Und als Krone dieser Vereinigungsträume »vererbt« sich hier in vollendeter sprachlicher Dummheit unsere Wahrnehmung von Rosen gleich mit. Im Verkauf funktioniert derlei sogar: Zucht und Vertrieb verankern in unseren Köpfen wortgewaltig deren Bild einer Rose. Herausgekommen ist freilich kein Gemälde von wert, sondern eher eine Werbe-Skizze: Ein strategisch guter Fahrplan für den Umsatz mit Rosen.
Rosenkultur betreibt der Rosen-Markt eher nicht. Wenigstens nicht immer zum Guten. Es war immer schon und ist bis heute eine Herausforderung, den Verkauf von etwas in unsere Kulturgeschichte angemessen einzuordnen.
Dies werden kommende Generationen, wenn wir es nicht schaffen, schon für sich selbst richtig stellen …
Die verarmende Vermarktung der Rose heute führt schließlich dazu, dass »Rose« auf unseren Verkaufstischen nur noch pure Blüte zu sein scheint: im Katalog, im Netz, in der Literatur: Bilder von Blüten, Blüten, Blüten. Da traut man sich gar nicht, einmal eine Frucht oder Laub-Bildchen des Herbstes als »Sortenbild« zu zeigen – oder als »Thumbnail« einen Strauch – aus Sorge, gänzlich vom Markt zu verschwinden … oder neudeutsch: »weggeklickt« zu werden …
Ich darf mich selbst zitieren: Unsere »Gartenrosen« sind reduzierte, »rhetorische« Selektionen aus Zucht und Vertrieb mit deren mächtigen Werbe-Budgets, derlei Unternehmer nehmen Bezug auf eine Vielfalt der Rose, die für so manche »Liebschaft« vollkommen unbekannt ist.
Alte Rose … Wildrose
? Und nun Modern
? Pah! Der Blick des Marktes prägt das Bild der Rose … einer wohl ungehört trauernden »Königin«.
Laub, Frucht, Blühverhalten, Pflege und Verwendung …
Beispiel Laub. Schauen Sie auf das uniforme Laub der aktuellen »Neuheiten«, da bekommt man die Sorten anhand des Laubes nicht mehr auseinander; schauen Sie auf die mangelhafte Beschreibung dieser Rosen hinsichtlich Frucht, Herbstfarben, des Geschmacks von Blüte und des Duftes von Laub und Blütenkelch. »Rose« als pflegeextensives Formgehölz im Garten oder Park: ohne saisonalen Schnitt, ohne Einsatz sogenannter Rosendünger, Stärkungsmittel, Hormone für die Bewurzelung … anstatt eines endständigen Blühens in fortlaufender Bewerbung zu schneidender Triebe im Hochsommer ist ein üppiges Blühberhalten den Trieben entlang im Mai bald schon unbekannt. »Rose« als Schutz- und Nährgehölz im Garten, Park und in der Landschaft … anstatt Wildrosen für diesen Zweck zu pflanzen, werden zweckfreie »Bienenrosen« unter »Copyright« beworben und feilgeboten.
Was die Rosenwelt zu bieten hat, leisten diese Blütenvariationen
des »modernen Marktes« kaum mehr. Und was man nicht bieten kann, darüber schweigt man halt gern und lieber … oder frei nach Wittgenstein: Darüber hält man besser den Mund!
Der Rosenmarkt bedient seinen selbst hervorgebrachten und behutsam gepflegten »Mainstream«, aber keine Kultur und keine Ökologie. Er dient sich selbst. Mehr kann halt kein Markt: bewerben und verkaufen … und wir müssen als »kritische Verbraucher« halt zusehen, dass wir das Beste mit unserem Geld machen …
Es wundert nun nicht, dass Zucht und Vertrieb ihr Glück in dem suchen, was die Rose bei uns, dem potenziellen Kunden, auszumachen scheint: Marktanalysen stehen vor der Vermarktung irgendeiner »Neuheit« – und die Bewerbung irgendwelcher Blüten mit den Floskeln rund um Duft und Gesundheit – sowie zeitgemäß rund um »Ökologie« und »Bio« – funktioniert gut …[*]
[*] Eine offen blühende Rosenblüte ist neuerdings »ökologisch wertvoll« und handelsübliche Mittel erhalten irgendein ungeschütztes Etikett namens »biologisch«. Der Markt verarbeitet »Trends« – schaut man genauer hin, entdeckt sich nur überflüssiges Zeugs für eine vermeintliche Gartenkultur und leeres Gerede der Marketer.
Als Ausnahme aus 2010 in der Literatur erscheint das Buch von Reinhard Witt, Naturnahe Rosen. Siehe die Literaturangabe und Kommentierung unter Links [Sprung zum Absatz].
Markttüchtige Blüten-Varianten am Beispiel einer vermeintlichen Verwandtschaft
Frisch auf den Markt als »Strauchrose« gekommen, wuchs ‘Eden ’85’ offenbar dem »modernen« Verständnis eines Strauches folgend zu kräftig. Also galt sie alsbald als »Kletterrose« respektive als »Climber«, obgleich es keine kleiner bleibende Strauchform dieser Sorte gibt: sie wächst halt kräftig. Und wenn Sie die Triebe diese Sorte dann irgendwo festbinden, verwenden Sie diese Rose halt »kletternd«. Es ist eine Verwendungsmöglichkeit, jedoch keine Eigenschaft dieser und all der anderen Rosen in der jeweiligen Ordnung des Marktes …
So läuft ‘Mini Eden Rose’ bei HMF als großblumige Miniatur
– und um 250 cm hoch, wenn Sie wollen. Can be trained as a climber.
So weit HMF: Sie können diese »Miniatur« klettern lassen – oder verwenden, wie Sie wollen …
‘Red Eden’ und ‘Blue Eden’ sind vermeintlich weitere Blütenfarben-Varietäten der beliebten ‘Eden Rose’: Verwandt aber sind sie allesamt nicht. Der Name ‘Eden Rose’ ist bekannt und taugt für jede Art der Vermarktung … und so ist es dem Markt nur lieb und billig, dass manche Liebhaberei hier willig mitgeht und Verwandtschaften sieht, wo keine sind.
Von der Blüte her erscheint ‘Eden ’85’ manchem wie eine »Edelrose«; in ihrer Ahnenreihe findet sich sodann auch so manche Hybrid-Tea – und wäre ihr Wuchs kleiner, um 100 cm herum, schlank, aufrecht … sie würde schlicht als »Edelrose« in unseren Ordnungen stehen – und in unseren Gärten.
Es ist die Frage, welche Gene durchschlagen, um solche »Neuheiten« für den Markt zu ordnen – überreichlich Auswahl an Genen haben solche Sorten ja. Also klassifiziert man sie praktisch oder zweckorientiert (»Edel-, Beet-, Bodendecker-, Kletterrose«). Anstatt in diesem Sinne praktisch oder zweckorientiert könnte man auch verkaufsorientiert oder kundenorientiert sagen – orientiert an einen solventen, zielführenden Mainstream. Mit Verlaub: bescheiden kritische Kunden mit Geld in den Taschen sind für Zucht und Vertrieb die interessantesten Rosenliebhaber/-innen
. Die wichtigste »Zielgruppe« also, wie man es neudeutsch auch gerne sagt.[*]
[*] Da erfindet der Vermarkter sogar den »echten« Liebhaber, der – anstatt die »verbesserte Neuheit« zu pflanzen – doch tatsächlich noch irgendwelche »Alte Rosen« kultiviert! In diesem Vokabular und dieser Denkart freilich, sehr geehrter Herr Austin und Nachahmer, wird es mit einer Kultur dieser Pflanze nie etwas werden …
Die Marktlücke »Kletternde Edelrosen« erfinden – lieber Rosenmarkt: Warum nicht …?
Dieser Markt könnte, neben der schon bestehenden offiziellen Ordnung von »Kletternden Zwergrosen«, weiter erfinderisch sein und derlei wie »Kletternde Edelrosen« aus dem Hut zaubern; verwundern würde es mich nicht. »Edelrosen« sind immerhin seit Jahrzehnten die beliebteste Rosenklasse …
»Kletternde Edelrose« – wohlgemerkt, nicht als »Sport« einer (klein bleibenden) Edelrosen-Sorte, sondern als – halt wieder einmal auf die Blüte fokussiertes – Zuchtergebnis: Eine neue Kreation
des ach so regen »Neuheitenmarktes«.
Das Erscheinungsbild von Blüten zu mehreren beisammen an einem Trieb hindert heute ja auch niemand mehr, diese beliebte Klasse der »Edelrosen« für die Einordnung einer »Neuheit« zu bemühen, wenn es denn von der Einzelblüte gesehen irgendwie zu passen scheint … »Edelrosen-Blüten« sind halt sehr beliebt und jede »Neuheit« finden gewiss Beachtung, wenn nur »edel« geordnet – und getauft …
Ich würde bald wetten, dass diese imaginäre Rubrik »Kletternde Edelrosen« zur zweitliebsten Rubrik des Marktes aufsteigen könnte …
Den Blick schulen … auf Rosen und Werbung
Die arme »Weltrose« ‘Eden ’85’ alias ‘Pierre de Ronsard’ stehe hier stellvertretend als Einladung, den Blick auf alle »Neuheiten« der aktuellen Zucht und des Verkaufs zu schärfen.
Diese – den Blick durchaus weitende – »Ignoranz« könnten Sie auch bezüglich der Klassifikationen der Rose üben, bezüglich der Namensgebungen, bezüglich der Werbung … und so mancher Literatur.
Beispiel ‘Carefree Beauty’ – da fragt das Kind nach seinen »wirklichen Eltern« …
‘Appeljack’ (Buck 1962) x [[‘Dean Collins’ (Grandiflora, Lammerts 1953) x Queen Elizabeth (Hybrid Tea, Lammerts 1954)] x [‘Independence’ (Floribunda / Polyantha, Kordes 1951) x ‘Improved Lafayette’ (Floribunda, Smith 1935)]] x ‘Prairie Princess’ (»Strauch«, Buck vor 1967)
Die Ahnenreihen dieser beteiligten Eltern-Sorten lesen sich nicht leichter. ‘Carefree Beauty’ läuft entsprechend (hilflos oder einfallslos zu nennen ) unter »shrub« (»Strauch«), was im »Zweifelsfalle« und damit botanisch gesehen bei Rosen stets stimmig ist: Rosen sind Sträucher.
Wie aber auch sonst will die Klassifikation solche Sorten eindeutig ordnen? »Kletternd« können Sie diese Sorte freilich auch verwenden – so wird sie auch verwendet. Also, wie wäre es mit einer weiteren Rubrik für eine marktorientierte »einfache« Ordnung namens: »Kletternde Strauchrosen«? Warum nicht! Offiziell gibt es schon die erwähnte »Kletternde Zwergrose« – weil man genetisch hier noch einiges zu ordnen weiß, phänotypisch aber nichts passt. Patio- alias Zwergrosen, die »klettern«? Ein wahrlich gelungener Schildbürgerstreich der Klassifikation … beliebig ausbaufähig.
So ordne ich auch diese Rose hier bündig unter »genetisches Gemenge« verschiedener Rosensträucher. Malen Sie sich selbst irgendein Bild dieser Rosen … Machen Sie mit solchen Rosen in Ihrem Garten, was Sie wollen … und was soll ich sagen, diese beiden Vorhaben gehen wunderbar!
Beispiel ‘Schloss Seußlitz’ – Wer nicht suchen will, findet auch nichts …
‘Frau Karl Druschki’ (Remontant-Rose) x ‘Harison´s Yellow’ (Foetida-Spinosissima-Hybride) sind als Eltern angegeben.
Man könnte diese Strauchrose salopp als »Kletterrose« anbieten; sie eignet sich zum Anbinden gut. Sie könnte aber auch als »Remontant-Rose« laufen, wenn – gemäß einer Regel – für die Zuordnung die Mutter bemüht wird. Als »Kreuzung aus einer Wildrosen-Hybride« wäre sie auch gut geordnet …
Beide Elternteile haben komplexe Stammbäume, insbesondere die Mutter ‘Frau Karl Druschki’. Gene verschiedenster Ahnen also sind in dieser Rose zu finden, eine klare, plausible Einordnung in eine (genealogisch wie gartenpraktisch) brauchbare Klasse, fällt schwer – und eine mögliche Verwendung solcher Sorten macht keine Ordnung in der Rosenwelt: »Kletterrose«? Die können Sie auch als »Heckenrose« nehmen, als »Solitär-Strauch« – oder unter »Parkrosen« finden, Ordnungen, die ebenfalls auf dem Markt kursieren. Haben Sie keinen »Park«, sondern einen (größeren oder großen oder mittelgroßen) Garten (oder einfach noch Platz), können Sie diese »Parkrosen« für sich profan als »Gartenrosen« denken und entsprechend verwenden … wie dann auch immer.
»Bodendecker«, »Beetrosen« sind wie »Kletterrosen« und derlei keine brauchbaren Begriffe für eine kreative Gartengestaltung – zumal nicht mittels der Vielfalt, die bei der Rose von »wild« bis zur neuzeitlichen Zucht zu finden ist. Der Markt will es Ihnen mit diversen Begrifflichkeiten leicht machen, Ihnen bei der Sortenauswahl »helfen«, wenn man es wohlwollend sieht, einfach
machen halt – um gut und besser verkaufen zu können.
Abgesehen von Ihrem Beitrag – den Sie schon leisten müssen – forschend, nachfragend und via Planung Ihr Grün im Blick zu behalten, sind die frei erfundenen Begriffe des Marktes für die Gestaltung Ihres Gartens eher zu meiden; sie sind weder hilfreich, noch »einfach« – im Gegenteil, sie sind furchtbar kompliziert und reduzieren den Blick auf Rosen auf für diesen Markt brauchbare und »einfach« anzupreisende »Eigenschaften«.
Rosenmarkt ist nicht gleich Rosenkultur – und diese Einsicht beginnt schon bei der Planung Ihres eigenen Gartens …
Kurzum, »einfach«, mache ich es Ihnen nicht. Die Vielfalt der Rose und der Gärten funktioniert so nicht. In meinen Garten wenigstens pflanze ich derlei Rubriken des Marktes nicht – nie und nimmer!
Die Palette der Eigenschaften der Rosen aus 2500 Jahren Kulturgeschichte und einigen Millionen Jahren Evolution? Die sind bücherfüllend … und damit auch der Einsatz von Rosen im Garten, Park und Landschaft – und nach Ihrem eigenen, möglicherweise stets zu prüfenden und zu entdeckenden Geschmack …
Wer nicht suchen will, findet auch nichts …
… und bekommt am Ende den Garten, den er verdient.